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Der Bär (Ursus Arctos) stand seit den ältesten Zeiten seiner Gewalt und Größe wegen in Deutschland in einem gewissen Ansehen und wie der Löwe in seiner Heimat, so galt er bei uns als der König der Thiere. Man getraute sich seinen Namen nicht geradehin auszusprechen, ebensowenig wie beim Wolf, sondern nannte ihn, gleichsam freundlich schmeichelnd, wenn er es etwa höre, den alten Großvater, Schwarzzahn, Süßfuß &c. Die von ihm hergenommenen Eigennamen Bernhart, Bernwin, Adalbern, Reginbern &c. und der Gebrauch seines Bildes im Wappen bezeugen ebenfalls, daß er sich Achtung erworben.
Ein Markgraf von Ansbach (1720) würdigte junge Bären, im Zimmer seines Prinzen auferzogen zu werden, um diesen zu einem herzhaften Jäger zu machen. Nach einiger Zeit aber wurde diese Gesellschaft doch nicht als ganz passend erachtet, da einer der Bären einen Bedienten durch die Hand biß.
Der Bär galt als ein zwar grober, aber sonst ehrlicher und tapferer Geselle, der dem Feind mit breiter Brust entgegengeht und ihn mehr durch Umarmung erdrückt, als durch seine Zähne zerfleischt.
Die nordischen Sagen erzählen wie vom Werwolf, so von der Verwandlung eines Menschen in einen Bären, welche mittelst eines Eisenhalsbands erfolge, und in Norwegen herrscht der Glaube, daß die Lappländer sich in Bären verwandeln.Grimm, deutsche Mythologie. S. 1051.
Der Bär ist einfach in seinen Sitten und vernünftig in der Wahl der Nahrungsstoffe. Er ist zufrieden mit Fleisch und Gemüse, wenn nicht mehr zu haben ist, sonst aber auch ein Freund der Fische, namentlich der Forellen, die er aus seichten Bächen zu holen weiß, und ein Liebhaber von Obst und Honig. Bekanntlich hält er einen Winterschlaf, dessen Träume durch den ihm geltenden Jagdlärm oft unangenehm gestört werden.
Seine gewaltige Stärke ist bekannt. Man hat öfter beobachtet, daß ein Bär ein Pferd über 200 Schritte weit geschleppt hat und mancher befreite sich aus dem Bärenfang, indem er die Thüren trotz eiserner Bleche und Klammern auf unglaubliche Weise zerbrochen.
Die Bärenjagd im 16. Jahrhundert und früher wurde mit starken, muthigen Hunden, Bären- oder Bollbeißern in der Art wie die Schweinsjagd gehalten; die Hunde trieben den bestätigten Bären auf, faßten ihn am Gehör und stellten ihn; dann gab der Jäger mit dem Bäreneisen den Fang auf den Stich oder geschah dieses durch mehrere. Bei einer solchen Jagd im Thüringerwald zu Anfang des 16. Jahrhunderts fing ein einziger Hund einen starken Bären und hielt ihn am Gehör so fest, daß er abgefangen werden konnte. Man schoß auch mit Pfeilen und begann dann die Hatz auf den verwundeten Bären.1852 ist von dem Forstwart Neuner von Linderhof in einer finstern Höhle auf der Nordseite des Sonnenbergs (Revier Ettal) ein Bärenskelett gefunden worden, unter welchem eine eiserne Pfeilspitze lag.
Die Bärenjagd gehörte zur hohen Jagd oder galt sogar noch mehr, denn sie war bei Verleihung der hohen Jagd nicht mitbegriffen. Das Geschlecht der von Riedesel wurde z. B. in Hessen mit der Bärenjagd besonders »investirt.«
Wenn man im Bayerland überall eine Denktafel errichten wollte, wo ein Bär oder ein Wolf geschossen oder gefangen worden, man würde erschrecken und das ganze Land würde mit solchen Tafeln fast übersät seyn.
Besonders im 17. Jahrhundert waren sie zahlreich verbreitet und auch noch im vorigen gab es Arbeit damit, gegenwärtig aber erscheinen sie nur sporadisch, als große Seltenheiten und haben als Standwild aufgehört.
Mehrere bayerische Fürsten liebten die Bärenjagd. Von Kaiser Ludwig dem Bayer ist bekannt, daß er gelegenheitlich einer solchen, zu welcher er schon unwohl ausgeritten, gestorben, zu Puch bei Fürstenfeldbruck 1347.
Es muß damals in der Umgebung von München nicht an Bären gefehlt haben, denn ein Mandat des Herzogs Johannes in Bayern von 1395 verbietet den Jägern Forderungen an das Kloster Scheftlarn zu machen, weder »in dem Sweingejayd, Perngejayd« noch bei einem andern Gejaid.Monum. boic. 8. 562.
Vom Herzog Christoph dem Kämpfer † 1493 heißt es »seiner person der ritterlichst vnnd beruembtist fürst, der sein Zeit lebt vnnd ain gueter pernfaher an dem Ihaid den vienng er gern.« Ludwig der Bärtige von Ingolstadt (der trotzige Graf von Mortain † 1447) hielt einen Bärenjäger jenseits der Isar, mit 5 Knechten zu Fuß und Hunden nach Bedarf. Es war damals angenommen, der Bär beginne den Winterschlaf »gehe ein« am St. Clemenstag (Mitte November) und gehe wieder aus zu St. Peter in der Fasten, manche früher manche später. Wer dem Aufgebote zur Bärenhatz nicht folgte, dem wurde der Ofen eingebrochen. Ein Bär oder ein Wolfshund kostete 4–6 Dukaten. Der Bärenkopf gehörte der Herrschaft und »die rechte Hand,« die linke dem Pfarrer der mit dem Sakrament bei der Jagd bereit seyn mußte, denn obwohl der Bär für sich den Menschen nicht leicht anfällt, so ist er furchtbar, wenn er verwundet worden. Es sind dafür Beispiele genug vorhanden und bei einer Bärenjagd, die Heinrich IV. von Frankreich in der Grafschaft Foix hielt, zerriß ein stark verwundeter Bär sieben Treibleute, mit denen er auf dem Gipfel eines Felsens zusammentraf und mit mehreren, die er ergriffen, stürzte er zerschmetternd in den Abgrund.
Im Jahre 1540 kamen am 15. Oktober die bayerischen Herzoge Wilhelm und Ludwig mit ihrem Bruder Ernst, Erzbischof von Salzburg, in Reichenhall zusammen und hielten eine Bärenjagd am Untersberg.
Der Herzog Albrecht V. von Bayern befahl in Betreff der Hege der Bären um Hohenschwangau 1570 »da sollen sie zu unserm Lust ungeirrt gelassen und derselben orten nit gefangen noch vertrieben werden.«
Im Allgemeinen war die Jagd auf Bären ziemlich freigegeben, und Ritter, Prälaten, Bürger, erhielten leicht das Recht Bären zu jagen, das Hohenschwangauer Gebirg war aber schon von Kaiser Maximilian her in Ansehen wegen dieser Jagd. So schreibt der Kaiser 1494 von Füssen, der Erzherzog Sigmund von Tyrol solle den Conrad Steck nach Swangau schicken »wo Wir mit Herzögen Wilhelm von Bayern sind vnd in der pern prummfft, am khayserbrunn hieKönig Maximilian II. hat diesen Brunnen frisch fassen und als Monument mit einer Inschrift herstellen lassen, welche des Kaisers Ludwig des Bayern gedenkt, der auch in der Gegend des Waidwerks pflegte und nach welchem der Brunnen benannt worden. am Planse (Plansee) wie es dann viel giebt von disen wilden tieren, auf die wir grussen haß und verlangen tragen. Ist auch gejaide mit gemsen vnd großen Sweinen. Der Steck soll uns auszaichnen, wo vberall der pest lauf an jedem gejaid ist vnd selbgeschoße awfrichten den wölffen.« Als Standorte der Bären sind auch der Schnaitberg und Picheleck angegeben.
