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2.

Die Zeit der Befreiung nahte. Die Mutter bereitete Abbassa in Giafars Gegenwart auf den glücklichen, großen Augenblick vor; sie erblaßte. Giafar umschlang sie, drückte sie an sein Herz: Warum erblassest du? Es ist der Augenblick, der uns glücklich macht, unsre Ruhe sichert und uns von aller Furcht befreit.

Abbassa. Ich fürchte nicht für mich. Ein schreckliches Gefühl drang durch mein Herz. – (Sie sieht auf ihren hohen Leib, Thränen dringen aus ihren Augen, rollen auf das Gewand, das ihn deckt.) – Wenn das mit Sehnsucht erwartete Pfand deiner Liebe dir, mir – und sich – den Tod brächte! –

Die Mutter winkte ihr, sie ward die schreckliche Wirkung gewahr, die ihre Worte auf Giafar machten, und sagte sanft: Sei ruhig – ich fürchte nichts! Was hab' ich zu fürchten? Wenn es auch mein grausamer Bruder erführe, wird nicht dich und den sehnlich Erwarteten, vielleicht auch seine Mutter dein Geist, dein Genius gegen ihn in Schutz nehmen?

Giafar sah sie betroffen und ernst an.

Abbassa. Nimm mir diese süße Hoffnung nicht. Sie hat mich bisher getragen, erhalten und gestärkt. Ohne sie hätte ich nie in deine Arme sinken, nie die Stunde überleben können, die auf jenen Augenblick folgte!

Eine zermalmende Empfindung ergriff Giafars Herz bei dieser Aeußerung. Er bot alle Kraft auf, den schrecklichen Eindruck ihrer Worte auf sein Herz nicht merken zu lassen, und nur der plötzliche Gedanke, wie viel diese Täuschung zu ihrer Ruhe beitragen könnte, verlieh sie ihm; aber von dem Augenblick folgte ihm dunkles, qualvolles Gefühl, dem er nicht nachzusinnen wagte, welches verschwand, um mit Stichen durchs Herz, mit kaltem Erzittern durchs Gehirn zurückzukehren.

In den Armen Giafars, unterstützt von der Mutter und der Amme, entwickelte sich in der unterirdischen Grotte das Geheimniß der Natur. Abbassa drückte einen Knaben an ihr Herz, begrüßte ihn mit Freudenthränen, vergaß bei seinem Anblick allen Schmerz und Furcht, überreichte ihn dem Vater, der ihn an seine Brust drückte, die Natur aufrief, ihn in ihr Geheimniß zu hüllen und das nur ihr anvertraute Pfand mütterlich zu schützen. Er legte es an den Busen Abbassa's und dachte mit Schauder an die Stunde, da er es wieder nehmen müßte, um es dem Zufall zu überlassen. Zur gesetzlichen Zeit verrichtete er das Amt des Priesters, schloß den Knaben in den Bund seines Volks, nach der Sitte des Landes, und nannte ihn Asan. Den Knaben bewachten wechselsweise die Amme, die wenigen Vertrauten, und Abbassa schlich bei Tag und Nacht unbemerkt durch den geheimen Gang zu ihm.


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