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1. Zur Szekelyschrift. – Kaiser Joseph wurde gefragt, auf welche Art man den Verfasser der Szekelyschen Vertheidigung bestrafen solle. Als Antwort schrieb der Monarch diese Worte: »Lex: un. C. Si quis Imper. maledix. Si quis modestiae nescius et pudoris ignarus, improbo petulantique maledicto nomina nostra crediderit lacessenda, ac temulantia turbulentus obtrectator temporum nostrorum fuerit, cum poenae nolumus subjugari neque durum aliquid, nec asperum colomus sustinere, quoniam si id ex levitate processerit, condemnendum est, si ex insania miseratione dignissimum, si ab injuria remittendum.« Zu Deutsch: Sollte Jemand in schamloser Unbescheidenheit so weit gehen, Uns durch leichtsinnige und muthwillige Lästerungen zu schmähen, oder Unsere Handlungen herab zu setzen, so soll seine Verwegenheit nicht mit Strafen, sondern mit Verachtung geahndet werden; und rühret seine Lästerung von Leichtsinn her, so verdient sie Verachtung; ist Blödsinn der Grund, so erfordert sie Mitleid; ist aber Frevel die Ursache, so verzeihen wir den Thoren.
2. Verzeichniß sämmtlicher Maurerlogen, welche 1786 zur großen Landesloge Wiens gehörten. – Zur Provinzialloge von Böhmen gehörten die Logen zu Brünn 1) zu den vereinigten Freunden, 2) zur aufgehenden Sonne; Klattau: zur Aufrichtigkeit; Prag: 1) zu den drey gekrönten Säulen, 2) zu den drey gekrönten Sternen, 3) zur Union, 4) zur Wahrheit und Einigkeit.
Zur Provinzialloge in Galizien und Loge zu Lemberg: 1) zur aufrichtigen Freundschaft 2) zur runden Tafel; Tarnow: 1) zu den drey rothen Bändern; 2) zu den drey weißen Lilien.
Zur Provinzialloge der Lombardie: Cremona, 1) S. Paola celeste, 2) Concordia.
Zur Provinzialloge in Österreich die Loge zu Freyburg im Breisgau zur edlen Aufsicht; Görz: zur Freymüthigkeit; Gratz: zu den vereinigten Herzen; Klagenfurt: zur wohlthätigen Marianna; Innsbruck: 1) zu den drey Bergen, 2) zum symbolischen Cylinder; Linz: zu den sieben Weisen; Passau: zu den drey vereinigten Wässern; Triest: zur Harmonie und allgemeinen Eintracht. Wien: 1) zu den drey Adlern, 2) zur Beständigkeit, 3) zur wahren Eintracht, 4) zu den drey Frauen, 5) zur gekrönter Hoffnung, 6) zum heiligen Joseph, 7) zum Palmbaum, 8) zur Wohlthätigkeit.
Zur Provinzialloge in Siebenbürgen die Logen zu Herrmannstadt: 1) Andres zu den drey Seeblättern, 2) zum geheiligten Eifer; St. Philipp in der Bukowina. zu den tugendhaften Weltbürgern.
Zur Provinzialloge in Ungarn die Loge zu Agram: zur Klugheit; Carlstadt: zur Tapferkeit; Eberu: zum goldenen Rad; Eperies: zu den tugendhaften Reisenden; Essegg: zur Wachsamkeit; Gyarnath: zum tugendhaften Cosmopoliten; Pesth zur Großmuth; Preßburg 1) zur Sicherheit, 2) zur Verschwiegenheit; Warasdin zum guten Rath.
Die große (eigene) Provinzialloge in den Niederlanden, welche mit der Wiener-Nationalloge nicht vereinigt ist, begreift: Alonst: la discrète impériale; Antwerpen: le concorde universelle; Brügge: la parfaite égalité; Brüßel: 1) l'union, 2) la constante union, 3) les vrais amis de l'union; Gand: 1) le bienfaisante, 2) la felicité, 3) la parfaite union au regiment de Murrai; Mecheln: la constante fidelité; Marchen: le constante; Mon: 1) la vraie et perfaite harmonie, 2) la parfaite union; Namour: la bonne amitié; Ostende: 1) les 3 niveaux, 2) les frères reunis – (»Die zwo Schwestern P*** und W***, oder neu entdecktes Freymaurer- und Revolutionssystem 1796,« Octav. Ist eine partheyische Revision des Wiener-Journals für Freymaurer.)
