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XXXVIII

Dieses sonderbare Wochenende, an dem sich nur Michael und Fleur behaglich fühlten, brachte Dinny auf einem Spaziergang durch den Garten wenigstens über einen Punkt Aufklärung.

«Wie mir Emily erzählt», hob Fleur an, «zerbrecht ihr euch alle über die Prozeßkosten den Kopf. Du bildest dir ein, behauptet sie, Dornford habe sie bezahlt, und fühlst dich ihm daher verpflichtet.»

«Nun, ist das nicht peinlich? Fast so wie die Entdeckung, daß man der Schneiderin nichts mehr schuldet?!»

«Meine Liebe», sagte Fleur, «im strengsten Vertrauen teile ich dir mit – ich hab sie bezahlt. Roger kam zum Abendessen und begann zu klagen, wie unangenehm es ihm sei, Leute, die kein Geld hätten, zu Zahlungen aufzufordern; daher besprach ich die Sache mit Michael und sandte Roger einen Scheck. Mein Vater machte sich als Sachwalter sein Vermögen, warum sollte nicht ich in diesem Fall etwas davon hergeben?»

Dinny starrte sie an.

«Weißt du», fuhr Fleur fort und nahm sie beim Arm, «seit die Regierung diese Anleihe konvertiert hat, sind meine schönen goldgeränderten Wertpapiere um zehn Punkte gestiegen; so bin ich auch nach der Bezahlung der rund neunhundert Pfund noch um etwa fünfzehntausend reicher als vorher, und die Papiere steigen noch weiter. Ich sag es nur dir im Vertrauen, denn ich befürchtete, es könnte dich in deinem Entschluß, was Dornford anlangt, beeinflussen. Sag offen: Hätte es dich beeinflußt?»

«Ich weiß nicht», «widerte Dinny stumpf – und sie wußte es tatsächlich nicht.

«Michael behauptet, einem so durch und durch anständigen Kerl wie Dornford sei er schon lange nicht begegnet, und Michael ist in dieser Hinsicht sehr kritisch. Weißt du», sagte Fleur, blieb plötzlich stehn und ließ Dinnys Arm fahren, «du machst mir Kopfzerbrechen, Dinny. Jeder sieht auf den ersten Blick, wofür du geschaffen bist: zur Gattin und Mutter. Freilich, ich weiß, was du durchgemacht hast, aber laß doch die Toten endlich ruhn. Das ist nun einmal der Lauf der Dinge, mir ist's auch so ergangen. Auf die Gegenwart kommt es an und auf die Zukunft. Und wir sind die Gegenwart, unsere Kinder die Zukunft. Und besonders du solltest dein Leben ausbaun, du bist ja so fest in der Tradition verwurzelt, willst das Bestehende erhalten. Wer sich durch die Vergangenheit sein ganzes Leben ruinieren läßt – verzeih, liebes Kind, für dich heißt es nun zweifellos: ‹Jetzt oder nie!› Und es wäre doch jammerschade, wenn es ‹nie› sein sollte. Ich hab ja verdammt wenig Sinn für ‹Moral›», fuhr Fleur fort und schnupperte dabei an einer Rose, «aber dafür eine tüchtige Portion gesunden Hausverstand, und daß jemand sein Leben vergeuden soll, geht mir gegen den Strich.»

Der Blick dieser haselnußbraunen Augen, deren Weißes so ungewöhnlich klar schimmerte, ergriff Dinny. Unbeweglich stand sie da und gab ruhig zur Antwort:

«Wäre ich katholisch wie er, dann wüßte ich sofort einen Ausweg.»

«Ins Kloster gehn?» fragte Fleur scharf. «Hör doch auf! Meine Mutter ist Katholikin, trotzdem – nie und nimmer! Aber du bist doch keine Katholikin. Du eignest dich für den häuslichen Herd.»

Dinny lächelte. «Tut mir wirklich leid, daß ihr euch alle um mich soviel Sorge macht. Gefällt dir diese Rose – Angèle Pernets?»

Den ganzen Sonnabend kam sie zu keinem Gespräch mit Dornford, denn er war vollauf damit beschäftigt, die Bauern der Nachbarschaft zu seiner Überzeugung zu bekehren. Doch des Abends, als sie für die vier Partner beim russischen Poulespiel die Punkte anschrieb, trat er auf sie zu.

