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Kawakamuri. Die Phimosis

Was bei der Frau das Ananashi, die Verengerung oder der Verschluß der Scheide, ist beim Mann die Phimosis, die Enge der Vorhaut, wobei sie nicht hinter die Eichel zurückgezogen werden kann. Man hat dafür im Deutschen auch den Ausdruck »spanischer Mantel« oder »spanischer Kragen«. In der japanischen Umgangssprache bezeichnet man die Phimosis als »Kawakamuri«, eine Haut tragend. Ein Senryū sagt:

»Katete-kuwaete Irimuko no Kawakamuri.«

»Von dem Mann, der eine Erbin heiratet, sagt man obendrein, er habe eine Phimosis.« Der Scherz des Senryū scheint darauf zu beruhen, daß die Erbin schließlich froh sein muß, daß sie überhaupt einen Mann bekommt, weil dieser nach japanischem Brauch in die Familie der Erbin übertreten muß und seinen Namen verliert.

Das Bild stammt aus dem erotischen Buch »Jitsugokyō Eshō«, das gegen das Ende der Yedo-Periode (1867 u. Z.) erschien. Der Mann mit der Phimosis hat eines der in Japan üblichen heißen Bäder genommen und macht nun vergebliche Anstrengungen, die Vorhaut über die Eichel zurückzuziehen.

Eine etwas weit hergeholte Bezeichnung für das Kawakamuri ist »Kinukatsugi«. Das Katsugi war ein Hut mit langem Schleier, der früher von den Frauen getragen wurde; Kinu bedeutet Seide, so daß man also aus irgendeinem Grunde die verlängerte und verengte Vorhaut des Penis mit einem seidenen Schleier vergleicht, aus dem, um das Bild vollständig zu machen, die Spitze der Eichel, wie bei dem Hut, hervorsieht.

Aus dem Tierreich entnommen ist das Wort »Suppon« als eine sehr treffende Benennung der Phimosis anzusehen. Suppon ist die Schnappschildkröte (Chelydra serpentina) und wenn man das Bild in Brehms Tierleben betrachtet, sieht man sofort, wie sehr der Vergleich mit dem Kopf dieser Schildkröte zutrifft. Er sieht aus wie eine Peniseichel, die bis zur Spitze mit der Vorhaut bedeckt ist. Es kommt noch hinzu, daß diese Schildkröte, die einzige ihrer Art, die sehr bissig und angriffslustig ist, einen langen Hals hat, so daß sie beim Angriff den Kopf sehr weit vorstrecken kann. Daß man in Japan dieses Verhalten der Schnappschildkröte sehr genau beobachtet hat, zeigt uns ein Senryū:

»Sono shita de Suppon kubi wo oyashiteru.«

»Unter diesem Platze reckt die Schnappschildkröte den Kopf heraus.« Mit anderen Worten: »Der Penis mit der Phimosis reckt seinen Kopf unter den Kleidern hervor.«

»Subo«, das eng Seiende, und »Suboke«, das allmählich Aufhörende oder sich Verlierende, sind volkstümliche Ausdrücke, die einesteils die Enge, andererseits die Länge der Vorhaut bezeichnen. Man sagt auch »Suboke-Mara«, das eingeschrumpfte Glied, worin sich die Anschauung geltend macht, daß eigentlich der Penis für die lange Vorhaut zu klein sei.

Der Volkssitte, bei Regenwetter eine Strohmatte als Schutz zu tragen, verdankt das Wort »Mushiro-Kaburi«, der eine Strohmatte als Kopfbedeckung trägt, seinen Ursprung. Kaburimono ist jede Kopfbedeckung, wie Mütze, Hut usw., so daß wir auch sagen könnten: Ein Strohmützenträger. In demselben Sinn bezeichnet ein volkstümliches Wort die Phimosis als »Utsubo«, einen Köcher; vielleicht mit dem scherzhaften Nebensinn, daß in dem Köcher ein Pfeil steckt, der nicht benutzbar ist.

Eines der verbreitetsten Gassenwörter für die Phimosis ist »Echizen«. Der Speerschutz der Familie Echizen, Fukui-han, sieht dem Kawakamuri etwas ähnlich, so daß ihn irgendeinmal einer vor langer Zeit damit verglichen hat. Auf diese Weise ist der Name der Kriegerfamilie Echizen eine Bezeichnung für die Phimosis geworden und hat sich erhalten, obwohl man längst keine Speere und keinen Speerschutz mehr hat. Das Wort wird in vielen Senryūs verwendet, wofür einige Beispiele:

siehe Bildunterschrift

Speerschutz der Echizen-Familie.

»Osaeta wa Echizen nari to
         Yuban ii.«

»Der Badejunge sagt: Der Mann, der (seinen Penis) verbirgt, hat sicher eine Phimosis.« Man schämte sich also, sie zu zeigen.

»Echizen wa ippon mo mai
        Nagatsubone.«

»Die Hofdame würde keinen Godemiché behalten, der einem Phallos mit einer Phimosis ähnlich sieht.« Der Scherz des Senryū beruht darin, daß selbst einer Hofdame, die, wie wir schon wiederholt gesehen haben, als besondere Freundinnen des Harikata galten, ein solcher Phallos zu dick wäre.

»Echizen de Yome hitoshirezu
         Futanoshimi.«

»Die junge Frau ist ganz unglücklich darüber, daß ihr Gatte eine Phimosis hat.«

Und zum Schluß ein Senryū, das wir bereits im Abschnitt über die gegenständlichen Reizmittel im Geschlechtsleben der Japaner besprochen haben:

»Echizen wa Higo no
         Kasei wo tanomu nari.«

»Ein Mann, der an einer Phimosis leidet, nimmt sich das Higo-zuiki zur Hilfe.« Das Senryū besagt: »Wenn du Angst hast, daß die Phimosis dir beim Koitus Schwierigkeiten macht, dann nimm das Higo-zuiki zur Hand!« Über das Higo-zuiki lese man das oben Gesagte nach.

Da der Penis eines Fuchses mit einer Haut bedeckt ist, nennt man die Phimosis auch »Kitsune«, den Fuchs. Das Wort muß als eine Abkürzung von »Kitsune-Mara«, »der Fuchspenis«, angesehen werden.

Wenn die Vorhaut zwar eng, aber nicht so lang ist, daß die ganze Eichel davon bedeckt ist, so nennt man das im Volk »Han-Kawa«, halb mit der Haut bedeckt, oder »Han-Subo«, als Abkürzung von »Han-Suboke«, die halbe Phimosis (siehe oben). In dem von Hiraga Gennai verfaßten Buch »Naemara Initsuden« (Die Lebensgeschichte eines Impotenten) findet sich ein Beleg für Han-Kawa:

»Ibomara areba Han-Kawa ari.«

»Wir haben da sowohl das Ibo-Mara, als auch das Han-kawa.« Vom Ibo-Mara, dem warzigen Penis, haben wir im Abschnitt über das Harikata gesprochen. Über den Zusammenhang von Ibo-Mara und Han-kawa geben die Unterlagen keine Auskunft. –


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