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Ich hörte einmal einen Jäger sagen, es wäre nicht lustig, wenn's keine »Wilderer« mehr gebe. Es ist etwas daran; muß es aber solche geben, so scheint mir doch, daß die Arbeit um einen Luchs, Bären oder Wolf, die gewiß unter die ärgsten Wilderer gehören, lustiger wäre, als um einen andern dieses Gelichters. Und in der That haben sich die Jäger auch immer freudig mit dergleichen Würgern geplagt und namentlich mit dem Luchs, diesem nahen Verwandten des Leopards und Panthers. Der Charakter dieser grimmigen Katzen ist allgemein ganz derselbe, ihr Schleichen, ihr Lauern, der tückische Angriff mit plötzlichem Sprung aus irgend einem Versteck und die Blutgier. Gegenüber dem Menschen ist aber der Luchs scheu, und nur wenn er gefangen, ist er gefährlich. Diejenigen, welche lebende Luchse im SchlageisenDiese Eisen, aus zwei gezähnten zusammenschlagenden Bogen bestehend, wurden in Tegernsee durch Reiben mit Laatschen verwittert. getroffen haben, sind oft Zeugen ihrer Wildheit gewesen, besonders wenn das Eisen nur eine Vorderbrante gefaßt hatte. Kam der Jäger dazu, so zog der Luchs rückwärts kriechend das Eisen, welches immer mit einer Kette an einer starken Baum oder Laatschenwurzel befestigt ist, mit sich, so weit er konnte, und richtete seine wüthenden Blicke, dabei furchtbar grinsend, auf den Herannahenden. Glaubte er dann den Feind erhaschen zu können, so versuchte er es, wenn er dessen noch fähig, mit einem so gewaltigen Satz, daß es gräulich zu schauen war. Meistens hatten sie sich die Krallen an den freien Branten von der gewaltigen Anstrengung, sich zu befreien, ausgerissen und die Fänge (Zähne) gebrochen. Und dennoch hat der Jäger G. Mair vom Oberwinkel einige gefangene Luchse lebend aus dem Eisen gelöst und geknebelt im Rucksack nach Tegernsee getragen. Er führte es in der Art aus, daß er eine gefällte junge Tannenstange über dem Luchs unter die Baumwurzel steckte, die das Eisen hielt, den Luchs dann damit auf den Boden niederdrückte, und indem er sich auf die Stange legte, gegen ihn hinrutschte. Dann fing er die Branten mit Strickschlingen und befestigte ihm einen Knebel in den Nacken. Ein so geknebelter Luchs wurde einmal bis München getragen, wo ihn König Maximilian I. besah. Unterwegs war er mit Kalbsblut gespeist worden. Diesen Luchs erschoß dann der damalige Hofmarschall Marquis v. Montperny in einem Gewölb der Hofküche. Der Luchs liefert einen sehr guten Braten, feiner als Rehwild, und beim Congreß zu Wien 1814 kamen öfters Luchsbraten auf die Fürstentafel. Schon 1578 galt der Luchs in Hessen als eine Delikatesse. Graf Georg Ernst von Henneberg schickte damals 2 »Luxinen« nach Kassel »als thun wir E. L. – schreibt er an Landgraf Wilhelm – dieselbigen wohlverwahrt und in dem Verhoffen, daß sie E. L. nach Gelegenheit dieser noch währenden Winterszeit frisch zugebracht werden können, überschicken, freundlich bittend, E. L. wolle solches für lieb und gut annehmen, und deroselben neben Ihrer Gemahlin und junger Herrschaft in Fröhlichkeit und guter Gesundheit genießen und ihr wohl schmecken lassen.« (Landau.)
1819 wurde nach Ettal Auftrag gegeben, einen Luchs zu fangen, da dessen Wildpret dem König als ein Mittel gegen den Schwindel dienen sollte.