3. Bescheidene Klugheit. – Es läßt sich nicht läugnen, daß Kaiser Joseph einen großen Hang zur Eigenmacht, zur uneingeschränkten Regierungsart hatte; doch nahm er nie die öffentliche Miene davon an. In seinen Patenten &c. hieß es niemahls, wie in den Patenten so mancher anderer Fürsten: So ist unser Wille, der Monarch will es so &c. Nein, Josephs Sprache war immer: Das allgemeine Beste &c. Unsere Pflicht als Landesvater &c. verlangt es so. Man hat schon weiter oben aus einem seiner eigenhändigen Aufsätze gehört, daß er sagte, es wäre thöricht, wenn ein Landesherr sich einbildete, das Land sey für ihn, so viele Millionen Menschen seyen für ihn, nicht Er für das Land und die Unterthanen da. Allein man wollte bey solchen Gelegenheiten öfter einen Widerspruch zwischen Worten und Thaten bey ihm bemerkt haben. (Pezzl.)
4. Die Hofpartheyen. – Die erste und stärkste, ist jene der Kaiserinn. Sie besteht nebst der Hauptperson aus dem Cardinal Migazzi, aus einigen Mönchen, besonders Capuzinern, und einigen alten, frommen Damen, die der Monarchinn sogar mit Nachahmung ihrer Trauer-Kleider schmeicheln. Diese Parthey geht immerfort mit Keuschheits-Commission, Bücher-Verbothen, Vertreibung gefährlicher Lehrer und Prediger, Beförderung von Heuchlern, Aufrechthaltung der päpstlichen Monarchie und Verfolgung der sogenannten neuen Philosophie schwanger. Ein großer Theil des alten Adels, dessen Rechte mit jenen der Pfaffen auch wirklich in Verbindung stehen, dient dieser Parthey zum Rückhalt. Die zweyte Parthey ist jene des Kaisers. Diese liegt mit der ersten in einem unaufhörlichen Kampfe. Sie ist mit Verbesserung der Gesetzgebung, mit Beförderung des Ackerbaues, der Handlung und Industrie überhaupt, mit Untergrabung der Gewalt der Dummheit ihren Trabanten, mit Verbreitung der Philosophie und des Geschmackes, mit Beschneidung der unbegründeten Rechte des Adels, mit Beschützung der Niedern gegen die Unterdrückung der Großen und mit alle dem beschäftigt, was Erdengötter thun können. Eine Hauptstütze dieser Parthey ist der Feldmarschall Lacy, dessen Art, die Mönche und ihren Anhang zu bekriegen, gerade die nämliche ist, womit er vor einigen Jahren dem Könige von Preußen die Spitze bot; nämlich es ist die vertheidigende Art, Krieg zu führen, die auch der Graf von Sachsen wohl kannte. Er legt dem Kaiser die Pläne von verschanzten Lagern, Zickzackmärschen und vortheilhaften Retiraden vor; und der General Migazzi mit seinen braunen, schwarzen, weißen, halbschwarzen und halbbraunen Truppen mußte oft schon das Feld räumen und das Winterquartier beziehen, ohne schlagen zu können. Diese zwey Partheyen, die offenbare Feinde sind, pflegen durch Vermittlung der dritten unablässig Unterhandlungen mit einander. An der Spitze derselben steht Fürst Kaunitz, einer der größten Staatsmänner unserer Zeit, der sich durch seine Verdienste um das kaiserliche Haus in das Vertrauen der Kaiserinn und ihres Sohnes gesetzt hat und würdig ist, der Vermittler zwischen beyden zu seyn. Im Herzen mag er mehr der Parthey des Kaisers anhängen, als den Grundsätzen seiner Frau Mutter; aber es ist jener selbst daran gelegen, an ihm einen Vermittler zu haben, der bey der Monarchinn Ansehen genug hat, um bey derselben ihren philosophischen Operationen die Farbe von Religiosität zu geben, ohne welche sie ihren Zweck nie erreichen könnte. Er maskirt die Märsche des Kaisers und seines großen Feldmarschalls; und so wachsam auch der Cardinal mit allen seinen vortrefflichen Spionen ist, so mußte er doch öfters capituliren, ehe er noch wußte, daß der Feind im Anmarsch sey. (Risbek, Briefe eines reisenden Franzosen.)
