Franz Gräffer
Josephinische Curiosa
Franz Gräffer

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Viertes Bändchen.

In derselben Handlung ist ferner zu haben:

Francisceische Curiosa;

oder

ganz besondere Denkwürdigkeiten

aus der

Lebens- und Regierungs-Periode

des

Kaisers Franz II. (I.)

Inhalt:

Die erste Vermählung; Costum, Ceremonien &c. – Die Jacobiner-Verschwörung in Oesterreich. – Ursprung und Sachverhalt des Volksliedes: »Gott erhalte Franz den Kaiser!« – Der Bernadotte'sche Auflauf in Wien 1798. – General Lindenau. – Die Reiterstatuen des Oheims und des Großvaters. – Andreas Hofer im Parterre des Kärnthnerthor-Theaters. – Kolbielsky, der geniale, vielkundige und vielseitige Abentheurer. – Zwey Briefe Ludwigs XVIII. an Gentz. – Des Kaisers Privatbibliothek und der Hofrath Young. – Ein Tyroler-Brief an Kaiser Franz. – Das Monument des bürgerlichen Gesetzbuches. – Die Heimkehr und ihre Feyer. 1814. – Viel Kopfbrechens um einen Titel. – Don Miguel an Kaiser Franz, und Dieser an Jenen, nach des Kaisers schwerer Krankheit. – Vision (1826). – Denkmünze auf des Kaisers Genesung. – Beschreibung der Apartements des Kaisers Franz in der Wiener Hofburg. – Zur Geschichte der Todeskrankheit des Herzogs von Reichsstadt. – Eine höchst merkwürdige Reliquie: Napoleons Feldbecher, mit der Abbildung.

 

 

47. Hofrath Dorn; die Monachologie; Cardinal Migazzi, und der Kaiser.

Ignaz v. Born war einer der markantesten, werkthätigsten, verdienstvollsten und unvergänglichsten Männer der Josephinischen Zeit, vom Kaiser sehr geschätzt, ausgezeichnet, und als Freund behandelt, nachdem schon Maria Theresia seine Vorzüge zu würdigen gewußt. Born war ein mehr oder weniger encyklopädischer Gelehrter, hatte die europäischen Sprachen fest inne, und besaß gediegenen Humor, Swift-Lichtenbergische Laune, von welcher weniger seine Satyre: Die Staatsperücke, als seine Monachologie (Specimen Monachologiae methodo Linnaeana) zeugt, eine Schrift, die stets zu den famosesten Producten des menschlichen Geistes gehöret, bey deren Beurtheilung man aber gut thun wird, die damahlige geistliche Reformtendenz und den Umstand vor Augen zu halten, daß der moralische Character der Mönche sich seitdem bedeutend zu ihrem Vortheil geändert habe.

