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Wie bei allen Kulturvölkern hat man auch bei den Japanern die monatliche Reinigung der Frau zu dem Mond in Beziehung gebracht. In der ärztlichen Wissenschaft sagt man: gekkei, die Menstruation; gekkei-fushô, Menstruationsstörung; gekkei-heishi, Aufhören der Menstruation; gekkei-ki, die Menstruationsperiode. Im Volk sagt man: »Tsuki-no-mono«, das monatliche Ding oder die monatliche Sache; »die Sache« habe ich auch in Mitteldeutschland gehört. Weiter sagt man »Tsuki-no-meguri«, der monatliche Fluß; »Tsuki-Hana«, die Mondblüte, oder auch einfach »Tsuki«, der Mond. Ein Sprichwort sagt: ›Tsuki-yo ni Kama wo nukareru«; das müßte wörtlich heißen: In der Mondnacht zieht sie den eisernen Topf vor. Wir haben im Abschnitt »Nanshoku« gesehen, daß man unter dem eisernen Topf den Analkoitus versteht; demnach würde das Sprichwort bedeuten: »Während des Monatsflusses zieht sie den Analkoitus vor.« Derselbe Gedanke ist in einem Senryû; zum Ausdruck gebracht, das wir bereits angeführt haben:
»Orifushi wa Mekake tsukiyo ni Kama nukare.«
»Zuweilen zieht die Beischläferin während des Monatsflusses den Analkoitus vor.«
Etwas scherzhaft klingt der Ausdruck »Tsuki-mi«, die Freude am Mond, d. h. am Monatsfluß. Ein Senryū drückt dieses Scherzhafte in folgender Weise aus:
»Otsukimi ni Kami no Dango wo
Marume komi.«
»Bei einer Mondscheinpartie steckt sie sich einen Papierkloß (in den Mund)!« Eigentlich müßte man sagen: »einen Mehlkloß aus Papier«. Der Witz des Senryūs beruht darauf, daß die Japanerin eine Kugel aus Papier in die Scheide schiebt, wenn sie unwohl ist. Von diesem alten Brauche und überhaupt von der Verwendung des Papiers im Geschlechtsleben der Japaner werden wir noch ausführlich reden; es ist beinahe eine Wissenschaft für sich, von der wir schon verschiedenes beigebracht haben.
Andere Ausdrücke für das Tsuki-no-mono sind »Tsuki-Yaku«, der monatliche Dienst oder die monatliche Pflicht; »Tsuki-no-Sawari«, die monatliche Störung, d. h. die monatliche Krankheit, wofür man auch kurz »Sawari«, die Krankheit, sagt, was unserem »Unwohlsein« am nächsten kommt.
Daß die rote Farbe des Monatsblutes herhalten mußte, um Bezeichnungen für das Tsuki-no-mono zu liefern, ist an sich nicht verwunderlich, aber wir sind doch überrascht über die große Anzahl der Wörter, in denen das Wort »rot« verwertet ist. Rot scheint eine Lieblingsfarbe der Japaner zu sein, wie die Staatsflagge, die rote Sonnenscheibe mit ihren Strahlen zeigt. Wir haben schon an anderer Stelle davon gesprochen, daß die Staatsflagge »Hino-Maru«, die rote Sonnenscheibe, ein Gassenwort für die monatliche Reinigung der Frauen geworden ist und der Name der Familie »Heike« in der Mundart der Provinz Sanyō ein Gassenwort für das Tsuki-no-mono, weil die Kriegsflagge dieser Familie auch rot ist. Der Staatsflagge verdankt auch das Wort »Tenchōsetsu«, Kaisersgeburtstag, seinen Ursprung, weil an diesem Tag vor jedem Haus die rote Flagge hochgezogen wird. Aus demselben Grund sagt man auch »Daisainichi«, der hohe Feiertag. Mit einem allgemeinen Ausdruck bezeichnet man in diesem Zusammenhang die monatliche Reinigung als »Otenki«, schönes Wetter, weil an ganz klaren Tagen die Sonne rot aussieht.