Manchmal geschah es, daß ein nur leicht gefangener Luchs sich losriß oder losbiß, und der genannte Jäger Mair hat einen solchen geschossen, dessen Spur auf dem Schnee vom Eisen weg zeigte, daß er nur drei Brante gebrauchen konnte. Er ließ den Hund auf die Fährte und bald fing dieser zu jagen an. Die Jagd ging bergab, als plötzlich der lauschende Jäger ziemlich nahe den Schnee von den Laatschen und Tannenbüschen fallen sah und dann der Luchs aus diesen hervorkam. Der Hund hatte ein Stück Wild angetroffen und dieses gejagt, der Lärm hatte aber auch den Luchs aus seinem Versteck aufgeriegelt. Wenn man nicht ohne Regungen des Beneidens die silbergefaßten Luchskrallen »Luchskräul«Diese »Luchskräul« gelten als ein Mittel gegen das Beschrei'n oder Vermeinen (Verzaubern oder durch irgend eine Rede, auch durch Loben einem ein Uebel anzaubern). Man umcirkelt auch damit die sog. Zitterachen (trockene Hautflechte). daß sie schneller heilen, und gebraucht sie bei Pferden, denen sich ein Fell über das Auge gebildet, zum »reissen«. Sie galten auch als ein Mittel gegen den Krampf &c. sieht, welche die Gebirgsjäger tragen, so würde doch manchem die Jagdlust bald gekühlt seyn, müßte er im Winter, wo die beste Fangzeit, viele Stunden weit mit Schneereifen in die Berge steigen, um nach den Eisen zu sehen, und müßte er sich einer so erschöpfenden Anstrengung vielmals unterziehen, ohne den rothfleckigen Balg zu erblicken, denn ein paarmal umsonst gehen, ließe sich freilich jeder gefallen.
Man hat oft behauptet, daß die Luchse auch in Gesellschaft jagen oder kleine Treibjagen halten, wobei einer gleichsam auf dem Wechsel ansteht. Forstrath von Schenk hat einen Fall am Sulfersteingehäng durch Abspüren auf dem Schnee beobachtet, der deutlich schließen ließ, daß dem so sei. Es hatten drei Luchse ein Reh gerissen und man konnte sehen, daß einer auf dem Wechsel gelauert, die andern im Bogen gegen diesen gejagt hatten.
Daß mehrere Luchse in der Art zum Jagen ausziehen, daß einer in die Fährte des andern tritt, bis sie Wind von einem Wild haben, daß sie sich dann trennen und in Bogen wieder auf einem Punkt vereinigen, daß ferner immer nur einer von dem gerissenen Stück frißt und die andern warten, bis er satt ist und so der Reihe nach, wie Dr. Groß (zehnter Bericht des naturhist. Vereins in Augsburg) berichtet, wird von Tegernseer Jägern widersprochen. Daß der Luchs aufbaume und durch Herabspringen fange, ist in Tegernsee auch nie beobachtet worden, sondern nur, daß er auf einem Stock oder Stein an einem Wechsel sitzend lauere oder birsche. Ereilt er sein Stück nicht in 4 bis 5 Sprüngen, so verfolgt er es nicht weiter und unterscheidet sich dadurch wesentlich vom Wolf. In Tegernsee waren die Wechsel der Luchse immer auf den Schneiden der Berge.