Eine gedrängte Übersicht von Borns Leben und Wirken schicken wir voraus. Es ist nachstehende aus einem vaterländischen LexiconÖsterreichische National-Encyklopädie.: »Ignaz Edler v. Born, geb. den 26. December 1742 zu Carlsburg in Siebenbürgen, erlernte die Elementarkenntnisse in Hermannstadt. Nachdem er in Wien Humaniora und Philosophie studirt hatte, trat er in die Gesellschaft Jesu, verließ sie aber wieder, und begab sich nach Prag, wo er die juristischen Vorlesungen hörte. Nach Vollendung seines academischen Cursus bereiste er Deutschland, Holland, die Niederlande und Frankreich, und als er wieder in sein Vaterland zurückgekommen war, weihte er sich ausschließend dem Studium der Mineralogie, Naturlehre und der Bergwerkswissenschaften. Er wurde 1770 Beysitzer in dem obersten Münz- und Bergmeisteramte zu Prag, und unternahm in demselben Jahre eine mineralogische Reise nach Niederungarn, Siebenbürgen und Krain. Die scharfsinnigen Resultate dieser Reise enthalten seine an den berühmten Mineralogen J. J. Ferber geschriebenen und von diesem herausgegebenen reichhaltigen Briefe über mineralogische Gegenstände, Frankfurt und Leipzig, 1774, mit Kpfn. von Raspe, ins Englische (London 1777), zu Venedig ins Italienische (1778), und von Monnet ins Französische (1780) übersetzt. Nachdem er Nic. Podà's Beschreibung der bey dem Bergbau zu Schemnitz in Niederungarn errichteten Maschinen (Prag 1771)herausgegeben hatte, erschien sein nach Cronstadt geordnetes, viele neue Mineralien enthaltendes: Lithophylacium Bornianum s. index fossilium, quae collegit, in classes et ordines degessit Ign. de B., Prag, 1772–75, 2 Bde., und schon damahls rechneten es sich die Academien zu Stockholm, Siena, Padua und London zur Ehre, ihn unter ihre Mitglieder zu zählen. Obgleich Naturforschung immer seine Hauptbeschäftigung blieb, so nahm er doch auch an andern literarischen Unternehmungen Antheil, und förderte ihr Gedeihen. Die (von Pelzel und Andern herausgegebenen) Abbildungen böhm. und mähr. Gelehrter und Künstler nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken, Prag, 4 Thle. die Acta literaria Bohemiae et Moraviae und die Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte, und der Naturgeschichte. Prag, 1775–84, 6 Thle., würden vielleicht ohne ihn nicht vorhanden seyn. Die letztere Gesellschaft dankte ihm ihre Stiftung, und er bereicherte die Schriften derselben, deren Herausgeber er war, mit vielen gehaltvollen Aufsätzen. Eine Folge dieser ausgezeichneten Verdienste war es, daß ihn die Kaiserinn Maria Theresia 1776 nach Wien berief, um das k. k. Naturaliencabinet neu zu ordnen. Er entsprach nicht nur diesem Befehle, sondern erwarb sich zugleich ein neues Verdienst um die Naturkunde durch Herausgabe des Index rerum naturalium Musei Caesar. Vindob., Testacea, Wien, 1778, neu gedruckt und prächtig ausgestattet, unter dem Titel: Testacea Musei Caesar. Vindob. quae jussu Mariae Theresiae deposuit et descr. Ign. a Born,. eb. 1780, mit 18 Kupf. Die Kaiserinn ernannte ihn 1779 zum wirkl. Hofrath bey der Hofkammer im Münz- und Bergwesen, und da er jetzt seinen beständigen Aufenthalt in Wien hatte, so sammelte er auch hier die verdienstvollsten Männer um sich, z. B. in der von ihm gestifteten Loge zur wahren Eintracht, und benutzte unter andern seine Verbindungen zu wissenschaftlichen Zwecken, und durch die unter seiner wirksamsten Theilnahme erschienenen: Physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien; Wien, 2 Jahrgänge oder 7 Quartale, 1783–91. Durch alle Welttheile aber erscholl seines Nahmens Ruhm als Verbesserer der Amalgamation, oder des Anquickens der, edlere Metalle haltenden Mineralien, die er 1784 nach Besiegung zahlloser Schwierigkeiten, und nach einer Menge gelungener Versuche glücklich zu Stande brachte. In dieser Hinsicht schrieb er: Über das Anquicken der gold- und silberhaltigen Erze, Rohsteine, Schwarzkupfer und Hüttenspeise, Wien, 1786, mit 21 Kupf., auch französisch übersetzt. Der Kaiser, welcher die neue Amalgamations-Methode, die Anfangs vielen Widerspruch fand, in allen seinen Erbstaaten einführte, und die sich von da nach Sachsen, Schweden, bis nach Mexico verbreitete, bewilligte dem Erfinder auf 10 Jahre den 3. Theil der Summe, welche durch diese Einrichtung an den Kosten der gewöhnlichen Schmelzarbeit erspart wurde, und auf die folgenden 10 die Zinsen von ebenfalls dem 3. Theil der ersparten Summe. Ein neues Verdienst erwarb sich B. durch die mit dem Berghauptmann von Trebra gemeinschaftlich besorgte Herausgabe des wichtigen Werkes: Bergbaukunde, Leipzig, 2 Bde., 1789, und durch die Bearbeitung des Catalogue méthodique et raisonné de la collection des fossiles de Mad. Eléonore de Raab. 2 Bde. Wien, 1790, deutsch unter des Verfassers Aufsicht 1790, der in der Mineralogie zu den classischen Arbeiten gezählt wird. An der Vollendung mehrerer anderer Erfindungen und literarischen Arbeiten hinderte ihn seine anhaltende Kränklichkeit, und die empfindlichsten Körperschmerzen, die er mit bewunderungswürdiger Geduld ertrug, bis der Tod am 24. July 1791 sein Leben endigte. Anonym war von B. erschienen: Die Staatsperücke, Wien, 1772 (Satyre). Viel Aufsehen machte sein satyrisches Werk: Physiophili specimen etc.Wien, 1783; deutsch, eb. 1783; das Original vermehrt: Physiophili opuscula, Augsburg, 1784. Auch englisch und französisch übersetzt; deutsch mehrmahls nachgedruckt.«

Die Monachologie, diese unübertreffliche, ja unerreichbare Satyre auf den Geist, die Tendenz und Einrichtung der Mönchsorden, könnten wir, da sie nicht eben voluminos ist, wohl ganz hier einschalten; wir glauben jedoch, es werde genügen, außer der Einleitung, dem Plan und der allgemeinen Characteristik des Mönches nur einige der Artikel selbst wieder zu geben. Und so möge sich denn Männiglich an dem Folgenden ergetzen!

»Monachologie nach Linné'scher Methode;

oder

Naturgeschichte des Mönchthums.

Einleitung. – Mutter Natur machet nicht nur keinen Sprung, sondern sie beobachtet, warum? das weiß ich nicht, in allen ihren schöpferischen Bewegungen die gewissenhafteste Regelmäßigkeit, und Einförmigkeit. Liegt zwischen zwey Provinzen ihres Reiches die unbedeutendste Vertiefung, so rufet sie, um nur den Fuß nicht höher heben zu müssen, eine ganz neue Art von Wesen aus dem Nichts hervor, um dann auf dieser Brücke ins angränzende Ländchen hinüber zu kommen. Faulheit hat nie Rosen gebracht, und so ging's auch dießmal: Um von dem Affengeschlechte ins Reich der Menschheit hinüber zu kommen, wurde eine fatale Brücke geschlagen, Mönchthum genannt. In früheren Zeiten, da das Studium der Naturgeschichte noch in ihrer Kindheit war, zählte man die Mönche zu den Menschen. Ungefähr im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts wurden zwischen Menschen und Mönchen die auffallendsten Verschiedenheiten entdeckt, und die Naturforscher, nicht so bedachtsam einherwandelnd, wie die Natur, fingen nun einstimmig an, den Mönchen ihren Platz bey dem Geschlechte der Affen anzuweisen. Wieder zu viel! die Wahrheit steht meistens in der Mitte; auch hier traf es so zu. Uns war es vorbehalten, den Mönchen ihren eigenthümlichen Platz zwischen Menschen und Affen anzuweisen. Um uns dieser Eigenmächtigkeit wegen zu rechtfertigen, haben wir einige Mönchsorden naturhistorisch zergliedert, und aus dieser Zergliederung wirst du lieber Leser! ganz deutlich erkennen, daß die Mönche weder Menschen, noch Thiere sind.

Plan zur Abfassung einer vollständigen Naturgeschichte des Mönchthums. – Das Geschlecht der Mönche ist in drei Familien abzutheilen: In Fleisch-, Fisch- und Früchtefräßige Mönche.