«Frohsinn im trauten Heim», bemerkte sie und trug neun Punkte, die Fleur erzielt hatte, auf dem Konto der Gegenpartei ein. «Wie fanden Sie die Bauern?»

«Zuversichtlich.»

«Was, zuver–?»

«Zuversichtlich, überzeugt, daß sie bei jeder Reform vom Regen in die Traufe kommen.»

«So? Wirklich? Wissen Sie, die Leute haben bisher keine andern Erfahrungen gemacht.»

«Und wie haben Sie den Tag verbracht, Dinny?»

«Blumen gepflückt, mit Fleur spazieren gegangen; mit dem kleinen Cuthbert gespielt, mit den Schweinen geschäkert … Fünf auf dein Konto, Michael, und sieben für die andern. Ein echt christliches Spiel – füg auch deinem Nächsten zu, was du willst, daß er dir tu.»

«Russisches Poule!» murmelte Dornford. «Eine so christliche Angelegenheit nach den Russen zu benennen! Seltsam in der heutigen Zeit.»

«Übrigens, wenn Sie morgen die Messe hören wollen, hätten Sie in Oxford Gelegenheit.»

«Sie würden nicht mitkommen?»

«O doch! Ich liebe Oxford und war erst ein einziges Mal im Leben bei einer Messe. Die Fahrt dauert etwa dreiviertel Stunden.»

Er sah sie fast mit dem gleichen Blick an wie der Wachtelhund Foch, wenn sie nach längerer Abwesenheit zu ihm zurückkehrte.

«Also um Viertel zehn in meinem Auto …»

 

Als die beiden tags darauf nebeneinander im Auto saßen, fragte er:

«Sollen wir das Dach zurückschlagen?»

«Bitte.»

«Dinny, diese Fahrt ist wie ein Traum.»

«Ich wollt, ich glitte in meinen Träumen so sanft dahin.»

«Träumen Sie viel?»

«Ja.»

«Schön oder häßlich?»

«Oh, wie man immer träumt – ein wenig schön, ein wenig häßlich.»

«Wiederholt sich mancher dieser Träume?»

«Einer davon. Ein Strom, über den ich nicht hinüber kann.»

«Aha! Wie das Examen, das man nie besteht. Träume reißen unbarmherzig den Schleier von der Seele. Würden Sie sich glücklicher fühlen, wenn Sie diesen Strom in Ihren Träumen überqueren könnten?»

«Ich weiß nicht.»

Schweigen. Dann sagte er:

«Dieses Auto ist eine neue Type. Man braucht nicht wie bei den alten Typen umzuschalten. Aber Sie chauffieren wohl nicht gern? Oder doch?»

«Ich stell mich beim Chauffieren so ungeschickt an.»

«Dinny, Sie sind nicht modern.»

«Nein. Ich bin viel weniger tüchtig als die andern.»

«In Ihrer Art sind Sie tüchtiger als alle Menschen, die ich kenne.»

«Sie meinen, ich kann Blumen geschmackvoll anordnen.»

«Und einen Spaß verstehn, und – ein reizendes Mädel sein.»

Dinny schien es, sie habe das seit fast zwei Jahren nicht mehr zuwege gebracht; doch sie erwiderte nur:

«In welchem College waren Sie in Oxford?»

«Im Oriel-College.»

Damit verlief das Gespräch im Sand.

Auf manchen Wiesen stand das Heu schon in Schobern, andres lag noch gemäht; die Hochsommerluft war schwer von seinem Duft.

«Eigentlich hab ich keine Lust, in die Messe zu gehn», erklärte Dornford unvermittelt. «Ich hab so selten Gelegenheit, mit Ihnen beisammen zu sein, Dinny. Fahren wir doch nach Clifton und nehmen ein Boot.»

«Gut, für Stubenhocker ist das wirklich verlockend.»

Sie wandten sich zur Linken, fuhren durch Dorchester, kamen an den Uferhängen und der Flußbiegung vorbei nach Clifton. Sie verließen das Auto und mieteten ein Boot; nach kurzer Ruderfahrt machten sie es am Ufer fest.

