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Zur Einleitung. | |
In Blüten sah ich Tal und Hügel prangen Und tief im Grün die Spur des Winters schwinden. Da ist auch mir mein Denken und Empfinden, Lust, Zorn und Lieb' in Liedern aufgegangen. Oft ließ ich auch die Laut' am Aste hangen; Die Lieder alle hab' ich hier gereiht: Die heiße Tulpe flammt bei dunklem Moose, |
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Mein Weg. |
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Ich hör' es wohl, es rufen die Partein: »Komm her, und woll' uns endlich angehören! Der rüst'ge Harfner sei zu unsern Chören, Und schling' als Kranz dein Lied um unsern Wein.« Mein ewig Echo bleibt ein ruhig: Nein! Dem Wandrer bin ich gleich am Felsenhang, Doch rühr' ich fromm die Saiten, wie ich schreite, |
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Erster Sonnenblick. |
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Nach so viel trüben, trüben Nebeltagen, Du goldner Schein, der aus dem Blauen fließt Und klar durch meine Seele sich ergießt, O Schein des Trosts, laß meinen Gruß dir sagen! Ich war mit Angst und Traurigkeit geschlagen, O scheltet nicht, daß ich, ein Sohn der Erde Ihr seht ja doch, daß, wenn die Mutter weint, |
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Nachts. |
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Dem Mondesaufgang wandl' ich gern entgegen, Wenn alles schlummert, durch die stillen Gassen; Des Marktes Brunnen rauschet noch verlassen, Sonst tiefes Schweigen rings auf allen Wegen. Da spricht die Nacht auch über mich den Segen, Mir ist's, als käme mir die Jugend wieder, So schwingt von Schwänen eine Schar sich leise |
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Unbekümmert. |
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Bist du als Künstler, als Poet gesendet, O laß dich nicht vom Preis des Marktes leiten! Denn sinnlos hat die Welt zu allen Zeiten An Mittelmäß'ges ihre Gunst verschwendet. Zeig ihr ein Bild, vom Genius vollendet, Nein, ihrem Tadeln lächle, ihrem Loben; Der Nachtigall sei gleich, die duftberauscht |
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Einer jungen Freundin. |
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Das Meer ist oben glatt und spiegeleben, Doch bunte Gärten trägt's auf seinem Grunde; Goldwälder, Purpurstauden stehn im Sunde, Darinnen Perlen statt des Taues beben. Das ist ein heimlich Glühn, ein farbig Leben, So blüht auch dir ein Garten im Gemüte; Der Dichter nur, vertraut mit Lust und Schmerzen, |
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Einem Freunde. |
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Wenn kaum erwacht die lauen Lüfte gehen, Da singt der Dichter schon von Maienwonnen; Er glaubt beim ersten blassen Strahl der Sonnen Die Welt im Glanz der Pfingsten schon zu sehen. So spricht er auch von Liebeslust und -wehen, Darum, o Freund, verwundre dich mitnichten, Mag er bei Tag noch rüstig Waffen schmieden: |
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Echte Weihe. |
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Kalt sind sie, kalt, und kalt ist ihr Gedicht; Sie waren nie vom Hauch des Frühlings trunken, Nie in des Gottes Melodie versunken, Der durch die heil'ge Nacht vernehmbar spricht. Auch fühlen sie's, was ihrem Lied gebricht, Doch wen der Geist beseelet, unerschrocken Dem Gotte gleicht er, den der Aar umschwebt; |
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An —. |
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Weil ihren Witz dein hoher Sinn vernichtet Und ihre Schmeichelei für dich verloren, So heißt dich marmorn dies Geschlecht von Toren, Das frostig jede große Seele richtet. Doch willig hast du auf ein Lob verzichtet, Heil aber jenem, der dich einst erkennt, Bei diesem Kuß empfinden wird er trunken, |
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O schöne Zeit. |
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O schöne Zeit, da mich noch jede Stunde Zu einer frisch erschloßnen Blüte rief, Da jeder Tag, ein goldner Freudenbrief, Sich vor mir auftat mit beglückter Kunde; Da, wie die Ros' in dunklem Alpengrunde, Du bist dahin, und doch, du bist noch mein: Allabendlich, wenn Stadt und Flur verhallen, |
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Pfingsten. |