Im bayrischen Wald ist das Aufbaumen der Luchse öfters vorgekommen. Pfarrer Jäckl giebt darüber Mittheilungen, die keinen Zweifel lassen. G. Forster zu Zwisler-Waldhaus machte mit einigen Schützen zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts Jagd auf einen Luchs, den sie bis zur Seewand am großen Arbersee verfolgten. »Hier fanden wir,« sagt ein Augenzeuge, »den Luchs auf einer Fichte, gegen zwei Sägblöcher hoch auf einem starken Aste liegend, jeden Gang der Schützen mit dem Kopfe verfolgend. Auf den Schuß des Försters (Forster), welcher traf, aber nicht tödtete, kam der Luchs, sich von Ast zu Ast herablassend, auf den Boden hernieder, wo er noch die drei Jagdhunde, welche die Schützen bei sich hatten, fassen wollte, aber sogleich von den umstehenden Jägern mit den Gewehrkolben und Schneereifen völlig erstoßen wurde.« Ebenso erzählt der ehemalige königl. Revierförster Fr. Meisinger zu Finsterau: »Im Jahre 1802 ging ich in den Walddistrikt Langruck auf eine Marderjagd, spürte aber drei Luchse. Ich ließ sogleich meinen Jagdhund drauf, der nicht lange jagte, indem einer der Luchse aufbäumte. Ich eilte dem Standlaut zu und schoß fünfmal auf das Thier hinauf, welches angeschossen immer höher und höher bis zu dem Gipfel des Baumes stieg, wo sich der schwer Verwundete unbeweglich gedrückt hatte. Weil mir die Schrote ausgegangen waren, begab ich mich um Hilfe nach Scheuereck zu dem Holzhauer Hopfinger und seinen Söhnen, welche mir den Baum fällten und den Luchs, der nicht mehr weiter konnte, mit der Hacke erschlugen.« Der Luchs wog gegen 50 Pfund. Derselbe erzählt: »In den Jahren 1803 und 1804 erlegte ich weitere 3 Luchse. Bei einem Revierbegang kam ich in dem Distrikte Steinfleckberg auf eine Luchsspur, ließ sogleich meinen Hund drauf und schoß den Luchs, der nach kurzem Jagen aufgebaumt hatte, auf Einen Schuß herunter. Er wog 55 Pfund.« Einen andern von 60 Pfund schoß er auf einem Wechsel beim Jagen seiner Hunde, und wieder einen von einem Baum, wo ihn die Hunde verbellten.
In den früheren Zeiten wurden die Luchse fast überall in Bayern angetroffen,In Sachsen kamen im 17. Jahrhundert Luchse vor. In den Jagdlisten der Churfürsten Johann Georg I. und Johann Georg II. sind in 69 Jahren 408 Luchse verzeichnet. In Würtemberg wurde der letzte 1770 erlegt. doch die meisten im oberbayrischen Gebirg, im Fichtelgebirg und am Böhmerwald hin. Das Vorkommen war aber zeitweise sehr verschieden. Es kommt z. B. in den Rechnungen des Klosters Tegernsee von 1568–1580,Um 1591 schickte der Herzog Wilhelm V. eine »Luxin« an den Landgraf Wilhelm von Hessen und wollte auch einen Luchs folgen lassen, wenn es der Landgraf wünsche, doch dankte dieser, denn das würden in seinem Thiergarten doch böse Gäste seyn. Landau. also in 13 Jahren kein Luchs vor, zweihundert Jahre später aber finden sich in derselben Zahl von Jahren 39 Luchse verzeichnet, und von 1734–1786, wobei die Rechnungen von 8 Jahren fehlen, also in 44 Jahren wurden 109 Luchse erlegt und gefangen. Man sieht auch aus den Rechnungen, die leider für das 17. Jahrhundert fehlen, daß die Zahl der Luchse im vorigen Jahrhundert wachsend zugenommen hat, denn zu Anfang desselben kommen verhältnißmäßig weniger vor als später. Aus den weiteren Wildverzeichnissen geht das seltsame Resultat hervor, daß der Rehstand unter der Luchsherrschaft zugenommen, das Edelwild aber abgenommen habe, und auch die Gemsen nicht aufkommen konnten, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
1568–1580 | 1768–1782 | (Zwei Jahresrechnungen fehlen.) | |
---|---|---|---|
Hirsch | 159 | 83 | |
Thier | 282 | 56 | |
Reh | 48 | 575 | |
Schwein | 13 | – | |
Gems | 16 | 29 | |
Bär | 2 | – | |
Luchs | – | 39 |
Es ist dieses Verhältniß wohl in sehr verschiedenartigen Ursachen begründet, der Rehstand aber scheint durch den Umstand erklärlich, daß die Luchse vorzüglich die Gebirgsschneiden begehen, wo sich die Rehe weniger aufhalten, als an den untern Gehängen. Da oben aber haben sie Gemsen und Wildpret, Schmalthiere und Kälber gerissen oder versprengt. Die meisten Luchse wurden an der Roßsteinwand gefangen, dann auf dem Osterberg, Peissenberg, Scharlingmoos, Röthenstein, Hirschberg &c.
