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Unter Karl Albrecht kommen mehrere Jagden und Jagdfeste vor, wie sie nach dem damaligen Geschmack der Zeit an Höfen Mode waren, einem einfachen Waidmann aber nicht gefallen können. Von einem derselben gibt ein Anschlagzettel Bericht, der folgendermaßen lautet:
Eigentliche Abbildung und Lista, der aufgezogenen Ritter, bei dem unweit Nymphenburg in Alla, zwischen zwei Waldungen auf einer Wiesen, den 15. May Anno 1727 vollbrachten wilden Thierkampf.
Französische Jäger.
Aufführer
Herr General Graf Costa.
1. Ihro Churfürstl. Durchleucht.
2. Ihro Durchl. Hertzog Theodor &c.
3. Ihro Exc. Herr Graf Gaudenz v. Rechberg, Obrist-Jägermeister.
– – 6. Ihro Exc. Herr Baron v. Freyberg, Obrist-Falkenmeister.
– 8. Herr Graf Carl v. Lodron, Intendant von denen Festinen &c.
Teutsche Jäger.
Aufführer
Herr General Graf Minutzi.
1. Ihro Durchl. Hertzog Ferdinand &c.
2. Ihro Excell. Herr Graf Max von Preysing, Obrist-Stall-Meister.
– Graf Piossasque, Trabanten-Hauptmann.
– Graf Hier. Spreti, Oberst-Kuchel-Meister.
– Graf Em. v. Tauffkirchen, Hatschier-Hauptmann &c.
Gewinneter zu dem Thier-Turnier zu Nymphenburg und wie solche ausgefallen.
Das Erste in den mehristen Numeris.
Eine große Jagd-Dosen von Orientalisch gefleckten Stein, mit Gold garniert: Hat gewonnen Mons. de Seyssel mit 6 Numeris.
Das Erste mit der Lantzen.
Ein Englisch glatt-goldene Repetier-Uhr: Haben gewonnen Ihr Durchl. Hertzog Theodor mit 3 Numeris und 1 Krantzl.
Das Erste mit dem Pfeil.
Ein Stock mit einem goldenen Knopff, welcher mit Carniol, Schmaragd und Brillanten besetzt ist: Haben gewonnen Ihro Durchl. Herzog Ferdinand &c.
Das Erste mit dem Pistol.
Eine schöne Flinte sambt ein Paar Pistolen: Haben gewonnen Ihro Churf. Durchl. unser Gnädigster Herr &c. durch Rittern mit Ihro Excell. Herrn Grafen General Rechberg.
Das Erste mit dem Degen.
Ein Hirschfänger mit einem Schildkrottenen reich mit Gold eingelegten Gefäß: Hat gewonnen Ihro Churf. Durchl. unser Gnädigster Herr &c.
Pour la Dame.
Ein grüner Schlaff-Rock: Haben gewonnen Ihro Churf. Durchl. unser Gnädigster Herr &c. Es sind noch weitere Preise angegeben, darunter Ein groß Silberner Ingenier und zugleich Reyß-Besteck &c.
Auf dem beigegebenen Kupferstich sieht man die Hirsche aus einem laubenartigen zugemachten Raum in den mit einem Netz gesperrten Lauf zwischen zwei Barrieren hervorspringen. Die Herrn ritten außerhalb der Barrieren dem Hirsch entgegen und schoßen, warfen mit dem Pfeil &c. Man sieht, daß die Hirsche eine Gurte um den Leib hatten, an welche lange Stricke oder Riemen befestiget waren, daß sie nicht frei ausbrechen konnten. Der Schauplatz ist ein Viereck, an jeder Seite ein Pavillon mit Bogen für die Herrschaften und »Damesen,« für »Trompeten und Heerpaucken,« für die Richter des Turniers, für die Musikanten &c. Dann ein Amphitheater für die Zuschauer, und vertheilt stehen zu Pferde mehrere »Kampff-Ritter« mit Lanzen. Es wurden Hirsche und »Dendl« (Damhirsche) gefällt.
Eine andere gedruckte Lista dieser Art beschreibt eine maskirte Hirschjagd in Nymphenburg am 1. März 1734.
Es erschienen im Aufzug:
Ihro Churfl. Durchleucht zu Cölln &c.
Ihro Churfl. Durchleucht in Bayern &c.
Ihro Durchleucht Hertzog Ferdinand &c.
Ihro Durchleucht Hertzog Theodor &c.
Mons. Marqui Caponi, Chur-Cöllnischer Cammerer und Intendant der Musik.
Herr General Graf Joseph Taufkirchen, Churfürstlicher Cammerer.
Herr Graf Fugger von Zünenberg, Churf. Cammerer, General-Wachtmeister u. Hauptmann von der Hatschier Leib-Guardi.
Herr Baron Rechberg, Churfürstl. Cammerer.
Herr Graf Ruepp, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Sigmund Lösch, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Stein, Chur-Cöllnischer Cammerer.
Herr Graf von Plankenheimb.
Herr Graf Sensheimb, Churfürstl. Cammerer und Obrist-Silber-Cammerer.
Herr Graf Truckseß, Churfürstl. Cammerer.
Herr Graf Max Preysing, Churfürstl. Geheimer- und Conferentz-Rath und Obrist-Stallmeister.
Herr Baron von Haßlang, Churfürstl. Cammerer und Hochfl. Freysing: Ober-Stallmeister.
Herr Graf Carl Piosassque, Churfürstl. Cammerer und General-Wachtmeister.
Herr Baron Stein, Churfürstl. Cammerer, Obrister und Lieutenant von der Hatschier Leib-Guardi.
Herr Baron Valaise, Churf. Cammerer u. General-Wachtmeister.
Herr Graf Ludwig Fugger, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron von Roll, Chur-Cöllnischer Geheimer-Rath und Obrist-Stallmeister.
Herr Baron Burgau, Chur-Cöllnischer Cammerer.
Herr Graf Trauner, Chur-Cöllnischer Geheimer Rath und Cammerer.
Herr Baron Seybolstorff von Rockhenstein, Churf. Cammerer.
Herr Baron Joseph Neuhauß, Churfürstl. Cammerer und Hochf. Freysing: Ober-Kuchelmeister.
Herr Graf Ladron von Haag, Churfürstl. Cammerer.
Herr Graf Emanuel Arco, Churfürstl. Cammerer und Intendant der Musik.
Herr Baron Metternich, Chur-Cöllnischer Cammerer u. Domherr.
Herr Baron Fraunberg, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Max Burgau, Churfürstl. Cammerer.
Herr Graf von Satzenhofen, Churfürstl. Cammerer u. Obrister.
Herr Graf Max Taufkirchen, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Joseph Morawitzki, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Joseph Lösch, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Mayrhofen, Churfürstl. Cammerer und Vice-Stallmeister.
Herr Baron Perfahl, Churfürstl. Cammerer und Ober-Hofmeister bei denen Hertzoglichen zwei Prinzen Maximilian und Clemens Durchlauchten &c.
Herr Baron Bibra, Chur-Cöllnischer Cammerer, Commendeur zu Frankfurt und Teutscher Ordens-Ritter.
Herr Graf Allcardi, Churfürstl. Cammerer.
Herr Graf Max Fugger, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Ingenheim, Churfürstl. Cammerer und Vice-Jägermeister.
