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Die Stunde segn' ich, da der Gedanke mir
Des ew'gen Weltfortschrittes wie Sternenglanz
Im Herzen aufging, jene Hoffnung
Endlichen Heiles, die alles ausgleicht.
Wär' mir's versagt, im Trüben das Werdende,
Zukünft'gen Aufbaus Quadern im Trümmerfall
Zu ahnen, abgrundstief in Schwermut
Müßte das bange Gemüt versinken.
Denn täglich klafft heilloser des Vaterlands
Wehvoller Zwiespalt, der ein besonnen Herz
Mitspaltet, weil es keinen Ausweg
Sieht, als die Schärfe des Schwerts und Umsturz.
Rastlos zugleich im Schoße der Staaten kämpft
Starrsinn mit Starrsinn, ach, und es wagt wie oft
Leichtfert'ger Ehrgeiz an den kleinen
Sieg der Partei das Geschick des Ganzen!
Und während hier durch starrer Leviten Schuld
Des Volks Gemüt vom Brote des Himmels sich
Entwöhnt, und sternlos durch die Wildnis
Eines versandenden Daseins hinirrt,
Hebt abermals kühnstrebende Priestermacht
Jenseits der Berg' ihr blendend Medusenhaupt,
Vor dessen Blick die kaum entsprungnen
Brunnen des Geistes zu Stein gefrieren.
Das Schöne selbst dient üppigem Spiel, es kehrt
Von strenger Hoheit Zauber die Welt sich ab,
Und hüllt des Schwächlings flache Stirne,
Weil sie bequem sich erreicht, in Lorbeer.
Ist dies der Einbruch sinkender Todesnacht?
Ist's Morgenzwielicht, drin die Gespenster sich
Der Finsternis noch einmal rühren,
Mächtiger rühren, bevor der Hahn kräht?
Wer sagt's! – Ich weiß nur: Tief in Gewölk verhüllt
Der Gott die Stirn oft, wenn er Entscheidung bringt,
Und anders, als wir hofften, löst er,
Als wir gefürchtet, des Schicksals Rätsel.
So harr' ich denn und dämpfe mit Saitenspiel
Des Busens Unrast, froherer Zeit gedenk;
Denn wer ins Chaos starrt, ist niemals
Besser geworden dadurch, noch weiser.
Mag einst ein Herz in Qualen der Ungeduld
Des fromm nach Fassung ringenden Dichters sich
Getrösten: Gleiches litt auch dieser,
Aber er trug es und sang und hoffte. |