Die Kennzeichen der Gattungen sind vom Kopfe, den Füssen, dem Hintern, der Kaputze, und der Tracht abzuleiten.

Der Kopf ist entweder haarig, oder borstig, oder geschoren; die Haarhalbrunde, die Krone, je nachdem sie haarig oder geschnittelt ist; das Kinn, je nachdem es bartig oder bartlos ist, macht eine Aenderung.

Die Füsse, je nachdem sie beschuhet, halbbeschuhet, bloß sind.

Die Kaputze, je nachdem sie drehbar oder weit, oder beweglich; und dann zugespitzt, trichterartig, herzförmig, kurz, verlängt, stutz- oder langzipflig ist, u. s. f.

Der Hintere, oder After, je nachdem er nackt, halbbedeckt, ganz bedeckt ist.

Die Tracht. Das Kleid und die Kutte; dabei bemerke man des Tuches Gattung, Farbe, und ob das Kleid weit, oder eng ist. Das Scapulier, oder Flügelkleid, ob es weit oder eng, hängend oder festgebunden, abgestutzt, oder weitschweifig sey. Der Kragen: ist er dem Rocke angenäht? weit? steif? oder gar keiner? Der Schild, oder Kaputzenanhang von vorne und Hinten, und seine Gestalt. Der Ärmel, ob er gleichlaufend, zugeschnitten, weit, sackförmig ist. Der Mantel: ist er lang? kurz? gefaltet? gleichhängend? Die Unterkleider: Das Hemd, der Brustlatz u. s. f. Die Gürtel, ob sie breit, rund, ledern, wollen, knöpflicht ist? u. s. f.

Ferner bemerke man: das Geschrey oder den Ton, ob er wohlklingend oder widrig; singend oder bethend; gurgelnd oder schnuselnd; schreyend oder murmelnd; weinerlich oder fröhlich; grunzend oder bellend ist? u. s. w. Den Gang: ob er schleppend, eilig, träg, oder schwermüthig ist, u. s. f. Die Beschaffenheit des ganzen Mönchs: ob er streng oder üppig; grobleibig oder mager, ernst oder leichtsinnig; eingezogen oder ein Heuchler ist? Die Sitten: die Zeit des Geschreyes, des Stillschweigens, die Probezeit und Beschäftigung. Speis und Trank, den Geruch, den Wohnort, die Verwandlungen. Die Zwittergattungen, z. B. ein nordländischer Servit. Die Verschiedenheit unter verschiedenen Himmelsstrichen. Dazu füge man die Geschichte der Gattung; des Ursprungs; der Aufhebung, und des Unterschieds des Geschlechtes.

Der Mönch überhaupt. – Der Mönch ist ein menschenartiges, bekuttetes, zu Nachts heulendes, durstiges Thier.

Des Mönchs Körper ist zweyfüssig, gerade; der Rücken krumm gebogen, der Kopf vorgesenkt; er ist immer bekapuzet, und allenthalben bekleidet, mit der Ausnahme einiger Gattungen, derer Kopf, Füße, Hintern und Hände bloß sind; übrigens ein geitziges, stinkendes, unflätiges, dürstelndes, träges Thier, das lieber Hunger, als Arbeit ertragen will. Beim Auf- und Niedergange der Sonne, vorzüglich aber bey Nacht, sammeln sich die Mönche; da schreyt einer, und die andern schreyen nach. Auf den Glockenklang laufen alle zusammen. Immer fast gehen sie paarweise. Sie kleiden sich in Wolle; leben vom Raub und Wucher; prahlen: die Welt sey nur um ihretwillen erschaffen worden; halten Winkelversammlungen; gehen keine Ehen ein; setzen ihre Kinder aus; wüthen gegen ihre eigene Gattung, und fallen den Feind hinterlistig an.

Das andere Geschlecht unterscheidet sich kaum vom männlichen, außer, daß sein Kopf immer überzogen ist; doch ist die Mönchinn säuberlicher, nicht so dürstelnd; hält das Haus rein, und geht niemahls heraus. Noch jung, hascht sie, ein spielendes Kind, nach allem, gäffelt überall herum, nickt den Männern ihren Gruß zu. Erwachsen und alternd wird sie bissig und boshaft; schwellt im Zorne die Mundangeln gähnend weit auf; die Mönchinnen antworten auf den Ruf; Ave! auf erhaltene Erlaubniß plaudern sie durcheinander, auf den Klang der Glocke reißt das Gespräch, und sie verstummen.

Der Mensch redet, vernünftelt, will. Der Mönch, zu Zeiten stumm, hat weder Urtheilskraft, noch Willen: Nur die Willkühr regiert ihn. Des Menschen Haupt steht aufrecht:

Menschen ward ein erhabenes Haupt, und den Himmel zu schauen,
Und ihr Aug' empor zu den Sternen zu richten befohlen;

des Mönchs Kopf ist vorgebeugt, mit zur Erde niedergesenkten Augen. Der Mensch sucht im Schweiße des Angesichts sein Brot; der Mönch wird im Müssiggange gefüttert. Der Mensch wohnt unter Menschen; der Mönch sucht die Einsamkeit, und verbirgt sich lichtscheu.

Woraus denn klar ist: daß der Mönch ein Geschlecht Säugthiere sey, das von Menschen unterschieden ist, ein Mittelding zwischen Menschen und Affen, und diesem noch näher, als von dem er nur kaum noch durch Stimme und Speise absteht.

Das häßlichste im Thierreich
Der Aff, wie ähnlich ist er euch!

Der Nutzen des Mönches Daseyns ist: den Raum zu füllen, und zu fressen da.