Herr Graf Spreti, Churfürstl. Cammerer und Obrist-Kuchelmeister.
Herr Baron Morawitzki, Churfürstl. Cammerer und General-Wachtmeister.
Herr Graf Quido Taufkirchen, Churfürstl. Cammerer.
Mons. de Seyssel, Churfürstl. Cammerer, und Lieutenant von der Trabanten-Guardi.
Herr Baron Mantica, Churfürstl. Cammerer.
Herr Baron Manteufel, Churfürstl. Cammerer.
Wie die Jagd gehalten wurde, ist nicht angegeben, der Intendant von denen Festinen wird wohl gesorgt haben, daß sie ebenso geschmackvoll angeordnet war, wie der Zug.
1735 den 9. August, erhuben sich Ihro Churfürstl. Durchleucht mit Ihre Churfürstl. Durchleucht der Churfürstin dann Ihro des Churprinzen und beider Churf. Herzoginnen Antonia und Theresia Durch. Durchl. nacher Geiserfeld zur Hirschfaist &c. Es wurden am 10. August 88 Hirsche und 22 Thiere erlegt.
Die Churfürstin Maria Amalia (Tochter Kaiser Josephs I.) war eine leidenschaftliche Jägerin.
Keyßler erzählt in seinen Reisen: die Churfürstin schießt sehr gut nach der Scheibe und nach dem Wildpret, – »wann ihr Kutscher auf par force Jagden sie zum Tod des Hirsches liefert, hat er allzeit einen Maxd'or oder siebenthalb Gulden zu gewarten.«
Obwohl die Churfürstin bei einer solchen Gelegenheit, und da sie guter Hoffnung war, zweimal in einem Vormittag umgeworfen wurde, erhielt der Kutscher doch sein Trinkgeld und kam ohne Strafe davon.
»Auf der Jagd geht sie in grüner Mannskleidung mit einer kleinen weissen Perücke, in welcher Gestalt sie auch das erstemal in's Land gekommen und zu Sleisheim (Schleißheim) abgemalt ist. – Die Hofdamen gehen spanisch gekleidet und können sich der schönsten Gesichtsfarben nicht viel rühmen, weil sie nebst der Churfürstin in der größten Hitze und Kälte, bei Regen, Wind und Sonnenschein an allen Spazierfahrten und Jagden des Churfürsten theilnehmen.« Zschokke bemerkt dazu, daß diese »Amazonen« dem Herzen des Churfürsten oft gefährlicher waren, als seinem Gewilde. – Die Churfürstin liebte die Hunde sehr, und die Schlösser Karl Albrechts wimmelten von Hunden aller Art. – Keyßler erzählt darüber: »Der Churfürst hat gleichfalls viele Jagdhunde, von welchen sein Herr Vater nicht weniger ein großer Liebhaber war, also daß er auch in Frankreich allezeit die trefflichste meute unterhielt. – Ludwig XIV. sagte einsmals aus Scherz zu dem Churbayerischen Oberjäger-Meister v. Freyberg, wegen einer Hündin, auf welche der Churfürst insbesondere viel hielt: on m'a dit que votre chienne prend souvent le changePrendre le change heißt die Fährte wechseln, nicht auf derselben Fährte bleiben. worauf der v. Freyberg im Eifer antwortete: Comment elle est aussi sure que l'Evangile.«
Unter Churfürst Karl Albrecht war, 1738, Commandant der Parforce-Jagd (die Französische Jägerei genannt); Baron Sigmund von Preysing, Obrist-Jägermeister; Vice-Commandant Ferd. Graf v. Rampaldi, Kämmerer &c.
Es waren 4 berittene und 1 unberittener »Piquir«, 3 Bsuch-Knecht, 10 Jäger-Jungen und 1 Hundskoch dabei angestellt. 1739 hielt der Churfürst großes Jagen im Geisenfelder Forst (Landgericht Pfaffenhofen), welches am 4. November angefangen und am 20. beendet wurde. Treiber und Wehrleute lieferten Pfaffenhofen, Vohburg, Abensberg, Neustadt &c. zusammen 1200 Mann, nebst 270 Pferden und 12 Wagen. Dazu die berittenen Amts- und Gerichtsleute, Klopfklupperer &c., die Hälfte mit guten Hacken versehen. – Die Zurüstung zu dieser Jagd erforderte weiter 25 Tücherwagen, 16 Netzwagen, Federwagen, Schirmwagen, 12 Hirschkästen, 12 Hudelwagen und Bagagewagen, zusammen 85 Wagen und gegen 240 Pferde. Es wurden dabei im Feillerforst 12 Hirsche gefangen und lebendig an die Parforce-Jagdparks übersendet.
Ausserdem wurden an Rothwild und Rehen 181, mit den Sauen aber 445 Stück erlegt.
Die Jagdkleidung bei der gewöhnlichen Hirschjagd war dunkelgrün, bei der Parforce-Jagd hellblau mit Silbertressen, gelben Westen und Hosen, hohen Reitstiefeln und dreikantigem mit Silberborten besetztem Hut.
In Sachsen war 1730 die Jagdkleidung zur Parforcejagd gelb, die Damen gingen in Mannskleidung; am Hofe des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm I. war die Kleidung der Piqueurs roth und grün, der Rock roth mit grünsammtenen Aufschlägen, Hosen und Weste grün.
1744 war Karl Albrecht als Gast beim Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen, welcher ihm eine Parforcejagd gab. Zur Erinnerung daran wurde im Walde Mitteldick, unfern Trebur, ein 4 Fuß hoher Stein errichtet mit der auf dessen vier Seiten vertheilten Inschrift:
Carl VII. Roemischer Kaiser hat Anno MDCCXLIIII den V. May (hier folgt das Bild eines starken Hirsches) diesen Hirsch par force gejagt.
Der Waldbezirk wurde davon die Kaiserplatte genannt.
Unter Maximilian III. scheint 1748 eine der von 1722 ähnliche Hirschjagd stattgefunden zu haben, wo der Hirsch in den Starrenbergersee gesprengt und die Jagd von den hohen Herrschaften vom Bucentauro aus angesehen wurde. Diese Jagd (mit der angegebenen Jahrzahl 1748) ist von dem Maler Bidermann auf einem großen Bilde dargestellt, worauf auch der zeichnende Maler zu sehen. Es wurde ein Hirsch von 12 Enden forcirt. Er schwimmt im See, hinter ihm etwa 70 weiße, lichtgelb gefleckte Hunde. Zahlreiche Kähne zu beiden Seiten, wo kleine Kanonen gelöst werden und flinke Gondeliers auf venetianischen Gondeln geben ihm die Richtung nach dem berühmten, mit Reichthum überladenen Bucentauro. Der Churfürst selbst hatte den Hirsch mit vielen Cavalieren in den See forcirt und hält am Ufer, wo der Wald ausgeht, in Mitte zahlreicher Jäger, welche auf großen Parforcehörnern blasen. Die höchste Pracht ist überall sichtbar, die Schiffe und Kähne meistens mit den bayerischen Rauten bemalt und Flaggen, Segel und die Kleidung der Schiffer von den Hausfarben, daneben ein größeres Schmuckschiff mit rothen und weißen Farben und auf dem mächtigen Bucentauro Cavaliere und Damen in grosser Galla, rothe und blaue in Gold und Silber schimmernde Uniformen &c., auf dem höchsten Deck die Trompeter und Paucker in voller Arbeit und rings ein Gewimmel von Barken und Kähnen mit Jägern, Dienern und Zuschauern. Das Schauspiel muß ein höchst imposantes gewesen seyn.
