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1857.
Die Lachswehr, ein Garten am Ufer der Trave, unweit Lübecks.
Du stiller Garten, der den schattigen Ulmengang Im blauen Flusse spiegelt, wo zur Frühlingszeit Die Nachtigall ihr tönend Nest am Wasser baut, Wie lieb' ich dich! Und immer, wenn zur Vaterstadt Mein Weg mich heimführt, such' ich dich vor allem auf, Denn deine Pfade reden mir, und lieblich weht Aus deiner Lauben Dunkel mich Erinnrung an. Zwar längst verschwunden ist der ziemlich steife Prunk Geschornen Laubwerks; wo ich an der Blätterwand Durchbrochner Hecken oft mit buntem Kies gespielt, Da blüht auf offnem Rasenplatz die Rose jetzt, Und frei zur Wiesenlandschaft und die Krümmungen Des Stroms entlang zum Eichenhügel schweift der Blick. Doch immer rauschen deine hohen Wipfel noch, Noch immer streckt sich, buntbeflaggter Kähne Ziel, Gestuft aufs Wasser dein Altan, von dem ich einst Fünfjährig spielend in des Flußgotts Arme glitt, Sein sichres Opfer, wenn den schon Gesunkenen Des treuen Bruders Taucherkunst nicht rettete. Sei ihm dafür nach sechsunddreißig Jahren heut Der fromme Dank erstattet, den ich dazumal Vergaß, nicht ahnend, welch Geschenk das Leben sei. Das lernt' ich erst, als mein erwachend Knabenherz Gewalt'ger pochte, wenn ich dort am Gitterwerk Zum Nachbargarten lauschend stand, ob nicht ein Ton, Ein rosig Kleid nicht, schimmernd durchs Jasmingebüsch, Des liebsten Mädchens Nähe mir verkündete. Denn dort im ländlich weinumrankten Giebelhaus Wohnt' ihr die Freundin. Selten kam die Liebliche, Doch allgewaltig trieb mich stets die Hoffnung her. So träumt' ich manchen Sommerabend hier entlang Am stillen Ufer, in der Brust unendlicher Gefühle Dämmrung: und wenn nun das Abendrot Mit leisem Zittern auf dem feuchten Spiegel schwamm, Versucht' ich, von der Muse frühem Hauch berührt, Was unaussprechlich war zu sagen. Nie gelang's, Doch selig war dies Stammeln, wie die Jugend selbst. Ach, als ich später, schon gebräunt von Griechenlands Glorreicher Sonne, die mich reifere Kunst gelehrt, Hier wieder hinschritt, hatt' auch schon des Lebens Ernst Mir vom Gemüt den Flaum gestreift: versunken war Die goldne Frühe jenes ersten Liebesglücks, Und beßre Lieder sang ich, aber schmerzerfüllt. Da lernt' ich jene Tage kennen, die so schwer Dem Jüngling lasten, wenn der frohe Blütenschmuck Nun abgefallen, doch noch nicht die Frucht gereift, Die Zeit des bangen Wartens und der Einsamkeit. Bestürmt von Zweifeln rang ich damals, o wie oft Umsonst nach Klarheit in mir selbst! Verfehlt erschien Mir all mein Streben, Täuschung selbst der Muse Ruf, Der immer wieder lockend an mein Herz erging: Und wenn ich dann, von hast'ger Arbeit tief erschöpft, Hier Stille suchte, fand ich heiße Tränen nur, Wie sie auf öder Klippe weint, wer scheiterte. Doch Rettung sandte mir ein Gott. Du riefest mich, Mein wackrer Malsburg – Segen deiner Gruft dafür! – Gastfreundlich in dein waldumrauschtes Escheberg, Und dort auf sonn'gen Höhn mich lüftend, losgelöst Vom kleinen Druck des Lebens, lernt' ich mächt'ger bald Die Flügel rühren und der eignen Kraft vertraun. Gesangerfüllte Wanderjahre lebt' ich nun, |