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Wissenschaftliche Untersuchungen über die Zunftsprache der Gauner, Diebe usw. in Japan gibt es bis jetzt nicht. Die erste Grundlage hierfür könnte eine Sammlung von Wörtern und Redensarten sein, die unter dem Titel »Ingo Shūran« (Zusammenfassung einer Geheimsprache, Argot, Slang) von der Polizeiverwaltung von Kyōto im vierten Taishō-Jahr (1915 u. Z.) herausgegeben wurde. Im folgenden bringen wir eine Zusammenstellung von Wörtern und Ausdrücken der Verbrechersprache in Bezug auf Geschlechtliches, soweit sie bis heute bekannt geworden sind. Selbstverständlich ist eine Deutung dieser Redewendungen in verständlicher Sprache oft nicht möglich, da entsprechende Unterlagen fehlen und bei den altüberlieferten Ausdrücken ein Ergebnis nicht zu erzielen sein wird, weil diese Ausdrücke eben niemals von der Zunft schriftlich niedergelegt sind. Aus diesem Grund können Wortwurzeln und Ursprungswörter oft nicht mehr herausgefunden werden, es sei denn, daß es sich um auch heute noch in der Umgangssprache des Volks oder in Mundarten erhaltene Wörter und Ausdrücke handelt. Ich habe im folgenden, soweit von Satow nicht Deutungen oder ohne weiteres mögliche Übersetzungen vorlagen, versucht, nach dem Klang auf vielleicht bestehende Beziehungen zu Wörtern der heutigen Umgangssprache hinzuweisen. Auf den Klang der Wörter und Redensarten ist man angewiesen, weil sie auch nur nach dem Klang schriftlich festgelegt worden sind. Man könnte also die Schriftzeichen nicht als Beweis für die Herkunft der Wörter heranziehen.
Aikagi wo awaseru. Den Nachschlüssel einführen. – Den Geschlechtsverkehr ausüben.
Ammoku. Das Stillesein, das Schweigsamsein. – Der Koitus.
Anko? Sicherheit, Festigkeit. An-ko, das kleine Asyl, der kleine Zufluchtsort? – Die Päderastie, ein Sonderwort der Diebe.
Benkei? Benkeijima, Schachspiel. Benki, Nachttopf, Nachtstuhl. – Vergewaltigung, Notzucht.
Biku-Hiku? Dieses Wort ist vielleicht aus Biku-biku verderbt oder zurechtgemacht. Ängstlich, unsicher, nervös. Vgl. auch Bikutsuka, stutzen, zurückzucken. Biku kann auch ein kleiner Fischkorb sein; dann würde Biku-Hiku »den Fischkorb herausziehen« bedeuten. – Der Geschlechtsverkehr.
Biri. Das Letzte, der Boden, der Schwanz, der Steiß, der Fuß. Biribiri, krachend, pfeifend, polternd, Biri also soviel wie Krach oder Pfiff? – Der Koitus.
Biri-Kamari? Biri-Kamau, sich um das Biri bekümmern? – In Liebesgeschichten verschwenderisch sein, zuviel Geld ausgeben.
Cham? Da kein japanisches Wort auf m endigt, muß es sich um eine Verstümmelung handeln; Chame-kō ist der Spaßmacher, der Hanswurst; Chameru ist Scherz treiben, Spaß machen. Ich habe auch an das englische to jam, drücken, pressen, gedacht, das ähnlich klingt. – Die Päderastie.
Chibi. In der Umgangssprache: Zwerg, Däumling, Mücke, überhaupt etwas Kleines. – Die Vulva; etwa wie im Deutschen: die Kleine?
Chōcha? Chōchaku, Schläge, Prügel. – Vergewaltigung, Notzucht.
Chūko? Chū-ko, die kleine Mitte? Chūkō, der Mittelweg? – Der Koitus.
