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Es giebt eine Familie, wie die Zoologen sagen, welche die der Mustelen heißt. Sie haben einen langgestreckten Körper und kurze Füße, die mit feststehenden Krallen bewaffnet und bei einigen mit einer Schwimmhaut versehen sind. Sie berühren beim Auftreten den Boden nur mit den Zehen und sind sehr flinke boshafte Raubthiere. Zu diesen Mustelen gehört der Fischotter (Lutra vulgaris), dessen Tummelplatz vorzüglich im Wasser, und gehören dahin die Marder, Iltis und Wiesel, die auf dem Land hausen.
Die Jager sagen bei uns der Fischotter oder kurzweg Otter, und da es auch bei Döbel so heißt, so bleibe ich dabei, andern die Untersuchung überlassend, ob der oder die richtiger sey.
Der Otter, dessen schöner dunkelbrauner Balg bekanntlich einen geschätzten Pelz liefert,Die bayerischen Otterbälge stehen gegenwärtig nieder im Preise und werden mit 6–8 fl. bezahlt. Ein amerikanischer Otterbalg gilt aber 25–30 fl. ist zwei Fuß lang, hat einen verhältnißmäßig kleinen, dicken, plattgedrückten Kopf und dicken kurzen Hals, kleine Lauscher oder Ohren und eine ziemlich lange spitz auslaufende Ruthe. Er ist mit allem begabt, was ein raubendes Wesen braucht, sieht und hört sehr scharf und hat eine feine Nase (äuget, vernimmt, wittert), ist in seinem Hauptelement, dem Wasser, ungemein flink und wehrt sich um's Leben sehr tapfer mit gefährlichen Bissen. Der Otter ist der ärgste Fischdieb, den man sich denken kann, und macht weite Streifzüge zu Land und zu Wasser nach den Plätzen, wo etwas zu holen ist. Wie der Hund guten Wind haben muß, wenn er etwas suchen und fangen soll, so muß der Otter guten Wasserzug haben, d. h. das Wasser muß ihm entgegenrinnen und trägt ihm wahrscheinlich die Fischwitterung so zu wie dem Hunde die Luft die Wildwitterung. Er fischt daher immer stromaufwärts. Forellen und Krebse sind Hauptspeisen für ihn. Die kleineren Fische werden gleich im Wasser verschlungen, mit den größeren aber steigt er an's Land und ist so jagdlustig, daß er mehr fängt und würgt, als er fressen kann.
Der Otter bewohnt Höhlen in hohen Ufern am Wasserspiegel, die auch wie beim Biber Burgen heißen, und weiß auf seinen Raubzügen überall dergleichen zu finden. Dieses eben nicht anmuthig erscheinende Thier zeigt sich in seiner Jugend von höchst graziösen Bewegungen im Wasser, und es war ein anziehendes Schauspiel, welches der berühmte Zoological Garden in London im Jahr 1851 darbot, dort das zierliche Spielen mehrerer junger Otter zu Wasser und zu Land zu beobachten. Es ging dieses stundenlang fort. Man kann junge Otter auch zähmen und zum Fischfang abrichten. Ein gewisser Collins, erzählt Bingley, der in Northumberland lebte, hatte einen zahmen Fischotter, der ihm überall nachfolgte und auf's Commando Fische fing und apportirte. Ein Jacob Campell besaß einen, der zuweilen in einem Tage acht bis zehn Lachse aus dem Wasser holte. Sie können auch an Hunde gewöhnt werden, und Winkell spricht von einem Otter, dessen liebster Spielkamerad ein ziemlich starker Dachshund war. Der Otter sprang ihm gerne auf den Rücken und ritt auf dem geduldigen Hund umher, sie balgten sich auch oft scherzend und dann kickerte der Otter, während er sonst dem Hund auch mit öfterem Pfeifen zurief.
Es ist merkwürdig, daß ein gezähmter Otter das Fischfressen gänzlich verlernen kann und die gewöhnlichen menschlichen Speisen anderer Art annimmt.