Von Maximilian III. sind Jagden verzeichnet in Großwayl, Isareck und zu Schleisheim. Eine derselben 1758 zu Großwayl bei Benediktbeuern wurde mit großartigem Aufwand eingerichtet. Es waren 1300 Mann und 190 Pferde aufgeboten. Am 5. August begann das Einrichten der Jagd, am 11. August wurde abgeschossen. Angegeben waren 40 Hirsche, darunter zwei Vierzehn-Ender, drei Zwölf-Ender &c. Das Resultat der Jagd selbst fand ich nicht aufgezeichnet. Zu Schleisheim hat sich der Churfürst öfters aufgehalten um der Hirschjagd zu pflegen, so in den Jahren 1753 und 1754 jedesmal vom 12. bis 24. Juli. Bei dem Aufenthalt in letzterem Jahre erlegte er während der kurzen Zeit allein 12 Hirsche und 1 Thier. Bei mehreren Jagden in diesen Jahren wurden 7, 11 und 15 Hirsche lebendig gefangen und nach Forstenried in den Parforce-Park gebracht.
Am 20. und 25. August 1755 hielt der Churfürst im »Yberreiteramt Isaregg« (Wiltmeisteramts Landshut) zwei gesperrte Hirschjagden, wobei 92 Hirsche, 7 Thiere und 15 Kälber geschossen wurden.Die Lieferungen zum Wildpretgewölb und Hofzöhrgaden zeigen, daß die Hirschjagd um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gegen das Ende des siebzehnten wieder zugenommen hatte. Eine Zusammenstellung von 1751–55 ergibt durchschnittlich per Jahr 97 Hirsche, 102 Thiere und 49 Kälber (248 Stück), während die Lieferungen von 1674–1691 durchschnittlich per Jahr nur 55 Hirsche, 53 Thiere und 19 Kälber gibt.
Das Personal der Parforce-Jagd bestand um 1770 aus 30 Jägern, Knechten &c. mit den zugehörigen Pferden; es wurden 100 Hirschhunde, 40 Wildprethunde, 20 Leithunde gehalten zu Neuhausen bei München, wo noch ein Mauerbild darstellt, wie die Hunde den fürstlichen Herrschaften vorgeführt werden.
Commandant war Sigm. Friedrich Graf v. Preysing. – Die ganze Parforce-Jagd kostete 15,864 fl.
1775 hielt der Kurfürst am 12. Oktober, an seinem Namenstage, eine Parforce-Jagd bei Maria Eich, einem bekannten Wallfahrtsort in der Nähe von München. Nach langem Hetzen flüchtete sich der Hirsch in einen eingezäumten Winkel der dortigen Mutter-Gottes-Kapelle. Die Meute fand ihn bald, die Jäger eilten herbei und der ganze Jagdtumult erscholl um die Kapelle. Da aber der Churfürst herankam (er fuhr in einer zweirädrigen Kalesche) befahl er sogleich, um die heilige Zufluchtsstätte zu ehren, vom Hirsch abzulassen und ihm die Freiheit zu schenken, worauf er die Jagd anderwärts fortsetzte.
Eine Bildertafel mit gereimter Beschreibung des Ereignisses ist noch an der Kapelle zu sehen.
Die Kurfürstin Maria Anna war ebenfalls Jägerin. – 1780 als Wittwe begab sie sich auf den Schleisheimer Hirschplan zum Jagen. – Um diese Zeit wurde der Hirschgarten bei München auf Befehl des Churfürsten Karl Theodor durch den Oberstjägermeister Freiherrn von Waldkirch angelegt. – Mit der Hirschjagd scheint sich der Kurfürst damals weniger mehr beschäftiget zu haben als seine Vorgänger.
Die Parforce-Jagd ist unter ihm 1778 aufgelöst worden. In der Rheinpfalz hatte er sie 1747 eingeführt.
König Maximilian I. war ein großer Freund und Gönner des Waidwerks, und unter ihm begann vorzüglich die Hirschjagd in Tegernsee in Flor zu kommen, sowie in Berchtesgaden.
1818 – und 1820 hielt der König eingestellte Hirschjagden zu Tegernsee am Gruberberg. – In der ersten Jagd wurden 49 Stück Edelwild, darunter 19 Hirsche (2 von 14 Enden 3 von 12 &c.) in der zweiten 116 Stück erlegt, worunter 53 Hirsche (1 von 16 Enden, 2 von 14, 8 von 12 &c.) Die erste Jagd kostete 1406 fl. – die zweite 1785 fl.
In Berchtesgaden wurden auf dergleichen Jagden im Mittel 60 Stück erlegt. – Ferner hielt König Max I. Jagden in Forstenried, Neuried, Fürstenfeldbruck, in der Hirschau und zu Ismaning, es wurden meistens gegen 50 Stück erlegt. – Unter den Jagden des Königs Ludwig waren die in den Freisinger Auen die vorzüglichsten und wurden meistens 100 Stück und darüber geschossen, so 1827 – 172 Stück, 1829 – 108 Stück, 1832 auf zwei Jagden einmal 130, das anderemal 108 Stück, 1835 – 168 Stück und s. f. bis mit dem Jahre 1848 in diesen Revieren ganz abgeschossen wurde. – Es sind daselbst von 1825 bis 1847 auf 11 königlichen Jagden geschossen worden 435 Hirsche, 624 Stück Wild, 247 Kälber. – Die Lieferungen zum Zwirchgewölb betrugen von 1841–45 im Durchschnitt jährlich 325 Hirsche, 354 Thiere und 83 Kälber.
Vorzügliche Gehege waren auch in den Bergen um Stauf und Wörth bei Regensburg, deren Jagdherr, der Fürst von Thurn und Taxis, den Wildschaden so erheblich vergütete, daß derselbe öfters beim Verkaufe eines Hofes oder Grundstückes als Rente mit in Anschlag kam.
In den Wörther-Revieren wurden in freier Jagd von 1827 bis 56 an Edelwild 1294 Stück geschossen, worunter 549 Hirsche. – Die Jagd wurde ächt waidmännisch getrieben, denn der Fürst ist ein ausgezeichneter Jäger und es war eine Seltenheit, wenn ein angesagter Hirsch im Bogen fehlte oder unrichtig angesprochen war. – Die Hirsche waren meistens sehr gut und kamen mitunter vorzügliche Geweihe vor. – Unter den genannten Hirschen sind 3 von 16 Enden, 20 von 14 Enden, 54 Zwölfer, 117 Zehner und 145 Acht-Ender verzeichnet.
Mit dem Jahr 1848 wo unter allerlei Vorwand von der Gefahr des Vaterlandes auf Volksbewaffnung gedrungen und diese auch theilweise in der Bildung von Freicorps &c. erreicht wurde, mußte schon deßhalb der Wildstand mehr oder weniger seinen Untergang finden, denn die Bauern, Bergschützen &c. zogen mit den zutheilten Waffen so viel sie konnten zum Jagen aus und mancher anfangs jubelnde Demokrat sah mit Entsetzen, wie sie lieber dem Wild nachliefen, als sich der angesonnenen Verfechtung seiner Fortschritts-Ideen hinzugeben und wie alles Reden und Schmeicheln nichts nützte. – Dazu kamen die neuen Jagdgesetze und allerlei Verwirrung und Unfug, so daß namentlich die Hirsch-Jagd in vielen Landesdistrikten ihr Ende fand oder auf Parke beschränkt wurde.