Dachira-Otoshi. Dachira? »Otoshi-ana«, die Fallgrube, ist ein Gassenwort für die Vulva, von »Otoshi«, die Falle, abgeleitet; »Otoshidane«, der in den Brunnen gefallene Samen, ist die Bezeichnung für das uneheliche Kind (Bastard) eines in hohem Range stehenden Mannes. Von Otoshigami, dem Papier für den Hintern, dem groben Toilettenpapier, haben wir in dem Abschnitt über das Papier im Geschlechtsleben gesprochen. – Eine Frau berauben und sie vergewaltigen.
Dandan? Dandan bedeutet »nach und nach«; getrennt Dan-dan würde es als Mann-Mann erklärt werden können. – Ein aktiver Päderast oder die Päderastie.
Debara? Vielleicht abgeleitet von dem Zeitwort »Debaru«, notzüchtigen, das Fujisawa als neu entstandenes Wort erklärt. Über die Entstehung dieses Wortes ist im Abschnitt »Gōkan, die Notzucht« weiteres enthalten.
Debi? Vielleicht steckt in dem Wort der Stamm von Deba, das wohl ursprünglich die Bedeutung von »hervorstehen, hervortreten, hervorstoßen (debaru)« hat wie z. B. in »Debitai«, eine stark hervortretende Stirn. Siehe Debara. – Der Penis.
Demo? – Der Penis.
Dereru. Närrisch verliebt sein. Sich um ein Mädchen sehr bemühen. – Ein Verschwender oder ein wollüstiger Mensch sein.
Deresuke. In der Sprache der Gebildeten: ein Liebhaber, ein närrisch verliebter Mensch. In der Volkssprache: Ein geiler Mensch, der sich viel mit Frauen abgibt. – Der Penis. (Deretsuku bedeutet in der Umgangssprache: flirten, kokettieren).
Deshi. Der Schüler, der Lehrling. – Der Penis.
Enko. Beziehung, Verwandtschaft. – Der Geschlechtsverkehr.
Fuigo. Der Blasebalg. Ein Gassenwort für den Koitus. – Der Penis, manchmal auch für die Vulva gebraucht.
Fukube. Der Flaschenkürbis, die Kalabasse. – Der Cunnus.
Fukube-Pa? »Pa« statt »Ra«, der Stachel, als Gassenwort: der Penis. Dann würde das Wort »der Flaschenkürbis-Stachel« bedeuten. – Der Penis.
Furo ni Hairu. Ein Bad nehmen. – Eine Frau notzüchtigen.
Gari Momu? Gari, der Eigennutz, Selbstsucht; Momu ist: massieren, Wäsche beim Waschen reiben, Papier zerknüllen. – Die Päderastie? Oder Unzucht mit Tieren?
Gende Moru. Verlobung. – Unerlaubter Geschlechtsverkehr, Ehebruch, Päderastie.
Genki. Energie, Mut, kräftig. – Der Penis.
Genzō. Das Wort ist abgeleitet von Akagaki Genzō, einer Person des Dramas »Achtundvierzig Ronins« (Vasallen, die ihren Lehnsherrn verloren haben). Dieser Akagaki Genzō trägt in dem Drama eine Weinflasche zwischen den Oberschenkeln. Daher nennt man in der Verbrechersprache das Ding, das zwischen den Oberschenkeln hängt, ein Genzō. – Der Penis.
Gombō no Kirikuchi. Verderbt aus Gobō-no-Kirikuchi, das abgeschnittene Ende der Klette (Lappa major); die Erklärung für diesen Ausdruck haben wir im Abschnitt Nanshoku unter »Ketsu« gegeben. In der Umgangssprache: der Anus. – Die Päderastie.
Hama. Hama ist der Meeresstrand, das Ufer des Meeres; wahrscheinlich ist aber Hama eine Abkürzung von Hamaguri, die Venusmuschel, ein Gassenwort für den Cunnus. – Der Cunnus.
Heguru. Abgeleitet von Hegu, Hegasu, die Haut oder das Fell abziehen, abbalgen. – Der Geschlechtsverkehr.