Ein andermal schrieb der Kaiser (von »ratenman« datirt 1490) daß er ein Gejaid anrichten wolle »mit wilden wurmen, genannt dy Sbartzen peeren.«
Man unterschied die schwarzen und die braunen Bären, die ersten werden von einigen nur für eine Varietät oder für die jüngeren Thiere gehalten. Feyerabend (1582) macht das kurz ab: »Etlich machen vnderscheid vnter Beeren da keiner ist, dann Beer ist Beer.«
Der Kaiser Maximilian hatte eine besondere Lust die Bären allein ohne anderer Hülfe zu fällen; so that er einmal im Land ob der Enns an einem »unmenschlich großen Bären,« ein andermal beim Schloß Tyrol, wohin ihn mehrere Bauern geleiteten. »Weilen aber den unwegsamen gehen Felsen, und rauch verwachsenen höle nit ohne große Gefahr zuzukommen war, thäte Er allein auff einem schmalen Steg sich zu dem Beeren, welcher, als er Ihne ersehen, sich auf die hindern Füsse gelassen und auffrecht gegen Ihme dargeeilet; Max aber nam den Spieß zu halbem Schafft, und schoß solchen so meisterlich gegen den Beeren, daß Er ihne mitten in den Bauch getroffen, daß er in ein tieffes Thal über eine Wand herunter zu todt fiel.«
Da der Bär unter dem Edelwild großen Schaden anrichtet, und weil er sehr schlau ist, und oft weit umher wechselt, manche Jagd auf ihn fruchtlos gemacht wird, so bemühte man sich damals schon, wie später desselben durch Fangen in Gruben, Fallen und Eisen habhaft zu werden oder ihn mit Selbstgeschossen zu erlegen. Die lebendig gefangenen Bären, mit welchen die Fürsten sich gegenseitig Geschenke machten, wurden in die mit einer Mauer umgebenen Bärengärten gebracht und da aufbewahrt, um dann bei solennen Gelegenheiten gehetzt zu werden und in den sogenannten Kampfjagen Proben ihrer Stärke und Wildheit zu geben. Von diesen Kampfjagen wird noch später die Rede seyn.
Als zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts und im sechzehnten die Büchsen mehr und mehr in Gebrauch kamen, wurden die Bärenjagden ergiebiger getrieben als früher und war oft ein einzelner Jäger im Stande einen Bären zu fällen, ohne das Revier besonders zu beunruhigen.
Außer im oberbayerischen Gebirg, wo noch die Namen Bärenloch, Bärenholz, Bärenfilz, Bärenleite, Bärensteig, Bärensunk &c. um Ettal, Partenkirch, Mittenwald, Riß, Tegernsee und so bis Berchtesgaden daran erinnern, hausten damals auch Bären um Immenstadt und Sonthofen, und ebenso im Fichtelgebirg und im bayerischen Wald.
Pfarrer JäckelCorrespondenzblatt des zoologisch mineralogischen Vereins zu Regensburg Jahrgang 1852 und 1855. hat mit seltenem Fleiß historische Notizen über das Vorkommen der Bären, Luchse und Wölfe in Bayern gesammelt, und erwähnt unter andern, daß um 1554 ein Jäger Michael im jetzigen Landgericht Sonthofen gelebt habe, welcher 15 Bären geschossen hatte. Am Grinten wurden zu jener Zeit einmal bei einem Treibjagen zwei Bären geschossen. Zahlreicher noch erscheinen die Bären im 17. Jahrhundert in Bayern, zum Theil wohl weil zu ihren Gunsten der 30jährige Krieg manche Oede geschaffen, zum Theil aber auch, weil die verbesserten Büchsen und Schlageisen die Jagdbeute beträchtlich gegen früher erhöhten. In einem Gedicht von 1675, welches eine Bärenjagd im Königssee beschreibt, kommt vor, daß der Jäger und Fischmeister Urban Fürstmüller 25 Bären gefällt habe. Wer St. Bartholomä besucht hat und alte Jagdgeschichten liebt, kennt gewiß das besagte Gedicht und die Bildertafel dazu. Manche, die seiner erwähnen, nennen es langweilig; mir ist es trotz einiger Breite nicht so vorgekommen, und ich kann nicht läugnen, daß ich es lieber gelesen habe als die poetischen Jagdbeschreibungen Matthissons, wovon eine Probe bei der Schweinsjagd gegeben wurde. Ich theile es also hier mit und mag es überschlagen, wen es langweilt.
Der Fischmeister und seine Knechte zu St. Bartlmä mit dem Bären im Jahre Christi 1675.
Merkt und hört zu dieser Zeit Des Fischmeisters zu St. Bartolomä gehabten Streit, Was sich mit einem wilden Bären begeben, Nun hört zue und merket eben, Wie es ihm und seinen Knechten ergangen, Als sich der Streit angefangen: Der Bär zog über den Watzmann herein, Und wollte beim Bartlmä See gar gern seyn. Er zog herab wohl durch die Rhinn, Uebern See zu schwimmen war sein Sinn, Er ging an mit Gewalt den See, Vermeint zu kommen desto eh. Als er nun that im Wasser schwimmen Ward es der Fischmeister gar bald innen; Ruft zusammen seinen Knechten, Sprach: Wir müssen mit dem Bären fechten. Der Sigl-Michel flog davon, Die Andern thaten bei ihm stohn, Hatten alle gleich so viel Weil, Zu nehmen Hacken, Büchsen und Griesbeil, Zu laufen hin wohl an die Zillen, Nun sey es mit Gottes Willen! Als sie nun auf das Wasser kommen, Hatt es der Bär stark vernommen. Zu Stund an hebt er an zu fliehen, Dem Lande mit Gewalt zuzuziehen, Macht Wellen als wärs ein Wind, Der Bär sieht den Fischmeister und sein Gesind Herziehen vom Land noch ziemlich weit, Gedacht, jetzt muß ich haben Streit! Hätt' ich sie in einem Wald! Diesen Streit würd ich gewinnen bald! Oder die Zillen umkehren mit einem Prenken, Ich wollt euch gewiß das Leben enden, Und alsbald das Schiff umreißen, Euch erdrücken und zerbeißen. Fischmeister ihm wollt zu nahe kommen, Der Bär fing an zu raffen und zu brommen. Indem der Fischmeister sehr eilt, Des Bären erster Schuß feilt. Der Bär fängt an zu knorren und grinnen, Daß es thät in den Bergen klingen. Fischmeister schießt hin, wieder nit weit, Traf den Bären, da hebt sich der Streit: Als derselbe ward hart verwundt, Auch nicht erreichen möcht den Grund: Da wollt er ihnen die Zillen nehmen, Das thaten die Fischer hart erkennen. Sie reichten einander zu mit Gewalt, »Schlagt geschwind mit den Hacken bald« Hans Fürstmüller und Hans Hasenknopf Zerschlugen dem Bären Haut und Kopf, Ihm mit Gewalt auf den Helm, Die Streich her wiederhelln. Sie stachen mit den Griesbeilen d'rein: Zwei Kinder sahn zu mit Weinen und Schreyn. Dem Bären gingen die Därm heraus, Dennoch ward der Streit noch nicht aus. Erst ging ihnen zu Herzen der Graus: Wünschen, ach Gott! wären wir bei Haus! Der Bär von uns wohl tausend Meil! So hart und lang war ihnen die Weil! Hatten sich auch gänzlich ergeben: Möchten dem Bären nicht nehmen das Leben. So sehr tracht er nach der Zillen, Daß er sie thät halb mit Wasser füllen. Hätt es noch gewährt eine halbe Stund, So wäre gesunken Alles zu Grund. Denn er ließ ihnen nicht so viel Weil, Das Schiff auszuwassern in Eil. Gab ihnen zu schaffen mit großer Macht, Daß sie ihn unter das Wasser gebracht: Darunter hieltens den Bären streng Mit Hacken und Griesbeil eine gute Läng. Als sie vermeinten nach ihrem Gedunken, Es sey der Bär nunmehr ertrunken, Ließen sie ihn auf neben der Zillen, Da hebt er an zu reißen und zu brüllen, Mit rinnenden Wasser zu beiden Seiten. O Gott! müssen wir denn noch länger streiten! Der Bär war wund und aller naß, Und wild und zornig ohne Maß. Der Fischmeister sprach: thut euch nit geben, Der Bär uns alle sonst bringt ums Leben. Schlagt und stecht nach ihm ernstlich und frei, Ich glaub: daß er der Teufel selbst sey. Wären wir blieben bei Haus, Und das Ungeziefer lassen schwimmen aus! Sowohl er wund war bis in den Tod, Fieng er erst an aus grimmiger Noth, Als wollt er uns samt der Zillen umreißen, Was er erwischt alles zerbeißen: Er greift ein Ruder an der Zillen, Unverhofft ohne ihren Willen, Das Ruder das zerriß er als, Stießens ihm noch besser in Hals, Mit dem nahm sein Leben ein End, Die Fischer reckten zu Gott die Händ, Und dankten Gott von Herzens Grund, Daß sie noch blieben lebendig und gesund. Urban Fürstmüller ist genannt, Hat gefällt 25 Bären mit eigener Hand, Geschossen und in der Falle gefangen, Mit denen allen nit so gräulich ergangen, Als mit diesem verruchten Bären &c. |
Der Schluß giebt weiter an, was der Fischmeister und seine Söhne sonst an Wild erbeutet, und daß der Bauer Georg Krehnn 1704 dieses Gedicht gemacht habe.