Der größte Feind des Otters ist der Schnee, der weiße Leithund, wie ihn ein alter Spruch nennt, denn, besonders als Neu, wird er der Verräther seiner Wandergänge; er bezeichnet die Plätze, wo der Otter am Wasser aus- und einsteigt, und giebt dem Jäger Mittel und Vortheil, Eisen zu legen und im Mondschein auf dem Anstand zu schießen. Eine öfters anwendbare Art, den in einen Bach eingespürten Otter zu bekommen, ist folgende. Man schlägt in einiger Entfernung von den Stellen, wo Uferhöhlen den Aufenthalt des Otters andeuten, auf der Zuflußseite einen Rechen, eng genug, daß der Otter nicht durchkann und sperrt den Bach auf der Abflußseite mit einem Damm von Erde. Wenn nun das Wasser steigt und die Uferhöhlen füllt, muß der Otter zum Athemholen auftauchen und wird von den angestellten Schützen geschossen. Ich kam einmal so bei einer Otterjagd zu Schuß, die ich in Dittramszell bei Tölz zu machen Gelegenheit hatte. Die Otter besuchen von der Isar aus gerne die dortigen Forellenweiher. Es war Ende Oktober und wurde ein Otter auf dem frischgefallenen Schnee in einen schmalen, zum Theil unterirdisch fließenden Bach hineingespürt. Nachdem Rechen und Damm geschlagen waren, paßte ich an einer freien Stelle, und der Jäger sagte mir, der Otter werde wie ein schwarzer Wurm vorbeikommen. Man stieß mit Stangen in die Uferhöhlen und ließ auch einen Hund hinein. Der Otter kam aber nicht, obwohl er an andern freien Stellen öfters auftauchte, bis ich nach längerem Passen mehrere Schritte vom Bache entfernt den mosigen Grund sich bewegen und heben sah. Der Otter schien sich da herausgraben zu wollen, daher ich mich hinschlich und mit dem Gewehr im Anschlag das Erscheinen desselben erwartete. Es dauerte auch nicht lange, so sah ich das kleine falsche Auge aus dem Grund heraufblitzen und schoß ohne Zaudern drauf. Das aufquellende Wasser färbte sich roth und aus einer Tiefe von etwa 3 Fuß wurde ein alter Otter herausgezogen. Es war eine Fehin. Der Hund fing indessen zwei junge Otter, ein Beweis, wie man ähnliche hat, daß die Otter nicht bloß im Februar ranzen, da die Fehin, das Weibchen, nur neun Wochen tragend geht.
Man hetzte vormals die Otter auch aus ihren Burgen in ein Sacknetz, welches den Bach absperrte. Sie wurden dann im Sack oder auch beim Vorbeischwimmen mit einer dreizackigen Gabel gestochen. Ebenso fing man die Biber, deren Bau auf dem Land man aufwühlte und Hunde hineinließ.
In den bayrischen Flüssen sind die Otter ziemlich verbreitet,Im Jahre 1857 sind sogar wegen bedenklicher Vermehrung der Fischotter die Distriktspolizeibehörden angewiesen worden, Maßregelu zur Beseitigung solchen Uebelstandes zu ergreifen. besonders am Lech, an der Amber, Loisach, Isar, in den Revieren Schongau, Weilheim, Tölz, München, Freising, Rosenheim; in Mittelfranken an der Rednitz, Pegnitz, Wöhrnitz, Rezat &c.; in Unterfranken am Main; in Oberfranken im Forstamt Horlach, Bayreuth und Wunsiedel.
Unsere Otter liefern das Pelzwerk für die sogenannten Otterhauben, die von den Weibern auf dem Land um München, Starnberg, Landshut &c. getragen werden, doch verwendet man gegenwärtig meistens ausländische, besonders amerikanische Otterbälge dazu, weil diese schöner sind und weil »d'Leut allwei' hoackler wern,« wie mir ein Kürschner sagte.
Von den andern erwähnten Mustelen ist wenig Erhebliches zu sagen. Sie rauben zu Land wie der Otter zu Wasser, und wie bei diesem ist ein Neu wegen des Abspürens dem Jäger der willkommenste Helfer.
