Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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Der Husar.

          Die Schlacht ist aus, zersprengt des Feindes Scharen,
Ein schwarzes Bahrtuch sinkt die Nacht hernieder,
Da lagern rings ums Feuer die Husaren
Und wärmen ihre kampfesmüden Glieder.

Ein bärt'ger Reiter sieht nach seiner Wunde,
Ein andrer ladet emsig die Pistolen,
Die volle Flasche geht von Mund zu Munde;
Kein Wort erschallt, nur tiefes Atemholen.

Und still ist's ringsum. Nur die Frühlingswinde,
Gewohnt, mit holden Blumen sonst zu kosen,
Sie spielen durchs Gefild und fächeln linde
Der Todeswunden dunkle Purpurrosen.

Doch sieh! Dort unterm Lindendach am Turme
Ist sanft ein junger Reiter eingeschlafen,
Es rettet' aus des Krieges wüstem Sturme
Sein Geist sich in der Träume Friedenshafen.

Er schlummert süß. Es hat um seine Wangen
Ein ros'ger Freudenschimmer sich ergossen,
Ein mildes Lächeln hält den Mund umfangen,
Um den die ersten blonden Flaumen sprossen.

Er träumt sich heim vielleicht ins enge Zimmer,
In seines Jugendspiels geliebte Räume –
Durchs offne Fenster fällt der Sonnenschimmer,
Und draußen duften Wein und Blütenbäume.

Und vor ihm steht ein Mädchen hold erglühend,
Der Morgenstrahl vergoldet ihre Wangen,
Daß schöner noch der Mund, in Purpur blühend,
Daß glänzender die braunen Locken prangen.

Sie reicht im Glas ihm feurigen Tokaier,
Nachdem sie nicht verschmäht, zum Gruß zu nippen;
Er aber küßt, ein ungestümer Freier,
Anstatt des süßen Weins die süßern Lippen.

Umschlungen stehn sie, ganz in sich versunken,
Und schaun sich selig lächelnd an und schweigen,
Und nur die Nachtigallen schmettern, trunken
Von Rosenduft, ein Brautlied in den Zweigen.

So träumt der Jüngling – aber plötzlich tönen
Trompeten fern in lustigen Fanfaren,
Es fallen Schüsse, dumpfe Trommeln dröhnen,
Und auf vom Boden springen die Husaren.

Der Träumer auch erwacht. Er fährt zusammen,
Dann sitzt er eilig auf mit den Genossen;
Sie jagen fort; zu Asche glühn die Flammen,
Und fern verhallt der Hufschlag von den Rossen.

 


 


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