Franz von Kobell
Wildanger
Franz von Kobell

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Der Fuchs.

Dem Rehbock folgt als ein fast äquivalentes Stück der niedern Jagd, der weltbekannte und berüchtigte Fuchs (Canis Vulpes). Die Freude, diesen listigen Schelm zu erlegen, ist für viele Jäger noch größer als die, einen guten Bock zu fällen. Hat er doch jeden Waidmann oft genug geärgert und erbost gemacht.

»Herr! ich könnte die Drangsal, die mir der Bube bereitet
Nicht mit eilenden Worten in vielen Wochen erzählen.
Würde die Leinwand von Gent, so viel auch ihrer gemacht wird,
Alle zu Pergament, sie faßte die Streiche nicht alle.«
(Reinecke Fuchs.)

Da soll man seiner Ränke wegen aufpassen wie ein Haftenmacher, da soll man die Augen im Kopf haben, wie eine Schnepfe, um links und rechts auf sein Erscheinen zu lauern, denn er wählt gerne den engsten Gang durch's Dickicht, wo man geradeaus gar nichts sehen kann, da muß man oft das Gewehr an den Backen werfen und losdrücken zugleich, sonst ist's mit dem Schießen vorbei. Vergebens liegen manche Schützen schon beim ersten Treiberruf im Feuer und zielen in die Lücke, die er, wie sie meinen, passiren muß, entweder er passirt sie doch, und ist sie etwas eng wie gewöhnlich, so rupft ihm der Schuß meistens nur die Blume der Ruthe, oder er kommt wo anders und schlägt bei der kleinsten Wendung des Schützen um und verschwindet.

Er hat ein solches Talent, sich zu schirmen, daß er beim Umschlagen selbst im lichten Holz meistens entrinnt, indem er die ihn möglicher Weise deckenden Bäume meisterhaft zu benützen versteht. Oft scheint er gar harmlos und vertraut daherzutraben, man meint, er denke an nichts, es ist noch kein Treiber laut, kein Hund los, man fährt möglichst langsam mit der Flinte auf, er merkts und weg ist er. Bald kommt er lange vor dem Treiben, wo der Waidmann die kurze Frist der Ruhe zu einigem Imbiß verwendet, bald fährt er wie ein Pfeil aus den Büschen, wenn die Treiber schon an den Schützen sind. Da man noch mit Steinfeuer schoß, sprang er oft aus dem Schuß, ehe das abbrennende Zündkraut die Pulverkammer erreichte, bei den Kapseln geht das nicht mehr so leicht, obwohl Manche behaupten, daß er es noch thue, gleichsam instinktartig vorauswissend, wenn es knallen werde. Es hilft auch kein Anzug, der ihm den Jäger unkenntlich machen könnte, wenn er diesen einmal verdächtig anschaut, und trüge einer selbst ein Kleid von Tannenrinde oder von wahrhaftigem Buchenlaub, so nützt's nicht viel, denn man sagt, er kenne die Augen und ihren Glanz auf den ersten Blick; es haben deshalb wohl auch Superfeine die Augen gar zugemacht, wenn sie einen Fuchs nahen gesehen, um ihn auf sichere Schußweite herzulocken, aber meistens war er verschwunden, wenn sie dann die Augen zum Schießen begierig wieder aufgemacht haben.

Weil er nun sowohl den Waidmann als die dafür gelten wollenden Flintenträger oft genug zum Narren hält, so verfällt der Fuchs auch Verwünschungen und Schimpfnamen, wie sie z. B. für den Hirsch nach Waidmannsbrauch nicht geduldet sind, denn der Hirsch darf niemals geschimpft werden. Der Fuchs aber muß Alles leiden, und ich kann mir nicht versagen, anzuführen, wie Wildungen über ihn spricht. Er sagt:

 
»O des Buben! Ueber seinen Ränken
Geh'n mir Sprache schier und Odem aus!

möcht' ich mit weiland Bürger ausrufen, wenn ich seiner unerschöpflichen List, seiner tausendfältigen Jagd- und Fangkünste gedenke, die kein Jäger – denn wahrlich! nur wenige sind schlauer als er – jemals auslernen wird. Kurz, er ist der wahre Harumpascha aller vierbeinigen Schelme, und der allerabgefeimteste Wilddieb, soweit ihn der Balg berührt.«

Mit denselben Versen schließt auch Diezel sein Kapitel über den Fuchs, indem er beifügt, daß sie kurz zusammenfassen, was über die List und Rachgier dieses rothen Spitzbubengesichts zu sagen sey. Schon im Sachsenspiegel (1215) ist der Fuchs, wie der Wolf und Bär behandelt und vom Bann ausgenommen, d. h. jeder durfte ihn tödten.