Aus den Aufzeichnungen, welche JackelAus Wildpretsrechnungen, mitgetheilt vom Kreisforstrath Wineberger in Regensburg. von dem damaligen Stand der Bären in den oberpfälzischen Jagdbezirken von Rötz (Landg. Waldmünchen) gesammelt hat, muß um Waldmünchen, Penting, Roding, Schwarzhofen &c. lustiges Gejaid mit ihnen gewesen seyn, denn von 1644–1688 wurden fast jedes Jahr einige geschossen und gefangen,Im Jagdverzeichniß des Churfürsten Johann Georg I. von Sachsen sind von 1611–55 in 44 Jahren 99 Bären angeführt und in dem Georgs II. von 1656–80 (mit seiner Begleitung erlegt) 239 Bären, der schwerste 6½ Centner. so unter andern:
1648: 3 alte Bären von Roding, Stammsried und Neubäu. 1659: 8 junge und alte Bären, 1660: 2 alte und 3 junge Bären, 1662: 10 Bären, darunter 5 alte von Waldmünchen, Stammsried, Schwarzhofen, Dobrigau und Mitterteich. 1663: 8 Bären, 3 alte und 5 junge. 1664: 13 Bären, dabei nur 1 alter, 1665: 9 Bären, 1667: 12 Bären u. s. w.
Im vorigen Jahrhundert haben dort die Bären aufgehört, dagegen erhielten sie sich im Fichtelgebirg bis 1769. Auf dem großen Waldstein bei Zell steht noch heute ein gemauerter Bärenfang. Er hatte zwei Fallthüren und sind darin mehrere Bären gefangen worden, zuletzt aber zwei terminirende Kapuziner, die sich vor einem Gewitterregen hineinflüchteten, und erst als die Fallthüren niederrasselten, erkannten, wo sie waren. Obwohl den Jägern, die dann dazu kamen, zwei Bären lieber gewesen wären, so war mit dem Fang natürlich doch großes Gaudium.
Nach den Berichten Lehmanns muß das angränzende Erzgebirg ein Haupttummelplatz der Bären gewesen seyn, und werden von ihm auch viele Fälle erzählt, wo Bären, ohne verwundet worden zu seyn, einzelne Wanderer angefallen und arg zugerichtet haben. »Dieses Niederreißen und Beschädigen von Bären, sagt er, war im 30jährigen deutschen Kriegswesen gar gemein, dieweil sich das Mordvieh sonderlich Anno 44, 45 und 46, da es nicht konnte abgefangen werden, dermaßen vermehret, daß über 30 Paar alte Bären mit ihren Jungen nur auff dem hohen Schwarzwald herumgelauffen &c.« Ein plötzlicher Schrei, Klirren mit Eisenwerk und dergleichen hat manchen Bären verjagt, und mancher Angegriffene hat sich mit der Flucht retten können, indem er dem Bären seinen Hut oder ein Kleidungsstück zuwarf und dieser dann daran herumriß und sich damit beschäftigte.
Im oberbayerischen Gebirg und im bayerischen Wald waren im vorigen Jahrhundert die Bären nicht selten. Der Oberstjägermeister Karl Albrechts, Graf Gaudenz Rechberg fragt (um 1727) beim Prälaten von Benediktbeuern an, wie es sich mit den dort gespürten zwei Bären verhalte, da der Churfürst eine Jagd darauf machen wolle.
In den Akten des Klosters Tegernsee fand ich nachstehendes Verzeichniß der Bären, welche von 1710–1757 geschossen und gefangen wurden.
Bern | |||
Gordian Oerlacher Oberjäger. |
An Wallberg | 1 | |
aufn Wechsl | 2 | ||
An Stolznberg mit dem Länziger Jäger, der den bern geschossen |
1 | ||
An Wechsl ain wundtgeschossen | 1 | ||
auf der Pamkel-Ebnet ohnweit Valip | 1 | ||
Mechior (Melchior) Pachmair. |
Zu Hintermaur | 1 | |
An Weniberg | 1 | ||
An Wildnlaberg NB.: den großen hat der Melcher, den jun- gen aber hat der Länziger geschossen. |
2 | ||
Auf der Schlag- oder stiellner albn im schlag Eisen ein junges Berl leben- dig gefangen |
1 | ||
In der Stiellner Albn mit beyhilff des Gschwändtlers in hölzelnen fahlnen große |
2 | ||
Joseph Lettner Gschwändtler. |
Am Raucheneck | 1 | |
Zu Hintermaur | 1 | ||
Untern Roßstain 1 altn und jungen Bern | 2 | ||
In der Langenau auf der Schmöll 2 junge | 2 | ||
Aufn Wechsl 1 verwundt und 1 geschossen | 2 | ||
Adam Mair derma- liger Ober-Jäger. |
Aufn Räcken-Pödn geschossen | 1 | |
In Stangen am Weniberg im schlag Eisen gefangen und darauf todt geschossen |
1 | ||
Auf der Ahleittn in der hilzenen fahln | 1 | ||
|
|||
Bern | 24 |
Von 1758–1766 sind noch 3 Bären aufgezeichnet, dann keiner mehr bis 1786, so weit die Rechnungen reichen. Später kommen wieder Bären vor.
Wenn doch die Bäume reden könnten! fällt einem wohl ein, wenn man beim Jagen dort noch durch einen Urwald geht und die riesigen Tannen mustert, von denen das Moos wie ein langer Bart niederweht, oder wenn man an einer dreihundertjährigen Eibe ruht, deren Eisenholz die verschlingende Zeit nicht bewältigen konnte. Welche Scenen könnten sie von Bären und Luchsen erzählen, welche Kämpfe mögen sie mitunter geschaut haben. In einem Waldtheil des Reviers Buching bei Hohenschwangau erinnert noch eine verbleichte Tafel daran, wie ein Bär von einem Stier an einen Baum gepreßt ward. Man fand beide todt und den Bär in solcher Stellung, daß ihn der Stier am Baum erdrückt haben muß. Die Wuth eines gefangenen Bären ließ sein Gebrüll oft weit wiederhallen und ein Bär, der im Pletscherergraben, eine gute Stunde von Kreut, in ein Eisen einging, brüllte dermaßen, daß ihn der Jäger, genannt Winn-Adam, der das Eisen gelegt hatte, von Kreut aus hörte. Er eilte sogleich auf den Platz und gab dem furchtbar am Eisen zerrenden und herumreißenden Bären einen wohlgezielten Schuß, der ihn zu Boden streckte. Die Eisen wurden auf den Wechseln an Orten gelegt, wo vorauszusehen war, daß kein Mensch hinkomme, gleichwohl fing sich einmal ein Bettler, der von Achenthal über den sogenannten Felssteig unter dem Schildensteinerkogel ging und lag zwei Tage im Eisen, bis ihn die dazu gekommenen Jäger befreite. Er wurde wieder hergestellt.
In Hohenschwangau wurde 1760 ein alter Bär auf dem hohen Straußberg geschossen und 1761 einer am Schwarzenberg, der ganz nahe am Schloß gelegen.
Im bayerischen Wald waren sie zahlreicher. Von 1760 bis Ende des vorigen Jahrhunderts erlegte der damalige Revierförster Georg Forster, zu Zwisler Waldhaus in den Waldungen zwischen dem Rachel und Arber allein 37 Bären und beinahe ebensoviele sein Bruder Andreas, als ein herzhafter Waidmann überall in der Gegend bekannt.
