Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

III. Darius.

Nach dem Tode des Kambyses herrschte der falsche Smerdis (Pseudo-Smerdis) sieben Monate lang und bewies gegen alle seine Unterthanen eine außerordentliche Milde, indem er ihnen auf drei Jahre alle Abgaben erließ und sie von jedem Kriegszuge befreiete. Doch erregte die strenge Zurückgezogenheit des Königs, der sich nirgends blicken ließ, den Verdacht des Otanes, eines angesehenen Persers. Dieser Verdacht wurde bald zur Gewißheit. Es hatte einst Cyrus dem Magier Smerdis wegen eines Vergehens die Ohren abschneiden lassen, das war dem Otanes nicht unbekannt. Nun war eine von den Töchtern des Otanes die Gemahlin des Smerdis und diese bestätigte die Vermuthung ihres Vaters, daß der König keine Ohren hätte.

Darauf thaten sich sieben vornehme Perser, die keinen Meder über sich dulden wollten, in einer Verschwörung zusammen, drangen eines Tages mit Dolchen bewaffnet in das königliche Schloß und stachen den falschen Smerdis nieder. Sie waren unschlüssig, ob sie dem Volke wieder einen König geben, oder die Herrschaft unter sich theilen sollten. Darius, der Sohn des Hystaspes, stimmte für die Wahl eines Königs und seine Stimme drang durch. Sie verabredeten aber unter sich, daß Derjenige König werden sollte, dessen Pferd am andern Morgen, wenn sie vor die Stadt ritten, zuerst wiehern würde.

Darius hatte einen klugen Stallmeister; dieser führte am Abend des Darius Pferd, einen Hengst, mit einer Stute zusammen an jenem Orte, wo die sieben sich einfinden wollten. Als nun der Morgen dämmerte, stiegen die Perser zu Pferde und ritten vor die Stadt; da wieherte des Darius Roß, das sich der Stute erinnerte. Zugleich aber kam auch Blitz und Donner aus heiterer Luft. Sogleich sprangen die Anderen von ihren Pferden und begrüßten den Darius als ihren König.

Die lange Abwesenheit des Kambyses und die Regierung des falschen Smerdis hatten vielen Unordnungen im Lande freien Lauf gelassen. Zuerst suchte Darius diese abzustellen. Dann theilte er das ganze Land in zwanzig Satrapien oder Statthalterschaften und bestimmte für jede die erforderlichen Abgaben. Bald aber rief ihn eine große Empörung in Babylon, wo man das Perserjoch abwerfen wollte, zu den Waffen. Darius zog selbst hin an der Spitze seines Heeres und belagerte die Stadt; doch diese war so fest, daß sie jedes Angriffes spottete. Als nun der König einst mißmuthig in seinem Zelte saß und schon sein Vorhaben aufzugeben gedachte, trat plötzlich sein Feldherr Zopyrus herein. Nase und Ohren waren ihm abgeschnitten, das Haupt wie einem Sclaven geschoren, der Rücken mit Geißelhieben blutig zerfleischt. Erschrocken sprang der König auf und rief: »Wer ist der Verwegene, der so an meinem treuesten Diener gehandelt hat?« – »Ich selbst« – antwortete jener ganz ruhig – »und zwar aus Liebe zu dir, o König; denn so hoffe ich, die Stadt zu erobern. So wie du mich hier siehst, gehe ich nach Babylon und sage, ich sei von dir so grausam verstümmelt worden und wünschte nun nichts mehr, als an dem Grausamen mich zu rächen. Sie werden mir eine Mannschaft geben und mit derselben werde ich glückliche Ausfälle thun. Du mußt mir am zehnten Tage 1000 Mann der schlechtesten Truppen entgegenschicken, daß ich sie schlage; sieben Tage darauf 2000 andere und nach zwanzig Tagen 4000. Bin ich so zu drei Malen glücklich gewesen, so werden sie mir gewiß trauen und den Oberbefehl über das ganze Heer mir anvertrauen; dann ist Babylon dein!« – Jetzt eilte er nach den Thoren von Babylon und sah sich unterwegs oft um, als wäre er ein wirklicher Ueberläufer. Er wurde in die Stadt gelassen und spielte hier seine Rolle ganz meisterhaft. Die getäuschten Einwohner übergaben ihm eine Mannschaft; mit dieser hieb er die ersten 1000 Feinde, später auf gleiche Weise die 2000 und zuletzt die 4000 nieder. Die ganze Stadt pries sich glücklich über die Aufnahme dieses Gastes und machte ihn zum Oberfeldherrn. Da war es ihm ein Leichtes, die Perser in die Stadt zu lassen und das ihm anvertraute Heer in's Verderben zu führen. Darius machte den Zopyrus zum Statthalter von Babylon und gab ihm große Geschenke. Er hatte großes Mitleid mit ihm. »Lieber wollte ich« – pflegte er zu sagen – »den Zopyrus nicht so verstümmelt sehen, als noch zwanzig Städte wie Babylon erobern.«