Außer dem Hochgebirg kommt noch Edelwild, doch verhältnißmäßig in geringer Menge, im Freien vor: im Spessart,1787 wurden im Spessart beim Hirschfaistjagen, welches der Churfürst von Mainz hielt, 89 jagdbare Hirsche erlegt. in der Rhön, im Gramschatzer-Wald bei Würzburg, im Fichtelgebirg und Veltensteiner-Forst in Oberfranken, in den Waldungen zwischen Rothenburg und Winsheim in Mittelfranken, in den oberpfälzischen Waldungen zwischen Grafenwöhr und Vilseck, und in den Revieren Buchenberg (Jagd des Prinzen Luitpold, am Gebirg), Kürnach und Glöttwang in Schwaben, theils als Pacht, theils als Regie-Jagden.Die vorzüglichsten Parke, welche Edelwild hegen, sind die königlichen von Forstenried (gegen 800 Stück), Perlach und Grünwald (500 Stück) unter Administration der Hofjagdintendanz, dann die Parke von Anzing und im Spessart (200 Stück) unter Administration der Forstverwaltung; die Parke des Fürsten von Thurn und Taxis bei Regensburg, des Fürsten von Löwenstein im Spessart (500 Stück) und des Fürsten von Leiningen bei Amorbach an den Ausläufern des Odenwalds. In den Parken von Forstenried, Anzing und Grünwald sind auf den königlichen Jagden von 1851–55 inclus. 333 Stück Edelwild erlegt worden.
In unseren Alpen dagegen, jenen willkommenen Schlössern, welche die neuere Zeit mit all ihrer Sucht des Gleich- und Ebenmachens nicht abtragen und erniedrigen kann, ist die Hirschjagd, obwohl sie ebenfalls viel gelitten, durch des regierenden Königs hohen Schutz wieder zu erfreulicher Blüthe gediehen.
Es giebt auch kaum anderwärts so vortrefflich gelegene Thäler und Höhen, die allen Zwistigkeiten über gegründete und ungegründete Wildschadensklagen entrückt sind, und sie schicken nun den angrenzenden Jagden der Gemeinden freigebig manchen Hirsch zu, dessen diese außerdem nur durch alte Geweihe als der Beute vergangener Zeiten erinnert würden, oder durch Wirthshausschilde, an welchen die Jugend der württembergischen Bauern und vieler anderer nächstens allein noch ihre Studien machen wird, wie wohl ein Hirsch des Landes ausgesehen haben mag.
In den Ammergauer-Revieren sind vorzügliche Gehege; die einsamen Thäler von Graswang und Halbammer, durch die felsigen Rücken des Sonnenbergs, Brunnenkopf, Klammspitz und andere getheilt, über welche die Wechsel gehen; in der Vorder-Riß die Au und der Hochkopf mit seiner wundervollen Fernsicht; in Berchtesgaden der Regen ober der Kaunerwand, die Fischunkel, die Eisschlucht bei St. Bartolmä und das wilde Wimbachthal.
Vorzüglich bemerkenswerth ist die Jagd auf dem sogenannten Regen an der östlichen Seite des Bartolomä- oder Königssee's. Der König hat dort in der Nähe der Regenalphütte zwei Birschhäuser für sich und seine Gäste. In einer Höhe von 5000 Fuß mit der schönsten Aussicht auf die Bergketten am westlichen und südlichen Theil des See's mit dem Watzmann, steinernen Meer, und der mit ewigem Schnee »übergossenen Alm« wechseln waldige und steinige Gehänge mit mancherlei Einsenkungen und zum Theil schwer zu begehenden Gründen voll felsiger Gruben und Löcher. Da ist man zwischen zwei Gemsgebirgen, unterhalb das Warteck, die Kaun, Thalwand &c. und oberhalb die Tauern, Karlsberg &c. Der Stand an Edelwild ist verhältnißmäßig für den kleinen Platz bedeutend und kommen oft gegen 100 Stück in den Jagdbogen.
Gewöhnlich werden von den 8–9 Schützen 15–16 Stück geschossen, da die Jagd ganz frei ist und einfach getrieben wird, wobei viele Rudel nicht an die Schützen kommen, von den anlaufenden aber meistens nur die stärkeren Hirsche zum Schuß ausgewählt werden.
Auf den Berchtesgadner-Jagden kommen der Oertlichkeit wegen Scenen vor, welche anderwärts nicht möglich sind und es geschieht öfters, daß die Hirsche den Obersee oder den Bartolomäsee annehmen oder in's Steingewänd einsteigen wie die Gemsen (wobei selten einer abstürzt, außer wenn er flüchtig ist), und wechseln in den romantischen Gründen die herrlichsten Bilder, wie sie nur ein Hirsch gewähren kann, sei es, daß er das Dickicht theilend, aus dem Dunkel des Holzes trotzig hervortritt in den sonnigen Tag oder durch ein Gewirre mächtiger Felsblöcke hinzieht, oder mit dem flüchtigen Rudel des Wildprets vom Gehänge heranbraust, daß der Boden zittert, – Jagdscenen, welche all den seiner Zeit so gepriesenen Glanz übertreffen, der um die Mitte und gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bei den eingestellten Jagen mit aufgeputzten Schirmen und Zelten und Empfang des Wildes mit Trompeten und Pauken erzielt werden wollte.
So geschieht es gewöhnlich, wenn die Fischunkel mit Hunden gejagt wird, daß Hirsche durch den auf zwei Seiten mit steilen Wänden eingeschlossenen Obersee schwimmen und entweder von einem Kahn aus geschossen werden können, oder an dem Platze, wo sie aussteigen und hat der König 1856 dort fünf starke Hirsche erlegt. Auch schwimmen sie wohl an eine Stelle, wo man es bei den Thalbrunnen nennt und steigen an der furchtbaren Thalwand hinauf, wo ein überhängender Felsen scheinbaren Schutz gewährt. Ein guter Büchsenschuß erreicht sie aber und stürzt sie in den See. – So sind 1853 vom Könige zwei Hirsche von 10 Enden vom Schiff aus geschossen worden.
Am Obersee, im Eis- und im Wimbachthal sind die Berge in größeren Höhen meistens so steil und mit Wänden begränzt, daß oft nur wenige Stellen bleiben, wo ein Hirsch noch weiter steigen und in's hohe Gemsgebirg wechseln kann. Es bedarf manchmal nur einer Thüre, um dieses zu verhindern und dergleichen (die sog. Gatterln) sind auch mehrere angebracht, weniger wegen des Jagens, als weil ein sich so versteigender Hirsch oder Stück Wild, wenn Schnee fällt, verloren ist und verhungert.
