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I. | |
So wie der Hirsch, verletzt von Pfeil und Speer, Ins Dickicht fleucht, um einsam zu verenden, So flücht' ich mich zu deinen Felsenwänden, Zu deinen stummen Grotten, ew'ges Meer. Mein Herz ist wund und meine Seele schwer; Drum laßt mich gehn! Hier, wo mit feuchten Schwingen Und jede Morgenröte will ich fragen: |
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II. |
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Dem Winde möcht' ich meine Sorgen geben, Daß er hinaus ins weite Meer sie trüge, Ich möchte, meiner Jugend Traumesflüge Erneuend, wieder kühn ins Blaue streben. Doch ernster ward und bittrer ward das Leben, Der Lenz hat seinen Rosenduft verloren; Die Lust versieget mit dem Gold der Flasche, |
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III. |
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Wenn Kinder weinen, pflegt's nicht lang zu währen, Getröstet sind sie bald mit bunten Flittern, Und Tränen, die in Mädchenaugen zittern, Sind Perlen, die die Schönheit nur verklären. Doch anders ist es mit des Mannes Zähren; O böse Zeit, wo solch ein heißer Regen Die Donner raunen fern, die Wolken jagen; |
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IV. |
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Das ist der Fluch von diesen trüben Zeiten, Wo losgelassen die Parteien toben, Daß kaum der Starke, welcher blickt nach oben, Vermag in Reinheit mittendurch zu schreiten. Nur einen Fuß breit mag er seitwärts gleiten, Drum gib, o Herr, daß ich die Lebensamme, Und ob die Wilde mich an meinem Leibe |
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V. |
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O hüte dich zu spielen mit dem Schwert! Ein Dämon wohnt, ein feindlicher, im Eisen; Du weißt nicht, lässest du es leuchtend kreisen, Ob's nicht in deines Freundes Busen fährt. Und hat man kühn zu schleudern dich gelehrt, Und wenn es stürmet wie in unsern Tagen, Ein schlimmer Herold ist der Wind, das glaube, |
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VI. |
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»Was schautest gestern du so finster drein, Da schwarz aufs Meer die Wolken niederzogen, Und kreischend vor dem Sturm die Möwen flogen, Die Schwingen tauchend in den Wetterschein? Mir war's, als würd' ich ledig jeder Pein, Nicht schelt' ich deinen ungestümen Drang, Wohl hast du recht, der Himmel glänzt erheitert, |
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VII. |
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Zum Himmel bete, wer da beten kann, Und wer nicht aufwärts blickt nach einem Horte, Der sag's dem Sturm, daß er von Ort zu Orte Es weitertrag' als einen Zauberbann. Der Säugling, der zu stammeln kaum begann, Was frommt uns aller Witz der Zeitungskenner, Ein Mann ist not, ein Nibelungenenkel, |
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VIII. |
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Laß ab, o Mädchen, diese Zeiten sind Für Lieb' und Rosenlauben nicht geschaffen; Nicht darf in süßem Spiel der Arm erschlaffen; Darum laß ab, laß ab von mir, mein Kind. Trompetenklänge flattern hoch im Wind, Vielleicht ist schon geschärft die Lanzenspitze, Fahr wohl, daß nicht der Stahl, gebückt nach mir, |
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IX. |
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Bei Gott, ich zähle nicht zu den Verwegnen, Die um ein Nichts ein schwer Verhängnis fodern, Doch besser, als am innern Krebs vermodern, Deucht mir's, dem Feind auf blut'gem Feld begegnen. Ja, dreifach will ich jetzt die Stunde segnen, O säh' ich morgen schon den Sonnenschein Krieg! Krieg! Gebt einen Krieg uns für den Hader, |
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X. |
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Des eiteln Jammers trug ich immer Scham, Doch nicht erröt' ich über diese Zähre; Achill, der Götter Enkel, weint' am Meere, Da seine Mutter ihn zu trösten kam. Doch war das Leid, das ihn gefangennahm, Doch nun genug! Jetzt gilt es sich zu fassen, Kannst du nicht handeln, laß die Worte ruhn; |