Im gegenwärtigen Jahrhundert sind im oberbayerischen Gebirg und im bayerischen Wald noch mehrere Bären geschossen worden, 1807 einer in der Riß von dem Jäger Thomas Soyer, 1815 einer am Wamberg bei Parthenkirch. Sepp in seinen Beiträgen zur Geschichte des bayerischen OberlandesH. 2 und 3. S. 87. erzählt davon, es hätten sich in den damaligen Franzosenkriegen zwei Bürgersöhne von Parthenkirch, um dem Militärstand zu entgehen, in's Gebirg geflüchtet und dort zwei Jahre als Wildschützen zugebracht. »Da trifft sich's eines Tages, daß einer von ihnen am Wamberg einem Bären begegnet, dem man schon längere Zeit auf der Spur war. Er schickt ihm seinen Hund entgegen, der augenblicklich zerrissen ward, schießt dann zweimal los und läuft schnell davon; aber der zottige Bär war geblieben. Um dieser That willen wurden die beiden Brüder vom König pardonnirt, und der glückliche Jäger heißt noch jetzt (1854) der Bärenschütz, und ist der Drechsler Oefele, genannt der »Müllernazihansjakob«. 1822 wurde von dem damaligen Forstamtsaktuar Reisberger zu Ruhpolding ein Bär geschossen, 1826 und 1828 je einer zu Traunstein, und 1835 wieder einer zu Ruhpolding. Dieser letztere wurde in einem Treibjagen erlegt, welches der Forstmeister Dillis, der mit einigen Jägern den Bären frisch gespürt hatte, am 24. Oktober veranstaltete. Von den Hunden bald angetroffen kam der Bär in voller Flucht dem Jagdgehilfen Seb. Schlächter, welcher ihn bis auf 15 Schritte anlaufen ließ und dann auf den Kopf schoß. Die Kugel prallte aber auf dem Stirnbein ab, wie sich später zeigte, und der Bär wandte sich in den Jagdbogen zurück. Nach einiger Zeit kam er mit großem Geräusch von abgelassenen Steinen über einen Hang herunter und ging fluchtig über das 36 Schritt breite Griesbett des Schwarzachenbaches, welches der damalige Forstamtsaktuar Klein zu überschießen hatte. Klein gab ihm auf 80 Schritte Entfernung einen tödtlichen Schuß hinter dem rechten Blatt, worauf der Bär sich bald niederthat und von den auf dem Schweiß nachsuchenden Jägern zur Vorsicht noch einige Schüsse erhielt. Er war von schwarzbrauner Farbe und wog 280 Pfund, aufgeschärft 240 Pfund.
Außer diesen sind im oberbayerischen Gebirg noch einige vorgekommen, die aber nicht erlegt wurden.
So trieb sich 1828 ein Bär am Planberg bei Kreut herum, und machte dem Forstwart Sollacher viele Mühe, ehe er ihn zu Schuß bekam. Dieses geschah eines Abends, da sich Sollacher mit dem Jagdgehilfen Sebastian Riesch auf einen Wechsel an den »Stangen« unter der Halserspitz angestellt hatte, um dort die ganze Nacht zu passen, denn es war mondhell und der Wechsel öfters von dem Bären begangen worden. Im Fall der Bär käme, wollte Sollacher die Ehre des ersten Schusses haben, da ihn sehr gelüstete gleich seinem Vater und Großvater einen Bären im Jagdregister aufzuzeigen, er gebot daher dem Gehilfen strengstens, nicht eher zu schießen, als bis er selbst geschossen habe. Sie nahmen ihre Stände zu beiden Seiten des Wechsels in den felsigen Gehängen. Gegen alle Erwartung kam der Bär schon bei einbrechender Dämmerung, und Sollacher ließ ihn ganz nahe heran, mit größtem Fleiß nach dem Kopf zielend, da wollte das Unglück, daß der Dupfer den Hahn nicht ausschlug; der Bär warf um, und als die Büchse endlich krachte und dann auch der Gehilfe nachschoß, war der günstigste Augenblick zu einem guten Schuß bereits vorüber. Gleichwohl stürzte der Bär getroffen in einen Graben, kurz darauf aber sahen ihn die Jäger am jenseitigen Hang wieder ansteigen und zwar so langsam, daß sie noch einmal hätten laden und schießen können, wenn sie schnell dazu entschlossen gewesen wären. Statt dessen löste Sollacher seinen Hund in der Meinung, der werde den Bären gleich stellen. Der Hund, ein sogenannter hochstämmiger Daxel, fiel auch den zottigen Gesellen wacker an, dieser aber kümmerte sich wenig um sein Rebellen und entschwand bald in den Felsschluchten. Da in der Nacht nichts zu machen war, so wanderten die Schützen, bald von freudiger Hoffnung gehoben, bald von peinigenden Zweifeln wieder niedergedrückt nach Kreut und erzählten ihr Abenteuer. Alles gerieth in die größte Aufregung, man träumte vom Bäreneinzug, besprach Triumphbögen &c. und die widerwärtigen Zweifel wurden mit vollen Humpen frisch weg aus der Zechstube gejagt. Beim Nachsuchen des andern Tages aber war der Bär nicht zu finden, soweit man auch die Spur verfolgte, welche seinen Weg mit mancherlei Wendungen über das Schmaleck in's Thiersee'sche bezeichnete. Wie man später erfuhr, begab er sich von da in's Brandenberg'sche und trieb sich noch längere Zeit herum, bis er von einem Hirten im Achenthale erlegt wurde.
Im bayerischen Wald spürte der Jagdschütze Andreas Röck von Bodenmais 1812 im Walddistrikt Seewand am Arber zwei Bären, einen alten und einen jungen in einer Höhle, welche zwei Ausgänge hatte. Er verrammelte diese mit großen Steinen und schickte um Schützen nach Bodenmais. Der darauf angekommene Förster Xaver Fink stellte sich an den oberen Ausgang, während Röck durch den untern in die Höhle kroch und gegen die Bären schoß, die er auch verwundete. Die Bären brachen nun bei Fink hervor, der junge zuerst, welchen Fink durch einen Schuß in's rechte Licht niederschoß, und dann der alte, dem er auf wenige Schritte Entfernung den Schuß in den aufgesperrten Rachen gab.
Wenn man die mancherlei Bärengeschichten liest, welche ausgezeichnet sind, so ist eigenthümlich, wie einerseits Proben von ungewöhnlichem Muth und Geistesgegenwart vorkommen, und manche Jäger mit den Bären oft verfahren sind, als wären's nur Frischlinge, andererseits aber die stärksten Männer von einer Furcht gepackt werden, die sie ganz den Kopf verlieren läßt.
So sind die obengenannten Georg und Andreas Forster mit ihrem Vater und einem Jagdschützen 1812 zu Sulzriegel auf einen Bären gestoßen, wo sie gar nicht daran dachten und nur Flinten mit Hasenschrotten geladen bei sich führten. Ihre Hunde verbellten in einem Dickicht den Bären, sie eilten drauf zu und schossen fast gleichzeitig. Der verwundete Bär nahm sie an, und ohne die Hunde wäre es ihnen wohl schlecht ergangen; diese aber hielten den Bären auf, so daß die Jäger wieder laden und schießen konnten. Da ein Schrotschuß auf ein solches Thier nur ganz nahe von Wirkung seyn kann, so ließen sie den Bären möglichst herbei und mußten mehrmals den Angriff wiederholen, bis sie ihn erlegten. Dabei waren die wenigen Schrote, die sie bei sich hatten, bald verschossen, und zum letzten entscheidenden Schuß lud Andrä Forster seine kleinen zinnernen Rockknöpfe. Als dabei der Bär auf den Jagdschützen, einen der stärksten Männer der Gegend, losging, warf dieser die Flinte weg und schrie von Furcht ergriffen so gewaltig, daß der Bär umkehrte und beide vor einander flohen.
Alle, welche die Bärenjagd kennen, stimmen darin überein, daß man womöglich dem Bären nicht entgegenschießen, sondern ihn vorbeilassen und nachschießen soll, denn während er im ersten Fall den Schützen meistens annimmt, thut er das nicht beim Nachschießen. Wenn er sich beim Annehmen erhebt und die breite Brust darbietet, ist er durch einen Schuß wohl niederzustrecken (in Rußland gebraucht man dazu eine eigene mit einem kurzen Bleicylinder geladene Büchse), wenn er aber auf allen Vieren ankommt, dann ist die Lage des Schützen gefährlich. Ein starker Hund, der den Bären keck angreift und ihn beschäftiget, hat schon manchen Schützen gerettet. So warf eine Bärin, welche der Revierförster Lutz im Jahre 1824 im Staatswald Hohenbogen, Landgerichts Kötzting, angeschossen, diesen zu Boden und stellte sich über ihn. Sein großer Fanghund fiel aber die Bärin muthig an und raufte sich mit ihr, bis Schützen herbeieilten, deren einer, der Müller Roiber von Simpering, das wüthende Thier durch den Kopf schoß. Mit einer leichten Verwundung und einem Riß im schützenden Büchsenranzen kam der Förster davon.