Als die Ruhe im Innern des Reichs hergestellt war, beschloß Darius, dasselbe auch nach Außen zu erweitern. Er wollte jetzt an der Spitze seiner Völker den dritten Erdtheil, unser schönes Europa, unterjochen. Zum Glück aber hatte die göttliche Vorsehung an der äußersten Grenze von Europa ein zwar kleines, aber muthiges und freiheitsliebendes Völkchen als feste Schutzwehr gegen die wilden Asiaten hingestellt. Das waren die Griechen.

 

Histiäus und Miltiades.

Der erste Zug, den Darius nach Europa unternahm, war gegen die Scythen gerichtet, die zwischen dem Tanais (Don) und dem Ister (der Donau) in den Gegenden des heutigen Südrußlands wohnten. Er hatte ein Heer gerüstet, das 700,000 Mann zählte. Mit diesem ging er über den thracischen Bosporus (die Meerenge von Konstantinopel) nach Europa und befahl den Ioniern, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an den Ister zu fahren, dort eine Brücke zu schlagen und ihn daselbst zu erwarten. Die Brücke wurde zwei Tagereisen von dem Ausflusse des Stromes geschlagen und das Heer der Perser zog hinüber. Darius aber nahm einen Riemen, machte darin sechzig Knoten und gab diesen den Ioniern, die er als Wächter der Brücke zurückließ, mit den Worten: »Sobald ihr mich gegen die Scythen abziehen sehet, löset jeden Tag einen Knoten. Bin ich noch nicht zurückgekehrt, wenn der letzte Knoten gelöst ist, so ziehet heim in euer Vaterland. Bis dahin aber bewachet die Schiffbrücke.«

Die Scythen vermieden jedes Treffen gegen die Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden Feinden verwüstend, bis über die Grenzen ihres Landes und lockten die Perser in eine wüste Steppe. Darius schickte zu dem Könige der Scythen Boten, die ihn aufforderten, er solle sich entweder zum offenen Kampfe stellen, oder Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung senden. Der Scythe aber that keines von beiden, sondern schickte einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf Pfeile, ohne weitere Antwort. Darius deutete diese Zeichen auf Unterwerfung, der Perser Gobryas jedoch wußte eine bessere Erklärung: »Wenn ihr nicht Vögel werdet und in die Luft flieget, ihr Perser, oder Mäuse und in die Erde euch verkriechet, oder Frösche und in die Sümpfe springet: so werdet ihr durch diese Geschosse umkommen.«

Bald darauf brach das Scythenheer hervor und Darius ward in die Flucht geschlagen. Schon waren die sechzig Tage verflossen und die Ionier überlegten, ob sie die Brücke abbrechen sollten, denn es zeigten sich bereits scythische Reiter. Der Athener Miltiades, einer von den Wächtern der Brücke, sprach: »Jetzt, ihr Griechen, ist die Zeit gekommen, wo ihr das persische Joch abschütteln könnet. Brecht die Brücke ab und die Macht des Tyrannen ist gebrochen!« Aber ein anderer Grieche, Histiäus von Milet, widersprach dem Miltiades und wollte sich bei dem Darius Gunst erwerben. So blieb die Brücke stehen und die fliehenden Perser konnten sich retten.

