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Zwölftes Buch.
Principien und Beispiele moralischer Tugenden.

Aphorismen.

Regeln des Betragens.

Abaja sagte: Sei vernünftig auch in der Andacht, antworte sanft, mäßige den Zorn, sei ganz Frieden mit den Brüdern, mit den Nachbarn, mit jedem Menschen auch mit den Heiden. Auf diese Weise wirst du geliebt werden im Himmel, gewünscht auf der Erde, angenehm Allen.

Berachot S. 17 a.

 

Religion und Gesellschaft.

Mose schreibt vor, daß das Wort Gottes nie aus unserm Munde weiche. Sollen wir vielleicht diese Vorschrift buchstäblich verstehen? Aber Mose selbst spricht ausführlich von der Saat, von der Arbeit, von der Aernte. Wie vereinigen sich diese verschiedenen Vorschriften? Rabbi Jischmael antwortet: Benutze die Worte des Gesetzes zum bürgerlichen Zwecke.

Die im Himmel ausgerufenen Tugenden.

Die Tugend der drei folgenden Classen von Personen wird von Gott selbst im Himmel ausgerufen: des jungen Menschen, der in einer großen Stadt wohnt und rein von Sitten bleibt; des Armen, der den gefundenen Gegenstand zurückgiebt; des Reichen, der gewissenhaft den Zehnten seiner Verdienste spendet, ohne sich dessen zu rühmen.

Pesachim S. 113 a.

 

Die von Gott am meisten geliebten Personen.

Drei Personen liebt Gott über Alle: wer sich nicht erzürnt, wer sich nicht verkauft an andere Menschen, wer Nachsicht übt.

Pesachim Seite 113 b.

 

Freie und offene Tugend.

Es genügt nicht, vor Gott unschuldig zu sein, man muß seine Unschuld auch vor Menschen zeigen.

Jeruschalmi Schekalim Seiten 5 b. und 6 a.

 

Die Begleiterinnen der Gerechtigkeit.

Mit der Gerechtigkeit sind immer verbunden die Wahrheit und der Friede.

Derech Erez Suta, am Ende.

 

Die reinste Tugend.

Glücklich, wer stirbt, wie er geboren wird, in der Reinheit der Unschuld.

Baba Mezia S. 107 a. Koheleth Rabba Seite 86 a.

 

Beförderer des Guten.

Wer das Gute befördert, ist größer, als der, der es thut.

Baba Batra S. 9 a.

 

Die Sünde ist Thorheit.

Jede Sünde ist mit Thorheit begleitet.

Sota S. 3 a.

 

Die Macht der Gewohnheit.

Wer einmal sündigt und noch einmal glaubt, am Ende, keine Sünde zu begehen.

Moed Katan S. 27 b.

 

Unterdrücke mehrere Male deine Leidenschaft, so wirst du für immer der Sünde entgehen.

Joma S. 38 b. Kiduschin Seite 20 a.

 

Fortschritt im Guten.

Im Heiligen steige immer aufwärts, nie abwärts.

Sabbat Seite 21 b.

 

Die öffentliche Meinung.

Gehe unter die Leute und siehe, wie sie's machen.

Erubin Seite 14 b.

 

Das schönste Denkmal.

Die Denkmale der Frommen sind ihre guten Werke.

Jeruschalmi SchekalimS. 6.

 

Die beste Empfehlung.

Ein Weiser sprach zu seinem Sohne in seiner Sterbestunde: deine eignen Handlungen sind es, die dich dem Menschen angenehm, oder unangenehm machen werden.

Idioth S. 11 b.

 

Wahre Freundschaft.

Liebe den, der dich auf deine Fehler aufmerksam macht, mehr als den, der dich immer lobt.

Abot de Rabbi Natan Abschnitt 29.

 

Die Kinder der Armen.

Achtet die Söhne der Armen; von ihnen wird die religiöse Wissenschaft zu Glanz gebracht.

Nedarim S. 81 a.

 

Erduldung der Beleidigungen.

Wer zu Beleidigungen schweigt, dessen Sache übernimmt der Herr.

GittinS. 7 a.

 

Beschäme Niemanden.

Lasse dich lieber in einen Kalkofen werfen, als Jemanden öffentlich zu beschämen.

Sota S. 10 b.

 

Gelassenheit.

Geduld! Geduld! sie ist vierhundert Sus Eine orientalische Münze. werth.

Berachot Seite 20 a.

 

Dankbarkeit.

Wirf keinen Stein in einen Brunnen, aus dem du einmal Wasser getrunken hast.

Baba Kama S. 92 b.

 

Reinheit der Sprache.

Sprich nie etwas aus, das den Anstand verletzt.

Pesachim Seite 3 a.

 

Beistand der Kranken.

Der Lohn der Krankenpflege ist unbegränzt.

Wer dem Kranken beisteht, befreit ihn von einem Theile seines Uebels.

Wer dem Kranken nicht beisteht, ist ein Mörder.

Nedarim S. 39 b. Rabbot S. 204 a.

 

Delicatesse.

Wer dem Andern geliehen hat, soll nicht an ihm vorübergehen (denn er würde ihn erröthen machen).

Baba Mezia S. 75 b.

 

Dem Büßenden bringe seine alten Vergehungen nicht in Erinnerung.

Baba Batra S. 58 b.

 

Mildthätigkeit.

Das heilige Gesetz fängt an mit der Mildthätigkeit und schließt mit der Mildthätigkeit.