Das Jägerrecht für einen Luchs war in Tegernsee 1606 höher gestellt als das für einen Bären, es war nämlich 1 fl. 30 kr., während für den Bären nur 40 kr. angesetzt sind. Die Jäger dursten mit erlegten Luchsen und Bären, um sie zu zeigen, in der Gegend herumziehen und sich Trinkgelder sammeln. Von den Bären trugen sie gewöhnlich die Köpfe zur Schau herum. 1752 war das Jägerrecht für Luchs, Bär und Wolf gleich und zu 2 fl. bestimmt. 1812 war es 4 fl. und als König Maximilian I. die Gebirgsjagden in besonderen Schutz nahm, wurde das Schußgeld für einen Luchs auf 75 fl. erhöht, welche bedeutende Summe, die oft ausbezahlt werden mußte, 1826 auf 25 fl. reducirt worden ist.
1820–1821 sind im Ettaler-Gebirg 17 Luchse geschossen und gefangen worden, in den 30ger Jahren mehrere in Berchtesgaden, vorzüglich im Wimbachthal, dann bei Reichenhall, Ruepolding und Marquartstein.
1826 wurden in der Riß 5 Luchse gefangen und bis 1831 in Altlach, Urfeld, Wallersee und um Benediktbeuern noch 6 Luchse. In den Rechnungen des Klosters zu Benediktbeuern findet sich auch der seltene Fall erwähnt, daß der Revierjäger Wolfgang Heiß von Urfeld in der Nähe der Jocheralm 2 Luchse, einen alten und einen jungen, auf einen Schuß erlegt habe.
1829–1830 wurden im Forstamt Partenkirch im Revier Garmisch und bei Greinau 3, in Eschenloch 5, in der Vorderriß 5 Luchse gefangen. Sie wurden zum Theil auch auf Treibjagen geschossen.
Es würde zu weit führen, wollte ich alle Luchse angeben, die in den Jagdverzeichnissen vorkommen, ich will nur noch erwähnen, daß ein Hauptwohnplatz derselben das Allgäu war, und namentlich auf dem Grindten wurden viele gefangen. Zwei Jäger dort, Vater und Sohn, Georg und Kaspar Agerer, fingen von 1790–1838 in 48 Jahren 30 Luchse, die meisten in Tellereisen, nur 2 oder 3 erlegten sie auf der Birsche oder auf dem Anstand; dem noch lebenden Kaspar Agerer kam 1820 auf den Reheruf eine Luchsin mit drei Jungen, sie bekamen aber Wind, und Agerer verwundete die Alte mit einem Kugelschuß am Bug. Nach mehrstündigem Suchen gewahrte er sie mit dem Fernrohr unter einer einzeln stehenden Fichte und sah die jungen Luchse miteinander scherzen, während die Alte daneben liegend, ihre Wunde leckte. Mit vorsichtigem Birschen kam er ihnen bis auf 30 bis 40 Schritte nahe, als er aber schießen wollte, versagte sein Steinfeuergewehr, die Luchse gingen flüchtig bergab, und wurden nicht weiter gesehen oder gespürt. Es war an der Tyroler-Gränze, über die sie wahrscheinlich weiter wechselten. Derselbe Jäger fing 1838 den letzten Luchs im Rottenschwanger Thal, welcher 49 Pfund wog.
Ein Reisender, der über das Allgäu berichtet,Neue Münchner Zeitung. 1854. 133 Beil. hat 1840 zu Hindelang noch einen erlegten Luchs zur Schau herumtragen sehen. Demselben wurde auch ein Fall erzählt, wo ein Luchs in einen Ziegenstall zu kommen suchte, indem er die Einfassungswand untergrub. Als er aber drinn mit dem Kopf hervorkam, gab ihm ein die Gefahr merkender Bock so nachdrückliche Stöße, daß er ihn todt hinstreckte.
