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– Weimar hat nun auch die Freyheit, Buchdruckereyen zu errichten. Wie und auf was Art er sie bekam, will ich dir erzählen. – Sein Prinzipal, der Edle von Schönfeld, verlegte in Prag ein Manuscript, vom Auditeur Heinrich, unter dem Titel: Gesetze der k. k. Armee. Nun waren es nicht bloß Gesetze, die das Militär angingen, sondern es waren auch andere Circularien und Werbungsreglements und geheime Instructionen für die Kreishauptleute in Böhmen, die nicht in Jedermanns Händen seyn durften. Schönfeld hatte freylich die Censur in Prag darauf genommen, diese aber wußte nicht, daß ein solches Werk vom Kriegsrath in Wien censurirt werden müsse. Die Schönfeldische Handlung schickte eine Partie von diesem Werke nach Wien, hier wurde gleich Lärm. – Der Kaiser ließ durch seinen Läufer ein Exemplar hohlen – des andern Tags wurde Weimar zum Hofkriegs-Präsidenten, dem Generalfeldmarschall Hadik, berufen; da er zu ihm kam, las ihm dieser ein Billet vom Kaiser vor, worin stand, »daß er, Graf Hadik, dem Schönfeldischen Factor seine allerhöchste Unzufriedenheit ankünden soll, weil er sich unterstanden, dieß Buch ohne Censur zu drucken, zugleich kündigte er ihm Arrest an. Weimar bath den Präsidenten, ihn zum Monarchen selbst zu schicken, um sich da zu verantworten, daß er es nicht gedruckt habe, sondern von seinem Prinzipal aus Prag zum Verkauf hieher geschickt bekommen. Der Präsident schickte ihn durch 2 Corporäle, nebst einem Billet zum Monarchen. Der Kaiser ganz entrüstet über dieß Vergehen, fuhr ihn, als er zu ihm kam, hart an, und sagte: Ist er der garstige Kerl, der das Buch (er hatte es so eben bey Handen) druckte? Weimar betheuerte, daß er unschuldig sey und erzählte dem Monarchen, wie ers aus Prag erhalten. Nun frug der Monarch, wie viel schon verkauft seyen? – Weimar nannte die Zahl und die Personen, die es gekauft hätten. Der Monarch nahm ein Stück Papier, schrieb die Personen auf: da die Zahl, die Weimar angab, auf die Art nicht herauskam, so wurde der Kaiser wieder in seine Reden mißtrauisch. – Weimar bath um Erlaubniß, nach Hause gehen zu dürfen, weil er sich nicht gleich in der Verlegenheit, darin er jetzt sey fassen könne; er wolle aber alles schriftlich aufsetzen. – Nun schrieb der Kaiser wieder ein Billet an den Grafen Hadik und schickte Weimar mit obigen Unterofficieren wieder zu ihm, mit den Worten: Geh' er nur itzt, und beantworte er alles pünctlich, um was ihn mein Minister fragen wird! – Als der Graf von Hadik das Billet gelesen hatte, kündigte er ihm wieder die allerhöchste Gnade des Monarchen an, wenn er das redlich beantworten werde, was er ihn fragen werde. Weimar versprach es. Der Minister fragte ihn: 1. wann die Exemplarien von Prag hier angekommen wären? 2. welche Personen solche hier schon gekauft? 3. wie viel Abdrücke von Schönfeld muthmaßlich von solchen Werken, die nicht so bald wieder aufgelegt werden können, gewöhnlich veranstaltete? – und 4. ob er glaube, daß Schönfeld schon einige nach Leipzig auf die Messe gesendet habe? – Diese Puncte müsse er höchstens bis andern Tags Frühe zu ihm bringen, im widrigen Fall er durch die Wache abgehohlt werden würde; daneben wurde ihm gebothen, sich nicht ausser den Linien zu entfernen.