Der Dominicanermönch. – Der Dominicanermönch ist unbärtig, der Kopf geschoren; haarig die Krone, breit, ungetrennt, die Füsse beschuhet; der Hintere behoset; die Kutte wollen, gewebt, weiß, mit einem drey Finger breiten Riemen gegürtet; die Kaputze drehbar, gegen den Nacken höckerig, mit einer schooßförmigen Randvertiefung; gegen die Spitze zu stumpf gestutzt. Der Kapuzenanhang oder der Schild auf der Brust zugerundet, auf dem Rücken zugespitzt. mit einer Längennaht, die diese beyden Schilde theilt.

Die Ärmel gleichweit übergeschlagen; der Kragen weiß, kaum sichtbar: das fette Kinn, und des Nackens Schmeervordrang geht darüber hinaus, und in den Körperrumpf über. Geht er aus, so ist sein Anzug ein langer, schwarzwollener Mantel, Kaputze, Brust, und Rückenschild ist schwarz, und bedeckt den Unterbauch; die Unterkleider größtentheils weiß, der Brustlatzärmel eng, vor dem weiteren hervorragend.

Die Laienbrüder sind mantellos, legen die Kaputze, und das schwarze Scapulier nie ab.

Die Beschaffenheit des Dominicanermönchs ist die eines Gleißners, ein wollüstiger Gang, treuloses Gesicht. Er brüllt um Mitternacht mit widerlicher, rauher Stimme.

Hat überaus feinen Geruch; wittert Wein und Ketzerey von weitem; hungert immer der Vielfraß. Die Jünger werden durch Hunger geprüft; die Ältern legen alle Sorge und Beschäftigung ab, thun sich gute Tage auf, nähren sich mit Saftspeisen, liegen gemächlich, ruhen sanft, schlafen lang in den Tag, und daß kraft so einer Schweinsdiät, all ihr Fraß Schmeer ansetze, und ihnen der Speck wachse. Darum trabt meistens ein schnaubender Collossalwanst vor ihnen her; je größer sein Bauch, je höher wird er geschätzt.

Anstreiter der heiligen Jungfrauschaft, wälzen sie sich in aller Geilheit herum.

Ist dem Menschengeschlechte, und der gesunden Vernunft, eine grundverderbliche Gattung, bey deren Schöpfung der Urheber der Natur nicht sprach: Es ist gut; spürt aus der Ferne auf den Raub herum, läuft auf die Angabe von andern zusammen, bringt ihn durch Mühe und List in die Klauen, und treibt ihn vor sich her zum flammigen Scheiterhaufen: indeß steht rund herum die Krone der Mönche, alle schnaubend nach Blut und Tod, hohnlacht über die Martern der elenden Beute, klatscht sich schrecklichen Gejauchzes, und fürchterlichen Gebrülls, sein Frohlocken zu, und theilet unter sich den Raub aus. Der grausamste sagt man, sey der Großinquisitor: schon sein Anblick tödtet. Die bösesten giebts in Spanien, Portugall und dem mittägigen Amerika. Jedoch auch die hierländischen sind nicht frey vom Gifte, und werden in einen heissen Himmelsstrich versetzt, tödtlich. Bunthäutig, bald weiß, bald schwarz gekleidet, wollte sie die Natur, daß sie, alle unsicher, von allen gefürchtet würden. Um dem Uebermaße ihrer Wuth zu steuern, gab der wohlthätige Schöpfer dem Menschengeschlechte Regenten, diese Gattung entweder auszurotten, oder durch Beschwörungen unschädlich zu machen.

Die Dominicanermönchinn hat, außer des schwarzen Schleiers, und reinerer Sitten, kein Unterscheidungszeichen vom Männlein.

Der Dominicanermönch lebt nach den Gesetzen Dominiks, eines Spaniers, der, der Erste, mit Gutheissen päbstlicher Heiligkeit, gegen das Menschengeschlecht mit Feuer gewüthet, und, daß es nicht an Verbreitern dieser heillosen Wuth fehlen sollte, im dreizehnten Jahrhunderte einen Mönchsorden gestiftet hat, der mit Feuer und Schwert seine Lehre predigt.

Das Sinnbild: ein wüthiger Hund, trägt eine Fackel vor sich her, dräut mit Foltern, Scheiterhaufen, und Tod.

Der Camaldulensermönch. – Der Camaldulensermönch ist bartig; der Bart hangt auf die Brust vor; der Kopf ist geschoren, borstig, die Krone nach dem Striche geschnittelt; der Hintern behoset; die Füsse beschuhet, die Schuhsohle hölzern; die Kutte weiß, tuchen, grob, bis auf die Füsse schlagend; die Kaputze weit, und gerundet; die Ärmel von gleicher Weite; das Scapulier von der Länge der Kutte, mit einem weissen, tuchenen Gürtel gebunden; der Kragen steif, der Kutte angenäht; der Mantel weiß, weit, und wickelt den ganzen Körper ein bis auf die Füsse hinunter; eine wollene Weste statt des Hemds, öfters mit einem dornigen Cilicium, das ihm den Rücken zerkratzt, versehen.

Die Beschaffenheit des Camaldulensermönchs ist streng, sein Gang gesetzt.

Er singt rottenweis siebenmal des Tags, und um Mitternacht, mit gurgelnder, tiefer, langsamer Stimme.

Er schweigt zu Hause; vertieft sich in Betrachtungen, wie sie's nennen: lebt müssig dahin; läßt sich wunderselten sehn.

Seine Nahrung ist: Fische, Eyer, Erdgewächse; zur Fastenzeit Hülsenfrüchte, und Mehlspeisen in Öhl; den Durst löscht er sich mit Wein.

Legt, wenn er vor Leute geht, die Sandalien (Holzschuhe) ab, und Schuhe an.

Die Laienbrüder gürten sich mit Riemen.

Das Weiblein unterscheidet sich von der Mannsgattung nur durch den Kopfsüberthan (Kopftuch).

Hält sich in Waldgebürgen auf.