Im Winter 1850 hat man noch auf der Zipfelsalpe 2 Luchse gespürt, sie gingen aber in die gelegten Eisen nicht ein und wechselten nach einiger Zeit nach Tyrol, wo sie hergekommen waren, zurück.
Im bayrischen Wald sind die Luchse um 1846 nicht mehr bekannt gewesen, im Fichtelgebirg wurde 1774 der letzte im Steinwald geschossen.
In der Oberpfalz wurde 1817 ein gewaltiger Luchs bei Winklarn geschossen, er wog 65 Pfund. Wie sie aber dort im 17. Jahrhundert zahlreich genug waren, zeigen die Rechnungen des mehrgenannten ehemaligen Forstamts Rötz.
Es wurden von 1646–1692, wo von 13 Jahren keine Aufschreibungen vorhanden, also in 33 Jahren 60 Luchse geschossen und gefangen.
Von einer Zähmung des Luchses ist meines Wissens unter den Jägern der Neuzeit nichts bekannt. Kaiser Friedrich II. erwähnt aber, daß außer den Hunden auch Leoparden und Luchse zur Jagd dienen.
Vom Leopard (Jagdleopard felis jubata) sind mehrere bestätigende Angaben vorhanden; so jagte zu Anfang des 14. Jahrhunderts Galeazo Visconti mit Leoparden in der Nähe von Mailand auf Hasen. Die Jagd begann damit, daß diese durch kleine Hunde aufgetrieben und dann durch drei bis vier abgerichtete Leoparden, welche die Jäger hinter sich auf den Pferden mitführten, gefangen wurden. Ebenso jagten Karl VIII. und Ludwig XII. von Frankreich (1510). Auch Kaiser Leopold I. († 1705) jagte mit zahmen Leoparden, die ihm der türkische Kaiser geschenkt hatte. Sie fingen wie Windhunde Hasen und Rehe. Da ein Leopard so abzurichten war, mochte es wohl mit einem Luchs auch manchmal gelungen seyn.
Wenn es, trotz des daraus entspringenden Nutzens für den Wildstand, doch nicht erfreulich ist, ein so schönes Raubthier wie der Luchs ganz verschwinden zu sehen, so ist gewiß beklagenswerth, daß auch die Erinnerungen daran allmählig durch Gleichgiltigkeit und Gewinnsucht verloren gehen. Luchsköpfe waren sonst eine Zierde der Jägerhäuser im Gebirg, und besteht noch ein solches mit 15 Stück zu Hindelang (das Haus des Forstwarts Kaspar Agerer) das schönste aber, welches ich gesehen habe, war das vormals am Winn genannte bei Kreut. Auf der von der Zeit gebräunten »Laabn« zeigten unter dem Vorsprung des Daches einige 60 Luchsköpfe ihre gräulichen Gesichter und war daneben ein gewaltiger Bärenkopf befestiget. Ich sah das Haus zum erstenmale in einer mondhellen Nacht, als ich mit dem dort wohnenden Forstwart Sollacher von einer Jagd zurückkehrte. Wie war es malerisch, und welche anziehende Jagdstimmung erweckte es! Jetzt ist nichts mehr davon zu sehen, einige wenige dieser Köpfe (eigentlich Kopfbälge mit dem Gebiß) sind von einem Bauer beim Marmorbruch erworben, die übrigen verschleudert worden. Mit gar vielen andern Dingen geht es ebenso, und hat der oft geäußerte Spruch wohl seine Geltung:
»Besser kann's werden, schöner wirds nicht.«
Wie sich der Wolf zum Fuchs verhält, so verhält sich der Luchs zur Wildkatze (Felis catus). Dieses scheue Thier mit seinen falschen funkelnden Lichtern ist eine der boshaftesten Bestien, die man in einem Jagdgehege finden kann, und macht es im Verhältniß seiner Größe dem Luchs ganz gleich. Kein Vogel, kein Hase oder Rehkitz ist vor der Wildkatze sicher, sie probirt es sogar, ein Wildkalb zu würgen, und dazu das lautlose Schleichen und Birschen und die blitzschnellen Sprünge und das Lauern in ebenem Grunde wie vom Baum, daß sich wohl ein Fuchs über die mancherlei Bevorzugung ärgern mag, die ihr zu Theil geworden, wenn er gerade Gelegenheit hat, zuzusehen. Und wird sie beim Jagen in die Enge getrieben, oder wenn sie angeschossen, so rauft sie in unbändiger Wuth mit den Hunden oder fällt auch den Jäger an und verwundet mit gefährlichem Beißen und Reißen. Hohberg erzählt sogar einen Fall, wo eine Wildkatze, die sich mit seinem Hund verbissen, und die er mit dem Degen durchstochen, sich »also durchstochener mit so großer Furi« an der Klinge nach seiner Hand emporschwang, daß er den Degen loslassen mußte.