1833 wurde noch ein Bär im Forstamt Wolfstein geschossen. Die Zwiesler-Bären wogen bis zu 5 Centner. Junge fing man öfters lebendig mit Zangen, wenn sie auf Bäume sich geflüchtet hatten.
Obgleich die Bären, wie schon oben gesagt wurde, für die Jagd kein wünschenswerthes Standwild sind, so wäre doch von Zeit zu Zeit ein Exemplar auf Besuch nicht unwillkommen, und besonders in unsern Hochalpen hat wohl jeder, der da gejagt, davon geträumt, ein Abenteuer mit dem grimmen Gesellen zu bestehen. Man muß dort die Jäger, die dergleichen erlebt haben, sehen, wie sich's in ihnen rührt, wenn sie erzählen; wie's lebendig wird in ihrem Blick, wie sie leiser sprechen, wenn's d'ran kommt, der Bär sey so oder so erschienen, in einem Graben heraufgestiegen oder beim Mondschein durch eine »Sink« gewechselt, und wie sie beim Schuß dann laut werden und die Freude noch dieselbe ist, die sie war vor vielen Jahren, da die getreue Büchse wirklich geknallt, und an dem schwarzen Ungethüm sich Ehre errungen hat. Und auch ohne Jagd gibt der Bär zu manchen farbigen Bildern Veranlassung. Ich erinnere mich mit Vergnügen der Erzählung einer alten Tyrolerin, die als ein Mädel von 14 Jahren beim »Wurzngrabn« einem Bären begegnete. Beide standen plötzlich regungslos einander gegenüber, sie, mit hoch erhobener Wurzenhacke, vor Schrecken aber keines Lautes mächtig, der Bär betroffen und verblüfft über die Erscheinung. Nachdem er das gleichsam versteinerte Mädel eine Zeit lang angeschaut, wandte er sich und ging einem Dickicht zu; da war's, als wäre der Zauber ihrer Glieder gelöst und sie floh wie ein gescheuchtes Reh vom Platz des Schreckens. Als ich das Weib fragte, was sie gethan hätte, wenn der Bär auf sie losgegangen wäre, sagte sie lächelnd: »Woaß es selm nit, gmoant haat i' wöll i' schlüg zua bal' er kaam.« Ich hörte diese Erzählung auf einer Alm am Karwendl und sie würzte die Birschgänge in den wilden Gehegen, die freilich nur einem Gemsbock galten. Das Schwärmen kommt leicht in Zug, und ich bin überzeugt, daß es bei einem Romantiker in der vielbesungenen Waldeinsamkeit nicht so angeregt wird, wenn ihm plötzlich aus dunklem Busch ein rußiger Kohlenbrenner entgegentritt, als bei einem Waidmann, der am geeigneten Platze an die Zusammenkunft mit einem Bären denkt. Da aber das benachbarte Tyrol immer noch Bären hegt und diese oft weit wandern, so hat die Phantasie um so mehr eine gewisse Berechtigung und treibt ihr Spiel um so lebhafter.
Noch 1835 wurden in Tyrol 23 Bären geschossen, nämlich
im | Kreise | Trient | 14 | Bären |
" | " | Botzen | 4 | " |
" | " | Imst | 1 | " |
" | " | Roveredo | 2 | " |
" | " | Bruneck | 2 | " |
Im Jahre 1833 wurden 27 Bären erlegt und im Jahre 1834 deren 16; im Jahre 1836 erschlug ein Bauer von Laatsch einen Bären mit einem Baumstamm und erwürgte ihn vollends mit den Händen.B. Weber. Das Land Tyrol. I. 88.
Der Ortler und die Berge des untern Engadin in der Schweiz sind Standorte der Bären, und die lange Lebensdauer und Fortpflanzungsfähigkeit derselben gibt auch Hoffnung, daß es mit ihnen bei uns noch nicht für immer abgemacht ist. Im Stadtgraben von Bern hat man einen Bären 47 Jahre lang erhalten und eine Bärin bekam noch im 31. Jahre ein Junges. Von diesen Bären erzählt Conrad Geßner,Thierbuch (1669). S. 36. daß sie eine Stiftung des Herzogs Reinhard von Lothringen von 1476 seyen, für den Beistand, welchen ihm die Berner gegen Karl von Burgund geleistet haben. Ein zahmer Bär soll den Hilfe suchenden Herzog auf das Rathhaus begleitet und zum Zeichen der gerechten Sache desselben die Tatzen bittend erhoben haben. Bern selbst habe seinen Namen von einem Bären, da der Erbauer der Stadt, Herzog Berchthold von Zähringen, bestimmt hatte, sie nach dem Wild zu taufen, welches er bei einer Jagd zuerst fangen werde, und das war ein Bär.
Andere Standorte der Bären als Tyrol und die Schweiz sind von uns zu weit entfernt, als daß von dort auf ein Einwechseln der Bären zu rechnen wäre, zur Vervollständigung möge ihrer erwähnt werden.
In den Karpathen, in Siebenbürgen, im Banat und in der Moldau kommen Bären vor,In Krain sollen auch noch einzelne Bären vorkommen. Im Jahre 1728 schoß daselbst der Kaiser Karl VI. einen Bären auf den Jagden des Grafen Cobenzl. und ein Waidmann liest mit Interesse, daß man dort nicht ohne Hoffnung eine Bärenjagd machen kann. Im Jahre 1855 wurden in den 10 Kreisen Siebenbürgens 135 Bären und 843 Wölfe erlegt, und im Jahre 1856 sind 100 Bären und 990 Wölfe angegeben. Für 1857 sind fast das Doppelte, nämlich 190 Bären verzeichnet, und wer einen Wolf schießen will, den wird die weitere Angabe von 952 Wölfen noch mehr befriedigen. Nach den Mittheilungen in Hugo's Jagdzeitung vertheilt sich diese Jagdbeute in folgender Weise:
Bären | Wölfe | |
Hermannstädter-Kreis | 9 | 129 |
Kronstädter-Kreis | 39 | 103 |
Udvarhelyer-Kreis | 61 | 66 |
Maros-Vasarhelyer-Kreis | 1 | 47 |
Bistritzer-Kreis | 39 | 86 |
Decser-Kreis | 9 | 79 |
Szilagy-Somlyoer-Kreis | – | 74 |
Klausenburger-Kreis | – | 86 |
Karlsburger-Kreis | 1 | 58 |
Brooser-Kreis | 31 | 224 |
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190 | 952 |
Auch im Banat sind die Bären- und Wolfsjagden bemerkenswerth. Von einem k. k. Förster Laßariovich in Ohaba bistra wird erwähnt, daß er 15 Bären erlegt habe. In der Gegend von Mehadia und Caransebes werden jährlich mehrere geschossen.
In Norwegen sind die Bären keine Seltenheit und hat schon Olaus Magnus, Bischof von Upsala, im 16. Jahrhundert wunderliche Dinge von ihnen und ihrer Jagd erzählt, an die wohl kaum ein Bär und ebensowenig ein Jäger jemals gedacht hat.
In Schweden wurden im Jahr 1835 allein im Bereich der Staatsjagden 144 Bären erlegt, und im Jahre 1838 betrug die Zahl 98.