Genauer betrachtet ist aber am Fuchs doch eigentlich nur der Fehler, daß er gescheiter ist, als anderes Wild, und daß er keine Maus frißt, wenn er ein Rebhuhn speisen kann, wobei ihm jedoch immer gar hoch angerechnet wird, daß er sich nicht von jedem Juchtenstiefler todtschießen lassen will.

Die Thierpsychologen erkennen die Begabtheit des Fuchses besonders daran, daß er durch die Nähe des Menschen und durch dessen Nachstellungen verhältnißmäßig viel klüger, vorsichtiger und listiger werde als andere Thiere, und daß an ihm wahre Elternliebe zu beobachten, die so weit gehe, daß wenn die Jungen sich über das Zappeln einer Maus oder eines Vogels mit allerlei Kreuzsprüngen freuen, die Alten diese Sprünge mitmachen, um die Lust der Kinder zu steigern. Umgekehrt aber zeigen die Kinder dergleichen Liebe nicht immer gegen die guten Eltern oder unter einander, denn man hat beobachtet, daß sie die angeschossene Mutter, die nach dem Bau flüchtete, ohne Umstände aufgefressen haben, wie auch ein bei ihren Scherzen und Raufereien verwundetes Individuum öfters einem solchen Schicksal verfallen ist.

Die Urtheile des Volkes über den Fuchs lauten je nach den Umständen, wie immer, sehr verschieden. Ich ging einmal mit einem Jäger auf die Birsch und wir passirten zwei nahegelegene Bauernhöfe. Vor dem einen rief uns ein Weib zu: »So schießts do' amal den verdammt'n Fuchs, der ma' meini Hendln bein helllichten Tag holt, den Teufi d'erschießts amal, i' bitt' Enk gar schö'.« Beim zweiten Hof stand ein Bauer, der uns anredete: »Gel' habt's ma' jetz' mein Fuchs d'erschoß'n, hätt's aa' 'was Gscheiters thoa kinna. Hat so fleißi g'maust auf mein' Feld, daß i' mei' Freud dra' g'habt ho'.« So gehts auf der Welt, der Fuchs soll sich mit Mäusen begnügen und die Menschen mit Kartoffeln, dafür sollen sie sich tüchtig plagen und arbeiten und nicht nach Besserem verlangen.

Der Fuchs kümmert sich aber um solches Ansinnen nicht viel und frißt einen guten Bissen, wo er ihn haben kann, ja er wagt selbst manchmal mit auffallendem Leichtsinn den Balg drum. Nebst allen VögelnIn Surrey ist ein Fal1 beobachtet worden, aus welchem der Berichterstatter den Schluß zieht, daß der Fuchs sogar mit einem mesmerischen Einfluß begabt sey und ihn zum Fangen geltend mache. Ein Fuchs rannte fortwährend um einen Baum, auf den sich Federvieh geflüchtet hatte und es dauerte nicht lange, so fiel dieses in großer Verwirrung herunter und trug der Fuchs seinen Braten davon. hat er es besonders auf die Hasen gepackt; es ist als reize ihre Furchtsamkeit und Feigheit seinen Zorn und gar oft gereicht ihm dieses zum Verderben, da ihn der Jäger durch Nachahmen des Kleinkinder-Geschrei's eines verzweifelnden Hasen herbeilockt und niederschießt. So wird er gar vielfach getäuscht trotz seiner Verschlagenheit, und wäre ihm diese nicht in so hohem Grade verliehen, es wären gar wenig Füchse auf der Welt, denn abgesehen davon, daß er an vielen Orten zu jeder Zeit geschossen wird, so stürmt man auch erbarmungslos seine unterirdischen Wohnungen und würgt seine lieben Kinder, und wahrhaft grausig sind die Apparate der Eisen und Fallen und Schnellhaken anzusehen, die man zu seiner Vertilgung ausersonnen hat. Mit Rauch und Gift verfolgt man ihn sogar, kurz, barbarisch wird ihm zugesetzt, aber Unkraut verdirbt nicht, und wie es trotz aller Verfolgungen immer Spitzbuben gibt, so gibt es immer Füchse. Das kommt zum Theil auch daher, daß der Fuchs um seinen Aufenthalt und Wohnsitz nicht zu wählerisch ist, Berg und Thal, ein Sumpf, ein Felsenloch oder ein hohler Baum, überall ist er heimisch und macht man's ihm an einem Platz gar zu bunt, so kümmert er sich nicht viel um das Vaterhaus und die Spielplätze seiner Jugend, wechselt das unterirdische Quartier, wie's gerade kommt, oder geht auch auf Reisen in wildfremde Gegenden, seinem Genie vertrauend, welches ihm schon durchhelfen wird. An Orten wo Rehe und Hasen nicht aufzubringen sind, wird er aber auch gehegt und zuweilen nimmt man ihm auch die Jungen vom Bau, um sie in sicherem Verschluß zu erziehen und dann gelegentlich dem Jagdherrn einen Bogen damit fettzumachen. Ich habe einmal eine solche Jagd erlebt, und da die Vorbereitungen nicht bekannt waren, so nahm sie sich seltsam genug aus. Man sprach von einem Hauptbogen auf Füchse. Als der Trieb angeblasen wurde, schickte einer meiner Nachbarn seinen Gewehrträger vor, um einen hinderlichen Tannenbusch zu stutzen. Ich ärgerte mich über dieses Verfahren in solchem Augenblick, da es meinen Riegel leicht beeinträchtigen konnte, und wollte schon abwehren, als zu meinem Staunen ein Fuchs dicht neben dem hackenden Burschen hinlief und von seinem Herrn geschossen wurde, da dachte ich, es könne ein wüthender Fuchs gewesen seyn, denn ein solcher rennt wie taub und blind herum, aber bald darauf kam zugleich mit einem Laut gebenden Dachshund ein anderer Fuchs, beide mit seltsamen Sprüngen und ich konnte deutlich bemerken, daß der Fuchs mit dem jungen Hund scherzen wollte; da war die Art des Wildes freilich klar. Solche auferzogene oder wie man sagt aufgeluderte Füchse haben gegen die wildfreien einen schlechten Balg und sehen meistens verkümmert und schäbig aus.