Henji-Nashi. Ohne Antwort, d. h. sie wird gar nicht gefragt. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Hiden-Bō. Hiden ist ein Geheimnis, eine geheime Lehre; man übersetzt daher Hiden-Bō mit »der geheimnisvolle Stab«. Man könnte scherzhaft auch »der Zauberstab« sagen, worunter man in der Umgangssprache das Harikata, den künstlichen Penis, versteht. Oder von Hiden, der Blitz, abgeleitet? Also: der Blitzstab. – Der Penis.
Hitekipuchinta bedeutet in der Verbrechersprache der Koreaner die Vergewaltigung einer Frau.
Hōkaburi, Hōkamuri. Sich das Gesicht (die Wangen, Hō) mit einem Handtuch bedecken, so daß nur die Augen heraussehen, womit sich die Verbrecher unkenntlich machen. Wir haben im Abschnitt »Onkotogami, das Papier im Geschlechtsleben«, darauf hingewiesen, daß die »Kriecher«, die nachts umherschleichen, um eine Frau im Schlafe zu überraschen, sich aus demselben Grund ein Handtuch um den Kopf binden und auch eine Abbildung dafür beigebracht. – Die Päderastie.
Honyama. Zusammenziehung aus honma = wahr oder hontō = wahr, wirklich, und yama = Berg, also »der wahre Berg«. – Die Päderastie.
Ichi? Markt, Lage, Stellung, Rang, die Zahl Eins. Das Wort, das sich in dem oben angeführten Buch »Ingo Shūran« findet, wird von den Rowdies in Tōkyō und seiner Umgebung gebraucht. – Die Päderastie.
Inko. Liederliches Leben, wollüstiges Leben, unsittliches Verhalten. – Der Geschlechtsverkehr.
Inoshishi. Das Wildschwein. – Die Vulva. Das obenstehende Bild ist eine karikaturistische Darstellung der Vulva in diesem Sinne; es stammt aus dem in der Kayei-Periode veröffentlichten Buch »Nenchū Kōgō Koji« und ist von Sasenasai Marumaru gezeichnet.
Kayachi wo Fuku. Kayachi könnte bedeuten »das untere Tal«, siehe »Yachi«. Fuku = blasen oder abwischen. Da Yachi in der Verbrechersprache den Cunnus bezeichnet, würde die Redensart zu übersetzen sein »den Cunnus blasen oder abwischen«. – Die Vergewaltigung einer Frau, Notzucht. Fuku hat in der Umgangssprache für sich schon die Bedeutung »Koitus«.
Kiarii. Ein Wort der Verbrechersprache auf Formosa. – Der Cunnus.
Kikuzara. Ein Teller oder eine Schüssel mit dem Muster einer Chrysanthemumblume. Das Chrysanthemum, Kikuza, ist ein Gassenwort für den Anus, wie wir im Abschnitt »Nanshoku« gesehen haben. – Die Päderastie.
Kitsupin und gekürzt: Kippin. Das glückbringende Ding. – Der Cunnus.
Makuirepa-Pantonta. Ein Wort der koreanischen Verbrecher. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Mameiri. Die Bohnen (Bohne) rösten. Mame, die Bohne, ist ein Gassenwort für den Cunnus, wofür im Abschnitt »Harikata« die Belege beigebracht sind. Ein Mame-Dorobō, ein Bohnenräuber, ist ein Mann, der heimlich Geschlechtsverkehr mit einer Frau zu erlangen sucht. – Die Vergewaltigung einer Frau, Notzucht.
Mawari-wo-utsu. Kreislauf spielen. – Die Vergewaltigung einer Frau durch mehrere Männer. Der Ausdruck stammt in seinem Hauptwort aus der Umgangssprache, in der man mit »Mawaritori« (etwas abwechselnd oder der Reihe nach nehmen) die Vergewaltigung durch mehrere Männer nacheinander versteht. Weiteres im Abschnitt »Gōkan, die Notzucht«.
Menuki. Wichtig. – Eine Frau berauben und vergewaltigen.
Muranban-Ichomenda. Ein Wort der koreanischen Verbrechersprache. – Der Koitus.