 

Darius belohnte die Treue des Histiäus dadurch, daß er ihm ein Stück Land am Flusse Strymon (Iskar) schenkte, wo der kluge Grieche sich eine Stadt bauete und bald zu großer Macht gelangte. Da ward Darius argwöhnisch, denn er fürchtete, Histiäus könne ihm selber gefährlich werden. Darum rief er, ihn nach Susa, wo er unter dem Namen eines Freundes und Rathgebers immer bei ihm bleiben sollte. In der That war aber Histiäus ein Gefangener; als er das bemerkte, sann er auf Rache gegen Darius.

Aristagoras, der Schwiegersohn des Histiäus, war Statthalter von Milet, einer von den Griechen bewohnten blühenden Handelsstadt in Kleinasien. Diesen wollte Histiäus zu einem Aufstande gegen die Perser bewegen, denn die kleinasiatischen Griechen strebten schon längst nach Freiheit. Wie sollte er aber sein Vorhaben dem Aristagoras mittheilen, ohne entdeckt zu werden? Er schor einem Sklaven den Kopf, schrieb auf die Haut die nöthigen Zeichen und ließ die Haare wieder wachsen. Dann sandte er den Boten an den Aristagoras mit dem Auftrag, dem Sklaven die Haare zu scheeren und den Kopf zu besehen.

Dem Aristagoras, der in Ungnade gefallen war, kam die Aufforderung sehr erwünscht. Nachdem er bei seinen Landsleuten die Empörung heimlich eingeleitet hatte, reiste er zu den Brüdern in Europa, nämlich nach Griechenland hinüber, um auch deren Hülfe anzusprechen. Zuerst ging er nach Sparta. Da waren die Bürger mit ihren beiden Königen auf dem Markte versammelt und er trug seine Bitte in einer langen, schön gesetzten Rede vor. Die Spartaner, welche Kürze liebten, wurden ungeduldig. Der König Kleomenes fragte kurz: »Wie weit ist es denn vom Meere bis nach Susa?« Aristagoras merkte nicht das Verfängliche dieser Frage und erwiederte: »Drei Monate Weges.« »Freund von Milet« – rief nun der König unwillig – »mach', daß du noch vor Sonnenuntergang aus unserer Stadt kommst!« und finster wandte er dem Abenteurer den Rücken. So schnell aber ließ er sich nicht abweisen. Er folgte traurig dem Könige in dessen Haus. Hier fand er ihn allein bei seiner kleinen achtjährigen Tochter und wiederholte seine Bitte. Der König schlug sie ihm abermals ab. Aristagoras bot Geld, eine Summe über die andere, der König schüttelte den Kopf. Zuletzt bot er ihm sogar 50 Talente, fast 60,000 Thaler. Da ries das kleine Mädchen: »Vater, geh' weg, sonst besticht dich noch der Fremde!« Das wirkte. Kleomenes folgte dem Rathe seiner Tochter und Aristagoras mußte abreisen.

Nun wandte er sich nach Athen und hier war er glücklicher. Alle Bürger der Stadt waren aufgebracht gegen den stolzen Perserkönig, der ihnen einen Tyrannen, Hippias mit Namen, den sie Vertrieben hatten, wieder aufdringen wollte. Aus Rache gaben sie dem Aristagoras 20 Schiffe. Mit diesen zog er ab und als er in Kleinasien ankam, brach die Verschwörung der Ionier von allen Seiten öffentlich aus. Sie griffen Sardes an und nahmen es ein. Und als ein Soldat aus Bosheit ein Haus anzündete, verbreitete sich der Brand so schnell, daß die ganze Stadt ein Raub der Flammen ward. Darüber ergrimmten die Perser. Sie sammelten sich, überfielen die Griechen, schlugen sie zurück und steckten die schöne Griechenstadt Milet in Brand. Die Ionier gaben den Athenern die Schuld an diesem Unglück und die Athener beschuldigten wieder die Ionier der Saumseligkeit. Darüber entstand Zwietracht und die Athener segelten nach Hause. Die verlassenen Ionier wurden unterjocht und die Anstifter der Empörung, Histiäus und Aristagoras, hingerichtet.