«So zerrinnen unsere besten Vorsätze in Nichts», meinte Dinny. «Am Ende tut man ja doch etwas ganz andres, als man sich vorgenommen hat, nicht wahr?»

«Stimmt, doch oft etwas Besseres.»

«Ich wollte, wir hätten Foch mitgenommen. Er fährt in jedem Vehikel gern und hat eine Schwäche dafür, sich einem dabei auf die Füße zu kauern und seekrank zu werden.»

Obwohl sie über eine Stunde auf der Themse verbrachten, wechselten sie dabei kaum ein Wort. Es schien, als fühlte er, daß Dinny ihm hier auf dem Fluß, der halb im Sonnenschein, halb im Schatten lag, in der schlaftrunkenen Stille dieses Sommertags näher kam denn je zuvor – in Wahrheit aber ahnte er es nicht. Dinny überkam in diesen Minuten des Nichtstuns ein Gefühl der Ruhe und der Sicherheit; sie brauchte nicht zu sprechen, sog nur mit jeder Pore den Sommer ein – seinen Duft, sein Summen, das ruhige Leben und Weben, die sorglose, friedliche Atmosphäre über dem Grün, das leise Schwanken der Binsen, das Glucksen des Wassers, das gedämpfte Gurren der Wildtauben, das von fernen Bäumen herüberdrang. Clare hatte wahrhaftig recht, er ließ einem sein Eigenleben.

Als sie nach Condaford zurückkamen, fand sie, es sei einer der stillsten und schönsten Vormittage gewesen, die sie je erlebt. Doch zwischen seinen Worten: ‹Danke, Dinny, es war eine göttliche Stunde!› und seinem wahren Empfinden lag eine tiefe Kluft, das verriet ihr sein Blick. Unnatürlich, wie er sein Gefühl im Zaum hielt! Und wie es Frauen schon ergeht, ihr Mitleid schlug in Gereiztheit um. Nur nicht diese ewige Zurückhaltung, diese unendliche Rücksicht, dieses geduldige Warten! Nach dem langen Zusammensein am Vormittag sah sie ihn am Nachmittag nur flüchtig. Sehnsüchtig, fast vorwurfsvoll hing sein Blick an ihr und quälte sie; darum gab sie sich den Anschein, als bemerkte sie diesen Blick nicht. ‹Total verdreht!› hatte in ähnlichen Fällen ihre alte schottische Kinderfrau gesagt.

Als sie ihm am Fuß der Treppe gute Nacht wünschte, bereitete ihr seine niedergeschlagene Miene ein seltsames Vergnügen, doch gleich darauf sagte sie sich, das sei abscheulich von ihr. In sonderbarem Zwiespalt betrat sie ihr Schlafzimmer, zerfallen mit sich, mit ihm, zerfallen mit der ganzen Welt.

«Verdammt!» murrte sie und tastete nach dem Lichtschalter.

Leises Lachen ließ sie zusammenzucken. Clare hockte im Pyjama auf dem Fensterbrett und rauchte eine Zigarette.

«Dreh nicht das Licht an, Dinny. Komm, setz dich zu mir her, paffen wir beide zum Fenster hinaus.»

Drei weitgeöffnete Fenster ließen die Nacht herein – am distelblauen Himmel flirrende Sterne. Dinny starrte hinaus und fragte:

«Wo hast du nur seit dem Lunch gesteckt? Ich wußte gar nicht, daß du wieder zu Hause bist.»

«Eine Zigarette? Mir scheint, du brauchst ein Beruhigungsmittel.»

Dinny blies eine Rauchwolke vor sich hin.

«Stimmt. Ich bin mir selbst zuwider.»

«So war mir auch zu Mute», murmelte Clare, «doch jetzt ist mir besser.»

«Wie hast du das angestellt?»

Wieder lachte Clare, und der Klang dieses Lachens brachte Dinny auf die Frage:

«Hast du Tony Croom besucht?»

Clare lehnte sich zurück, ihr Hals schimmerte im Dunkel.

«Jawohl, meine Liebe. Ich fuhr mit dem Ford hinüber. Dinny, wir haben den Richtspruch gerechtfertigt. Tony sieht jetzt nicht mehr wie ein Waisenknabe drein.»