Naga? Nagai = ein lange währender, lästiger Besuch. – Eine Frau berauben und vergewaltigen.
Neshin? Ne-shin = Nachtgeist. – Eine Frau berauben und vergewaltigen.
Nure. »Feucht sein.« Ein Gassenwort für den Koitus. – Die Vergewaltigung einer Frau, oder auch der gewöhnliche Geschlechtsverkehr.
Obake. Geist, Gespenst. – Mit einem Freudenmädchen den Beischlaf ausüben.
Okamahori. »Den Eisentopf aufgraben«, von Kama, der Eisentopf = der Hintere. Siehe die entsprechenden Redensarten im Abschnitt »Nanshoku«. – Sich mit Päderastie abgeben.
Okurai Kama? Okura ist ein sicherer Aufbewahrungsort, z. B. Geldschrank, Fliegenschrank usw., wird als Gassenwort für den Cunnus gebraucht. Auch: das Ende. Kama ist ein Kessel, aber auch eine Sichel. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Pekotsuku. Verderbt aus »Hekotsuku«, einem Gassenwort der Umgangssprache, das bedeutet: beim Koitus tüchtig den Hintern schwingen. Heko ist eigentlich: der Lendengurt. In der Umgangssprache ist Pekotsuku = hungrig werden. – Geschlechtsverkehr haben.
Pii. In der gewöhnlichen Sprache eine allgemeine Bezeichnung der Freudenmädchen, weil das englische Wort »prostitute« mit einem P, englisch Pi gesprochen, beginnt. – Der Cunnus.
Piku? Erweiterung von Pii? Pikupiku in der Umgangssprache: stoßen, zwicken. – Die Geschlechtsteile der Frau.
Pompu. Ist ein aus dem englischen pump, die Pumpe, zurechtgemachtes japanisches Wort; gewöhnlich Ponpu geschrieben. – Geschlechtsverkehr mit Tieren.
Pottsu? – Die Päderastie.
Reji? – Der Penis.
Rōsoku Kakeru. Hand an das Licht, die Kerze, legen. Rōsoku, die Kerze, ist ein Gassenwort für den Penis, wovon im Abschnitt über die Selbstbefriedigung des Mannes die Rede ist. – Einsame Selbstbefriedigung treiben.
Sabe? Saba = die Makrele; Sāberu = der Säbel. – Der Penis.
Sansoku. Wort der koreanischen Verbrechersprache. – Die Geschlechtsteile.
Shimaran. Das Wort bedeutet: »Shimada-wage wo midasu,« eine junge Frau vergewaltigen, die den Shimada-Haarputz trägt. Shimada ist die Haarfrisur mit dem Knoten, die in Japan von fast allen Mädchen getragen wird, heute aber im Verschwinden ist (Wage). – Die Vergewaltigung einer Frau.
Shintoku nai Yachi wo fuku. Shintoku nai ist eine Umstellung für tokushin no nai, ohne die Einwilligung zu haben. Yachi wo fuku, eine Frau vergewaltigen, siehe diesen Ausdruck. Wörtlich würde der Ausdruck bedeuten: Das Tal ohne Einwilligung blasen oder abwischen. Vgl. Kayashi. – Eine Frau vergewaltigen.
Taka? Taka = der Falke; takai = groß, hoch. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Tako-Tsuri. Einen Seepolyp fangen. Nach Satow bedeutet der Ausdruck in der Verbrechersprache: einer Frau das Lendentuch stehlen. Tako ist ein Polyp, der gegessen wird, und der beim Kochen eine tiefrote Farbe bekommt. Er ist ein Gassenwort für das Lendentuch einer Frau, weil dieses gewöhnlich aus rotem Tuch hergestellt ist. Wenn der Ausdruck nicht eine Nebenbedeutung hat, wie eine Frau berauben oder vergewaltigen, ist er etwas sonderbar, da man doch nicht annehmen kann, daß ein Dieb mit einem gestohlenen Lendentuch zufrieden ist.
Tarekomu. Sich in einem Raum aufhalten, der mit einem Vorhang abgeschlossen ist; sich selbst einschließen (Tarekomeru). – Verschwenderisch sein.