5 . Der Judenfriedhof in Wien. – Wer die Geschichte der Stadt Wien auch nur einiger Maßen kennt, der weiß, daß die Leopoldstadt früher »Judenstadt« geheißen, weil sie der Wohnsitz der in Wien lebenden Juden gewesen. Doch nicht Jedem wird bekannt seyn, daß die Häuser Nr. 28, 29, 38, 39, 48, 50 vor dem Jahre 1670 einer jüdischen Familie angehörten, die den Nahmen Frankl geführt, und noch weniger, daß unter dieser Familie, die Ahnen unseres gefeyerten Dichters gewesen. Diese Familie gehörte zu den wohlhabenderen der damahligen Wiener Judengemeinde, und sie zeichnete sich noch außerdem durch frommen Sinn und Eifer für ihren Glauben aus, Eigenschaften, welche sie, wie unser Dichter in einem Beytrage zur Geschichte Wiens: »Der alte Judenfreythof« berichtet, in einer verhängnißvollen Stunde auf eine schöne Weise an den Tag legte. Im Jahre 1671 nähmlich, wo sämmtliche Juden aus der Stadt Wien vertrieben wurden, kaufte die Familie Frankl den jüdischen Leichenhof in der Rossau von dem Magistrate, und zwar um 4000 Silbergulden, damit er, wie es die Pietät jüdischer Glaubensgenossen will, unangetastet verbleibe für ewige Zeiten, auf daß die Ruhe ihrer hingeschiedenen Ältern und Freunde nicht gestört werde. Der Leichenhof besteht heute noch, und der große Kaiser Joseph, der aus Sanitätsrücksichten allen Leichenhöfen außerhalb der Linie ihren Platz anwies, achtete den zwischen der Familie Frankl und dem Wiener Magistrate bestehenden Vertrag. (Jüdischer Plutarch, Wien 1848; 1. Theil, Artikel X. A. Frankl).
So blieb der Freythof in der Rossau der Begräbnißplatz der hiesigen Juden bis zum Jahre 1784, wo auf Befehl Josephs II. die Gottesacker außerhalb der Linien Wiens verlegt, und die in der Stadt und Vorstadt verkauft wurden; nur der der Juden, weil sie einen neuen vor der Währinger Linie auf eigene Kosten ankauften, blieb verschont; worüber folgendes Decret erlassen worden ist:
»An die hiesige Judenschaft!
Über einen erstatteten allerunterthänigsten Bericht, daß die Übergabe des jüdischen alten Freythofs an die Cameraladministration und der sohinnige Verkauf desselben nicht statt habe, da den Juden zur Herstellung eines neuen Freythofs außer der Linien auch kein Vorschuß aus dem Religionsfond gemacht, sondern derselbe ex propriis bestritten wurde, ist unterm 19. vorigen und praesentato 14. dieses, die höchste Entschließung herabgelanget, daß dieser Antrag begnehmigt werde. Welches derselben hiermit zur Wissenschaft erinnert wird.
Wien den 17. May 1748.
Graf von Pergen.
Hegelin.«
Der Besitzer des Begräbnißplatzes, Samuel Oppenheim, wurde Stifter und Begründer des israelitischen Spitales in Wien, dessen Geschichte, so wie die des neuen israelitischen Freythofes in Währing, wir uns als fernere Beyträge zur Geschichte Wiens vorbehalten.
Während der türkischen Belagerung verbrannte die hölzerne Einfriedung des Gottesackers. Oppenheim ließ dieselbe um das Jahr 1704 von Stein aufführen, die bis zum Jahre 1784 aushielt, wo sie durch die große Überschwemmung fast ganz niedergewühlt wurde.