Die Camaldulenser stehen unter der Regel Benedicts, nach der Vorschrift eines gewissen Romualdus, der geträumt, als stiegen Mönche in weissen Kutten gekleidet auf einer Leiter gen Himmel, und, durch dieß Gesicht bekehrt, das schwarze Benediktinerkleid, mit Genehmigung des Himmels, in ein weisses verwandelt hat. Diese Gattung ward in dem Gebiethe der österreichischen Monarchie im Jahre 1782 ausgerottet.

Capuzinermönch. – Der Capuzinermönch ist ums Kinn, die Wangen und Oberlippe bärtig; der Kopf geschoren, die Krone haarig, am Vorderkopfe getheilt; die Füsse halbbeschuht; After und Hals nackt; die Kutte braun, tuchen, allenthalben abgeschabene Tuchstücke eingesetzt, mit zwey Bauchfalten. Die Kaputze schiebbar, verlängt, zugespitzt, gegen das Ende abgestutzt, Trichterförmig; gleichlaufende weite Ärmel, die die haarigen Arme bedecken; kein Scapulier; der Strick leinen, weiß, dreyknöpfig; der Mantel dem After zu abgestumpft; darein werden Rücken, Bauch, und Hände gewickelt. Unterkleider – gar keine.

Die Beschaffenheit des Capucinermönchs ist armselig! der Gang träg; das Gesicht wüste, am allerähnlichsten einem Satyr vom Affengeschlechte. Läßt wilden Gestank von sich; verwahret allen Vorrath in den Achselsäcklein; schlägt die Kutte zurück, und entledigt sich seines Unraths und seines Wassers so ohne allen Anstand, wischt sich den After mit seinem Strick ab. Sein Rücken beugt sich sehr leicht, und er wirft sich auf einen Wink des Vorgesetzten zur Erde nieder. Gold und Silber rührt er nicht an, sondern hält eine Läusejagd, die ihn sehr plagen, und die er nicht tödtet, doch balgt er sich mit seinen Mitbrüdern. Ist er zornig, so legt sich seine Wuth, so bald man ihm den Bart streichelt, den er mit gröster Sorgfalt groß zieht.

Zu festgesetzten Stunden des Tages, und bey Nacht heult er in schnuffelndem, widrigem Tone.

Er frißt und säuft, was ihm vors Maul kömmt; hat öfter Stillschweigen, und denkt kaum etwas. Ist er hungrig, so geht er aus, und bettelt sich sein Essen; sein Bettelein trägt er sich aus Stroh zusammen.

Die Capucinermönchinn trägt einen oberhalb schwarzen, unterhalb weissen, immer aber gegen die Stirne zu etwas herzförmigen Schleyer; der Hals ist blos; die Brust mit einem weissen Schweißtuche verschanzt.

Der Jüngere trägt Holz, feget den Hausrath, kehret den Mist aus, lecket den Erdboden; und dieß ist ein ganzes Jahr hindurch seine Prüfung, damit es sich zeigte:

Wie er zum Esel taugt.Quid valeant, humeri,
quid ferre recusent.

Die Brüder des dritten Ordens haben den Kopf borstig, und einer Larve gleich, noch keinen ganzen Mönch angezogen, und tragen keine Capuzenkutte.

Hält sich in Flecken auf, und hat sich auch schon in die Städte eingedrungen.

Ist ein Kind Franzens, von Matthäus Bassi reformirt.

Baarfüssiger Augustinermönch. – Der baarfüssige Augustinermönch ist bartlos; sein Kopf geschoren, die Krone ununterbrochen haarig, hat ein schwarzes rundes fünftheiliges Hütchen auf; der Hintern halbbedeckt; der Hals bloß; die Füsse unbeschuht; die Kutte schwarz, tuchen, ziemlich weit, mit schwarzen Riemen, wovon ein überflüssiges Stück vom Nabel bis unter die Knie hinabhängt, um die Lenden herum zusammengezwängt, das Hängekleid wandelbar, kurz, herzförmig, die Kaputze vorne zugerundet, rückwärts aber in einen spitzen Winkel zusammengepreßt, die Ärmel gleichlaufend, bey der Vorhand übergeschlagen; der Mantel schwarz, dehnt sich bis auf die Hüfte hinab; das Hemd wollen.

Die Beschaffenheit des baarfüsser Augustinermönchs ist schwächlich, das Gesicht trunkenboldisch, der Gang wakelnd. Singt zuweilen unter Tags, und um Mitternacht in melodischem hohem Tone; unter Tags schleppt er sich zwischen Müssiggang und Rausch herum. Der Wiener verwahret das mit Spezereyen balsamirte Eingeweide der Fürsten.

Ist ein Fleischfresser; wird von unlöschbarem Durste geplagt: allein, wasserscheu, kann er kein Gewässer leiden, will er aber den brennenden Durst, der den Armseligen peinigt, mit Wein stillen, so wächst ein neuer Durst. Im Weine begraben, träumt er vom Weine. Wenn der Rebstock Äuglein setzt, singt er munterer.

Vom Weine, den er etwas reichlich trinkt, ist sein Kitzel erschlafft. Nonnenklöster von dieser Gattung sind daher selten, und in dem traubenreichen Deutschland gar keins.

Hält sich in Städten und Dörfern bey Wäldern auf.

Steht unter der Regel Augustins, die ein gewisser Thomas, ein Portugiese, ins bessere, oder bösere? refomirt hat, im sechzehnten Jahrhundert.

