Emanuel Geibel
Gedichte
Emanuel Geibel

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XXX.

      Wie lang ist's doch, daß ich nicht sang?
Wohl Monden sind dahingegangen –
Ein langer Winter trüb und bang
Hielt mir zuletzt den Sinn befangen.

Er brachte mir des Bittern viel;
Es waren da viel falsche Zungen,
Die trieben gar ein schlimmes Spiel,
So daß mir fast das Herz zersprangen.

Zu fremder Torheit eigne Schuld
Versehrte mich mit gift'gen Pfeilen –
Doch nun Geduld, o Herz, Geduld!
Der Frühling kommt, er wird dich heilen.

Die ersten Knospen werden wach,
Der Bach entrauscht in schnellen Wogen;
Mein dumpfes Grämen rauscht ihm nach –
Frisch auf, und in die Welt gezogen!

 


 


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