Viele Grabsteine, vielleicht die ältesten, gingen bey dieser Gelegenheit zu Grunde.
Der glorreiche Kaiser Joseph II. besichtigte die Verwüstung und ordnete den neuen Aufbau des bey dieser Gelegenheit auch zerstörten Spitals an; die Ausführung kam durch mannigfache Hindernisse erst im Jahre 1793 zu Stande. (Frankl, zur Geschichte der Juden in Wien, I. Heft, Wien 1847).
6. Joseph zu Gunsten der Greiner gegen den obersten KanzlerRidler im österr. Archiv 1831.. – Die Geschichte des siebenjährigen Krieges hatte Joseph II. hinreichend belehrt, welchen Einfluß die schlesischen Festungen auf den Gang der Kriegsereignisse gehabt; wie dagegen Böhmen den Plünderungen der Feinde offen gestanden. Dieses schöne Königreich nach einem reiflich erwogenen Befestigungssystem zu schützen, lag schon längst im Plane des Kaisers, und noch im letzten Jahre der Regierung seiner erhabenen Mutter schritt er mit gewohnter Raschheit zur Ausführung desselben. Das schon befestigte Königingrätz wurde durch neue Werke verstärkt, der Platz auf dem die neue Festung Theresienstadt nicht fern von der Mündung der Eger in die Elbe erbaut werden sollte, wurde ausgemessen, dasselbe geschah mit Pleß am Zusammenfluße der Metau und Elbe, welchen strategischen Punct der Scharfsinn Lascy für eine Festung gewählt.Aus Dankbarkeit ließ Joseph dessen Brustbild aus Carrarischem Marmor von Jos. Ceracchi in halberhobener Arbeit verfertigt, im Pleßer Zeughause mit folgender Inschrift aufstellen:
JOSEPHUS II. AUG. Des F. M. L. Querlonds Plan zum Bau dieser Festung wurde ohne die geringste Abänderung angenommen.
MAURITIO. LACI
DE
TUTISSIMAE ARCIS FUNDANDAE
CONSILIO. ET. LOCO,
ANNO. MDCCLXXXVII.
Es liegt in der Natur der Dinge, daß bey einem Festungsbaue gewöhnlich Übersiedlungen der Landleute statt finden; auch mit Pleßer Unterthanen war dieß der Fall, und die Staatsverwaltung wies ihnen andere den ihrigen gleich große Grundstücke bey dem herrschaftlichen Mayerhofe Rozbierzitz an, gegen Zahlung ihrer vorigen Steuer, gegen Leistung derselben Roboth und gegen Bezug des Erbsilberzinses. Obgleich nun, nach der Äußerung des Oberamtmannes zu Smirzitz, diese Grundstücke weit besser als die Pleßer gewesen, und wenigstens um zwey Körner mehr in der Erträgniß abgeworfen, so weigerten sich diese Unterthanen dennoch den Tausch einzugehen, und bathen den Kaiser, als er die Festungsarbeiten zum erstenmahl in Augenschein nahm, um die Einräumung anderer bey dem obrigkeitlichen Mayerhofe Holohlaw. Als sie einige Zeit darnach, auf das mündliche Versprechen des Kaisers sich stützend, die Einräumung dieser Grundstücke vom Oberamtmann zu Smirzitz verlangt, jedoch zurückgewiesen worden, so sandten sie einige aus ihrer Mitte nach Wien, um dem Kaiser persönlich ihr Gesuch zu überreichen, in welchem sie bathen, Se. Majestät möge dem Oberamtmanne zu Smirzitz befehlen, ihnen die mündlich versprochenen Grundstücke zu übergeben; sie wären jedoch im vollen Vertrauen auf die Gnade des Landesvaters bereit, sich jedem andern kaiserlichen Befehle willig zu fügen.