Beschuhter Carmelitermönch. Der beschuhte Carmelitermönch ist unbärtig, der Kopf geschoren; die Krone unterbrochen haarig; die Füsse beschuht; der Hintern behoset; die Kutte braun, tuchen; der Überhang weit, breit; die Kaputze vorwärts kurz, zugerundet, rückwärts dreyeckig, stößt mit der Spitze an den Hintern; der Kragen tuchen, braun; die Ärmel gleichlaufend, weit, der Riemen schwarz, beym Nabel unterm Scapulier geschloßen; der Mantel weiß, wollen, mit der Kutte gleichlaufend, sammt einem geräumigern Überhange, und einer vor und rückwärts weißen Kaputze, bedeckt alle Zugehör der untern Kutte; das Hemd leinen, die Weste tuchen.

Die Beschaffenheit des beschuhten Carmelitermönchs ist starkleibicht, das Gesicht munter, die Stirne unverschämt, die Schultern breit, der Gang fest.

Seine Weide ist Fleisch. Schreyt zu Tags und bey Nacht mit rauher Stimme. Raufsüchtig und wohllüstig sucht er Schlägereyen und Händel, immer gerüstet mit jedem Mönche seiner Gattung anzubinden. Im Zorn ihm entgegen zu gehen, ist gefährlich. Aber auch nächtliche Händel, und Kämpfe der Venus liebt er. Mit den grösten Zeugegliedern, besonders in Frankreich, begabt, thut er Weibern leichtlich Gewalt an.

Die Mönchinn der folgenden Gattung ist auch diesem Carmeliten zu Dienste. Hält sich in Städten auf. Schreibt seinen Ursprung vom Berge Carmelus her, und prahlt: er sey ein Sohn des Elias und Elisäus; hat aber von der erhabenen Tugend der Väter so ausgeartet, als je einer!

Paulanermönch. – Der Paulanermönch ist unbärtig; der Kopf haarig, auf dem Wirbel eine runde bloße Platte; die Füsse beschuht; der Hintern behoset; die Kutte schwarz, halbtüchen, weit; die Kaputze dreyeckig, beweglich, scheckichtschuppig, steif, tüchen, mit doppelter Zusammennath, so, daß der Kopf, wenn die Kaputze darüber gezogen ist, geharnischt zu seyn scheint; der Kragen schwarz, weiß ausgeschlagen; die Ärmel weit, bey der Vorderhand übergeschlagen, beym Ellenbogen sackicht, ziemlich ungeschickt bis auf die Kniee hinabfallend; das Scapulier breit, untenher zugerundet, vorne bis auf die Kniee, hinten über die Kniee hinabreichend, weitschweifig, schröterförmig; ist auch, wie der Schröterrücken mittelst einer längelangen Nath, beiderseits in zwey gleiche Theile getheilt, und mit einer, vorne den Winkel gegen die Brust, hinten gegen den Hintern gekehrt, dreyeckigen Nath durchschnitten. Der Gürtel wollen, rund, mit einem über den rechten Fuß streifenden fünfknotigten, doppelt geknüpften Stricklein, schließt, bey der linken Brust zusammen gebunden, Kutte und Scapulier an. Das Hemd, der Brustlatz, und die Kutte, die er auch zu Nachts nicht ablegt, dämpfelt nach dem Öhle, das den Körper durchriecht.

Die Beschaffenheit des Paulanermönchs ist liederlich, der Gang ungeschickt, schwankend; dampft einen schmerkelnden Geruch aus, der zum Erbrechen reitzt, und Eckel macht, wie verschüttetes Öhl. Nichts ist gräuserlicher als der Wind, den er läßt. Von Läusen, Flöhen, und allen Gattungen Ungeziefers, die das Öhl vertreibt, ist er frey.

Singt um Mitternacht mit schreyender Stimme; unter Tags ein schnarchender Faullenzer, ist an ihm Crisam und Taufe verlohren.

Verwirft Fleisch, Milchspeisen, und Eyer; nährt sich von Fischen und Erdgewächsen, in Öhl gebaitzt. Dieser seiner stinkenden Küche hilft er in etwas durch Wasservögel, Schwarz- und Weißtäucher, Kriechändten, dann Frösche, Schildkröten u. s. f., die er unter die Fische rechnet, auf. Seine Plage sind: unlöschbarer Durst, und immerwährende Empörung des Fleisches.

Ist vielleicht ein Zwitter (Hermaphrodit), denn das andere Geschlecht dieser Gattung hat man noch nicht entdeckt.

Die Layenbrüder tragen zum Abzeichen ein vorne längeres, hinten kürzeres Scapulier.

Hält sich in Städten und Flecken auf.

Diese Gattung ward in Calabrien, dem Vaterlande des Öhls, vom Franz von Paula gezeuget, bey deren Geburt Papst Alexander der VI. im 15. Jahrhunderte Hebammenstelle vertrat. Daß dieser Franz, durch und durch mit Öhl getränkt, auf dem Wasser daher geschwommen, pausen sie als ein Wunder aus; allein wer weiß es nicht, daß Öhl über dem Wasser schwimmt?«

Hiermit schließen wir den Auszug der berühmten, in vielen andern Augen jedoch berüchtigten Monachologie oder Naturgeschichte (richtiger: Naturbeschreibung) des Mönchthums. Daß dieses Buch bey der Geistlichkeit überhaupt ein ungeheures Ärgerniß hervorbrachte, liegt auf der Hand. Der Zorn aber stieg, als man erfuhr, daß es nicht etwa à la Wucherer insgeheim gedruckt worden, oder im Verkauf beschränkt sey, sondern daß die Censur, selbst nach eigener Anfrage beym Kaiser den öffentlichen Verschleiß förmlich gestattet habe. Die ehrwürdigen Väter machten ihre Gegenschritte, und der Cardinal Migazzi both Alles auf, das Buch zu unterdrücken. Er verfaßte unter Anderm eine ausführliche Vorstellung an den Kaiser. Folgendes ist ein Auszug:

