Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Harr' aus.

Dezember 1867.

        Es stürmt im rauhen Kleid von Eisen
Beschwingten Schritts dahin die Zeit,
Kaum, daß sie dir und deinen Weisen
    Ein Ohr noch leiht.

Umbraust von ihrer Gleise Dröhnen,
Von ihres Marktes ew'ger Hast,
Wie fände sie zum Dienst des Schönen
    Die heitre Rast!

Wie ging in selbstvergeßner Freude
Das Herz ihr auf beim Flötenlaut,
Die schallend zu des Staats Gebäude
    Die Quadern haut!

Dem Stoff erst ringt sie ab, dem festen,
Das Werk, dran unsre Sehnsucht hängt;
So murre nicht, daß auch die Besten
    Der Stoff befängt,

Und daß ihr Blick, vom Schaugepränge
Zerstreut, das alle Sinne reizt,
Vorüberschweift, wo keusche Strenge
    Mit Farben geizt.

Willst du den müden Werkmann schelten,
Den rasch unechter Prunk besticht?
Nur laß sein Maß für dich nicht gelten
    Und dein Gedicht.

Dem Gott gehorchend, der die Leier
Dir weihte, harr' in Treuen aus!
Es folgen Wochen goldner Feier
    Der Zeit des Baus.

Daß dann ein später Kranz dir werde,
Vergiß des Tages flücht'ge Gunst,
Und opfre standhaft fort am Herde
    Der reinen Kunst.

 


 


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