In Rußland sind sie bekanntlich auch zu Hause, und mit Grausen liest man, wie um die Mitte des 16. Jahrhunderts Johann IV. Wasiliewitsch sich ihrer zu tyrannischem Zeitvertreib bedient hat. Wenn er nämlich in der Nähe seines Palastes einen Haufen des immer friedlichen stillen Volkes erblickte, so ließ er sowohl im Zorn als zum Vergnügen zwei oder drei Bären auf die Leute hetzen und lachte laut über die Flucht und über das Geheul der Erschreckten, Verfolgten und Verwundeten. Die Letzteren beschenkte er dann. Gegenwärtig dienen viele der russischen Bären zu einer Jagdspekulation der Bauern, welche sie auskundschaften und dann den reichen Waidmännern Petersburgs um hohe Preise zur Jagd anbieten. Eine solche Jagd wird in der Art ausgeführt, daß der Bogen, worin der Bär sich befindet, ganz mit Treibern und Wehrleuten umstellt wird, bis auf eine enge Strecke, welche von den Schützen besetzt ist. Die Treiber erheben dann ein andauerndes furchtbares Geschrei und werden viele Blindschüsse gethan, während einige Hunde den Bären auftreiben. Sehr oft jagt man bei so tiefem Schnee, daß der Bär nicht flüchtig kommen kann und nicht schwer zu schießen ist. Den Schützen stehen ein oder zwei mit Beilen bewaffnete Leute zur Seite, auf die man sich aber im Nothfall nicht immer verlassen kann, denn mancher Schütze hat sich, wenn er dem Bären einen Schuß gegeben, vergeblich nach ihnen umgesehen.
Zahlreich kommen Bären in Finnland vor, und es giebt dort eigene Jäger, welche fast nur die Bärenjagd treiben. Unter diesen sind mehrere bekannt, welche 40 Bären erlegt haben, und lebt noch einer, der die Zahl seiner Bären sogar auf 72 gebracht hat. Bei den Jagden wird der Bär eingekreist und mit Rauch aus seinem Lager gejagt. Stürzt er nicht unter den Schüssen, so geben ihm die kühnen Jäger den Fang mit einem langen Messer.
Am leichtesten wäre nach den Berichten der Reisenden ein Bär in dem freilich ziemlich abgelegenen Kamtschatka zu birschen, denn sie sollen dort heerdenweise herumlaufen und gar vertraulich seyn, wie nachstehende Stelle aus Bingley's Thierseelenkunde deutlich darthut: »Wird ein Kamtschadale einen Bären ansichtig, so bewirbt er sich in der Ferne um seine Gunst und Freundschaft, redet ihn freundlich an und macht vielerlei Geberden. Sie sind so zuthunlich und artig, daß die Weiber und Mädchen, wenn sie Wurzeln und Kräuter oder Torf zur Feuerung mitten unter einer ganzen Heerde Bären suchen, in ihrer Beschäftigung nie von ihnen gestört werden: kommt ja Eines von diesen Thieren zu ihnen heran, so geschieht es bloß in der Absicht, um ihnen aus den Händen zu fressen. Man kann sich keines Beispiels erinnern, daß ein Bär einen Menschen angegriffen hat, außer wenn er plötzlich aus dem Schlafe aufgestört wurde.« Dort wird auch berichtet, daß sich die Jäger den linken Arm mit Holz schindeln und diesen dem annehmenden Bären hinhalten, während sie ihm mit einer Lanze den Fang geben.
Aehnliches erzählen noch die Bauern in Engadin, wo ein berühmter Jäger viele Bären mit dem Beil erschlagen, indem er ihnen die linke mit einem eisernen Handschuh gesicherte Faust in den Rachen stieß. Auch die Schweden gebrauchen ein mit Stacheln versehenes Armfutteral von starkem Eisenblech. Wenn der Bär den Jäger annimmt, stößt ihm dieser die Schutzwehr in den Rachen, und während er zubeißt, zieht der Jäger den Arm heraus, da er dann, bis jener das Eisenfutteral los wird, Gelegenheit hat, ihm den Fang zu geben. Die Romanen im Banat umwickeln den linken Arm dick mit Tuchlappen und schlitzen dem angreifenden Bären mit einem Messer den Bauch auf. Der schwächste Theil des Bären ist der Kopf, und Plinius erwähnt, daß sie bei den Kampfspielen öfters durch einen einzigen Faustschlag auf den Kopf getödtet worden seyen.
In dem National-Epos der alten Finnen, Kalewala,Deutsch von Anton Schiefner. Helsingfors 1852. wird des Bären vielfach erwähnt und erzählt, daß er vom Himmel gekommen und auf den Schultern des »großen Bären« dort entstanden sey in der »Lüftetöchter Nähe, an der Schöpfungstöchter Seite.« Wie bei den Deutschen das zur Weide getriebene Vieh gegen den Wolf gesegnet wurde, so geschah bei den Finnen, daß der Bär mit Flehen und Drohen angesprochen wurde, die Heerde zu schonen und er wird des alten Schwurs erinnert, den er dem Schöpfer geleistet haben soll, als er Zähne und Krallen empfing, daß er nicht Böses verüben und schlechte That vollbringen wolle.
»Höre, Otso, du, mein Theurer, Schöner mit den Honigtatzen! Nicht verbiet' ich dir zu schweifen Und der Heerde dich zu nahen, Nur der Zunge zu berühren, Mit dem garst'gen Mund zu greifen, Mit den Zähnen zu zerreißen, Mit den Tatzen sie zu packen. Gehe krumm du um die Weide, Schräg du um die mil'gen Fluren, Schief du um der Glocke Töne, Seitwärts von des Hirten Stimme! Ist die Heerde auf den Fluren Mußt zum Sumpf du dich verfügen, Ranschet durch den Sumpf die Heerde, Mußt du nach dem Dickicht fliehen &c. – Denke an die alten Schwüre |
Sollte der Bär dennoch sein Gelüste zu reißen nicht überwinden können, so heißt es
»Wirf die Bosheit in den Laubwald, Dein Gelüste an die Tannen! Haue du in faule Bäume, In der Birken morsche Stämme, Wende dich an Wasserreiser; Stoße dich auf Beerenhügel!« »Hast Verlangen du nach Nahrung Und verlangt dein Sinn nach Speise, Friß du Schwämme in dem Walde, Mach' dich an den Ameis'haufen, Raffe rother Stengel Wurzeln, Honigbissen von Metsola, Nicht das Gras zu meinem Futter, Nicht das Heu für meine Theuern!« |
Wenn aber der Bär kriegerisch leben und kämpfen wolle, so wird er eingeladen, im Winter zu kommen, wo Mann und Weib mit ihm anzubinden bereit seyen, helfe aber keine Vorstellung und kein Flehen bei ihm, so möge Verzauberung die Heerde ihm entziehen.
»Ukko, du, o Gott im Himmel! Hörst du, daß es wirklich Ernst wird, Dann verwandle meine Kühe Und bezaubre meine Heerde, Meine Lieben mach' zu Steinen, Meine Theuern du zu Stämmen, Wandert durch das Land der Unhold, Wandert dort einher der Klumpen.« |
In einem andern Gesange wird der Bär von dem Jäger, der ihn fällen will, in einer Weise angesprochen, wie mancher auch in unsern Tagen wohl thun würde, wenn davon einiger Erfolg zu hoffen wäre. Der bärenjagende »Wäinämöinen« sagt nämlich:
»Otso, du des Waldes Apfel, Runder mit den Honigtatzen! Hörest du, daß ich erscheine, Daß zu dir der Brave schreitet, Birg die Krallen in den Haaren, Deine Zähne in dem Zahnfleisch, Daß sie mich durchaus nicht treffen, Ganz und gar sich nicht bewegen!« |
Das Wildpret des Bären schmeckt ziemlich wie Rindfleisch, die Tatzen wurden sonst als kostbare Leckerbissen angesehen, und wie der Schweinskopf prangte bei festlichen Tafeln der Fürsten oft ein geschmückter Bärenkopf.
Bei dem Beilager des Markgrafen Sigismund von Brandenburg (1594 zu Königsberg) sind auch 2 Bären verzeichnet (und sonst seltenes Wildpret: 6 Auerochsen, 29 Stück Elennwild, 5 Schwäne).