In das sogenannte Hocheis, so heißt ein Gehänge, welches die Thalschlucht mit der bekannten Eiskapelle abschließt, kann das Wildpret nur hinaussteigen, wenn viel Schnee fällt, und dort einen felsigen Graben zwischen der Hachelwand und »der Kirch« ausfüllt und dadurch zugänglich macht. Wenn dieses nicht der Fall ist, so können allein die Gemsen aus dem felsigen Kessel an den Wänden fortwechseln, das Wildpret muß durch das Thal des Eisbachs. Man kann daher dort leicht ein eingesperrtes Jagen anstellen, indem man das Wild in den Kessel treibt und den engsten Theil der Thalschlucht mit Tüchern abschließt. Solche Jagden werden auch gehalten und dann das Zeug in der Nähe der Watzmann-Wände, wo der Königsschirm steht, niedergelegt.
Wenn durch frühen Schnee die erwähnte Schlucht an der »Kirch« sich ausfüllt und Wildpret in's Hocheis steigt, so müssen die Jäger sich bemühen, es zeitig herunter zu treiben, denn da die Schneemasse in Eis sich umwandelt, und unter ihr ein Bach sich bildet, der das Eis aushöhlt, so bricht dann dieses oft ab, so daß auf der Oberfläche kein Wechsel mehr möglich ist, sondern nur unter dem stehengebliebenen Gewölbe. Diesen Weg nimmt das Wild niemals und da es bei eintretendem Winter im Hocheis zu Grunde gehen muß, so bleibt nichts übrig, als darauf Jagd zu machen und zu schießen, was zu bekommen ist.
Ich war einmal bei einer solchen Jagd und habe, obwohl nur Wildpret zu schießen war, kaum eine erlebt, die romantischer gewesen wäre, denn abgesehen von dem unheimlichen Wege in jener Schlucht, wo wir unter dem drohend niederhängenden bis 5 Fuß dicken Eisgewölb eine ziemliche Strecke in dem Bach ansteigen mußten, kam während des Jagens ein Donner von der Hachlwand, als wollte diese in sich zusammenstürzen. Man sah dabei nicht sogleich was vorgehe, bis sich plötzlich von Staubwolken begleitet eine gewaltige Felsmasse über den höchsten Rand des Gehänges hervorwälzte und bei dem furchtbaren Sturz in Trümmer zerschellend in die Decke des Eisgewölbes einschlug, welches wir passirt hatten und durch welches wir wieder zurück mußten. Wir schossen damals vier Stück Wild, deren eines in eine Kluft fiel, wo das Eis am Felsen abgeschmolzen war. Es mußte ein Mann an einem Strick hinuntergelassen werden um das Thier zu bekommen, ebenso mußte das sämmtliche Wild am Strick über den Felsen, der die »Kirch« heißt, heruntergeschafft werden, und bot diese Jagd von Anfang bis zu Ende gar seltsame und malerische Bilder. Ich sah dabei ein Thier und ein Kalb auf einem sehr steilen Felsrücken zwischen scharfen Gräben gegen eine Wand steigen, wo sie nicht mehr weiter konnten und war der Grat so schmal und der Wechsel so gezwungen, daß der Jäger, der sie heruntertreiben wollte, nur mit Gefahr ausweichen konnte, als sie um durchzubrechen auf ihn zukamen.
Ein eigenthümliches Schauspiel erlebte ich einmal am Obersee in Berchtesgaden, als ich von einem Ausflug in die Fischunkel nach Bartolomä zurückkehrte. Dort führt nur ein schmaler Weg um den See, der sich ansteigend und wieder senkend am Felsengehäng hinzieht. Am höchsten Punkte, etwa 80 Fuß ober dem See, ist eine der vorhin besprochenen Thüren, welche den Steig abschließt und gegen die Seite nach der Salet sich öffnet. Ich mußte da durch und machte die Thüre wieder zu, weil ich schießen hörte und wußte, daß in der Salet (am Saamenschlag) eine königliche Jagd stattfinde. Es ist nämlich der erwähnte Steig auch der einzige Wechsel, welchen ein Hirsch annehmen kann, um aus der Salet in die Fischunkel zu gelangen, wenn er nicht hoch ansteigen oder über den Obersee schwimmen will, daher bei den Jagden die Thüre geschlossen wird. Als ich auf dem ziemlich langen Steig etwa eine Viertelstunde weiter gegangen war, fiel mir ein, daß es gerade kein Spaß wäre, auf solchem Platz einem ausreißenden Hirsch zu begegnen, denn der Abhang gegen den See ist schwindlich steil und die andere Seite an vielen Stellen ebenfalls nur schwierig oder gar nicht zu erklimmen. Der Steig aber wird am schmälsten wo er gegen die Salet ausgeht und an ein Ausweichen ist nicht zu denken. Ich beeilte mich daher aus diesem Felsengang zu kommen und kaum hatte ich den Fuß auf die Ebene der Salet gesetzt, so rannte wirklich ein Hirsch von 6 Enden gerade auf mich zu und dann in größter Flucht den Steig hinauf, welchen ich eben verlassen hatte. Es war ein herrlicher Anblick. Als er nun gegen die Thüre kam, hielt er an und stand unschlüssig was er thun wolle. Indessen kam der Hund, der ihn gejagt und hell ausgebend rannte er ebenfalls den Steig hinaus. Da versuchte der Hirsch über die furchtbaren Platten unter ihm das Ufer des See's zu gewinnen. Mit einigen Sprüngen gelang es ihm etwa ein Drittel der Höhe herunter zu kommen und sich auf einem Vorsprung der Felsschichten zu erhalten. Der Hund wagte nicht zu folgen, aber nicht lange so setzte der Hirsch wieder hinauf an gegen den Hund, bei der zweiten Platte rutschten ihm aber die Läufe aus, er drehte sich noch einmal, konnte keinen Halt mehr fassen und stürzte nun die ganze Höhe, nur einmal an der Wand auffallend, in den See, wo er auch sogleich verendete und mit einem Kahn an's Land geschafft wurde. Es haust da oben der Tod, der wilde Jäger für Mensch und Thier, mit manchem Vortheil für sein Waidwerk, der ihm in der Ebene versagt ist.
Die meisten königlichen Hirschjagden, welche der König im Gebirg hält, sind freie Jagden, wobei zuweilen FederlappenDieses Scheumittel war schon den Römern unter dem Namen formido (Furcht) bekannt: Pennae in lineam contextae dicuntur formido. gebraucht werden und wird je nach den Verhältnissen auch mit Hunden gejagt, an denen übrigens fast zu wenig geschieht, was sonst zu viel daran gewendet wurde.
In den großen Forsten der Ebene waren vor 1848 die Jagden, welche der verstorbene Fürst Löwenstein hielt, da ihm die königlichen Reviere zu Gebote standen, von eigenthümlicher Art, und mag hier Einiges davon erwähnt werden.