Während des letzten Krieges kam in den Vierteln der Halbwelt ein eigentümliches Wort für das Tsuki-no-mono auf, nämlich »Shūban «, der Wochendienst, weil die Offiziere, die in wöchentlicher Abwechslung den Dienst versahen, rote Armbinden (Aka-tasuki) trugen; jedenfalls war die rote Farbe dieser Armbinden entscheidend für den Gebrauch des Wortes.
Einem ebenso zufälligen Umstand, wie Shūban, verdankt auch das Wort »Kanoko« seine Bedeutung. »Kanoko«, eine Abkürzung von Kanoko-shibori, ist ein Kleiderstoff, in dessen Farbe ganz kleine weiße Flecken eingefärbt sind, wie bei einer Hirschhaut; als gewöhnliches Wort für die Menses wurde »Kanoko« zuerst im Shimbara Yūkaku Yūkaku, Vergnügungsviertel, bezeichnet die Bordelle; Shimbari ist der Schlagbaum; es könnte sich also um Bordelle an der Stadtgrenze handeln. von Gion, Kyōto, verwendet, und zwar, wie die Volksüberlieferung behauptet, weil sich einmal ein Dienstmädchen im Shimbara Yūkaku ihre weiße Schürze beschmutzt haben soll, als sie den Monatsfluß hatte.
Auch das Wort »Kawachiyama« ist ein Zufallserzeugnis, das in der Yedo-Periode beim niederen Volk als Wort für das Tsuki-no-mono gebraucht wurde. Kawachiyama Sōshun hieß eine Person in einem japanischen Theaterstück (Kabuki-Theater), die weite rote Hosen trug, wie sie früher die Samurai, die Ritter, trugen. Bei der Beliebtheit dieser alten Dramen hat die auffallende Figur mit den weiten roten Hosen das Volk zu seiner Benennung der Menses veranlaßt.
Auf dem Umweg über den Papiertampon, den die Japanerin in die Scheide steckt, um aus Reinlichkeitsgründen Befleckung der Kleider usw. zu vermeiden, ist das »Umeboshi« zu einem Gassenwort für die Menses geworden. Umeboshi sind Pflaumen, die in Salzwasser mit Shiso, einer aromatischen Pflanze, eingelegt werden und die man später trocknet. Sie sehen dann rot aus und gleichen einem mit Blut vollgesogenen Scheidentampon. Aus dieser Ähnlichkeit heraus ist Umeboshi zu einem Gassenwort für die Menstruation geworden. Vergleiche auch Umeboshi-Morai im Wörterbuch der Verbrechersprache.
Dieselbe Bedeutung wie Kanoko hat »Akadama«, der rote Ball, die rote Kugel, denn man nannte die Menses so, weil gewöhnlich die Unterkleidung mit einem runden roten Fleck beschmutzt wurde. Ein Senryū sagt scherzhaft:
»Gejo Akadama de
Mise-jū ga Dontaku shi.«
»Das Dienstmädchen hat ihren Monatsfluß und daher ruht sich das gesamte Geschäftspersonal aus.« Mise-jū können auch die Ladendiener sein, die Verkäufer. Dieses Senryū ist insofern sehr lehrreich, als man daraus ersehen kann, daß das Dienstmädchen des Hauses ohne weiteres dem Geschlechtsverkehr des Geschäftspersonals zur Verfügung steht. Es soll sich um einen allgemeinen Brauch handeln. Dontaku, das so echt japanisch klingt und Sonntag bedeutet, ist eine Verstümmelung des holländischen Wortes Zondag, für den Japaner also: Tag der Ruhe.
Ebenfalls dem Kabuki-Theater verdankt das Wort »Taiju« seine Bedeutung als Bezeichnung des Tsuki-no-mono. An sich ist dieses Wort sinnlos, denn es ist eine Abkürzung von » Taikoki Judan-me«, die Geschichte des Taiko in zehn Akten. Im zehnten Akt dieses Volksschauspiels tritt eine Person namens Akechi Mitsuhide auf. Aus dem Namen Akechi dieser offenbar sehr beliebten Figur hat der Volkswitz Ake-ichi Ake, Aka und Akai bedeuten rot, Röte. gemacht und als Akaichi, rotes Blut, erklärt. Auf diesem Umweg bekam Taiju die Bedeutung von Akai-ichi oder der Monatsfluß. Dem Laut nach ist Taiju ein Gegengewicht.