«So!» sagte Dinny, «ach so!»

Der warme, schläfrige und satte Klang in der Stimme ihrer Schwester trieb Dinny das Blut in die Wangen, ließ ihren Atem schneller gehn.

«Jawohl! Als Freund gefiel er mir lange nicht so gut wie als Liebhaber. Wie gesund und vernünftig ist das Gesetz – es wies uns den richtigen Weg! Mir gefallen auch seine beiden umgebauten kleinen Häuser. Nur noch der Kamin im obern Stockwerk muß durchgebrochen werden.»

«Wollt ihr also heiraten?»

«Meine Liebe, wie können wir das? Nein, wir werden ‹in Sünde› leben, alles weitere wird sich zeigen. Ich finde diese Übergangszeit sehr nützlich. Tony besucht mich Mitte der Woche in London und ich ihn draußen am Wochenende. Es ist ja jetzt alles vollkommen gesetzlich!»

Dinny lachte. Clare richtete sich plötzlich auf und schlang die Hände um die Knie.

«Ich fühle mich jetzt glücklich wie seit langem nicht. Es taugt nichts, andre auf die Folter zu spannen. Eine Frau braucht Liebe. Der Mann auch.»

Dinny lehnte sich aus dem Fenster, die Nachtluft strich ihr kühlend um die Wangen. Schön und still war es hier draußen, kein Blatt regte sich, kein Halm – schwüle, schwarze Nacht. Durch das tiefe Schweigen drang fernes Surren und schwoll im Näherkommen an, ein Auto sauste zwischen den Bäumen vorbei, für ein paar Augenblicke glühten in seinen Scheinwerfern die Hecken auf, bis die Lichter um die Kurve verschwanden. Das Surren wurde immer leiser, dann war es still wie zuvor. Eine Motte flog vorüber, die kleine weiße Feder einer Fächertaube flatterte vom Dach durch die windstille Luft zu Boden. Dinny fühlte, wie Clares Arm sich um ihre Hüfte schlang.

«Gute Nacht, Liebling! Reiben wir zum Abschied die Nasen aneinander!»

Dinny wandte sich vom Fenster fort und umschlang die zarte Gestalt im Pyjama. Ihre Wangen berührten sich, beide fühlten die Wärme – Clare empfand es als eine Wohltat, Dinny war's, als durchdringe sie die Glut zahlloser Küsse.

Nachdem ihre Schwester sie verlassen hatte, schritt sie in ihrem dunklen Zimmer ruhelos auf und ab.