Tatakizeme. Jemanden mit der Peitsche angreifen, Von Tataku, schlagen, hauen. – Eine Frau berauben und vergewaltigen.
Tehibo? – Der Penis.
Toaten. Wort der Verbrechersprache auf Formosa. – Der Penis.
Tsuba-Tsuki. Mit einem Stichblatt am Degen versehen. – Ein Freudenmädchen, gleich ob öffentlich und genehmigt oder heimlich.
Tsuboyaki. Ein in den Schalen geröstetes Muscheltier. – Der Koitus.
Tsukemetoru. – Eine Frau in dem Hause vergewaltigen, in das er sich eingeschlichen hat, um zu rauben.
Tsuma-Kokashi. Die Röcke einer Frau hochheben. – Eine Frau vergewaltigen.
Tsuri. Das Angeln, das Angelzeug? – Der Hodensack.
Tsurikomu. Verführen, verlocken, hineinziehen, hineinnehmen? – Ein Mann, der in ein Bordell geht und dort die Nacht mit seinem Liebchen zubringt.
Tsuri-Yumi. Der hängende Schießbogen. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Tsutsukommi. Durchstoßen, wie mit einem Stock usw. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Tsuyu? Regenzeit, Tau, Brühe, Suppe, Saft. – Die Päderastie.
Uguisu. Der japanische Buschsänger, eine Nachtigallenart (Cettia cantans, Lusciniola [Brehm]). – Der Mann, der eine Frau beraubt und vergewaltigt.
Umeboshi-Morai. Eingemachte Pflaumen nehmen. Ume ist die japanische Pflaume (Prunus mume). Diese Pflaumen werden mit Shiso (eine Art Gewürzpflanze, Perilla nankinensis oder pekinensis) als Aromatikum in Salzwasser eingelegt und später getrocknet; sie haben dann eine schöne rote Farbe. Das sind die Umeboshi, die zu einem Gassenwort für die monatliche Blutung der Frau wurden, weil sie in der Form und der Farbe den Papierpfropfen gleichen, die von den Frauen in den Scheidengang geschoben werden. – Die Vergewaltigung einer Frau. In den Unterlagen findet sich keine Angabe, ob diese Vergewaltigung stattfindet, während die Frau ihre monatliche Blutung hat. Nach dem gewählten Wort »Umeboshi« sollte man es erwarten.
Yachi. Das Tal. Die ursprüngliche Bedeutung von Yachi ist »sumpfiger oder feuchter Platz, Moorland« usw., auf denen Gras wächst. In der Sprache der Ainus werden der Cunnus und der Sumpf mit »Yachi« bezeichnet. Im Japanischen ist es in seiner jetzigen Bedeutung zu einem viel gebrauchten Wort der Verbrechersprache geworden. – Der Cunnus.
Yachi-Bai. Das Yachi verkaufen. – Ein Freudenmädchen. Auch in der Sprache des gewöhnlichen Volkes üblich.
Yachibako. Die Yachibüchse. Eigentlich ein Wortgedoppel, da Yachi und Bako, jedes für sich, schon den weiblichen Geschlechtsteil bedeuten. – Der Cunnus.
Yachi-Barashi. Dem Yachi zugetan sein, d.h. ein Mann, der häufig mit Freudenmädchen Geschlechtsverkehr hat. – Ein Bordellläufer. In der Verbrechersprache bedeutet das einen Mann, der viel in den Yoshiwaravierteln verkehrt und dort seinem Vergnügen nachgeht.
Yachi-Giru. Giru ist eine Abkürzung von Chigiru, eine Ehe schließen, Freundschaft schließen, so daß Yachi-Giru wörtlich bedeutet »mit dem Yachi einen Bund eingehen«. – Der Koitus.
Yachi-Gure. Dem Yachi die Zügel nachlassen. – Eine geschlechtliche Beziehung zu einer Frau anknüpfen.