Wenn die Schützen und Treiber angestellt waren, so setzte des Fürsten Leibjäger einen Leithund auf die Fährte des Hirsches, welcher bestätiget war und zog, auf der Fährte nachhängend, voraus in's Holz. Die Treiber rückten still und nur wenig an die Bäume klopfend nach. Der Hund verließ die Fährte nicht, da es dann bald geschah, daß der Jäger an den Hirsch kam. Sowie er ihn erblickte, stieß er in's Horn, und es waren eigene Zeichen, welche die Stärke des Hirsches verkündeten, und leicht zu erkennen, wohin sich dieser im Bogen wendete. Auf das Zeichen blieben die Treiber stehen oder folgten nur von fern dem Hornruf. Anfangs ging der Hirsch wohl flüchtig, aber nicht weit, denn er wußte bald was im Werk war, da man nur auf einen jagdbaren Hirsch jagte und ein solcher hatte als Spießer, Gabler und auch später schon genug Erfahrungen gemacht und unterschied die Störung der Jagd und zufälliges Aufgescheuchtwerden recht gut. Der Hirsch suchte also keineswegs in übereilter Flucht gegen die Schützen zu rennen, sondern vielmehr den verfolgenden Jäger durch Wiedergänge zu täuschen, und steckte sich in jedem größeren Dickicht. Aber der Hund war gut und wie das Verhängniß sein Opfer überall findet, so fand er den Hirsch. Da wurde dieser doch endlich gegen die Schützen gedrängt, und ging oft so bedächtig vor, daß ihm der Jäger ganz nahe kam und ihn häufig erblickte, wobei er jedesmal in's Horn stieß. Wer ein Waidmann ist, kann sich die Spannung denken, und wie das Herz schlug, wenn der Ruf immer näher kam, und das Dickicht deutlich bezeichnete, welches den Hirsch verbarg.
Alles ringsum still, der Blick unverwandt nach dem dichten Tannengrün gerichtet, die Büchse hoch genommen, schußfertig – noch ein Hornruf, jetzt muß der Hirsch erscheinen; ein Rauschen, jetzt gilts – da bricht er vor mit dem stolzen Geweih! Waidmanns Heil! – Im Dickicht zog der Hirsch gewöhnlich sehr zögernd hin und her, sobald er aber ins lichte Holz oder gegen eine Straße oder einen Richtweg kam, und öfters konnte man nur da schießen, dann ging er mehrentheils flüchtig, so daß es flink seyn galt, ihn zu fällen. Im Hessischen nennt man diese Jagd auch das Lanciren des Hirsches und den gebrauchten Leithund – Lancirhund – (Lancer le cerf = den Hirsch auftreiben). So nannte man auch den Hund manchmal, der bei der Parforcejagd den Hirsch zuerst sprengte.
Alle Arten, den Hirsch im Treiben zu jagen, haben ihre anziehende Seite, ihn aber in der Brunstzeit im freien Wald oder im Gebirge zu birschen, ist noch viel höher zu stellen. In manchen Revieren unserer Berge kann man sie zu Ende Septembers wohl zu zehn und mehr auf einem Platz von ein paar Stunden schreien hören und haben viele, wie die oberbayerischen Jäger sagen »a' woiterni Laut'n« d. i. eine tüchtige Stimme. Im Graswangthal und in der Halbammer bei Ettal und auf dem Regen bei Berchtesgaden geht der Handel am lustigsten. Wenn man da auf einer Alphütte übernachtet, so wird man wenig schlafen, denn die sogenannten »Almliecht'n« oder die Waideplätze der Alpen besuchen die Hirsche in der Nacht vorzüglich gern und kommen der Hütte oft so nahe, daß beim Mondschein mancher vom Fenster aus geschossen wird. Unter günstigen Umständen kann man an einem Gehäng ihr Treiben oft beobachten und besonders anziehend ist es zu sehen, wie ein guter Zehn- oder Zwölfender sein Wildpret gegen einen zudringlichen Achter bewacht, wie er ihn gewaltig zürnend anspricht und bald drohend gegen den nahenden vorschreitet, bald in Sprüngen ihn in die Flucht jagt. Seltsam ist dabei, daß wenn ein solcher geringerer Hirsch mit einigem Wildpret, welches er jagt, in die Nähe eines starken kommt, das Wildpret diesem zuläuft und sich zu seinem Harem gesellt.Bei Fouilloux nach B. Jobin heißt es: »ist wunderbarlich zu hören, daß der alt Hirsch viel hitziger auff das Wild, vnnd auch demselbigen viel annehmlicher ist, dann der jung, welches bei etlichen vnsern Weibern nicht breuchlich seyn, sondern im Widerspil gefunden werden wil.« Es kommt freilich auch vor, daß während der Platzhirsch mit einem Rivalen sich beschäftigt und mit ihm kämpft, ein anderer Rival der leichteren Waare die Gelegenheit benützt, beim Wildpret sein Glück zu machen und nicht abgewiesen wird. Das Kämpfen, welches man weit hört, endet oft mit tödtlicher Verwundung des einen oder auch beider Betheiligten und kommt viel auf den Bau des Geweihes an, um diesem oder jenem Hirsch beim Kampf ein Uebergewicht zu verleihen. Vor zwei Jahren habe ich einen auf diese Weise todtgekämpften Hirsch bei Gelegenheit einer Jagd in der Riß gesehen. Er war noch ganz frisch und hatte einen tiefen Stoß unter der Lunge erhalten. In den Jagdgeschichten ist ein besonderer Fall verzeichnet, welchen der Herzog Christian von Sachsen-Weissenfels erlebt hat. Er erlegte im Jahre 1728 bei der Hirschbrunft zu Freyburg dreißig Hirsche und darunter einen von 14 Enden, welchen er auf der Bürkersrodischen Weidenau mit einem Zwölfender kämpfend antraf. Die Hirsche hatten ihre Geweihe dergestalt verkämpft und verschlagen, daß sie nicht mehr auseinander konnten. Der Zwölfender erlag im Kampfe und der Vierzehner wurde dann vom Herzog geschossen.
Auch findet man Beispiele, daß zwei Hirsche verenden mußten, weil sie im Kampfe ihre Geweihe in gedachter Weise verschränkt hatten. Schon der Kaiser Maximilian führt einen solchen Fall an: »Zwen Hiersch In der brunfft habendt mit ainander gekempfft, vnd sindt mit dem gehurn in ainander kommen, und nit von ainander megen, das Er ain hiersch todt ist peliben. also sendt sy gefunden worden, vnd die Gehurn noch also Inainander.« Solches geschah auch 1756 in Hessen, im Bickebacher-Tann, wo zwei so aneinandergeklammerte Hirsche verendet gefunden wurden. Die Geweihe befinden sich im Darmstädt'schen Jagdschloß Kranichstein und sind von Ridinger abgebildet worden. Darunter stehen nachfolgende Verse, worin den Hirschen zum Vorwurf gemacht wird, daß sie sich nicht vom Landgrafen Ludwig haben erschießen lassen. Es heißt:
Schau Leser einen Hirsch-Duell Wo beide blieben auf der Stell' Als sie aus Eifersucht gerungen Und mit Gewichtern sich verschlungen; Ihr Fleisch, das sonst dem Mensch gehört, Ward schimpflich von dem Wurm verzehrt, Da sie entgangen Ludwigs Waffen So mußten sie sich selber strafen. – |
Landgraf Ludwig VIII. war ein großer Jäger und hat in der Brunft wohl die meisten und stärksten Hirsche erlegt, die je ein Jäger gebirscht, denn 1748 schoß er zu Jägerthal 80 Hirsche und 1747 erlegte er einen 22-Ender von 480 Pfund, dessen Geweih 24½ Pfund wog, dann einen 20-Ender von 500 Pfund mit einem Geweih von 15½ Pfund und weiter zwei 20-Ender von gegen 4½ Centner. Diese 4 Kapitalhirsche erlegte er in nicht 3 Wochen, vom 18. September bis 5. Oktober. Das ist des Guten wahrlich zu viel! – Er pflegte dabei meistens mit einer Windbüchse zu schießen.