‹Es taugt nichts, andre auf die Folter zu spannen … Eine Frau braucht Liebe … Der Mann auch.› Diese kleine Prophetin! Ein Blitzstrahl hatte sie bekehrt wie den Apostel Paulus auf seinem Weg nach – wie hieß es nur? Auf und ab schritt sie, auf und ab, bis sie schließlich ganz erschöpft war; sie drehte das Licht an, streifte die Kleider ab und ließ sich, in einen Schlafrock gehüllt, nieder, um sich das Haar zu bürsten. Während sie immer wieder mit der Bürste darüber strich, starrte sie wie gebannt auf ihr Spiegelbild, als habe sie sich seit langer Zeit nicht mehr betrachtet. Das Fieber, das sie ergriffen, glomm noch immer in ihren Wangen, ihren Augen. Unheimlich lebhaft sah sie aus. Oder hatte sie nur die Sonne so fiebrig gemacht, während sie mit Dornford in jenem Boot saß? Sie hörte auf, sich zu bürsten, schüttelte das Haar zurück und ging zu Bett. Die Fenster standen offen, die Vorhänge waren nicht zugezogen; die sternklare Nacht blickte zu ihr herein, wie sie so auf dem Rücken im Dunkel ihres schmalen Zimmers lag. Die Uhr in der Halle schlug gedämpft Mitternacht – kaum drei Stunden, und es war wieder hell! Sie dachte an Clare, die nebenan fest schlief. Sie dachte an den jungen Croom, der jetzt trunken von Glück in dem umgebauten kleinen Haus lag. Doch sie fand keinen Schlaf. Sie hatte ein Gefühl wie manchmal in ihren Kindertagen, als müsse sie herumstrolchen, die Totenstille der Nacht ergründen, sich auf die Treppe hocken, in die Zimmer spähn und sich in einen Lehnstuhl kauern. Sie erhob sich, schlüpfte in den Schlafrock und die Hausschuhe und stahl sich hinaus. Oben auf der Treppe ließ sie sich nieder, schlug die Beine übereinander und lauschte. Kein Laut in dem alten finstern Haus, nur irgendwo ein kratzendes Geräusch, da war wohl eine Maus an der Arbeit. Sie erhob sich, faßte das Treppengeländer und schlich hinab. In der Halle roch es muffig, zu viel altes Holzwerk, zu viele alte Möbel – alle Fenster waren geschlossen. Sie tastete sich vorwärts zur Tür des Salons und öffnete sie. Blumenduft, der Geruch von getrockneten Rosenblättern und schaler Zigarettenrauch hingen schwer in der Luft. Sie trat auf eine der Glastüren zu, zog die Vorhänge zurück und öffnete die Tür. Einen Augenblick blieb sie stehn und holte tief Atem. Ganz finster, ganz still, ganz warm. Beim Sternenschein sah sie nur die Magnolienblätter glänzen. Sie ließ die Tür offen, schritt auf ihren alten Lieblingslehnstuhl zu und hockte sich mit gekreuzten Beinen drauf nieder. Dann kauerte sie sich zusammen und versuchte sich einzubilden, sie sei noch ein Kind wie einst. Die Nachtluft drang herein, die Hallenuhr tickte, und bei diesem rhythmischen Ticken schien das Fieber zu schwinden. Sie schloß rasch die Augen, und wieder überkam sie jenes trauliche Gefühl des Geborgenseins, das sie stets in diesem Lehnstuhl empfunden hatte. Dennoch überfiel sie kein Schlaf. Hinter ihr durchs Fenster hatte sich beim Aufgang des Monds ein Geist eingeschlichen, ein unheimliches Licht, das mit seinen langen Strahlenfingern ganz sacht über jeden der vertrauten Gegenstände strich und ihn in ein gespenstisches Abbild seiner selbst verwandelte. Ihr war's, als sei der ganze Raum erwacht, um ihr Gesellschaft zu leisten. Und wieder durchzuckte sie jenes oft empfundene Gefühl, dieses alte Haus führe ein seltsames Eigenleben, fühle, sehe, sei sich des eigenen Zaubers in Schlaf und Wachen bewußt. Plötzlich vernahm sie Schritte von der Terrasse her und setzte sich erschrocken auf.

«Wer ist das?» rief eine Stimme. «Ist jemand hier?»

In der offnen Glastür stand eine Gestalt; es war Dornford, sie erkannte ihn an der Stimme und sagte:

«Nur ich.»

« Nur Sie!»

Sie sah ihn eintreten, neben dem Sessel stehn und auf sie herabblicken. Er war noch im Abendanzug, sie konnte sein Gesicht kaum sehn, da er mit dem Rücken gegen das matte Licht stand.

«Ist was los, Dinny?»

«Hab nur nicht schlafen können. Und Sie?»

«Ich hab eben eine kleine Arbeit in der Bibliothek beendet. Dann trat ich auf die Terrasse, um ein wenig frische Luft zu schnappen, und sah die Glastür offen stehn.»

«Wer von uns sagt jetzt wohl: ‹Das trifft sich großartig?›» meinte Dinny.

Danach sprach keines von beiden ein Wort. Dinny aber, die mit gekreuzten Beinen dagesessen hatte, suchte mit den Füßen den Boden.

Plötzlich fuhr sich Dornford mit den Händen an den Kopf und wandte sich von ihr ab.

«Verzeihn Sie, daß ich so aussehe», murmelte sie. «Ich hatte natürlich keine Ahnung –»

Er wandte sich ihr wieder zu und fiel neben ihr auf die Knie. «Dinny, es ist für mich das Ende der Welt, wenn nicht –»

Sie legte ihm die Hände aufs Haar und sagte ruhig: «Nein, nicht das Ende – der Anfang.»


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