In Bayern fehlt es nicht an Füchsen und gibt deren viele in den Forsten um München, Ebersberg, Freysing, in Niederbayern &c. Früher waren sie besonders zahlreich im Forstamt Schongau und um Weilheim, und in den 17 Revieren um Landsberg wurden jährlich 500–600 Füchse geschossen, meistens an den Ufergehängen des Lech und der Amber. Im Revier Pullach bei München wurden sie in einem Bogen gekörnt und dann bei den königlichen Jagden bis zu 200 Stück erlegt. Daß ihnen unsere Jäger fleißig nachstellen, beweist, daß von 1841–45 nicht weniger als 7706 Füchse beim Zwirchgewölb in München verrechnet worden sind.Gegenwärtig wird ein Fuchsbalg zu 3 fl.. 30 kr. verkauft, während er noch vor wenigen Jahren 1 fl. 12 kr. kostete.

Um des Nutzens willen, welchen der Fuchs durch das Mausfangen für die Felder gewährt, hat er zu Zeiten wohl auch Gnade gefunden und sind darüber bayerische Mandate von 1616–1648 vorhanden, wo das erstere das Fuchsgraben auf den Hauptliegern verbietet und das andere befiehlt, daß in Zeiten wo die Feldmäuse allzusehr überhand nehmen und die Getreidefelder beschädigen, das Fuchsjagen auf 3 Jahre eingestellt werden soll. Bei einer schrecklichen Mausplage im Jahre 1753 in der Gegend von Nördlingen kamen die Füchse aus den Bergen des Ries und mühten sich so fleißig um die Mausvertilgung, daß ein Berichterstatter meint, bei den alten Egyptiern hätte man ihnen dafür Altäre gebaut und Opfer dargebracht.

Nach der alten bayerischen Gejaidsordnung war bestimmt, Füchse nur von Michaelis bis Lichtmeß zu fangen. Die Füchsin heißt in Oberbayern Fehin. So sagt ein bekanntes Schnaderhüpfl:

»Fuchspassn mag i' nit,
    Is ma' viel z'kalt,
Paß' lieber auf a' Fehin,
    Hat aar an' schön' Balg.«

Von Churfürst Ferdinand Maria sind 1670 Fuchsjagden zu Feldmoching und in der Freimanner Au gehalten worden.

Wie weit die Lust, einen Fuchs zu schießen, gehen kann, mag ein Fall beweisen, der in Tyrol (Schattwald) vorgekommen ist. Es gibt dort einsame Orte, welche im Winter, wo der Schnee, wie man sagt haushoch fällt, fast unzugänglich sind. Stirbt an solchen eine Person um diese Zeit, so wird die Leiche in den Schnee verscharrt, bis im Frühjahr das Thal wieder zugänglich ist und dann erst das übliche Begräbniß gehalten. Oft aber legt man die Leiche auch auf den Heuboden oder unter's Dach und läßt sie da überwintern.