Die sogenannten Kampfjagen, bei welchen der Bär immer eine Hauptrolle spielte, findet man vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zu Ende des vorigen an mehreren Höfen. Sie waren eine Nachahmung der alten römischen Thierkämpfe, wie sie im Cirkus gehalten wurden. Bei diesen kämpften entweder die Thiere miteinander, Tiger gegen Löwen, Elephanten und Stiere, Rhinoceros und Auerochs, oder es traten Fechter gegen sie auf, wie Martial einen solchen Namens Karpophorus mit Auszeichnung hervorhebt. Derselbe fällte einmal mit dem SpießeAuch ein kurzes Schwert, nach Art unserer Hirschfänger, gebrauchten die Römer, und ließen, wie man später that, Sauen drauf anlaufen. Die spanischen Stiergefechte erinnern noch an diese »Circenses.« Pius V. († 1572) hatte sie untersagt, Gregor XIII. († 1585) aber wieder freigegeben. nacheinander einen furchtbaren Bären, einen Löwen von noch nie gesehener Größe und einen Panther, ebenso bestand er im Kampf mit dem Büffel und Auerochs. In ähnlicher Weise wurde es bei den sogenannten Kampfjagen gehalten, nur mit dem Unterschied, daß die Thiere, welche man abfangen wollte, selten frei dem Angreifenden gegenüberstunden wie damals, sondern meistens von schweren Hunden gehalten waren. Außer den Bären wurden zum Kampfe auch Löwen, Tiger &c. wie zu den Römer-Zeiten gebraucht und kosteten große Summen. 1595 wurde ein solches Kampfjagen im Schloßhof zu Dresden gehalten und figurirten dabei 2 Löwen, 2 Tiger, 1 Panther, 4 Bären, 2 Wölfe, 4 Hirsche, 6 hauende Schweine. – Während des Kampfes bliesen drei Hörner-Chöre. – 1630 am 9. März wurden ebenda 3 Bären gehetzt, darunter einer über 8 Centner schwer war. Am 15. März wurden wieder 4 Bären gehetzt und am 16. war ein Bärenkampf mit hauenden Schweinen, wo von letzteren 5 auf dem Platz blieben. 1666 wurden zu Wien 4 große Bären gehetzt, und der größte vom Kaiser Leopold I. mit dem Eisen abgefangen.
1690 bei einem Kampfjagen zu Augsburg soll der Churfürst von Sachsen und König von Polen August (der Starke) in den Kampfplatz getreten seyn, und einem Bären mit zwei Hieben den Kopf abgehauen haben. Die Stärke, welche dieser Fürst besaß, ist bekannt, aber auch dessen Sohn, der nachmalige August III. und der Marschall Graf Moritz von Sachsen bewährten ihre Kraft bei einer Jagd, die ihnen der König von Preußen, bei dem sie auf Besuch waren, unweit Charlottenburg gab. Sie hieben zum Staunen der Zuschauer mehreren Sauen die Köpfe auf einen Hieb herunter.C. O. v. Heineken. Erinnerungen aus dem Gebiete der Jagd.
1693 war ein Kampfjagen zu Berlin, wobei Auerochsen, Löwen, Tiger, Bären, Pferde &c. vorkamen; man prägte eine Münze zum Andenken, auf welcher der Hetzgarten und Jagdpalast abgebildet war, dabei die Inschrift: Hilaritati publicae.
1719 wurde ein solches Spektakel zur Hochzeitfeier des Kron- und Churprinzen von Polen und Sachsen, Friedrich August mit der österreichischen Prinzessin Maria Josepha am 6. September im Jagdhause gegeben, wo am Schlusse die Prinzessin 3 Schweine erlegte, andere der König und der Prinz einen Bären schoß. Bei einem solchen Jagen am 8. Februar 1721, welches im Löwenhaus gehalten wurde, kamen vor 1 Löwe, 1 Tiger, 3 Bären, 4 hauende Schweine, 1 Keiler, 1 Bache, 1 Auer- und ein Büffelochs. Theils geschossen wurden und theils blieben im Kampfe 1 Bär und die Schweine. Der Bär wog 475 Pfund.
1739 war wieder ein Kampfjagen im Jägerhof zu Dresden; es blieben 2 Bären (wovon der größere 7 Centner wog), 1 Auerochs und 1 Stier auf dem Platze. 1740 war daselbst ein ähnliches großes Kampfjagen, und geht aus der Beschreibung hervor, daß viele Thiere zugleich sich bekämpften, denn es heißt: »der Löwe und einer von den Bären ergriffen alsbald zwei wilde Schweine, und nachdem sie dieselben getödtet, fraßen sie, ein Jeder das Seinige halb auf. Der AuerochseDer König von Polen August II. und sein Sohn August III. ließen öfters Auerochsen aus Polen kommen, und August III. hielt 1744 eine Jagd zu Bialistock auf dieses Wild, wobei 30 Auerochsen, 4 Elennthiere und 2 Rehböcke erlegt wurden. Bei einer ähnlichen Jagd 1752 wurden 42 Auerochsen und 15 Elennthiere erlegt. gab der Mauleselin mit den Hörnern einen Stoß, womit er ihr den Leib aufschlitzte, einer von den Bären attakirte den Wolf, er warf ihn einigemal in die Luft, worauf dieser davonlief und zu den Schweinen seine Zuflucht nahm &c. Wenn Bären mit Hunden gehetzt wurden, stellte man oft zur größeren Unterhaltung ein schweres großes Schaff mit Wasser in den Kampfplatz. In dieses stieg dann der verfolgte Bär und theilte drinn sitzend seine furchtbaren Ohrfeigen aus. »Es pflegt die Herrschaft auch, sagt Flemming, den Bären mit Schwärmern und Sternbolzen zu vexiren, und mit einem kleinen roth ausgestopften Männgen zornig zu machen, massen die Bären solcher Farbe gram sind.« Diese Vexation war den klassischen Römern abgelernt, welche bei ihren Cirkus-Spielen die Stiere auch mit Strohmännern, die mit rothem Tuch überzogen waren, wüthend machten.
Keyßler erwähnt, daß man zu seiner Zeit (um 1730) im Hetzgarten am Palazzo Pitti in Florenz ein eigenes Mittel gebrauchte, um nach dem Hetzen die nicht gebliebenen Thiere wieder in ihre Behälter zu treiben, nämlich eine hohle Maschine, die einen Drachen vorstellte, und in der einige Personen mit brennenden Fackeln verborgen waren. Das Feuer, das durch den Rachen und die Augenhöhlen des Drachen hervorleuchtete, setzte die wildesten Thiere in solche Furcht, daß sie zurückwichen und sich in ihre Logen treiben ließen.
Noch im Jahre 1796 wurden solche Thierkämpfe zu Regensburg in einem eigens dazu erbauten Hatzamphitheater gehalten, welches zwei Jahre lang bestand. Ein Bierbräuer J. Dausinger war der Unternehmer. Wildungen theilt einen sehr erbaulichen Anschlagzettel dieses Theaters mit, welcher ein deutliches Bild der Unterhaltung gewährt. Es heißt unter andern:
»Viertens. Geht es unserm Wolf heute wiederum nicht besser, wie sonst, mit ziemlich starken doppelten Traktamenten soll er heute bewirthet (sage: teuflisch umgekehrt) werden.
Fünftens. Kömmt der mächtige, große, unwillkührlich kämpfende Lithauer-Bär. So wie der Mann, so brät man ihm die Wurst. Obschon die Feinde ganz schwach sind, so sind ihrer desto mehr, wenn sie ihn nur soweit bringen, daß er zeigt, ob er Laune zum Raufen hat, oder nicht, auf jeden Fall kommen die gestreimten Solofangen, mit ihm so lang zu kämpfen und zu würgen, bis entscheidende Proben zeigen, daß alle Gegenwehr auf Seite des Bären vergebens.
Siebentens. Kömmt der Siebenbürger-Bär, was will er? kämpfen will der Bär: das soll und muß er; wirklich eilen schon Hunde her, und ehe er sich versehen hat, der Bär, ah weh! so lag schon er, und um ihn her stehen seine Peiniger, und kehren ihn hin und her, so daß er, der Bär, selbst muß glauben, er wär' nicht mehr der kohlteufelschwarze Siebenbürger-Bär.
Achtens. So übel es unserm edlen prächtigen Hirschen das erstemal ergangen, so, und noch weit übler, geht es ihm heute; das erstemal verlor er das Blümel, und heute stehen seine Lueser den Solohunden Preiß. Frisch Zigeuner! sonst kannst auf des Hirschen Enden paradiren!« – Preise der Plätze 24 kr. bis 6 kr. »Alles unter dem Schall von Trompeten und Pauken.«
Diese Beschreibung übertrifft fast noch die Rohheit des Spektakels selbst, welches übrigens bei den fürstlichen Kampfjagen ziemlich dasselbe war.
Welcher Geschmack der Zeit, solche Schauspiele zu wählen, um die Hochzeit einer Prinzessin oder Königin oder sonst eine festliche Gelegenheit zu verherrlichen!
In Wien bestand ebenfalls ein Hetzhaus bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts, wo es mit den Thieren ein Brand vernichtete. Nur ein Dachs soll sich durch Graben gerettet haben.