Es hängt viel von der Geschicklichkeit im Birschen, aber auch von Glück ab, um in der Hirschbrunft zu Schuß zu kommen. Manchmal zieht ein suchender Hirsch daher, als wäre er bestellt worden und manchmal kann man Tag und Nacht laufen und immer gehts verkehrt. Treibt man es im Gebirg eine Woche so fort, so kann man wohl um einige Pfunde leichter werden und zum Verdrusse wird dann auch mitunter die erste Morgenstunde versäumt, weil der Schlaf nicht zu bewältigen und trotz harter Lagerstatt auf Tannenästen und trotz Frierens in der Hütte, wo der Wind überall hineinbläst, dennoch sich einfindet und die Glieder fesselt. Dann fährt man wohl erschreckt empor, wenn die Sonne schon die Laanen bescheint und das Wildpret eingezogen ist. Die Tyroler Schützen behaupten, man bekomme keinen Schlaf, wenn man eine Fledermaus bei sich trage oder ein Rabenherz. Sie verfertigen sich auch ein sogenanntes »Wachbeutele,« welches so geschieht: »Fange Frösche, stich ihnen die Augen aus, und lasse sie wieder lebendig in's Wasser hineinschwimmen. Die Augen aber umhülle mit dem Fleisch von einer Nachtigall und nähe Alles in ein kleines Flecklein von Hirschhaut. Das Beutelchen hänge dir um den Hals, so kommt kein Schlaf durch viele Tage, und bist trotzdem gleich stark zum steigen.«Alpenburg. Mythen und Sagen Tyrols.
Auf einen schreienden Hirsch, wenn er allein ist, läßt sich wohl ankommen, es ist aber nicht immer möglich der Aufmerksamkeit des Wildprets zu entgehen, wenn ihn solches begleitet. Die Vorsorge und Wachsamkeit des weiblichen Wilds zum Vortheil und Schutz des männlichen ist überall bemerkbar und namentlich in der Zeit des Brunftens und Falzens, wo die Buhlen vor Leidenschaft und Schwärmerei oft den Kopf verlieren und an Gefahr gar nicht denken. Bei der Hirschbrunft vereitelt daher nicht selten das Wildpret ein glückliches Anschleichen ebenso, als es die Hennen sind, welche oft verrathend aufflattern, wenn man einen falzenden Auer- oder Spielhahn anbirscht. Am ärgerlichsten ist, wenn das Wildpret vom Hirsch gegen den Birschenden getrieben wird und ehe dieser noch den Hirsch gewahr werden kann, sehr nahe heranzieht. Ist dann der Wind nicht ganz gut, so ist man meistens um den Schuß betrogen. Es ist schon oben angeführt worden, daß das Kinkhorn »der Schneck« bei der Hirschbrunft von unsern Jägern gebraucht wird. Man bricht dieser Muschel die Spitze ab, daß die Luft durchzieht und ruft nun, den Hirsch nachahmend, in den Schnecken hinein. Der eifersüchtige und kampflustige Hirsch kommt zuweilen ohne Säumen heran; wenn er aber auch nicht kommt, so meldet er sich wenigstens und ist das natürlich schon ein schätzbarer Behelf beim Anbirschen. Ein sehr großer Schneck taugt weniger als einer von mittlerer Größe. Unter den mir bekannten Waidmännern handhabt der Graf C. Dürkheim den Schnecken mit besonderer Meisterschaft und hat damit (1858) auf den Jagden des Fürsten Lamberg in Steyermark in 14 Tagen 23 meist sehr gute Hirsche erlegt.
Es ist kein Wunder, wenn man bei solcher Birsch zuweilen das sogenannte Hirschfieber bekommt, denn der Anblick eines starken Brunfthirsches ist prachtvoll, und es packt einen, wenn er so stolz und wilden Ansehens dasteht, den Hals dick und langbehaart, dunkelfarbig, ganz schwarz, wie unsere Jäger sagen, und wenn das hohe Geweih in weißen Enden blitzend die dreifache Krone trägt. Es geschah einem meiner Freunde, der einen solchen Hirsch aus eigener Jagd in einem Schlag anbirschte, daß ihn das Fieber so überkam, daß er nicht schießen konnte. Da der Hirsch ganz vertraut war, birschte er sich wieder zurück und ruhte eine zeitlang unter einem Baum, indem er sich fortwährend zusprach, doch ruhigen Blutes zu seyn, es sey ja kein gar so großes Unglück, wenn er den Hirsch auch fehlen sollte, er komme ja sicher ein andersmal wieder an ihn u. s. w.
Nachdem er meinte, er sey nun hinlänglich ruhig und zum Schießen gefaßt, birschte er wieder vor und war der Hirsch noch etwas näher gezogen. Da kam aber wieder das Fieber und obwohl er nun gleichsam im Zorn schoß, so fehlte er ihn doch.
Die Urhirsche des Grafen Arco, welche ich in Berchtesgaden zu beobachten Gelegenheit hatte, schreien wohl theilweise wie die unserigen, der Schluß des Schreiens ist aber verschieden. Während die unserigen meistens mit einigen rauhen, kurz ausgestoßenen Tönen schließen, endet bei jenen das Schreien mit einem überschlagenden gezogenen Sägen.
Daß die Parkhirsche in der Brunstzeit und auch außer derselben manchmal gefährlich sind und den Menschen annehmen, ist bekannt und erst vor einigen Jahren ist der Graf Wilhelm von Württemberg von den Angriffen eines solchen, der ihn schon zu Boden geworfen hatte, nur durch einen zufällig dazu gekommenen Dachshund gerettet worden; im Freien kommt dergleichen nur bei angeschossenen Hirschen vor, dagegen sind manche in anderer Weise bösartig und rauflustig und hat man Beispiele, daß sie Stiere angegriffen und mit ihnen gekämpft haben. Ein solcher Kampf fand im vorigen Jahre mehrmals auf der Griesalm im Wimbachthal statt und die Sennerin rief dem König, der dort zur Jagd ritt, zu, er könne leichter als mit Jagen den starken Hirsch bekommen, wenn er am Morgen oder Abend an dem Platz, wo der Stier weide, passen wolle, denn der Hirsch komme gewiß wieder zum Raufen. Einen ähnlichen Fall, der zu Veuve an der Ouche vorgekommen, erzählt Bingley. Der Hirsch erschien bei der Heerde fast immer zu derselben Zeit während der Monate April bis Juni und wurde von dem Stier, sobald ihn dieser erblickte, mit lautem Brüllen empfangen; meistens mußte der Stier weichen.