Bei solcher Gelegenheit spürte ein Bauer einen Fuchs, der die Leiche gewittert hatte. Er zog diese nun des Nachts in's Freie und paßte dabei, wo es ihm nach einigen Nächten auch glückte den Fuchs zu schießen. Neben einer Leiche Fuchspassen beim Mondschein und in eisiger Winternacht!

Am Fuchs sieht man deutlich, welche Gefahr es mit sich bringt, ein hervorragendes Talent zu besitzen. Wäre der Fuchs ein langsames friedfertiges dummes Thier, man würde ihn füttern wie ein Schaf, man würde ihn nicht mit den Furien der Hunde und mit den Harpyen der Geschoße verfolgen, sondern des Balges willen einfach in einem Momente todtschlagen, wo er gar nicht dran denkt. Sein Leben flöße still und ruhig dahin. Weil er aber genial und in Ränken und Schelmereien erfinderisch ist, weil er menschliche Autorität nicht im geringsten anerkennt und rücksichtslos nach dem eigenen Willen zu leben verlangt, so fodert er alles gegen sich heraus, Menschen wie Thiere, und man begnügt sich nicht damit ihn kurzweg zu erschießen, sondern man will sich auch damit vergnügen zu beobachten, was er in der Noth anfängt, was er Alles ausstudirt um zu entkommen.

So könnten die Engländer gar wohl ihre Füchse schießen, sie thun es aber nicht, sondern hetzen den armen Langschwanz mit gewaltigen Meuten, bis er fast verendend von ihnen erreicht wird.

Man erkennt Spuren dieser Jagd in England, wie auch in Deutschland, schon in alter Zeit, und Eduard I. († 1307) hielt 12 Fuchshunde, die ein eigener Jäger (the Kinge's huntsman of Foxes) besorgte. Die Fuchsjagd in ihrer jetzigen Gestalt scheint um 1700 zwar bestanden zu haben, bildete sich aber erst seit Ende des vorigen Jahrhunderts aus und wird nun großartig betrieben, so daß z. B. der Herzog von Beaufort allein über 100 HundeDie Namen sind meistens specifisch englische Eigenschaftswörter wie: Flighty, Faithful, Willing, Boundless, Dauntless, Warbler etc., zum Theil kommen auch Personennamen vor, Falstaff, Palafox, Hebe etc. dazu hält, welche auch nöthig sind, wenn man in der Woche drei bis viermal jagen will. Die Engländer überbieten sich oft in Anpreisungen dieser Jagd, welche offenbar mehr ein Wettrennen zu Pferde (mit Hindernissen) genannt werden kann, wenigstens da, wo der angehetzte Fuchs keinen Halt mehr hat. So sagt einer: »der Fuchs ist unter allen Thieren, was nach Homer Agamemnon unter den Heroen war« (άναξ ανδρων der erste der Männer) und setzt, vielleicht mit einiger Ironie, großgedruckt hinzu, die Nationalität Großbritanniens hänge von der Existenz des Fuchses ab und die Wohlfahrt des Landes gewinne von der Fuchsjagd ebensoviel als von den Fortschritten der Agricultur und Chemie, welches damit motivirt wird, daß die beträchtlichen Ausgaben dieser Jagd den Farmers, Pferdezüchtern &c. zu gut kommen. Ein Jagdschriftsteller aus den dreißiger Jahren, »Nimrod« genannt,Hunting Tours. Letters on Riding to Hounds. welcher den Ruf eines »Dickens« für die Jagdwelt genießt, sagt: Salomon sey bei all seinen Weibern, Wein, Palästen, Gold, Essen, Trinken und Musik doch ein mürrischer Herr gewesen und hätte seine Freuden wohl in besserer Laune genossen, wenn er die Fuchsjagd gekannt hätte. Derselbe meint, weil man sprichwörtlich sage: »er reitet wie der Teufel,« so müsse dieser dereinst auch ein guter Reiter und Fuchsjäger gewesen seyn, daher er schwerlich je so schwarz ausgesehen habe, als man ihn male,Die Vorstellungen von der Teufelsfarbe sind also verschieden, denn Marco Polo berichtet schon, daß einige Stämme Indiens den Teufel weiß malen, weil sie selber schwarz sind. denn er sey wohl wie die Fuchshetzer in rothem Kleide geritten (he rod in red).

Ein anderer singt in elegischem Ton:

Nicht lieb' ich den Frühling, bekleidet er auch
    Die Erde mit glänzendem Grün,
Er trübt mir das Herz, denn es flüstert sein Hauch
    Von schönerer Tage Verblüh'n,

Von vergangener Zeit, die der Fuchsjagd geweiht &c.