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Das Fest der Pfingsten kommt im Hall der Glocken, Da jauchzt in Frühlingsschauern die Natur; Auf jedem Strauch des Waldes und der Flur Schwebt eine Ros' als Flamme mit Frohlocken. O Geist, der einst in goldnen Feuerflocken Ich weiß es wohl, nicht würdig bin ich dein; Der Armen hast du nimmermehr vergessen, |
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Im Frühjahr. |
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Wenn ich im Lenz durch Grün und Rosen walle, Da wird mir oft zu Sinn, als müßt' ich klagen, Daß ich geboren bin in solchen Tagen, Die rauh erdröhnen von der Waffen Schalle. Ich hätte gern ein freudig Lied für alle Umsonst! Es ziemt uns nicht, im Kranz der Reben Wer's heute wagt, als Dichter sich zu schürzen, |
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Den Aufgeregten. |
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Glaubt mir, dafern in Deutschlands Eingeweide Das Schwert ihr kehrt und schürt des Kriegs Verderben: Nicht Freiheit werden eure Kinder erben; Zum Baume tragt ihr selbst des Beiles Schneide. Es wird ein Kampf von unermeßnem Leide, Schon hör' ich als der Knechtschaft Siegesreigen So schwieg Kassandra auf des Tempels Stufen, |
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Gegen den Strom. |
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Die Freiheit hab' ich stets im Sinn getragen, Doch hass' ich eins noch grimmer als Despoten: Das ist der Pöbel, wenn er sich den roten Zerfetzten Königsmantel umgeschlagen. Die kleinen Seelen glühn in solchen Tagen, Ja, wem das Herz nur höher wagt zu pochen, Hat doch der Pöbel einst, der wutentbrannte, |
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Bei einem Feste. |
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O zieht nur aus mit flatternden Standarten! Ruft euren Übermut von allen Zinnen! Haut, wie Sir John, mit prahlendem Beginnen Die Klinge, die zum Spiel ihr führt, voll Scharten! Kampflieder auch stimmt an von allen Arten, Er bleibt nicht aus. Doch seine Donner töten Dann will ich fragen euch, ihr Weltbefreier: |
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Den Verneinenden. |
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Ich will es immerhin euch gern erlauben, Daß ihr mich rechnet als der Schwachen einen, Doch sollt ihr meinem Auge nicht das Weinen Noch meinem Mund der Freude Lächeln rauben. Zu eurer Höhe kann ich mich nicht schrauben, Daß ihr euch Heiden nennet, hör' ich sagen, Ihr aber möchtet frech mit erznem Speere |
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In schwerer Stunde. |
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Wenn nach des Tags Verbluten weit und breit Die Finsternis sich schauervoll ergießet, Daß Berg und Tal in wüstes Schwarz zerfließet, Da tritt hervor der Sterne Heiterkeit. Und wenn ein Volk in trotz'gem Widerstreit Herr, sieh gen Himmel uns die Arme strecken! Dies Volk ist irr und irr der Hohe Rat – |
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Schill. |
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O eine Eiche pflanzt auf diesen Hügel! Die grünste sucht, so weit die Amsel ruft! Sie streue Schatten auf des Helden Gruft, Und Lieder rausch' in ihr des Windes Flügel. Denn gleich dem Roß, das knirschet in die Zügel Fürwahr, o Schill, du warst ein echter Reiter, Dein Jagdhorn klang: »Der Tag ist nicht mehr fern!« |
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Beim Tode eines Dichters. |
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O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt, Der Priester bist du, der mit reinen Händen Den Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden, Und heil'ge Namen schreibt ans Sternenzelt. Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt, Wohl höhnt die Welt in blödem Frevelmute Da schwebst, ein Trostesengel, du herab, |
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Auferstehung. |
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Wenn einer starb, den du geliebt hienieden, So trag' hinaus zur Einsamkeit dein Wehe, Daß ernst und still es sich mit dir ergehe Im Wald, am Meer, auf Steigen, längst gemieden. Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden, Ja, schöner muß der Tote dich begleiten, Das Herz auch hat sein Ostern, wo der Stein |