Johann Gottfried Herder
Stimmen der Völker in Liedern
Johann Gottfried Herder

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8. Amor im Tanz

Deutsch.

Von Heinrich Albert. S. seine Lieder Th. 3. N. 22.

Junges Volk, man rufet euch
Zu dem Tanz hervor.
Auf! es spielet schon zugleich
Unser ganzes Chor.
Wer nun Lust zu tanzen hat
Stelle hier sich ein,
Tanze, bis er Tanzes satt,
Und begnügt mag seyn.

Wisset aber, daß sich hab'
Hier auch eingestellt
Amor, der berühmte Knab'
Auf der weiten Welt:
Amor, der viel Possen macht,
Und sich nur ergetzt,
Wenn er euch in Leid gebracht
Und in Noth gesetzt.

Er wird wanken hin und her,
Nehmet seiner wahr!
In den Augen ohngefähr
Wird er offenbar,
Drinnen der geschwinde Schütz
Seinen Bogen spannt
Und euch, wie der schnelle Blitz
Trifft gar unbekannt.

Auf den Lippen wird er oft
Auch zu finden seyn,
Und sich bei euch unverhofft
Heimlich schleichen ein.
Durch der Worte Süßigkeit
Hat er seine Lust,
Euch zu stürzen nur in Leid
Schlau und unbewust.

Händedrücken keiner trau!
Er ists, der es thut:
Er verbirgt sich so genau,
Quälet manches Blut,
Daß in Hoffnung wird geführt
Einer Schönen Gunst,
Die doch nicht die Hand gerührt –
Es war Amors Kunst.

So er nun durch seine Pfeil'
Euch verliebt gemacht,
Wird er lachen und in Eil
Geben gute Nacht;
Sehet zu wie? wo? und wann
Ihr dann Hülfe kriegt?
Der wird übel seyn daran,
Der verwundet liegt.

 


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