Weniger Aufhebens macht ein Franzose (la Vallée) von dieser Jagd. Er sagt: C'est une chasse ni pénible ni bien savante; aussi les maîtres de la science disent-ils que c'est le délassement des mazettes.La chasse à Courre en France, p. 147. (Ausruhen der Schindmähren.) Die Meister der Kunst in England reden aber nicht so und »Nimrod« sagt mit Recht, es sey etwas ganz anderes, auf dem Papier oder am Kamin bei einer Flasche Wein ein Fuchsjäger zu seyn, als draußen, wo's über Stock und Stein weggeht und auch ein paar Rippen leicht in Unordnung kommen können.

Man thut natürlich Alles, um an Füchsen keinen Mangel zu haben, man zieht auch junge Füchse in künstlichen Bauen groß, um sie dann zu hetzen und von Frankreich werden sie als Handelsartikel nach den lustigen Inseln übergeschifft. Der Hunde sind mancherlei Arten, über deren Abkunft oft wie über die der Pferde Register geführt wird, obwohl fast jeder Hund den Fuchs gern jagt. Sie werden zuweilen mit 10–12 Pfund Sterl. bezahlt. Vor der Jagd werden des Nachts die Baue zugestopft, wie auch sonst bei den Fuchsjagden.

Das Hetzen dauert manchmal nur eine Viertelstunde, je nach der Oertlichkeit aber auch mehrere Stunden. Nach Diezel zählt man gegenwärtig in England und Wallis gegen 98 Meuten, davon die meisten durch besonders organisirte Gesellschaften unterhalten werden. Mit einer solchen Meute, welche 36–50 Hunde begreift (je nachdem man auf Feldern oder im Waldland jagt) werden jährlich 70 bis 90 Füchse gehetzt, welches für alle Meuten die bedeutende Zahl von nahe 9000 Füchsen beträgt. Diese Zahl läßt sich theils durch das große Landesgebiet, theils durch das Schonen erklären, welches man außer dieser Jagd den Füchsen angedeihen läßt. Wenn man erwägt, daß nur einige Meilen um München jährlich über 1500 Füchse erlegt werden, so sind 9–10 Tausend Füchse in allen Jagddistrikten von England nicht zu viel. Die vorzüglichsten dieser Distrikte sind Leicestershire, Oxfordshire, Warwickshire, Yorkshire, Lincolnshire, Northamptonshire &c.

Die rechten Fuchsjäger klagen über das sichtliche Ausarten ihrer Lust, indem Nebendinge und Luxus den ächten »sport« niederdrücken und jeder Jüngling, ob mit Jagdlust oder nicht, sich schon des rothen Rocks wegen betheiligt und des Champagners wegen, in welchem vor und nach, mit und ohne Ritt geschwelgt wird: »Champagne breakfests, Champagne luncheons, Champagne dinners and Champagne suppers.«Da gilt der alte Spruch:

Lieber Waidmann sag mir an:
Wo willst du heut hinan?
»In's Wirthshaus,
Da schlägt mir kein Reis kein Aug' aus,
Es werf' mir's denn einer mit der Kandel aus,
Sitz zu mir und ich zu dir,
Ein Glas mit Wein das bring' ich dir.
Vom Fuchs wird dabei wenig gesprochen, fast nur von den Pferden und Hunden. Viele (die health-hunting fox-hunters) treiben die Fuchsjagd nur auf Anordnung der Aerzte, denn diese verschreiben Fuchsjagd wie die Mineralwässer von Cheltenham oder Harrowgate oder irgend eine Medicin, wo auf dem Zettel steht: »Ist wohl zu schütteln beim Einnehmen.«

Auch soll in neuester Zeit eine bedenkliche Abnahme der Füchse bemerkt worden seyn und manche Jäger scheinen einzusehen, daß die Hege andern Wilds und besonders edlen Federwilds doch dem Spaß vorgehe, mit einem Troß berufener und unberufener Reiter einen Fuchs zu hetzen.

Die Geistlichen ritten sonst fleißig mit, es fängt aber an Mode zu werden, solches für unschicklich zu halten.

Das Stürzen mit dem Pferde soll im Allgemeinen nicht so bedenklich seyn als man meinen möchte, doch geschieht es zuweilen, daß einer den Hals bricht.Eine gespenstige Fuchshetze umgekehrter Art erzählt Alpenburg aus Tyrol. Nach einer uralten Knappensage bewohnen »die Fackeljungfrauen« eine große Berghöhle voll langer Gänge und bodenloser Tiefe und haben Füchse in ihrem Gefolge, die ihnen dienen. Werden sie bei ihrem nächtlichen Wandeln, wo sie hellleuchtende Fackeln tragen, von einem Menschen belauscht und sie nehmen es gewahr, so erschallt ein Schrei, die Fackeln verlöschen, die Fräulein verschwinden und der Frevler irrt in trostloser Finsterniß, verfolgt und gehetzt von den Füchsen seinem Unglück – dem Wahnsinn – entgegen.