Yachi-Hakui? Hakui ist in der Schriftsprache »weiße Kleidung«. – Die geschlechtliche Befriedigung (durch den Orgasmus).
Yachi-Hegu. Das Yachi abbalgen, dem Yachi das Fell abziehen. Siehe Heguru. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Yachi-Jita? Jita ist: Subjekt und Objekt. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Yachi-Kakushi. Kakushi wäre nach Satow abgeleitet von kakureru, sich verbergen, so daß der Ausdruck bedeuten würde »etwas, das den Cunnus verbirgt«. In der Umgangssprache ist das Kakushi eine Tasche in der europäischen Kleidung, also gewissermaßen ein Versteck, da der Japaner in der einheimischen Kleidung keine Taschen kennt, sondern das, was er bei sich tragen will, in den Bausch oberhalb des Gürtels steckt oder in Behältnissen an den Gürtel hängt. Yachi-Kakushi ist also ein Versteck für den Cunnus. – Das Lendentuch der Frau.
Yachi-Seme. Ein Angriff auf die Yachi, die Folterung der Yachi. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Yachi-wo-Fuku. Die Erklärung des Ausdrucks siehe unter Kayachi-wo-Fuku. Die Milderung scheint durch Weglassung der Silbe Ka eingetreten zu sein, da Yachi-wo-Fuku lediglich den Koitus bedeutet, und nicht die Vergewaltigung einer Frau, wie Kayachi-wo-Fuku.
Yake? Yake = die Verzweiflung; Ya-ke = Nachtpelz; Yakeru = brennen, verbrennen; aber auch: eifersüchtig sein. – Der Cunnus.
Yakeku? Siehe Yake; Ku = das Stadtviertel. – Die weiblichen Geschlechtsteile.
Yama-Goshi. Abkürzung von Yamagoshi suru, einen Berg oder Berge überschreiten, demnach wäre Yama-Goshi »Das Überschreiten eines Berges«. – Die Vergewaltigung einer Frau.
Yoshiko? Yoshi = die Binse; ko = klein. – Der Penis.
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An dieser Sammlung von Wörtern und Ausdrücken der Verbrechersprache fällt zunächst eins auf: die Einseitigkeit in der Bedeutung, vor allem das Vorherrschen der Ausdrücke für Vergewaltigung und Notzucht der Frauen (24) und in Verbindung damit die Beraubung von Frauen (7). Daraus könnte man die Schlußfolgerung ziehen, daß der japanische Verbrecher keine Gelegenheit vorübergehen läßt, die sich ihm zur Befriedigung seiner geschlechtlichen Bedürfnisse bietet. Besonders merkwürdig ist die Vergewaltigung in Verbindung mit der Beraubung, die wir ja wohl für die andern angeführten Ausdrücke gleichfalls annehmen müssen. Es sieht fast so aus, als ob, nach dem Wortschatz zu urteilen, die Vergewaltigung einer Frau, die bei Einbrüchen allein überrascht wird, zum »Beruf« des Einbrechers gehört. Dies ist um so auffallender, da die Gefahr der Entdeckung dadurch bedeutend vergrößert wird, die bei den landesüblichen Häusern an sich schon groß genug ist.
Sehr merkwürdig ist auch die große Anzahl der Wörter und Ausdrücke für die Päderastie (13). Ob man daraus auf eine Eigentümlichkeit der Zunft schließen darf, will ich dahingestellt sein lassen, da tatsächliche Angaben darüber nicht vorliegen. Es ist aber sehr wohl möglich, daß, ähnlich wie beim Militär, Freundschaftsverhältnisse sehr häufig sind, die sich bei einem so gefahrvollen Handwerk durch das gegenseitige Füreinander-Eintreten in Fällen der Gefahr sehr leicht erklären würden. Jedenfalls ist unter den angeführten Wörtern und Ausdrücken kein einziger, der irgendwie den Gedanken zum Ausdruck bringt, daß an der Päderastie etwas Verwerfliches sei, oder auch etwas Lächerliches, auf das wir so oft in der Auffassung des Japaners vom Geschlechtlichen stoßen. –