Ich habe noch 1821 derlei Vorstellungen in Paris gesehen. Es war damals an der Barrière du Combat ein Hatzhaus, wo sich unter andern auch regelmäßig ein Bär produciren mußte. Man ging durch einen langen Hofraum in den Cirkus, und dieser Weg zeigte gleichsam schon ein Vorspiel dessen, was kommen sollte, denn links und rechts als Spalier lagen an Ketten die furchtbarsten Hunde und Bullenbeißer, die ich je gesehen. Die Kampflust des Bären war wegen des fortwährenden Raufens nicht besonders groß, und man mußte ihn jedesmal an einer langen eisernen Kette aus seinem Behälter auf den Kampfplatz ziehen, in dessen Mitte ein Balken stand, an den er angehängt wurde. Die Kette war lang genug, daß er sich frei bewegen konnte. Etwa zehn bis zwölf zum Theil starke Hunde wurden auf ihn gehetzt. Anfangs schlug er sie sitzend mit den Branten nach links und rechts nieder, bis sie ihn mit gesteigerter Wuth anfielen, dann ergriff er aber mehrere schnell nacheinander und schob sie unter sich, indem er sich drüber hinwarf, daß sie bei jämmerlichem Schreien zusammengedrückt wurden, während er laut brüllend andere zerfleischt zur Seite schleuderte, wo dann das Haus vom Zuruf und Jubel der Zuschauer wiederhallte. Das Spektakel nahm erst ein Ende, als mehrere Hunde erdrückt und todtgeschlagen waren. Es fehlte unter den Zuschauern nicht an Weibern und Kindern.
Zur Verherrlichung großer Aufzüge mußte der Bär auch wesentlich beitragen. Da man sich jetzt kaum eine Vorstellung von dergleichen machen kann, so folge zum Schluß der große Jäger-Aufzug, welcher im Jahre 1662 zu Dresden stattfand, als Christian Ernest, Markgraf zu Brandenburg, mit Erdmut Sophia churfürstl. Prinzessin Beilager hielt. Den Zug führte der damalige Churprinz Johann Georg III. auf, und er giebt ein Bild sowohl des damaligen Geschmacks als auch wie die Thiergärten wohl bestellt waren.A. Fr. Glasey. Kern der Geschichte des hohen Chur- und Fürstlichen Hauses zu Sachsen. Ich behielt die Schreibweise des Originals bei.
Drei Jäger mit einem Leit-Hunde.
Der Ober-Hof-Jägermeister Ziegeser.
Dreyßig Pattini, als sieben Ober Förster, drey Forst- und ein Pürsch- fünff Wild Meister, ein Hof- und zwei Land-Jäger, eilf Ober-Förster, je drey und drey in einem Gliede.
Zwei Riesen in wilder Männer Gestalt.
Vier Satyri mit Schalmeyen auf einem Berge, gleich einem Walde, mit Thieren und Vögeln gezieret, sitzende.
Drey Nymphen.
Drey Nymphen anstatt der Laquayen.
Seine Chur-Printzliche Durchl. in der Dianen Gestalt auf einem weißen Hirsch reitende.
Zwei Nymphen, welche vor Leib-Knechte neben dem Chur-Printzen giengen.
Drey Nymphen anstatt der Laquayen.
Dreißig Aventurirer mit Jäger-Habit bekleidet, Schwein-Eisen und Pürsch-Büchsen führende.
Drei Personen, als ein Löwen-Wärter in grüner Liberey und zwey Sack-Pfeifer wie wilde Männer gekleidet, auf einem runden Invention-Wagen, darauf zugleich fünf junge Bären vom Gutscher geführt wurden.
Fünf, als ein Löwen-Wärter, drei Ober-Förster mit Bären-Eisen, der Gutscher aber führete einen doppelten eisernen Kasten mit zwey Tieger-Thieren.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher führete einen eisernen Kasten mit einem Löwen.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher führte einen doppelt eisernen Kasten mit einem Löwen oder Löwin.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher führte einen einfachen eisernen Kasten mit einem weissen Bären.
Sechs Jäger-Jungen, welche Engeländisch Hunde führeten.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher, der einen einfachen eisernen Kasten mit dem größten Brandenburgischen Bären führte.
Sechs, als drey Jäger-Jungen und drey Fuß-Knechte mit Engeländischen Hunden.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher, einen einfachen Kasten mit Hertzog Moritzens Bären führend.
Sechs Jagd-Zeug-Knechte mit Engeländischen Hunden.
Fünf, als vier Ober-Förster mit Bären-Eisen, und ein Gutscher führte einen eisernen Kasten mit Werners Bären.
Sechs Jagd-Zeug-Knechte, führend Englische Hunde.
Drei, als zwey Ober-Förster mit Sau-Eisen, und ein Gutscher mit doppelten Kasten, darinnen zwey hauende Schweine.
Vier Lappländer mit Racken-Hunden.
Drey, als zwey Oberförster mit Sau-Eisen, und ein Gutscher, der einen doppelten Kasten mit zwei Schweinen führte.
Zwei Lappländer führen Sau-Rüden.
Drei, als zwey Ober-Förster mit Pürsch-Büchsen, und ein Gutscher, der einen vierfachen Kasten mit 4 Luchsen führte.
Zwey Vogelsteller führten Pürsch-Hunde.
Drey, als zwey Ober-Förster mit Pürsch-Büchsen, und ein Gutscher, einen vierfachen Kasten mit vier Luchsen führende.
Zwey Vogelsteller mit Pürsch-Hunden.
Drey, als zwey Ober-Förster mit Pürsch-Büchsen, und ein Gutscher, einen Doppelkasten mit zwey Wölfen führende.
Zwey Loschwitzer führen Pürsch-Hunde.
Drei, als zwey Hege-Reuter mit Keulen, und ein Gutscher, so einen doppelten Kasten mit zwey Wölfen führte.
Zwey Loschwitzer mit Pürsch-Hunden.
Drei, als zwei Förster mit Pürsch-Büchsen, und ein Gutscher, so einen Kasten mit zehen Hasen und Caninichen führte, und dann noch einer mit zehen Hasen und Caninichen.
Drey, als zwey Falkenirer mit Gabeln, und ein Gutscher, einen Kasten mit Dachsen führend.
Zwey Loschwitzer mit Dachs-Hündigen.
Drey, als ein Fisch-Otter-Fänger, ein Schütze mit Gabeln, und ein Gutscher, der einen Doppel-Kasten mit Fisch-Ottern und wilden Katzen führte.
Zwey Loschwitzer mit Fisch-Otter-Hunden.
Ein Jagd-Meister mit Sau-Eisen und Pürsch-Büchsen.
Vier, als der Wirth, der Wagner, der Schmied und der Seiler, tragen einen Kasten mit Mardern und Elthieren (Iltisse).
Sechs, als zwei Schirm-Knechte, zwey Zeug- ein Zelt-Schneider, und ein Geschirr-Knecht, trugen einen Kasten mit Eichhörnern und Hamstern.
Vier Jäger-Jungen mit grossen Rüden-Hörnern, zwei Jagd-Hunde an Leinen führende.
1. Der erste Pürsch-Wagen mit zwei aufgeladenen Hirschen.
Der andere Pürsch-Wagen mit zwey Thann-Hirschen.
Der dritte Pürsch-Wagen mit zwey hauenden Schweinen.
Der vierte Pürsch-Wagen mit einem Bär und einem Wolfe.
1. Der erste Pürsch-Karren, auf welchem ein Knecht bey den Leit-Hunden mit einem Leit-Hunde sitzet.
Ein Fasan-Wärter.
2. Der andere Pirsch-Karren, darauf ein Jäger-Junge mit einem Leit-Hunde.
Zwey Jagd-Zeug-Knechte.
Der dritte Pürsch-Karren, mit einem Jäger-Hunde und einem Leithunde.
Zwey Jagd-Zeug-Knechte.
Der vierte Pürsch-Karren mit einem daraufsitzenden Jäger-Jungen und einem Leit-Hunde.
Zwey Jagd-Zeug-Knechte.
Der Wende-Wagen mit Hasen und Füchsen behangen, darinn etliche Hunde.
Ein Loschwitzer mit zwey Hasen-Netzen.
Ein Zimmermann mit einer Bind-Axt.
Snmma der Personen 265, der Pferde 139.
Ein ähnlicher Aufzug wurde 1678 zu Dresden gehalten und dabei 8 Bären mitgeführt.