Weniger gefährlich war eine zu Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts an üppigen Höfen vorkommende Unterhaltung, bei welcher der Fuchs (auch der Hase) herhalten mußte, nämlich das Fuchsprellen. Es bestand darin, daß man mittelst der Prellnetze Füchse so lange in die Luft schleuderte, bis sie verendeten. Herren und Damen engagirten sich zu diesem Prellen, wie man sich zum Tanz oder zum Volantspiel engagirt. Die eingefangenen Füchse und Hasen wurden in Kästen auf den »Lauff-Platz« gebracht und Flemming beschreibt den weiteren Hergang folgendermaßen: »Erscheinen nun an dem bestimmten Tage die Cavalliers und Dames in grüner mit Gold und Silber verchamerirten Kleidung bei Hofe, so werden sie an den verlangten Ort invitiret, und aldann in einer bunten Reyhe, wechselsweise ein Cavallier und eine Dame gestellet, und also, daß eine jede Dame allezeit ihren Cavallier gegenüber habe vor sich, welcher mit ihr den Fuchs mit den hiezu behörigen schmahlen Prell-Netzen aufziehet und prellet. Nachdem sich nun viel Cavalliers und Dames bei dem Fuchs-Prellen eingefunden, werden drey biß vier und mehr Reyhen formiret und sind also gleichsam zwei bis drey Gassen zu sehen. Auf den Befehl der hohen Herrschaft werden die Kasten der Füchse und Hasen zuerst geöffnet, daß alles durch einander die Gassen durchpassiret. Die Cavalliers und Dames schicken mit vielfältigem Prellen die Füchse und Hasen nach mancherlei wunderlichen Figuren in die Lufft, daß die Herrschaft ihr Vergnügen haben kann. Soll es nun bald zu Ende gehen, so werden die Sauen herausgelassen (Frischlinge und geringe Bachen) und die machen dann bei den Dames unter den Reifröcken einen solchen Rumor, daß nicht zu beschreiben.« Man kann sich leicht vorstellen, welche Scenen da vorkamen, besonders wenn man weiß, daß ein Frischling im vollen Lauf auch einen starken Mann umzurennen im Stande ist. Der Boden war mit Sand hoch überschüttet, weil sonst diese Kurzweil gar zu kurz gedauert hätte.

Unter der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen († 1651) wurden Fuchsprellen öfters im Schloßhof zu Kassel gehalten.

Zur Hochzeitsfeier des Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margaretha Theresa wurden im Prater zu Wien am 16. December 1665 über 100 Füchse und 50 Hasen geprellt; ein solennes Fuchsprellen fand auch bei der Heimführung der Landgräfin Magdalena Sibylla zu Hessen durch den Herzog Wilhelm Ludwig zu Würtemberg im Jahre 1674 auf dem Schnarrenberg bei Stuttgart statt.

Unter August dem Starken und seinem Sohn und Nachfolger August II. wurden solche Prellen im großartigsten Maßstabe zu Dresden gehalten. So 1722, wobei 160 Füchse geprellt wurden und 1747 in der Reitbahn zu Dresden, wo in 9 Abtheilungen geprellt wurde, jedesmal gegen 40–50 Füchse und eben so viele Hasen, auch wilde Katzen und Dächse, im Ganzen 414 Füchse, 281 Hasen, 39 Dächse, 6 wilde Katzen.

Bei einem solchen Prellen zu Blankenburg 1724 hatte man den Hasen Krägen von starkem Papier umgebunden, Leiern, Violinen und dergleichen vorstellend und Porträts angehängt zur größten Lustbarkeit der prellenden Herrschaften. Das Prellen wurde von Ludwig Rudolph, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg gehalten und mit einem besonderen Jagdaufzug. Unter den Jägern »hatten sich, schreibt Döbel, einige mit glattanliegenden grünen Beinkleidern, Strümpfen und kurzen dergleichen Westen, welche in die Hosen ein- und angemacht waren, daß es anzusehen, als ob es in einem Stücke wäre, um den Leib von Wintergrün, als aus Orangerie-Laube, Kräntze, auf dem Kopffe unaufgeschlagene Hüte, worunter sie eine Tour hatten, welche den Greiß-Haaren ähnlich, und über's Gesicht eine Masque, an welcher ein breiter langer Bart war, angethan: die andern Jäger aber waren mit proprer grüner Kleidung und Stieffeln bekleidet, in der Hand eine Spiß-Ruthe habende.