 

Miltiades. Nach Bredow.

Nichts hatte den Darius so beleidigt, als daß die Athener, ein Völklein, von dessen Dasein er nur so eben gehört, es gewagt hatten, ihm, dem Herrn der Erde, Widerstand zu leisten. Der verjagte Tyrann Athens, Hippias, wußte diesen Zorn so zu nähren, daß der König täglich betete: »Götter, laßt mich Rache üben an den Athenern!« und daß ein Diener ihm bei jeder Mahlzeit zurufen mußte: »Herr, gedenke der Athener!« Doch nicht Athen allein, ganz Griechenland sollte den Frevel büßen. Noch einmal wollte Darius die Griechen einladen, sich freiwillig zu unterwerfen, und er schickte zuvor Gesandte an die einzelnen griechischen Staaten, um Erde und Wasser zu fordern. Mehrere Staaten schickten diese Zeichen der Unterwerfung, aus Furcht vor der Schrecken erregenden Macht des Persers; allein die beiden Hauptstaaten Griechenlands, Sparta und Athen, thaten es nicht. In Sparta wurde man über die persische Forderung so erbittert, daß die Herolde in der ersten Hitze aus der Stelle niedergehauen wurden, und in Athen warf man sie mit Hohn in die Gräben und Brunnen, dort sich zu holen, was sie forderten.

Jetzt rüstete der zornentbrannte Darius eine Flotte und eine Landarmee; aber die Flotte wurde durch einen Sturm so stark beschädigt, daß sie wieder umkehren mußte, und das Landheer kam vor lauter Unfällen auch nicht nach Griechenland.

Furchtbarer segelte eine zweite Flotte daher, gerade auf Athen los; die Landarmee fuhr diesmal auf den Schiffen. Es war in der That eine furchtbare Macht, der nichts widerstehen zu können schien. Die Perser hatten sich mit vielen Ketten versehen, um die große Menge von Gefangenen, die sie machen würden, zu fesseln; auch hatten sie den schönsten weißen Marmor mitgebracht, um auf dem Schlachtfelde ein Denkmal ihres Sieges zu errichten. Alle griechischen Inseln, bei denen die ungeheure Flotte vorbeifuhr, mußten sich unterwerfen; kein Volk, außer den Spartanern, wollte jetzt den Athenern beistehen. Bei den Spartanern herrschte der Aberglaube, man dürfe keinen Krieg vor dem Vollmonde anfangen; sie kamen also nicht. Nur eine kleine Stadt, Platää, schickte 1000 Mann zu Hülfe; die Athener stellten 9000 Bürger und in der Noth bewaffneten sie auch ihre Sklaven. Dieses Häufchen war freilich nur klein, aber fest entschlossen, für Freiheit und Vaterland Alles zu wagen. Die Bürger waren geübt in Kampfspielen aller Art, kraftvoll, nicht allein durch Stärke, sondern auch durch Gewandtheit; auch hatten sie bequemere Waffen und festere Rüstungen als die Perser. Diese aber konnten den 10,000 Griechen hundert Tausend der Ihrigen entgegenstellen.

In der Ebene von Marathon zogen beide Heere einander entgegen; es war im Herbst des Jahres 490 vor Christi Geburt. Als die Griechen das ungeheure Heer des Feindes in der Nähe erblickten, kam auch den Tapfersten eine Furcht an vor der überlegenen Macht der Perser, denn das athenische Heer war gar zu klein; Einige fingen schon an vom Rückzug zu reden und ob es nicht besser sei, noch die Verstärkung durch die Spartaner zu erwarten. Aber Ein Mann hielt die Verzagten und flößte Allen wieder Muth und Vertrauen ein; das war Miltiades. »Zeigen wir uns nicht gleich vom Anfang als tapfere Männer,« – so rief er – »räumen wir schon das erste Mal schimpflich dem Feinde das Feld: dann wird er, kühn gemacht durch unsere Flucht, uns verfolgen, angreifen und schlagen; unsere Stadt wird ein Raub der wilden Asiaten und der entflohene Tyrann Hippias wird uns zu Sklaven der Perserkönige machen. Zaudert nicht, ihr Griechen, lasset uns einig sein, einig zur Schlacht; dieser Entschluß rettet uns, rettet Griechenlands Freiheit!« Alle folgten dem Miltiades in die Schlacht.