Der Edelmarder oder Baummarder (Mustela martes,) der sich durch seine schön orangefarbene Kehle leicht von dem weißkehligen Stein- oder Hausmarder (Mustela foina) unterscheidet, ist nicht nur seltener als dieser, sondern auch schwerer zu finden, da er in Wäldern in hohlen Bäumen, Raubvögel-Horsten und dergleichen haust, während der letztere, die Plage der Bauern, denen er Hühner, Tauben, Enten &c. stiehlt, in Scheunen und Ställen unter altem Gerümpel der Dachböden seinen Aufenthalt hat. Der Blechbeschlag des Tragbalkens der freistehenden sogenannten Taubenkobel hat den Zweck, dem Steinmarder das Hinaufklettern zu verleiden, denn darin ist er wie der Edelmarder sehr flink, wie auch beide 30 und 40 Fuß hoch frei auf den Boden springen können, ohne Schaden zu nehmen. Beide sind kleine Tiger an Blutgierigkeit und würgen nicht nur um ihrer Nahrung willen, sondern auch zu grausamer Unterhaltung, daher Hohberg sagt, daß der Name Marder gleichsam einen Mörder bedeute. Wie der Hausmarder mit den zahmen Hühnern und Enten wirthschaftet, so treibt es der Edelmarder mit den Waldhühnern und mit den Wildenten &c. Beide saugen die Eier aus und der Edelmarder jagt auch gern auf ein Eichhörnchen oder packt einen jungen Hasen und ist ein Liebhaber des Honigs. Die Vögel beschleichen sie im Schlaf. – In der Schweiz besteht eine poetische Sage, wie eine Hausfrau ihre Hühner vor dem Marder und Fuchs schützen soll. Sie muß beim Schlafengehen die Sterne grüßen. – Man fängt die Marder mit den sogenannten Marderfallen, d. i. mit einem Schlagbaum, auch mit Eisen, außerdem wird der Hausmarder mit großem Lärmen und mit Hülfe der Hunde aus seinen Schlupfwinkeln getrieben und von angestellten Schützen geschossen, der Edelmarder aber, wenn man ihn auf einen Baum gespürt hat, mit Schlagen an den Stamm und Stoßen in die hohlen Theile in's Freie gejagt oder auch durch Ausdampfen mit einem stark rauchenden Feuer. Fährt er dann heraus und wird gefehlt, und ist ein Hund dran, so baumt er oft mit großer Schnelligkeit von einem Baum zum andern; kann er sich aber mit einem dicken Aste decken, so hält er auch wohl aus. Der Balg bezahlt die Mühe und ist gegenwärtig auf 8 fl. im Preis gestiegen, während er sonst die Hälfte kostete. Der Balg des Steinmarders gilt jetzt 6 fl., sonst 2 fl. 42 kr.
Ein weiterer Verwandter des Mardergeschlechts ist der Iltiß (Mustela Putroius, Elthier, Illing), der sich durch einen widerlichen Gestank kennzeichnet (eine Art von Moschusgeruch ist auch dem Marder eigen). Der Iltiß lebt wie der Steinmarder in alten Mauern und Gerinnen, Holzhaufen &c., im Sommer mehr draußen, im Winter nahe bei den Häusern. Er bleibt lieber auf dem Boden als er klettert, obwohl er dieses auch kann, und raubt wie die andern, doch auf einmal meistens nur ein Stück, liebt besonders junge Hasen und Kaninchen, speist aber auch Fische, Ratten, Mäuse und dergleichen.
Die kleinste Species der Mustelen ist das Wiesel, aber nur dem Körper nach, denn an Bosheit und Verwegenheit ist dieses spannlange Wesen fast größer als die andern und greift den Hasen an, der im Verhältniß ein Elephant dagegen. Man kann oft sehen, wie ein Wiesel einen solchen hetzt und herumjagt und wie er selber verwundert nach dem kleinen Feind schaut, ohne es jedoch mit ihm aufnehmen zu wollen. Besonders aber stellt das Wiesel den Vögeln und Eiern nach und man schießt natürlich die kleine Creatur wo man kann. Es kommen zwei Arten bei uns vor: Mustela vulgaris, das kleinere, und Mustela erminea, das seltnere größere Wiesel, welches im Winterkleide ganz weiß ist; ich habe es so schon Ende Oktober im Gebirg und zwar auf der höchsten Schneide des Grametsberges in der Riß gesehen.Auch das kleinere Wiesel kommt im Winter zuweilen weiß vor, hat aber nicht die schwarze Endspitze der Ruthe wie das große, welches den bekannten Hermelin liefert. Der Name Härmlin und Härmel kommt auch in der Gegend am obern Inn vor.
