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Noa.

Die Falschheit und die Ungerechtigkeit in der Arche Noa's.

Die göttliche Gerechtigkeit hatte die Erde verdammt, von der Sündfluth zerstört zu werden. Bloß die Familie Noa's und je ein Paar aller Wesen sollten den allgemeinen Ruin überleben.

Aus allen Theilen der Erde krochen, liefen, flogen, von einer geheimen unwiderstehlichen Macht getrieben, Paare von allen Wesen nach der rettenden Arche und der gute Vater Noa, der unbeweglich auf der Schwelle stand, nahm sie eines nach dem andern auf und ließ sie ein.

Da erscheint an der Arche die Falschheit und ruft bittend: »o guter Vater Noah, öffne auch für mich dein Asyl.«

Noa betrachtet sie verwundert und mißtrauisch, dann antwortet er: »gehe, du bist allein, hast keine Gefährtin, ich gebe nur einem Paare Asyl.«

Voll von Aerger und Zorn, entfernt sich die Falschheit und irrt nach dem Zufalle umher und begegnet der Ungerechtigkeit, die als sie dieselbe im Gesichte finster und traurig sieht, sie also fragt: »Woher kommst du? wohin gehst du? Was suchst du? Welcher Schmerz drückt dich?« »Ich komme, antwortet die Falschheit, von der Arche Noa's; ich suchte ein Asyl, aber er nimmt nur die Paare der Wesen auf; willst du meine Genossin sein?«

»Unter welchen Bedingungen? Ich nehme keine Gesellschaft an ohne Gewinn.«

»O! unsre Gesellschaft wird uns Schätze eintragen. Ich werde den Weg ebnen, die Netze spannen und du wirst die Beute erhaschen.«

Das neue, unter diesen Bedingungen verbundene Paar erscheint vor Noa. Der arme Patriarch kann sich nicht mehr entziehen und nimmt es in die Arche auf.

Nachdem die Wasserfluth verlaufen, die Erde wieder bevölkert war, hatten die zwei Genossinnen alsbald ihre Arbeit angefangen. Die Ungerechtigkeit haschte unerbittlich alle Opfer der Falschheit.

Diese erscheint endlich bei der Genossin und sagt:

»Wo sind die vielen Gewinnste meines Fleißes, meiner Künste? theilen wir.«

»Thörin,« antwortet die Ungerechtigkeit; vergissest du so die Bedingungen? An dir ist es, die Netze zu spannen, mir gehört das Erhaschen der Beute: Die Beute ist ganz mein.«

Wohl sagte der Psalmist Psalm 7. V. 15., »daß die Ungerechtigkeit Eitelkeit empfängt und die Lüge gebiert.«

Jalkut, Genesis S. 14 a.

 

Die Pflanzung des Weinstocks.

Gekrümmt unter dem Eisen, von Schweiß triefend, stand der Patriarch Noa, beschäftigt, die harten Schollen zu zerschlagen. Auf einmal erscheint ihm Satan und sagt:

»Welche neue Arbeit unternimmst du? Welche neue Frucht hoffest du aus den bearbeiteten Schollen zu ziehen?«

»Ich pflanze die Rebe,« antwortete der Patriarch.

»Die Rebe? stolze Pflanze! bewundernswerthe Frucht! Freude und Wonne der Menschen! deine Arbeit ist groß; willst du, daß ich meine Mühe mit der deinigen vereinige? deine Arbeit wird vollkommen werden.«

Der Patriarch nimmt an.

Satan läuft, ergreift ein sanftmüthiges Lamm, schlachtet es, begießt mit dem süßen Blute desselben die zerbrochenen Schollen.

– Daher kommt es, daß derjenige, der den Saft der Reben leicht kostet, wie das Schaaf, von sanftem Gemüthe, von wohlwollenden und süßen Gefühlen beseelt ist. –

Noa schaut und seufzt. Satan setzt sein Werk fort; er ergreift einen Löwen, zerreißt ihn und aus den zerrissenen Adern quillt und strömt das Blut und überschwemmt die zerbrochenen Schollen.

Daher kommt es, daß derjenige, der etwas über die Gewohnheit trinkt, wie ein Löwe sich voll Stärke fühlt und das Blut schäumend in den Adern kocht und die Geister übermüthig werden und der Mensch ruft: wer ist mir gleich? –

Noa schaut und fährt zusammen. Satan setzt sein Werk fort; mit den unreinen Händen erfaßt er ein Schwein, tödtet es und besudelt mit dem unreinen Blute die zerbrochenen Schollen.

– Daher kommt es, daß derjenige, der unmäßig den Saft der Trauben hinunterstürzt, sich im Unflathe herumwälzt, wie ein Schwein im Koth.

Jalkut GenesisS. 16 a.

 



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