Sota S. 14 a.

 

In drei Dingen ist die Mildthätigkeit größer, als das Almosen. Dieses ist blos für die Armen, jene auch für die Reichen: dieses blos mit Geld, jenes auch mit der eignen Person; dieses ist blos für die Lebendigen, jenes auch für die Todten.

Succa S. 49 b.

 

Das Almosen wird von Gott nur belohnt nach dem Maße der Mildthätigkeit, die es enthält.

Das Haus, das sich dem Armen nicht öffnet, wird sich dem Arzte öffnen.

Rabboth S. 172 b.

 

Oeffne weit dein Haus den Armen, es seien die Armen ein Theil deiner Familie.

Aboth 1.

 

Geheimes Almosen.

Wer geheimes Almosen giebt, ist größer als Mose.

Baba Batra S. 9 b.

 

Almosen geben, um vor den Menschen zu prahlen, ist Sünde.

Ebendas. S. 10 b.

 

Das Betteln und Arbeiten.

Wer ohne Noth bettelt, wird sich bald in Noth befinden, wer in Noth nicht bettelt, wird bald im Stande sein, der Noth Anderer abzuhelfen.

Peah, Abschnitt 8.

 

Der Geizige.

Selbst die Vögel der Luft verabscheuen die Geizigen.

Sota Seite 38 b.

 

Der Wortbrüchige.

Gott, der das Zeitalter der Wasserfluth und des babylonischen Thurmbaues strafte, straft auch das gebrochene Wort.

Baba Batra Seite 44 a.

 

Verleumdung.

Rabbi Jochanan sagte: wer verleumdet, begeht eine Sünde, die zum Himmel schreit.

Erachin S. 15 b.

 

Falscher Stolz.

Wenn die Noth dich drängt, verrichte irgend eine, auch die niedrigste Arbeit lieber als zu betteln und sage nicht: diese Arbeit ist meiner unwürdig.

Pesachim S. 113 a.

 

Das Beispiel.

Schmücke dich selbst (moralisch) und dann Andere.

Baba Mezia Seite 107 b.

 

Der beste Weg.

Welchen Weg soll der Mensch wählen? denjenigen, der ihn in seinen eignen Augen ehrt und ihm bei den Menschen zur Ehre gereicht.

Aboth.

 

Die Güte des Herzens.

Ein Meister lud seine Schüler ein, anzugeben, welche Sache sie für ehrenhafter und nützlicher hielten.

Einer gab die Mäßigkeit an, der Andere den Besitz eines guten Freundes, ein Dritter den Besitz eines guten Nachbarn, ein Vierter die Voraussicht der Zukunft.

Der Fünfte endlich schlug die Güte des Herzens vor. Der Meister billigte dessen Vorschlag mehr, als jeden andern, denn, sagte er, in der Güte des Herzens ist Alles begriffen.

Ebendas.

 

Die Ehre unseres Nebenmenschen.

Die Ehre unseres Nächsten muß uns so lieb sein, wie unsere Ehre selbst.

Ebendas.

 

Die schönste Krone.

Es giebt drei Kronen: des Gesetzes, des Priesterthums und des Königthums; aber die Krone des guten Namens ist größer, als alle.

Rabbot S. 100 a.

 

Verschiedene Grade der Freigebigkeit.

Wer geben will und nicht will, daß ein Anderer gebe, ist neidisch auf das Verdienst Anderer. Wer will, daß der Andere gebe und giebt nicht selbst, ist ein Geiziger. Fromm ist, wer giebt und will, daß Andere geben.

Abot.

 

Würde.

Auch im größten Mißgeschick soll der Mensch seine Würde nicht verletzen.

Sanhedrin S. 92 b.

 

Der Stolze.

Der Stolze ist ein Götzendiener Das heißt, er betet sich selbst an, oder besser, er betet ein anderes Wesen, außer Gott an..

Sota S. 4 b.

 

Der Stolze ist nicht einmal den Seinigen angenehm.

Sota Seite 47 b.

 

Die Diener.

Es ist bekannt, daß das mosaische Gesetz den Zustand der Sklaverei in den mildern häuslichen Dienst umgewandelt hat. So erklären sich die angeführten, talmudischen Gesetze, die man eher für allzu mild halten könnte.

Wer einen Knecht in seinen Dienst nimmt, giebt sich selbst einen Herrn.

Das heilige Gesetz schreibt vor, die Diener zu behandeln, wie man selbst ist; gleichen Tisch, gleiche Speise, gleiches Bett, nicht der Herr auf weichem Bett und der Diener auf Stroh; nicht der Herr feine Speisen und der Diener geringe.

So viele Rücksichten ist man dem Diener schuldig, daß mit Recht der Satz aufgestellt wurde: wer einen Israeliten in seinen Dienst nimmt, giebt sich selbst einen Herrn.

Kiduschin S. 20 a.

 

Ueber die Art der Wohlthätigkeit.

Wer durch Darlehn unterstützt, ist großmüthiger und edler als wer durch Almosen unterstützt.

Sabbat S. 62 a.

 

Gastfreundschaft.

Die Gastfreundschaft ist einer der wichtigsten Theile der Verehrung Gottes.

Sabbat S. 127 a.

 

Freundlichkeit und Freigiebigkeit.

Der giebt sehr wenig, der viel giebt, aber ungern. Der giebt viel, der wenig giebt, aber mit freundlicher Miene.

Baba Batra Seite 9 b.

 



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