Die Bosheit des Wiesels, seine schlanke kurzbeinige Gestalt, das Sichaufrichten wenn es neugierig lauscht, das Springen und plötzliche Verschwinden in einem Reiserbüschel, hohlen Baum und dergleichen haben mancherlei Sagen von ihm veranlaßt, und während seine weit größeren Verwandten keinen Platz in der Geschichte aufzuweisen haben, erzählt Aelianus aus Präneste bei Rom (221 n. Chr.), daß die Aegypter und die Thebäer das Wiesel (γαλη) verehren und sagen, daß es die Amme oder vielmehr die Hebamme bei der Geburt des Herkules gewesen, denn es habe durch sein Vorbeilaufen »die Banden der Wehen« der gebärenden Alkmene gelöst. »Daß das Landwiesel ein Mensch war,« sagt er weiter, »habe ich gehört, auch daß es eine Gauklerin und Zauberin und gewaltig zügellos war,« und der Zorn der Hekate hat die Verwandlung zum Wiesel verhängt.Panzer Bayerische Sagen, II. 360. – Als bekannt führt er an, daß die Wiesel die hinterlistigsten Thiere seyen und den Leichen der Menschen nachstellen und ihnen die Augen ausreißen und ausschlürfen.
Das Anhauchen eines Wiesels oder Anpfeifen wie man es nennt, ist nach dem Glauben unseres Landvolks gefährlich und bringt Geschwülste hervor, in Tyrol wird dagegen ein Wieselbalg als ein kräftiges Amulet angesehen und eine angeblasene Geschwulst damit bestrichen vergeht sehr bald. Im bayrischen Unterland heißt das Wiesel auch Müemelein, ein Name, der nach Panzer an geisterhafte weibliche Wesen, die Mumen, erinnert, von denen gesagt wurde, daß sie die Häuser besuchen, aus unbedeckten Gefäßen essen und trinken und diese immer wieder füllen. Fänden sie aber die Gefäße bedeckt, so stünde dem Haus Unglück bevor.
In Tyrol wird von dem kleinen Thier noch mehr erzählt. So heißt es, daß die Wiesel giftige Schlangen mittelst der Raute bekämpfen, welche sie im Rachen verbergen; Aehnliches findet sich bei Aelianus. Es heißt ferner: wer einem lebenden Wiesel das Herz ausreißt und dasselbe noch zuckend ißt, kann in die Zukunft schauen. Den Fuß eines Wiesels zu Rosen- und Senfkörnern gethan und in ein Fischernetz gehängt, lockt die Fische von weitem zusammen, so daß man sie mit Händen fangen kann &c.v. Alpenburg a. a. O.
Im Kanton Glarus herrscht bei alten Jägern der Glaube, es sey gefährlich, im Gebirg auf ein Hermelin zu schießen. Ein Jäger von Matt, obwohl von seinem Vater gewarnt, konnte es doch nicht lassen, als er auf der Höhe des Gulderstocks ein Hermelin erblickte, darauf zu schießen. Da zersprang die Flinte, und in kurzer Zeit war der Jäger von einer Menge von Hermelinen umgeben und machte sich eiligst davon.Th. Vernaleken, Alpensagen.
Der Hermelin gilt als ein besonders reinliches Thier, daher P. Abraham a St. Clara sagt: »Es soll ein Geistlicher seyn wie das schneeweiße Thierl Armelin, welches sich ehender laßt umbringen als mit Koth oder Unflat sich besudlen; derentwegen ihme der Poet dieses Lob schenket: Potius mori, quam foedari.«