Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

8.

Die Vermählung ward mit aller Pracht gefeiert. Mit leisen Schritten, begleitet von der jungfräulichen Scham, der süßen Verwirrung, dem sanften Ernst, nahte Abbassa. Haroun legte ihre Hand in Giafars Hand – sein Herz zerrissen und voll Grimm, seine Stirne in Majestät gehüllt. Giafar empfing sie von ihm, als ein Wesen einer andern Welt, das ihn nur an sein erhabenes Ziel fester knüpfen, seine Tugend erwärmen und begeistern sollte.

Jubel empfing die Neuvermählten, als sie den Palast verließen. Die Stadt war erleuchtet, ihr Weg mit Blumen bestreut. Giafars Mutter empfing knieend die erhabene Tochter, sie richtete sie auf und drückte sie an ihre Brust. Der Barmecide führte sie nach seinem Harem, wo sie allein herrschen sollte. Ihre Dienerinnen erwarteten sie. Die Zimmer waren mit prächtigen Geschenken des Khalifen angefüllt, und Masul überreichte Giafarn die Anweisung auf einen reichen Brautschatz.

Abbassa trat in das Schlafgemach, der Barmecide entfloh, verschloß sich in sein Gemach und rief: »Die Forderung geht über des Menschen Kräfte, und nur Der kann sie zu erfüllen versuchen, der der Menschen Glück zu dem seinen macht. O Tugend, der ich mich aufopfere, laß nun den Dank Derer, die ich glücklich gemacht habe, mein Schlafgenosse sein! Gieße einen deiner reinsten Strahlen in mein Herz, umschimmre mich mit deinem sanften Lichte! Wehe mir die Begeisterung zu, von welcher beflügelt sich deine Auserwählten über sich selbst, die rohe Sinnlichkeit, die Schrecken des Todes, die Gewalt der Tyrannen und die Schwäche der Menschheit erheben! Geister meiner Väter, wenn ihr noch seid, verlaßt euren Enkel nicht! – Gute Nacht, Abbassa! Ihr Bild umschwebt mich, in ihr sehe ich mir die Tugend nah.«


 << zurück weiter >>