»Allergnädigster Herr! Ich müßte zu weitläufig seyn, wenn ich Ew. Majestät alle die Lobsprüche anführen wollte, womit erlauchte und fromme Väter zu allen Zeiten die Regularorden beehrt und anempfohlen haben. Cyprian nennt die heiligen Jungfrauen eine Blüthe der kirchlichen Pflanzen, eine Zierde der Gnade des heiligen Geistes, und den edlern Theil der christlichen Heerde. Gregor von Nazianz, wenn er für Mönche redet, gibt ihnen das Zeugniß, das sie mit dem Eifer ihres Gebeths, und mit dem Verdienste ihrer Tugenden, dem Christenvolke zur Ehre, der Kirche zur Grundveste und Säule, dem Glauben zur Krone, und Allen zur Stütze des Ganzen sind. Hieronymus schreibt: Die Chöre der Mönche und geistlichen Jungfrauen sind gleich einer Blüthe, gleich dem köstlichsten Steine unter den Kirchenzierden.«

»Aber niemand erklärt sich stärker und deutlicher, als es Johannes Chrysostomus in seinen Büchern that, die er wider die Bestürmer des Mönchslebens schrieb. Was sich nur von Seite der Vernunft und von Seiten der Religion bündiges auffinden läßt, das alles hat der beredte Bischof den Feinden der Mönche und der Religion entgegengesetzt. Dieses alles übergehe ich mit Stillschweigen.«

»Wenn überdieß anderswo und zu verschiedenen Zeiten die Ordensstände reiche Früchte trugen, vorzüglich in Deutschland, und selbst in den weiten Staaten Ew. Majestät; wenn durch sie, selbst in den unseligen Zeiten der Unruhen, das Licht der Offenbarung in dem bessern Theile fortleuchtet; wenn durch sie Wissenschaften und Künste eingeführt und erhalten wurden; wenn wir ihnen größtentheils Bildung, Aufklärung und Religion zu danken haben; was Wunder, wenn Ew. Majestät ruhmwürdigste Ahnen, unsere erhabene Kaiser, die Ordensstände in den Schoos ihrer Kirche liebevoll aufgenommen und mit Gnade geziert haben? Ich habe nicht nöthig, erst ihr gebührendes Lob auszusprechen, da alle Denkmäler der Geschichte, auch ohne mich, für sie das Wort führen. Mir ist es genug, hier anzumerken, daß sie, selbst nach dem einsichtsvollsten Urtheile Ew. Majestät, keine ungerathene Söhne rechtschaffener Väter sind; denn sie haben bisher ihre Bemühungen für das Heil der Seelen also geleistet, daß viele derselben auf die allerhöchste Verordnung Ew. Majestät den Pfarrern als Mitarbeiter zugegeben, und zu einem so wichtigen Geschäfte gänzlich eingeweiht worden sind. Ich sehe mich also sowohl meines heiligen Amtes wegen, als auch um das Aergerniß von allen Gutgesinnten abzulehnen, vor Gott verpflichtet, die mächtige Hülfe Ew. Majestät, zum Schutze so vieler frommen und gelehrten Männer anzuflehen.«

»Ew. Majestät sehen es ungezweifelt ein, auf welche Schrift ich besonders zielen wollte: Auf eine Schrift, erhabenster Monarch! in welcher wir so viele handgreifliche Verläumdungen wider Ordensgeistliche, so viele Schmähungen, Unbilden und Lügen in einem rohen, oft schmutzigen, durchaus unverschämten Tone über einander gehäuft lesen, daß wir so was noch nie in einem lutherischen oder kalvinischen Buche gefunden haben. Ja, was noch mehr ist, so finde ich in keinem Buche des heidnischen Alterthums so viele Züge der Schmähung mit schlüpfrigen und unehrbaren Ausdrücken durchwebt, als unsere tolerantesten Katholiken Männern anbinden, die sich der Religion vorzüglich geweiht, und die evangelischen Räthe unsers göttlichen Stifters zur Richtschnur ihres Wandels gewählt haben. Ich müßte mich also selbst für einen Miethling und Verräther des Hirtenamtes, welches mir Gott auftrug, ansehen, wenn ich nicht meine gehorsamste Vorstellung vor Ew. Majestät Thron brächte, und zu Höchstderselben dringend flehte, einer so zügellosen Kühnheit Einhalt zu thun.«

»Es ist hier zu thun, erhabenster Monarch, um die Aufrechthaltung der Sittlichkeit, um den Schutz der öffentlichen Ehrbarkeit, um die Rettung des guten Nahmens so vieler Bürger, die zugleich einer der edelsten Theile unserer Kirche sind. Um meinen Nahmen bin ich nicht sehr besorgt; man lasse seine Wuth wider mich los, ich werde es jederzeit mit standhafter Geduld ertragen; denn ich vertraue auf denjenigen, der allen die wahre Stärke gibt: Aber daß man so viele, so fürtreffliche Mitarbeiter in meinem Hirtenamte, die im Weinberge des Herrn den Schweiß des Tages mit mir theilen, ganz wüthend anfällt, und ihren rühmlichen Nahmen so schändlich lästert, dazu, erhabenster Monarch! kann ich nicht schweigen. Ich untersuche nicht, wer der Verfasser dieser Schrift sey; ich untersuche nicht den Ort, wo sie geschmiedet wurde; dieß weiß ich, und es kränkt mich in der Seele, daß so eine Schandschrift allhier verkauft, und begierig aufgesucht und gelesen wird.«