Die Wildkatze ist bedeutend größer als die Hauskatze, und erreicht eine Länge bis über 2½ Fuß und im Gewicht bis zu 19 und 22 Pfund. Die Ruthe ist bis an's Ende gleich dick und an diesem immer von schwarzer Farbe. Die Wildkatze haust in hohlen Bäumen und Felsenhöhlen oder in verlassenen Fuchs- und Dachsbauen, aus denen sie gehetzt, seltener gegraben wird. Beim Treiben schleicht sie meistens auf dem Fuchsriegel daher oder wird, wenn sie vor den verfolgenden Hunden aufbaumt, vom Baum geschossen. Dieses kommt aber gewöhnlich nur vor, wenn sie angeschossen ist.
Von der Wildkatze stammt die zahme nützliche Hauskatze, welche im 11. und 12. Jahrhundert in Europa noch eine Seltenheit war und in hohem Preise stand. Dessen ohngeachtet, meint Winkell, kann der Waidmann dieß so dankbar nicht erkennen, daß er den Stammältern zu irgend einer Zeit das Leben fristen sollte. Die cultivirten Katzen verläugnen auch noch gegenwärtig ihre Abstammung nicht, denn sie ziehen gar gern zum Jagen aus, und bedürfte es eines Beweises, so kann angeführt werden, daß um Wien in einem Jahre (1854) nicht weniger als 1323 solcher heimtückischer Hausmizzln in den Jagdgehegen ertappt und verdientermaßen erschossen worden sind.
Die Wildkatze kommt in Bayern, jedoch nur in einigen Gegenden und ziemlich selten vor. In den Alpen ist ihr Vorkommen fast zweifelhaft, obwohl in Tegernsee 1606 dafür 1 fl. Schußgeld erwähnt ist und ebenso 1750. Ich habe sie aber in den betreffenden Verrechnungen von 1734–1786 nur einmal angeführt gefunden. Auch in dem angränzenden Flachland kommt sie nur vereinzelt vor, ebenso im Fichtelgebirg und bayrischen Wald, dagegen wird sie angetroffen in den Waldungen um Bamberg, Vilseck, Burglengenfeld, im Hienheimer-Forst bei Kelheim, bei Bach im Fürstl. Taxis'schen Herrschaftsgericht Wörth, bei Pyrbaum, Kastell und Beilngries. Ihr Hauptwohnsitz ist nach Jäckel Mittelfranken, besonders im Forstamte Rothenburg an der Tauber kommt sie vor, im Burgbernheimer-Wald, im Eichstädt'schen und Ansbach'schen. Sie wird auch angetroffen im Guttenberger-Wald bei Würzburg, im Gramschatzer-Wald, im Spessart und in der Rhön. In der Rheinpfalz soll es mehr davon geben.
Von andern bekannten Wohnplätzen dieses Raubthiers verdient der Strich zwischen Freiburg und Offenburg von den Gehängen des Schwarzwalds bis an den Rhein eine besondere Erwähnung. Nach einer verlässigen Mittheilung hat im heurigen Winter (1858) dort ein Jäger nicht weniger als 28 Wildkatzen geschossen.