»Wie nun die ersten als die abgemahlten wilden Männer aussahen, so war auch einer unter ihnen, welcher den Pohlnischen Bock pfeifen konnte. Demselben war ein Fuchs verfertiget, darauf er, wie auf einem Pohlnischen Bocke pfeiffen konnte, dabei ein anderer die Violine spielete.« Andere bliesen Hüffthörner. »Hierauf geschah der Aufzug: vorher ging der jüngste Jagd-Junker mit bloßem Hirschfänger in der Hand. Diesem folgte der Fuchs oder Bock-Pfeiffer, danebst die Violine und spielten ihren Marsch. Nach diesen kamen etliche mit obengedachten wilden Mannes-Habit, und verstümmelten Bäumen in der Hand. Nach denen kamen die mit den Parforce- und Hüft-Hörnern, welche wechselsweise mit der vorhergehenden Music ihren Marsch bliesen. Nachdem kam ein Forstmeister mit dem bloßen Hirschfänger in der Hand. Diesem folgten die andern Jäger Paar und Paar nach ihrem Range, und zogen also im Angesicht der durchlauchtigen Herrschafften und zuschauenden Cavaliers und Dames zum Schloßhof hinein, nach dem angerichteten Platze.« Hierauf kamen die prellenden Cavaliere und das Prellen ging an.

Die Prellen waren eine starke Hand breite Gurten 9 bis 10 Ellen lang oder auch von Stricken mit eingezogenen Knebeln. Gute Preller schleuderten den Fuchs 6 bis 8 Ellen hoch. Es gehörte dazu ziemliche Kraft und Gewandtheit. Ein Prellen von 200 Füchsen war keine Seltenheit, es wurden oft viel mehr dazu eingefangen, denn bei einem Prell- und Lustjagen 1751 auf der Stallbahn vor dem königl. Schloß zu Dresden wurden am 1. März 687 Füchse geprellt und da man wegen andern Prellens und Hetzens an diesem Tag mit den Füchsen nicht fertig werden konnte, so sind am 2. März deren noch 83 geprellt worden!Heinecken. Erinnerungen.

Wenn man die Porträts von Damen aus jener Zeit betrachtet und wie sie so kindlichen Gemüths eine Rose oder Lilie in der Hand haltend dargestellt sind und man denkt an's Fuchsprellen, so gibt's einem wie man bei uns sagt, »einen Riß,« der manchen schönen Wahn entzweireißt.

»Reineckens Neffe der Dachs,« der lateinisch Meles taxus und italienisch tasso heißt, ist ein seltsames Thier, welches die Zoologen zu den bärenartigen stellen, da er u. a. auf ganzer Sohle geht und auch im Zahnbau Aehnlichkeit hat. Der Dachs führt ein, man könnte fast sagen, klösterliches oder einsiedlerisches Leben, sitzt bei Tage in seiner dunkeln Zelle, betritt nur des Nachts die Waldeinsamkeit, um Wurzeln und Kräuter zur Nahrung zu suchen, wobei er freilich auch manchen Vogel, sogar einen Fasan oder ein Häslein mitnimmt, wenn er dergleichen haben kann und schläft ein gutes Stück im Jahr, daher das Sprichwort »schläft wie ein Dachs.« Er geht nämlich sowie Frost und Schnee kommt, nicht mehr, oder nur selten aus seinem Bau. Gewöhnlich wird er im Oktober oder November, wo er am besten ist, gegraben oder im Eisen gefangen, auch in mondhellen Nächten auf dem Anstand am Bau geschossen.

Das Graben geschieht (wie beim Fuchs) indem man, wenn die Dachshunde in dem Bau einen Dachs angeben, einen etwa 3 Fuß breiten und 4–6 Fuß langen Graben oder sogenannte Wanne quer gegen die Röhre oder den Kessel, wo der Dachs liegt, niedergräbt und ihn dann durch einen Pistolenschuß tödtet, oder wenn man zukommen kann, durch einen Schlag auf die Nase. Will man ihn, wie sonst üblich, zum Hetzen aufbewahren, so wird er mit einer eigenen Zange gefaßt oder auch mit einem spitzen Eisenhaken herausgezogen und in einen Sack gesteckt.