Dieses Gesuch übersandte der Kaiser dem obersten Kanzler, Leopold Grafen von Kollowrat, zur Äußerung mit dem Zusatze, den Bittstellern, so weit er sich erinnere, keine mündliche Zusage gemacht zu haben. – Der Graf, von hohem Unwillen ergriffen, daß Unterthanen, selbst gegen ihren Vortheil, Anordnungen der Staatsverwaltung störrisch zurückweisen, ja sogar frech behaupten, der Landesfürst habe ihnen mündliche Versprechungen gemacht, von welchen dieser nichts wisse, trug auf eine kreisämtliche Commission an, um nach den Grundsätzen der Billigkeit die Grundstücke einzutauschen, die Frevler gebührend zu strafen und zur Ruhe zu bringen; die zu Wien befindlichen Pleßer Unterthanen aber sogleich abzuweisen, mit dem Bedeuten, den Ausspruch der kreisämtlichen Commission zu Hause abzuwarten.
So glaubte der hohe Staatsbeamte sprechen zu müssen, der eben so wohl für die bestehende gesetzliche Ordnung, als für das Ansehen und die Würde seines Kaisers eifrig besorgt war; anders jedoch sprach der Fürst, welcher den Pflug selbst geführt, und durch diese Handlung seine Achtung für den Stand des Pflügers erwiesen, in dessen Wohlstande er die Kraft und Wohlfahrt des Staats und die gesicherte Ruhe in künftigen Zeiten erblickte. Er erließ daher den 19. April 1781 folgende Resolution an den Grafen von Kollowrat:
»Da die Supplicanten, in Ansehung der ihnen von Mir auf die holohlower Gründe gemacht seyn sollenden mündlichen Zusage in einem irrigen Wahne sind, so müssen sie ausfindig gemacht, und ihnen solcher ohne mindeste Ahnung benommen werden; zugleich aber ist auch an das Wirthschaftsamt, so wie an das Kreisamt durch Behörde der Befehl zu erlassen, daß der Gemeinde Meine Entschließung mit aller Glimpflichkeit und Anstand vorgetragen, und der selbst in ihrer Bittschrift bezeugte Gehorsam gegen Meinen Willen besonders belobet werden solle.«
Joseph.
7. Das Pasquill an der Lutherischen Kirche in Wien, welche nebst mehreren andern Bauten bekanntlich auf der Stelle des von Joseph II. aufgehobenen Königklosters, (erbaut von Maximilians II. Tochter, Elisabeth, Wittwe Carls IX. von Frankreich), sich befindet, war handschriftlich. Der Kaiser, als er es zu lesen bekam, befahl, daß es, und zwar zum Besten jener Kirche selbst, gedruckt werde. Dieser Druck ist in klein Quart auf Schreibpapier, und besteht aus 18 Zeilen. Wir haben diese Curiosität vor uns liegen; sie lautet:
Pasquill gegen den Kaiser,
so an der Lutherischen Kirche in Wien gestanden,
welches
Ihre Kaiserliche Majestät aber abdrucken lassen, und das dafür eingekommene Geld der protestantischen Kirche geschenkt haben.
Dieser Tempel war einst zum Dienst des allmächtigen Gottes, von den frommsten Beherrschern Österreichs eingeweiht; war die Wohnung heiliger Jungfrauen des unbefleckten Lammes. Aber es plünderte darin die Kirchenschätze, zerstreute in alle Welt die geheiligten Nonnen, und warf aus ihren Grüften die Gebeine der Verstorbenen, jener Kirchenräuber, Verführer der Braut Christi, und Schwächer reiner Jungfrauen – Des Martin Luthers Anhänger und Nachfolger: – Joseph der Zweyte, ein Lothringer von Geburt, uneingedenk der göttlichen Barmherzigkeit, welche ihn auf den Thron erhoben, ein berüchtigter Verächter heiliger Kirchengesetze. – Nach Gelde dürstend und von schändlicher Gewinnsucht entflammt, begünstigt und befördert er alle Ketzereyen, und ist selbst kein Mann von Religion. Nun hat er ein seit Jahrhunderten unerhörtes Beyspiel gegeben, eben diesen Tempel, zum Sammelplatz der Gräuel, diebischer Weise verkauft und angewiesen. (Vergl. S. 274.)