Ein zweideutiges Wort für das Tsuki-no-mono ist »Yōji«. Es bedeutet »Zahnstocher«, kann aber auch »Geschäft, Angelegenheit, Sache« bezeichnen und im letzteren Fall zu »Yō« abgekürzt werden.
Ein Senryū wertet die sonderbare Verwendung des Yōji für die Menses folgendermaßen aus:
»Manjū ni Yōji ga tsuite kuenu nari.«
Das bedeutet wörtlich: »Ein Bohnenmuskuchen kann nicht gegessen werden, wenn ein Zahnstocher hineingesteckt ist.« Der Witz des Senryū besteht nun darin, daß Manjū, der Bohnenmuskuchen, wie wir gesehen haben, ein Gassenwort für den Cunnus ist, und andererseits Yōji, der Zahnstocher, den Monatsfluß bedeutet. So entsteht das groteske Bild von dem Kuchen, in dem ein Zahnstocher steckt, während der Kundige lachend den eigentlichen Sinn herausholt: »Wenn die Frau unwohl ist, kann die Vulva nicht benutzt werden.«
Der Ahorn oder Maßholder, Momiji, hat auch wegen der roten Farbe seiner jungen Blätter eine Bezeichnung für das Monatsblut abgeben müssen. Ein Senryū verwendet dieses Gassenwort in folgender Weise:
»Momiji wo suru to
Henoko hidarugari.«
»Wenn sie ihre monatliche Reinigung hat, leidet der Penis großen Hunger!« Mit andern Worten: Der Penis muß fasten. Wir haben aber oben gesehen, daß man sich manchmal mit dem Analkoitus hilft. –
In der Yedoperiode war »Kingyo«, der Goldfisch, ein Wort der Gassensprache für die Menses, und zwar seiner Farbe wegen, denn der Goldfisch ist in Wirklichkeit rot. Ein Senryū sagt:
»Kingyo da yo oyoshi to
Unagi ire sasezu.«
Wörtlich würde das bedeuten: »›Es ist ein Goldfisch da!‹ sagt sie und erlaubt nicht die Einführung eines Aales.« Mit andern Worten: Ich bin unwohl und kann keinen Penis zulassen. Der Scherz des Senryū besteht darin, daß »Unagi«, eine Aalart, Anguilla bostoniensis, ein umschreibendes Gassenwort für den Penis ist.
Ein beliebtes Wort für die monatliche Blutung ist »Enkō«, der Affe, wofür man auch höflicherweise sagt »Enkō-Bō«, der Herr Affe. Das Wort ist eine Umschreibung für den roten Hintern der Affen, sodaß auch in diesem Fall die rote Farbe des Blutes zu der Bezeichnung führte. Ein Sprichwort sagt: »Saru no shiri wa akai,« der Hintern des Affen ist rot. Nach Satow ist »Oen«, ein Gassenwort für die Menses, eine Verstümmelung von »Enkō« oder »Enkō-bō«. Für das Gassenwort »Enkō-Daishi«, die große Schwester in der monatlichen Blutung, bieten die Unterlagen keine Erklärung.
Im folgenden einige Senryūs, die auf die oben angeführten Wörter Bezug haben:
»Naze demo to Torii no soto ni Oen machi.«
»›Was auch immer der Grund sein mag!‹ sagt die Frau, wenn sie ihre monatliche Blutung hat, und bleibt außerhalb des Tores zum Shintōtempel (Torii).« Nach einem alten Brauch ist es einer Frau während der Menses verboten, einen Shintōtempel zu betreten, um darin ihre Andacht zu verrichten. Selbstverständlich beruht dieses Verbot auf dem uralten Glauben, daß die Frau während dieser Zeit kultisch unrein ist. Das hat man heute vergessen, so daß in dem Senryū die Frau zum Ausdruck bringt, daß sie nach der alten Vorschrift außen bleibt, wenn sie auch den Grund dafür nicht kennt. Ein anderes Senryū sagt über diesen Brauch:
»Torii saki Oen Okō wa
Matte iru.«
»Eine Frau, die ihre monatliche Blutung hat, wartet am Eingang des Torweges zum Shintōtempel.« Das bedeutet: Sie muß warten, bis die Blutung vorüber ist, ehe sie den Tempel wieder besuchen kann.