Je nach der Beschaffenheit des Bodens und je nachdem der Dachs tief liegt, dauert dieses Graben mehrere Stunden, und sind mehrere Dächse in einem Bau, so kann man einen ganzen Tag damit zubringen; la Vallée erzählt sogar einen Fall, wo zwei hitzige Jäger bei Saint-Omer zwei Tage und zwei Nächte die Arbeit fortsetzten und endlich 3 Dächse erbeuteten; deshalb sagt Fouilloux, daß man sich beim Dachsgraben mit Essen und Trinken wohl versehen müsse. So heißt es in der Uebersetzung von 1590: »Alle Nägel vnnd Sailer am wagen sollen mit Fläschen behengt, vnnd zu end deß Wagens ein Kasten von holtz gemacht stehn vnnd gefüllet sein, mit kalten Indianischen Hünern, Schinncken, Ochsenzungen vnnd andern guten schleckerbisszlein vnd fressereyen.« Zur Winterszeit wird ein Zelt empfohlen, und ein Feuer darin anzumachen, auch etwa zur Kurzweil ein »jung Töchterlein von 16 oder 18 Jahren« mitzunehmen.

Was man bei diesem Graben besonders bewundern muß, ist der Muth der Dachshunde, deren die ächten von der Natur zu solcher Arbeit offenbar bestimmt sind, wie man aus ihren kurzen krummen Branten ersehen kann. Der Dachs beißt sehr scharf und doch geht der Hund mit Freuden in der Dunkelheit des Baues seinem Feind entgegen; daß es da nicht beim Vorliegen und Verbellen bleibt und beide öfters hart aneinander kommen, zeigen die Risse und Narben, die ein Schliefer, der öfters dabei war, genug aufweisen kann. Füchse suchen sich eher durch eine Fluchtröhre aus dem Staub zu machen, daher eine solche immer von einem Schützen überwacht wird, der Dachs aber verläßt sein Schloß nicht so leicht.

Das Fangen mit der Dachshaube ist bei uns nicht gebräuchlich; es besteht diese Haube in einem sackförmigen Netz, an dem vorne ein eiserner Ring (Nasenring) von 3–4 Zoll Durchmesser und weiter eine lange Zugleine angebracht ist. Man geht des Nachts ziemlich spät an den Bau und untersucht mit Hilfe einer Blendlaterne, ob der Dachs denselben verlassen hat, dann wird das Netz in den Eingang einer Hauptröhre gelegt und der Dachs mit Hunden im Holz aufgesucht. Er eilt nun dem Bau zu, und da man andere Röhren versteckt, so fährt er in die mit der Haube und wird von einem wachehaltenden Jäger das Netz sogleich zugezogen, mit dem Dachs aus der Röhre gerissen, und dieser mit einem Prügel todt geschlagen. Fangen die Hunde den Dachs beim Jagen, so wird er auch mit einer Gabel gestochen. Es galt sonst als ein Hauptvergnügen, einen gefangenen Dachs in einem geschlossenen Hof mit Hunden zu hetzen bis er erlag. Dieser Spaß dauerte manchmal zwei Stunden. Bei der Hochzeitfeier des Kaisers Leopold I. wurden im Prater zu Wien 24 Dachse mit Hunden todt gehetzt.

Um die Dachsbaue durch Graben nicht zu verderben, legt man auch in der Nähe einen halbrunden Kunstbau an mit zwei Ausgängen. Werden dann die Röhren des Naturbaues versteckt und der gejagte Dachs kann nicht hinein, so geht er in den nahegelegenen Kunstbau und wird dann leicht gegraben.

Bei der Fuchsjagd, wo die Röhren der Baue des Nachts versteckt oder verstopft werden, kommt der Dachs auch manchmal in's Treiben. Man erkennt seine Gegenwart leicht an dem gewaltigen Lärm der Hunde, mit denen er sich, da er nicht schnell laufen kann, oft einige Zeit an demselben Platze herumbeißt, und man kann der ihn umringenden Hunde wegen zuweilen gar nicht schießen.

Der Dachs kommt in Bayern ziemlich allgemein verbreitet vor, besonders im Forstamt Partenkirchen, Schongau und Weilheim (im Revier Peiting wurden 1846 aus einem Bau neun Dächse gegraben) und im Aschaffenburg'schen. In Oberfranken ist er selten. Die Dachse erreichen ein Gewicht bis zu 28 Pfund und ein Alter bis zu 12 Jahren, sie sollen dann oft blind werden.

Als eine Seltenheit kann ich einen Fall anführen, wo ein Dachs in einer Art von Wuth, wie sie zuweilen bei den Füchsen vorkommt, einen Mann bei Ebersberg von freien Stücken mit gierigem Beißen anfiel und sich dieser nur schwer desselben entledigen konnte.


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