Franz Gräffer
Josephinische Curiosa
Franz Gräffer

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66. Eulog Schneider'sGuter Dichter. 1794 zu Paris guillotinirt.

Elegie an den sterbenden Kaiser Joseph den zweyten.

Quis talia fando
Temperet a lacrymis?

            Ach! so war noch diese Wunde
Vor der bangen Todesstunde,
Dulder Joseph, Dir bestimmt?
Brechend muß Dein Aug' noch sehen
Auch den letzten Stern vergehen,
    Der für Dich am Himmel flimmt?

Wird die Welt Dich noch beneiden?
Wird beym Anblick deiner Leiden
    Nicht der Neid versöhnet seyn?
Wird nicht Deines Armes Stärke,
Deiner Weisheit Schöpferwerke,
    Deine Größe Dir verzeih'n?

Groß war Deines Armes Stärke,
Glänzend Deiner Schöpfung Werke,
    Gut Dein Herz, und weit, und groß.
Hingewelkt ist Deine Stärke,
Unvollendet Deine Werke
    Gram ist Deines Herzens Loos.

Mögen ihren Fritz die Brennen
Groß durch Geist und Thaten nennen;
    Auch durch's Glück war's Friederich:
Aber nie hat Dir's gelächelt,
Nie sein Zephyr Dich gefächelt,
Deine Größe war Dein Ich.

Wer hat so wie Du gelitten?
Wer für Weisheit so gestritten?
    Wer das Gute so erstürmt?
Hat nicht gegen Deine Schlüsse
Jetzt die Bosheit Hindernisse
    Jetzt die Dummheit aufgethürmt?

Ach! Du warst ein Kind der Schmerzen,
Da noch unter ihrem Herzen
    Ahnend Dich Therese trug;
Da der Bojer Alles wagte,
Und der Franzmann spottend fragte:
    »Ist Toscana nicht genug?«

Und wenn Deiner treuen Helden
Löwenmuth, empörte Welten
    Und das Schicksal selbst bezwang;
Wußt' es dennoch Dich zu quälen
Durch die Folter großer Seelen,
    Durch gehemmten Thatendrang.

Zweymahl schlangen keusche Triebe
Um Dein Herz das Band der Liebe,
    Zweymahl schlug's der Tod entzwey.
Ach! Du hast nur wenig Stunden
Hymens süße Lust empfunden,
    Und was Vaterfreude sey.

Und gelangtest Du zum Throne,
Griffest Du dem Höllensohne
    Fanatismus ins Gesicht:
Ha! Da spie das Ungeheuer
Schwefeldampf und Gift und Feuer,
    Ganz besiegtest Du es nicht.

Ziehest Du an Lacy's Seite
Wider Abdul aus zum Streite;
    Flieht vor Dir des Krieges Glück:
Wider Deine Donnerkeile
Schießt die Seuche ihre Pfeile,
    Und Du kehrest krank zurück.

Wenn nun Loudon, gleich dem Blitze
Flammt an Deines Heeres Spitze,
    Dein Kronat in Belgrad zecht,
Coburg den Vezier bestehet,
Tausende, wie Disteln, mähet,
    Und Dich an dem Glücke rächt:

Sieh! da wirbt im Niederlande
Priesterwuth sich eine Bande,
    Schwingt des Aufruhr's Fackel hoch:
Brüder würgen ihre Brüder,
Väter ihre Söhne nieder.
Joseph! und Du lebest noch?

Ja Du lebst zu neuen Wehen:
Auch Elisens Tod zu sehen,
    Großer Dulder! lebest Du.
Sie, so theuer Deinem Herzen,
Stürzt, gewürgt von Mutterschmerzen,
    Noch vor Dir dem Grabe zu.

Ach! Dort lieget sie die Milde,
Da sie ihrem Ebenbilde
    Sterbend noch entgegenblickt:
Ach! den Säugling in dem Schooße,
Welkt sie, eine Frühlingsrose
    Mit der Knospe abgeknickt.

Giebt's für Dich noch einen Kummer?
Nein; so schlaf' den Todesschlummer,
    Schlaf' ihn sanft und sonder Schmerz:
Schlaf' Du ärmster aller Großen!
Denn die Schal' ist ausgegossen,
    Ausgeblutet hat Dein Herz.


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