Weimar wartete nicht auf die Wache, sondern brachte um die bestimmte Stunde alle Puncte schriftlich beantwortet zum Minister. Die Auflage gab er auf 2000 Stück an, und die Zahl, die vermuthlich nach Leipzig auf die Messe gekommen sey, auf 500. Durch diese Aufrichtigkeit gewann er das Zutrauen des Ministers, so daß er sich für seinen Gönner erklärte, und ihn bey allen Vorfallenheiten und Vergehen, wenn er nur die Wahrheit allzeit sage, vertreten wolle; und gab ihm zu verstehen, daß, wenn er Lust hätte, eine eigene Druckerey zu errichten, er nur zu ihm kommen möge, wo er denn schon beym Monarchen für diese Gnade besorgt seyn wolle. –
Es war schon Tags vorher eine Staffete nach Prag geschickt worden, bey deren Ankunft der Vicekönig, Graf Nostiz, alle Exemplare, die Schönfeld in seinem Hause hatte, durch das Militär abhohlen ließ. Der Auditeur kam in Arrest und wurde kassirt. Von Schönfeld entschuldigte sich mit der Censur. – Nach der Hand hieß es, daß der Auditeur, weil er sich gut vertheidigt hätte, wieder in seine Charge eingesetzt worden sey. –
Man überlegte von Seiten des Hofkriegsrathes, was nun zu thun sey, da eine ziemliche Anzahl von diesem Werke nach Leipzig auf die Messe geschickt, und von da aus in alle Welt marschirt wären? – Nichts Klügers war zu thun, als den öffentlichen Verkauf desselben zu bewilligen, und neue Instructionen zu entwerfen von dem, was man nicht in Jedermanns Händen wissen wollte. – Dieser Vorfall blieb doch nicht so verschwiegen, daß ihn nicht der größte Theil der Officiers und der Civilbeamten gewahr wurde; jeder kaufte sich ein solches Buch und Schönfeld sah in kurzer Zeit eine zweyte Auflage, die er in der Stille in aller Eile verfertigen ließ, veräußert. –
Weimar ging nun einige Wochen nachher zum Kriegspräsidenten, bath ihn um sein Vorwort bey dem Monarchen wegen der Freyheit, eine Druckerey errichten zu dürfen. Der Minister sagte ihm, er solle nur getrost zum Monarchen gehen, weil er schon deßwegen mit ihm gesprochen hätte. – Da er zum Kaiser kam, sagte dieser ihm, daß er eine Bittschrift verfertigen möge. Als er nachher diese Bittschrift brachte, besprach sich der Kaiser mit ihm, sagte, er solle fein was Gutes drucken, was besseres wie Schönfeld – und Weimar versprach etwas besseres zu drucken, wie Schönfeld. – Der Kaiser sah ihn von Fuß auf an, – sein Äußeres muß ihm Zweifel an der vollkommenen Kenntniß seiner Kunst erregt haben – fragte ihn, ob er auch das Werk verstünde – doch meinte er zuletzt, daß ers verstehen müsse, weil ihn Schönfeld als Factor angestellt hätte. – Der Monarch ließ die Bittschrift der Ordnung gemäß, an die Stellen ergehen. Bey der Tagsatzung, die jederzeit bey der Landhauptmannschaft gehalten wird, wenn einer um die Druckereyfreiheit einkommt, da alle Buchdrucker beschieden wurden, um zu hören, ob keiner etwas dagegen einzuwenden habe, gab es wenige Debatten, weil man schon wußte, daß es nichts helfen würde – ein einziger, der Reichsbuchdrucker Gerold, wendete ein, daß Weimar kein Vermögen hätte, und da man zum Voraus wisse, daß Wucherer dahinter stecke, und wo nicht als wirklicher Herr, doch wenigstens als Capitalverleiher, alles bey ihm drucken lassen würde – und da er alles von ihm zu drucken bekäme, so würden viele lutherische Schriften künftig zum Vorschein kommen. Der Landeshauptmann fragte Weimarn, ob das wahr sey? Weimar gestand zwar ein, daß er kein Vermögen habe, aber einen Freund hätte, der ihm das Capital vorschösse, doch nebenbey meinte, daß es hier gleichgültig seyn müsse, wer dieser Freund wäre: so nahm der Landeshauptmann keine Notiz davon – und die Versammlung ging auseinander.
Niemand hatte bey diesem Vorfalle mehr Vortheil zu erwarten, als G. P. Wucherer, dessen Betriebsamkeit auch Weimar seine Freyheit zu danken hatte, weil er, da er nicht im Stande war, die Taxe zu erlegen, nicht so darauf gedrungen haben würde.