»Kinodoku sa Konrei no yo ni
Oen nari.«
»Es ist sehr bedauerlich, wenn man zugeben muß, daß sie (die Braut) in der Hochzeitsnacht die monatliche Blutung hat.« Das Senryū macht gewissermaßen der Mutter der Braut den Vorwurf, daß sie für die Hochzeit nicht einen passenderen Tag ausgewählt hat, denn die Tochter kommt gar nicht für die Auswahl dieses Tages in Betracht.
»Enkō ni musume sekimen
Hatsu no Tsuki.«
»Bei ihrer ersten Blutung errötet ein Mädchen vor Scham.« »Hatsu no Tsuki« bedeutet »der erste Mond«; wir werden uns gleich mit dieser Redensart beschäftigen, wenn wir das erste Auftreten der monatlichen Blutung bei einem jungen Mädchen besprechen.
In den Vierteln der Halbwelt nennt man das Tsuki-no-mono »Aka-inu«, der rote Hund, während es in der Kindersprache einfach »Aka-Manko«, die rote Vulva, heißt. Omanko (Fujisawa: Mutterscheide) gilt als anständiges Wort. Man könnte sich höchstens wundern, daß Kinder in dieser Sache Bescheid wissen, aber es zeugt für die Unbefangenheit der Japaner in geschlechtlichen Dingen, daß man das Tsuki-no-mono vor den Kindern nicht schamhaft verbirgt.
»Hi«, das Feuer, ist wegen seiner Farbe Veranlassung zu einem Sonderwort für die Menses geworden.
Ganz harmlos klingt der bei den Damen der Halbwelt gebräuchliche Ausdruck »Fusagari«, der soviel wie »das Besetztsein« bedeutet, wie man einen Platz besetzt. Man könnte auch sagen »Gesperrt«, d.h. für den Geschlechtsverkehr.
Ein merkwürdiger Ausdruck für die Menses ist »Gyōzui«. Das Wort bedeutet: In einem mit warmem Wasser gefüllten Trog (tarai oder darai, daher Gyōzui-darai genannt) ein Bad nehmen. In dem Buch »Heya Samisen« (die Gitarre im Heim, wörtlich: die Zimmergitarre) der Hachimonjiya-Schule ist folgendes zu lesen:
»Okyaku to yūmono wa uchi e kaette Kamidana emo te wo agenasaru no dakara Gyōzui wo kotowaranu nowa kotchi no tsumi ni naruwa e.«
»Wenn der Gast nach Hause kommt, wird er seine Hand auf das Kamidana legen; wenn ich ihm nicht sage, daß ich gerade im Gyōzui bin, wird es eine Sünde sein.« Das Kamidana ist das Sims oder Wandbrett, auf dem die Täfelchen des Shintōkultes stehen. Der Gast berührt diese Täfelchen, etwa wie man in katholischen Gegenden sich beim Betreten des Zimmers zu der Herrgottsecke wendet. Der Gast aber ist durch das Zusammensein mit der menstruierenden Frau verunreinigt und darf mit den Kultgegenständen nicht in Berührung kommen, ebensowenig wie sie das Tempelgebiet betreten darf, wie wir oben gesehen haben.