»Ich vertraue auf die allgemein bekannte Menschenliebe und Frömmigkeit Ew. Majestät, Höchstdieselben werden nicht zugeben, daß so ein Ehrenraub fernershin feilgebothen, und ein Bild vor aller Augen aufgestellt werde, das nicht ohne Ärgerniß und Sittenverderbniß gesehen werden kann, und Gott geweihte Männer mit eben so falschen als häßlichen Farben mahlt. Ganz ein anderes Bild stellt uns der gelehrte und heilige Gregor von Nazianz auf: Er erbaut sich an ihren Kasteiungen, an durchgewachten Nächten, an frommen Gebethern, an heiligen Thränen. Ihr Gesang, womit sie Gott preisen, ihre heiligen Betrachtungen, womit sie Tage und Nächte zubringen, ihr abgeschnittenes und ungekünsteltes Haar, ihre, nach Art der Apostel, entblößten Füße, ihre Kleidung, die der Weltpracht Vorwürfe macht, Gürtel und Mantel, deren Schmuck in Verachtung des Schmuckes besteht, ihr männlicher Schritt, ihr sittsames Auge, ihr schweigender Mund, waren ihm kein Gegenstand des niederträchtigen Gespöttes, sondern der christlichen Erbauung.«

»Obgleich solche Schandschriften das Urtheil der Verdammung an der Stirne tragen, und bey rechtschaffenen Weisen den Triumph der guten Sache bestätigen; so läßt doch jeder Stachel der Schmähung bey dem größern und schwächern Theile Wunden zurück, die nicht leicht geheilet werden. Wenn nun sie auf eine so schändliche Art vor dem Volke heruntergesetzt werden, was für Nutzen kann man sich von der ihnen anvertrauten geistlichen Verwaltung versprechen? Keinen gewiß; denn sie müssen der sichere Gegenstand des Mißtrauens, der Verachtung und der Abneigung, durch eine solche ehrenrührerische Behandlung, bey dem ganzen Publikum werden. Ich vertraue also erstlich zwar auf Gottes Erbarmen, der für die heilige Kirche seines eingebornen Sohnes wachet, dann auch vorzüglich auf die erhabenste Gerechtigkeit Ew. Majestät, daß Allerhöchstdieselben gemäß Ihrer Frömmigkeit, Religion und Menschenliebe, einem Uebel, das täglich weiter um sich greift, die Heilung noch eher zu bereiten geruhen, als wir dessen Unheilbarkeit beklagen müssen.«

Dieß der Auszug der Migazzischen Eingabe.

Es läßt sich (bemerkt P. P. Wolf, in seiner Geschichte der römischen Kirche) nicht läugnen, daß vorstehende Klagschrift mit vieler Kunst verfasset sey. Aber eben so wenig kann man die Tücke unbemerkt lassen, mit welcher darin das Mönchthum so genau mit der Religion verflochten wird. Der Herr Cardinal sagt zwar mit den Worten sehr verdächtiger Kirchenväter, was die Mönche ehemahls waren; aber er hüthet sich, zu sagen, was sie jetzt seyen. Gregor von Nazianz, der an den Casteyungen, an den durchwachten Nächten, an den heiligen Thränen, an dem Gesange, an dem abgeschnittenen Haare, an Gürtel und Mantel, an dem sittsamen Auge und dem schweigenden Munde der Mönche seiner Zeit so viele Gegenstände der Erbauung sah, würde, wenn er jetzt unter uns lebte, an den heutigen Mönchen vielleicht nichts besseres sehen, als was der Hofrath von Born, und überhaupt alle vorurtheillose Menschen, versteht sich, mit einigen Ausnahmen, an ihnen gesehen haben; nähmlich eine Classe von Halbmenschen, die sich mittelst eines Privilegiums von allen weltbürgerlichen Pflichten frey glauben; die nur dem Privatinteresse einer einzelnen sehr unbürgerlichen Gesellschaft frohnen, bald ihrem Bauche und bald ihrer Leidenschaft dienen, und ganz vorzüglich dazu Geschicklichkeit zu haben scheinen, alle vernünftige Religion, wenn dieß je möglich wäre, unter uns Sterblichen auszurotten.

Übrigens scheint der Cardinal nicht so fast das Verboth des bornischen Werkes, als vielmehr eine viel wichtigere Sache beabsichtet zu haben. Zu der Zeit nähmlich, als jenes Werk erschien, hatte bereits der Monarch verschiedene Mönchsorden aus keinem andern Grunde, als weil sie wegen ihres bloß beschaulichen Lebens zum Besten des Nächsten und der bürgerlichen Gesellschaft nichts Sichtbarliches beytragen, aufzuheben angefangen. Wäre es nun unter solchen Umständen dem Cardinale einzig nur um das Verboth einer Schrift zu thun gewesen, worin der Regulargeistlichkeit auf eine allzu unglimpfliche Art gespottet wurde; so hätte es keiner eigentlichen Apologie des gesammten Mönchthums, und am allerwenigsten einer solchen bedurft, wie sie in der Vorstellung des Cardinals enthalten ist. Allein man wollte in der Person des Herrn von Born den Kaiser tadeln, und ihn mittelst einer eben so schwärmerischen als übertriebenen Lobpreisung der Möncherey bey dem leichtgläubigen Volke als einen Störer der Religion verhaßt machen. Aus dieser Ursache wird Mönchthum und Religion immer zusammengestellt, daß der Schwachkopf glauben sollte, das eine könnte ohne dem andern nicht bestehen.

Inzwischen blieb das eingeklagte Buch nach wie vor erlaubt. Ohne Zweifel wäre der öffentliche Verkauf desselben untersagt worden, wenn der Inhalt der erzbischöflichen Klagschrift von einer andern Beschaffenheit gewesen wäre. Man hätte das Specimen Monachologiae als eine Schrift, worin mit allzubitterer Satyre das Mönchthum lächerlich gemacht wird, verbiethen können; aber es wäre von Seite der Regierung ein Fehler gegen die Politik gewesen, dem Cardinale zu willfahren, weil es in diesem Falle das Ansehen gehabt hätte, als wäre jene Schrift nicht des darin enthaltenen anstößigen Witzes wegen, sondern in Rücksicht der Verdienste und der Heiligkeit der Mönche verbothen worden.


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