Auf dem rechten Flügel standen die Athener, auf dem linken die Platäer; die Sklaven hatte man in die Mitte genommen. Die Mitte ward von den Persern durchbrochen und geworfen, aber der rechte und linke Flügel drang siegend vor und bald eilte Miltiades mit seinen Tapfern auch den weichenden Sklaven zu Hülfe. Mancher edle Grieche fiel, aber die Athener siegten und schlugen das ganze große Perserheer in die Flucht. Als die Perser umkehrten, drangen ihnen jubelnd die tapfern Griechen nach und hieben nieder, was ihnen vorkam. Die Geschlagenen suchten ihre Schiffe und überließen ihr Lager mit allen Kostbarkeiten, auch mit dem Marmorblock und mit den Fesseln, den Siegern.

So glorreich war lange kein Sieg erfochten und größere Freude hat wohl nie ein siegendes Heer empfunden, als das athenische bei Marathon. Während man noch die fliehenden Perser verfolgte, stürzte ein Bürger Athens in vollem Laufe nach seiner zwei Meilen entfernten Vaterstadt, rief fast athemlos durch die Straßen und auf dem Markte: »Freuet euch, Athener, wir haben gesiegt« – und als er es gerufen, fiel er todt zur Erde. Noch lange nachher feierten die Athener diesen Siegestag; sie brachten ihren Göttern Opfer auf der Wahlstatt und setzten den Gefallenen Inschriften. Der vor Allen gefeierte Held war aber Miltiades; das Volk empfing ihn mit Jubelgeschrei und verewigte sein Andenken durch ein schönes Gemälde, welches den Feldherrn darstellte, wie er sein tapferes Heer zum Siege führt.

Als die athenischen Sieger in ihre Vaterstadt zurückkehrten, begegnete ihnen ein spartanisches Heer, das in Eilmärschen ausgerückt war, nachdem der Tag des Vollmondes vergangen. Sie kamen zu spät, ließen sich aber doch das Schlachtfeld zeigen und lobten die Tapferkeit der Athener.

Des Miltiades Ansehen stieg immer höher bei seinen Mitbürgern und der treffliche Mann war emsig bemüht, den Athenern neue Vortheile zu verschaffen. Bald aber beneidete man ihn um sein Ansehen und suchte ihn zu stürzen. Einst wollte er mit der athenischen Flotte die Insel Paros erobern und belagerte die Hauptstadt derselben. Schon hatte er die Belagerungsmaschinen erbaut und drang auf die Stadt ein, als auf dem festen Lande von Asien ein Wald in Brand gerieth. Beide Theile wurden die Flammen gewahr und hielten sie für ein Zeichen der persischen Flotte, die zum Entsatze der Parier herbeirückte. Sofort hob Miltiades die Belagerung auf, steckte seine Werke in Brand und eilte nach Athen zurück, da er, von schweren Wunden krank, nicht mehr im Stande war, den Krieg fortzusetzen.

Wegen dieses Rückzuges klagten ihn die Athener der Verrätherei an und seine Feinde beschuldigten ihn, er habe, durch persisches Geld bestochen, die Belagerung aufgehoben. Da seine Wunden ihn hinderten, sich selbst zu vertheidigen, übernahm sein Bruder die Vertheidigungsrede. Miltiades wurde zwar losgesprochen, aber zu einer Geldbuße von 50 Talenten verurtheilt, die man auf die Ausrüstung der Flotte verwandt habe. Unfähig, eine so große Summe zu bezahlen, mußte er in's Gefängniß wandern und starb hier, ein Opfer des Undanks seiner Mitbürger.


 << zurück weiter >>