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Rinraku-no-onna. Die geheimen Freudenmädchen

Der Ausdruck, den wir als Überschrift dieses Abschnittes gewählt haben, »Rinraku-no-onna«, bedeutet eigentlich: eine verlassene, eine zugrunde gerichtete, eine verlorene Frau. Es war der Titel eines von Matsuzaki Temmin verfaßten Buches, das sich dieser »aufgegebenen« Frauen annahm. Ursprünglich nannte man diejenigen Freudenmädchen so, die nicht unter staatlicher Aufsicht standen und im Jūnikaishita, Asakusa-ku, Tōkyō, wohnten. Auch geheime Freudenmädchen, die ihr Gewerbe auf eigene Rechnung betrieben und sich wie Frauen der höheren Stände kleideten, die im Volksmunde als »Kōtō-naishi« bezeichnet wurden, nannte man Rinraku-no-onna. Kōtō-naishi läßt sich nicht übersetzen, da es sich um einen Volksscherz handelt: Kōtō bedeutet »höhere Klasse« und naishi war der Titel einer Hofdame im alten Japan. Das Wort tauchte kurz nach dem russisch-japanischen Krieg (1906) auf und wird heute nur noch selten gebraucht.

Es mag zunächst sonderbar erscheinen, daß es neben der staatlich beaufsichtigten Einrichtung der Yūkakus, deren Besuch an sich gar nichts irgendwie Anrüchiges, selbst für einen Verheirateten, hatte, noch mehr oder minder leicht erkennbare Häuser gab, in denen die käufliche Liebe zu haben war. Bei den Häusern niederen und niedersten Ranges ist das ohne weiteres verständlich, denn es gab eine Menge Männer, denen es an dem nötigen Geld fehlte, um eine Stunde oder gar eine Nacht in einem Freudenhaus der Yūkakus zuzubringen. Hier spielt bei den besseren nicht beaufsichtigten Häusern doch wohl ein gewisses Geselligkeitsbedürfnis hinein, das, wie z. B. auf den chinesischen Blumenbooten, beinahe die Hauptsache zu sein scheint, so daß der eigentliche Geschlechtsverkehr gewissermaßen nur der Abschluß einiger vergnügter Stunden ist, die man mit Essen, Trinken, Anhören von Gesang, Ansehen von Tänzen usw. zugebracht hat.


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