Einem angeschossenen Hirsch, der sich niedergethan hat, darf man nur mit Vorsicht nahen und ebenso ist es immer gefährlich einen Hirsch beim Jagen an einem engen Platz abwehren zu wollen. In den Revieren von Weitwörth bei Salzburg war sonst ein guter Hirschstand und ich hatte selbst Gelegenheit mit dem Fürsten Löwenstein dort zu jagen. Da ist nun das meiste Holz so dicht unterwachsen und mit Ranken und Schlinggewächsen durchzogen, daß Treiber und Hirsch nur schmale Gänge haben, die durch die Wildniß führen und ging der Hirsch gegen den Treiber, wie oft geschah, so blieb diesem nichts anderes übrig, als sich auf den Boden zu werfen und ihn über sich wegsetzen zu lassen. Ein Versuch gewaltsamen Wehrens hatte bei ähnlichen Verhältnissen des Jagdbogen auf einer der fürstl. Taxis'schen Jagden einen höchst traurigen Ausgang. Der Hirsch stieß nämlich dem Treiber, einem erwachsenen Mann, einen Sproßen des Geweihs tief in's Auge und trug den Sterbenden noch eine ziemliche Strecke mit sich fort, ehe er ihn wegschleuderte. Die Stärke eines guten Hirsches ist überhaupt sehr groß und einen solchen genicken zu wollen, wie man einen Rehbock genickt, mag jeder bleiben lassen, der noch eine Kugel zu einem Schuß laden kann. Auch bei den Kampfjagen hat sich darin der Hirsch oft bewährt. Bingley erzählt, daß ein Herzog von Cumberland um 1764 einen Hirsch mit einem Tiger in einem eingeschlossenen Waldtheil von Windsor zusammenbrachte, um sie kämpfen zu sehen. Der Hirsch wies zwei Angriffe des Tigers mit seinem Geweih tapfer zurück und beim dritten schleuderte er ihn dermaßen weg, daß der Tiger abließ. Der Herzog schenkte diesem Hirsch die Freiheit und legte ihm ein breites silbernes Halsband um, auf welchem die Erzählung des Kampfes eingegraben war.
Weiße Hirsche kamen bei uns vor 30 Jahren in der Gegend von Andechs vor und noch im Jahre 1847 in der Nähe davon bei Hochschloß. Landau erwähnt derselben auch in früherer Zeit in Hessen, ebenso braun und weiß gefleckte Hirsche. Im Park von Hellbrunn bei Salzburg befinden sich noch gegenwärtig mehrere weiße Hirsche und Thiere und kamen zu Ende des 17. Jahrhunderts im Salzburg'schen auch im Freien vor. Im Jahr 1693 wurde ein weißer Hirsch im Revier Golling auf dem Satteleck gefangen und 1690 einer bei Glaneck in Gegenwart des Erzbischofs Johann Ernst.
Flemming sagt, daß das Erscheinen eines weißen Hirsches Unglück bedeute; um solches Omen kann man sich beruhigen; öfter trifft bei der Hirschjagd das Unglück ein, daß auch kein brauner Hirsch erscheint.
Schwarze Hirsche sind sehr selten. Es befand sich ein solcher 1813 im Thiergarten zu Waldleiningen. Sowie zuweilen Hirsche mit mehreren Stangen, drei und sogar vier, vorkommen, ebenso gibt es welche, die nur eine Stange haben und auch solche ohne Geweihe. Erstere nannte man vormals in Hessen Mörder, letztere Mönche. Von unsern Gebirgsjägern werden die Spießer häufig Moses oder Moises genannt, weil die gewöhnlichen Strahlen am Kopf des Moses in den alten biblischen Bildern oft durch zwei Hörner, ähnlich wie bei einem Spießer, ersetzt sind.
Die Gebirgshirsche sind, je nach der Lage und Güte der Aesungsplätze, gewöhnlich stärker am Leib, als die Landhirsche und unterscheiden sich von diesen durch stumpfere Schalen der Läufe; sie wechseln oft sehr weit, und als noch auf dem Schleisheimer-Moos Standwild war, konnte man nicht selten einen Berghirsch im Rudel beobachten. Die Jäger machten meistens gleich Jagd auf den unstäten Gast und erlegten ihn gewöhnlich, indem sie den Rudel über die sumpfigsten Stellen trieben, wo die leichte Waare glücklich hinüberkam, der schwerere Berghirsch aber bei dem steten Einsinken so zu arbeiten hatte, daß der Jäger zum Schuß gelangen konnte. Umgekehrt wechseln auch die Landhirsche in's Gebirg.
Es ist oft viel Arbeit, einen erlegten Hirsch von den Bergen herunterzubringen und geschieht gewöhnlich auf Schlitten oder kleinen Karren, zuweilen muß er aber zerwirkt und theilweise getragen werden.
Es gibt dort noch Männer, deren einer allein im Stande ist, einen jagdbaren Hirsch zu tragen. Dazu wird Vorder- und Hinterlauf auf derselben Seite geschränkt oder zusammengebunden, daß sie wie Tragriemen dienen, der Mann schlieft mit den Armen durch und nimmt den Hirsch so auf, Kopf und Geweihe hängen über die Schulter. In unserer papierenen Zeit ist es ein erfrischender Anblick, einen solchen Träger mit seinen Steigeisen zu sehen, wie er mit dem stattlichen Thier dahingeht und muß man sich wundern, daß dergleichen Bild noch von keinem Maler benutzt worden ist. Wegen der erwähnten Schwierigkeiten des Fortbringens kommt es auch vor, daß ein Jäger, der sich auf seinen Hund verlassen kann, absichtlich einen Hirsch waidwund schießt und dann den Hund daran läßt. Mit solchem Schusse geht der Hirsch immer abwärts und findet ihn der Jäger vor dem verbellenden Hund meistens an einem Bach am Fuße des Berges, wo er ihn erlegt. Man wird dieses Verfahren nicht so sehr mißbilligen können, als es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag, denn so oder so, der Gebirgsjäger hat ohnehin mit Mühseligkeiten, Beschwerden und Gefahren genug zu kämpfen.
Wer die Hirschjagd nur in der Ebene kennt, der hat sie, möchte ich sagen, nur halb genossen, und wer sie nicht anders als in Parken mit regelrechten Geräumten mitgemacht, der hat daran das Wenigste erlebt. In den Bergen aber sind die günstigen Verhältnisse gegeben, die ganze Herrlichkeit solcher Jagd zu entfalten. Es ist dieses ganz natürlich, denn man denke, wie dort oft ein weites Gehänge zu überschauen und das nahende Wild oft lange zu beobachten ist, ehe es in die Schußweite kommt, man denke sich, wie ein einziger Hirsch solche Landschaft belebt, während im ebenen Wald die Aussicht bedeutend beschränkt ist und in Parken das Wild oft nur momentan beim Wechsel über ein Geräumt zum Vorschein kommt. Der Stand an Edelwild ist in mehreren unserer Gebirgsreviere vorzüglich. In den Jagden von Hohenschwangau waren im Jahre 1828 nicht über 50 Stück vorhanden, gegenwärtig kann der Stand auf 700 Stück angesprochen werden, in den Berchtesgadener-Revieren (Königssee, Bartolomä, Schapbach und Wimbach, Hintersee, Bischofswies) zu 450 Stück &c.
Die früheren Feinde des Edelwildes unter den Raubthieren sind fast gänzlich verschwunden, und kommt der Waidspruch nicht mehr vor, wo es heißt: »Sag an, mein lieber Waidmann, wie spricht der Wolf den edlen Hirsch im Winter an?« und die Antwort lautet: »Wohlauf, wohlauf, du dürrer Knab, du mußt in meinen Magen, da will ich dich wohl durch den rauhen Wald hin tragen.« Dagegen ist der Winter selbst der gierige Wolf und der grimmige Bär, welcher in manchem Jahr gar furchtbar haust unter dem armen Wild und seine Feinde sind weiter die Calamitäten der kleingehackten Jagdbezirke und die ungenügenden Pachtzeiten, welche zu Nutz und Freude baldigst beseitiget werden mögen!