Ein Senryū sagt über das Wort:
»Gyōzui no wakaru Asagi wa
Akaga nuke.«
»Ein Landedelmann, der weiß, was Gyōzui bedeutet, kann nicht als Laie angesehen werden.« Asagi ist ein Gassenwort oder ein Spitzname für einen Landedelmann, das während der Yedo-Periode üblich war; es ist hergeleitet von der Kleidung (dem Kimono) eines solchen Ritters vom Lande, weil sie mit einem blaßblauen (asagi) Tuche eingefaßt war. Das Wort hatte eine etwas verächtliche Nebenbedeutung; man scheint diese Asagis nicht für sehr klug gehalten zu haben. In diesem Sinne macht sich auch das obige Senryū über sie lustig und das ist auch in dem Bild zum Ausdruck gebracht, das Utamaro gemalt hat. Es stammt aus der Temmei-Periode (1781–1788 u. Z.). Man kann aus dem Gesichtsausdruck auf eine gewisse Beschränktheit schließen.
»Hachi«, ein Wort der Mundart der Provinz Shinshū Ueta, und »Hachibei« der Mundart der Provinz Saitama, seien der Vollständigkeit halber angeführt. Hachi kann Schüssel oder Biene bedeuten; eine Erklärung ist in den Unterlagen nicht vorhanden. Auch über »Katamari«, der Klumpen, kann nichts weiter gesagt werden. Ein Fachwort, das von den Hofdamen gebraucht wird, ist »Omake«; make ist soviel wie Niederlage, Verlust.
Der über fast die ganze Erde verbreitete Glaube, der nach neueren Forschungen sicher kein Aberglaube ist, daß Frauen, die ihre monatliche Reinigung haben, einen ungünstigen Einfluß auf ihre Umgebung (Gegenstände, Speisen, Pflanzen usw.) ausüben, ist auch in Japan vorhanden. Ein Wort der Mundart der Provinz Kantō im östlichen Teil von Japan bezeichnet die Menses als »Tenashi«, ohne die Hand, weil Frauen in dieser Zeit keine Gerätschaften berühren dürfen. In dem erotischen Buch »Ana Okashi« (Wie unterhaltend!), verfaßt von Sawada Meisui, steht folgendes:
»Während dieser Zeit berührt die Frau keine Gerätschaften mit ihrer Hand; das nennt man Tenashi.«
In früheren Zeiten mußten die Frauen, die im Palast eines Adligen bedienstet waren, auf Grund einer Verordnung während der Zeit ihrer monatlichen Reinigung in der Küche einen Eimer in der Hand halten. Dies hatte offenbar den Zweck, als Kennzeichen zu dienen und sie von bestimmten Verrichtungen fernzuhalten. In der Mundart der Provinz Kinai hat sich nach diesem alten Brauch bis heute das Wort »Teoke-Ban«, die Eimerhalterin, für eine Frau erhalten, die ihre monatliche Reinigung hat.
Der Brauch, die Menstruierenden von den andern Stammesangehörigen als unrein abzusondern, ist uralt. In Japan ist diese Sitte auch vorhanden gewesen und scheint auch in den Zeiten einer höheren Kultur noch lange Zeit beibehalten worden zu sein. Der Hinweis ist mundartlich in Wörtern aufbewahrt, die heute in ihrer ursprünglichen Bedeutung im Volk gar nicht mehr verstanden werden. In der Mundart der Provinzen Mino und Ise wird die monatliche Blutung »Taya« genannt, was wörtlich »das andere Haus« bedeutet. Wir erfahren also aus diesem Wort, daß früher sich die Frauen während dieser Zeit in ein anderes Haus begeben mußten; nach der Überlieferung sollen diese Häuser abseits der Wohnplätze gestanden haben.
In Matsumoto in der Provinz Shinsū gebraucht man heute noch das Wort »Hima-ya« für die Menses. Dieses auf einen kleinen Bezirk begrenzte Wort enthält gleichfalls in seiner Bedeutung als »Haus der Erholung, der Muße«, eine Erinnerung an eine Zeit, in der die Frau nicht in ihrer Wohnung bleiben durfte, sondern ein besonderes Haus aufsuchen mußte. Auffallend ist daran aber, daß man eine gewisse Schonungsbedürftigkeit der Frau durch diesen Namen anerkannte, daß also der Begriff der Unreinheit bereits in den Hintergrund gedrängt war. –