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Einer von den entsagenden Brüdern, die das heilige Feuer Milkarts in der Untergrotte des Eschmun-Tempels hüteten, trat im frühen Morgengrauen an das Lager Paam-Eljons, des Hohenpriesters.
»Was bringst du? Du blickst verstört!«
»Verzeih mir, Baal, mein Herz zagt. Erde und Himmel sind voll der Zeichen, die ganze Nacht flackerten und züngelten die heiligen Flammen so unruhig wie nie. Es war, als ängstigten sie sich vor etwas Unbekanntem. Und sooft ich aus der Gruft stieg und ins Freie trat, regneten goldne Funken ins Meer, als wollten alle Sterne sich darin ertränken. Ischtar allein schien noch festzustehn am Firmament. Mit dem ersten Frühlicht stieg ich zum Tempel hinan, es litt mich nicht länger in der Tiefe. Da erblickte ich, Auslug haltend, ein Gewimmel von Segeln um die langgestreckte schmale Halbinsel, die sie die Ochsenzunge nennen. Ich bin ein einfältiger Mann und traue mir kein Urteil zu. Vielleicht kann deine Weisheit mich darüber aufklären, ob dies die Erscheinung ist, auf welche die nächtlichen Zeichen deuteten.«
Mit der Lebhaftigkeit eines Jünglings hatte Paam-Eljon sich vom Ruhebett erhoben. »Ist dir bekannt, aus welcher Windrichtung die Schiffe sich näherten?« fragte er gespannt, während er sich eilfertig zurechtmachte.
»Sie segelten vermutlich mit verdeckten Lichtern im Schutze der Nacht,« antwortete der Feuerhüter. »Niemand sah sie kommen, wie den Fluten selbst entstiegen, waren sie plötzlich da.«
Die beiden traten in die Morgenkühle hinaus und durchquerten den heiligen Hain. Gefolgt vom entsagenden Bruder, der sich demütig einige Schritte hinter ihm hielt, stieg der greise Priester rüstig die Stufen der hohen Tempeltreppe empor.
»Es wird sich für alle Fälle empfehlen, dem Königs-Schofeten Meldung zu tun – oder ist es bereits geschehen?«
»Vergeblich suchte ich die Soldaten, die den Wachtdienst versehen, zu überzeugen, daß dies nötig sei. Sie verlachten mich nur, sie haben für unsereinen nichts als Spott übrig und Geringschätzung. Allen meinen Einwänden zum Trotz beharrten sie darauf, es handle sich um nichts weiter als um eine Anzahl Kauffahrer, die sich zufällig vor dem Hafeneingang gestaut hätten.«
Je mehr sie sich der Höhe näherten, um so gewaltiger türmte sich der eigentliche Tempelbau vor ihren Blicken. Fahl wie bleichendes Gebein wuchs er aus der ungeheuren künstlichen Felsenstaffel in den noch undurchsonnten kühl-blauen Himmel hinein. Nun war die oberste Plattform erstiegen. Um rasch die Mittagsseite zu gewinnen, schlug Paam-Eljon die Richtung ein, in welcher der kürzeste Weg um die steinerne Wucht des Gebäudes herumführte.
»Und du selbst – was denkst du darüber?« knüpfte er, sich nach dem Feuerhüter zurückwendend, das Gespräch wieder an. »Hältst du es für gänzlich ausgeschlossen, daß es wirklich Kauffahrer sein könnten?«
»Du weißt es, Baal, wir Entsagenden kommen selten ans Licht,« antwortete der Tempelbruder. »Meine Augen sind vom nahen Anblick der Flammen geschwächt und nicht gewohnt, in die Ferne zu spähen. Aber so viel kann ich sagen, daß die Zufahrt zum Handelshafen nicht so nahe an der Ochsenzunge liegt, wie jene libyschen Söldner annehmen, die mit der Örtlichkeit nicht in dem Maße vertraut sind wie wir Kinder der Stadt. Zu wünschen wäre es ja, daß die Zufuhr aus den mittägigen Hafenplätzen wieder lebhafter in Gang käme, als es in letzter Zeit der Fall war; doch halte ich das gleichzeitige Auftauchen von so vielen Handelsschiffen auf einmal für nichts weniger als wahrscheinlich. Friedliche Kauffahrer pflegen nicht in ganzen Flotten gemeinsam zu segeln.«
»Ich kann deiner Meinung nur beipflichten,« sagte Paam-Eljon.
Auf der südlichen Plattform trafen sie eine Versammlung von Männern an, die sich erregt miteinander unterhielten. Man hatte endlich den Befehlshaber des Wacheaufgebotes aus dem Lagerzelt, das unter dem Säulenvorbau des Tempels aufgeschlagen war, hervorgeholt. Er stand mit seinen Leuten und einigen Tempelpriestern und -gehilfen beisammen, alle lugten sie in die Ferne und tauschten ihre Ansichten, jeder sprach eine andere Vermutung aus. Es ließ sich nicht verkennen, daß eine gewisse Beunruhigung unter ihnen Platz gegriffen hatte.
Über dem Zweihornberge, welcher jenseits der weiten blauen Bai seine zackigen Felszinken wie beschwörende Finger gegen Himmel streckte, glühte jetzt ein blendendes Funkeln auf. Paam-Eljon legte die flache Hand an die Brauen, sein Auge gegen das rasch höhersteigende Tagesgestirn zu schirmen. Er konnte von dieser höchsten Stelle der Bosra Wasser und Land in schier unendlicher Ausdehnung überblicken. Aber seine Aufmerksamkeit richtete sich über die näheren, tiefgelegenen Teile der Stadt hinweg nur auf jener schmale Anschwemmung, die dem südlichsten Winkel der Stadtmauer vorgelagert war.
Kaum eine Halbinsel zu nennen, krümmte sich diese flache Sandbank, die der Volksmund nicht ganz unzutreffend mit dem Namen »Ochsenzunge« bezeichnete, langgestreckt gegen Sonnenuntergang hinüber, das offene Meer und den See von Tunes voneinander scheidend. Nur eine schmale Zufahrtsstraße zu diesem blieb offen, denn von der gegenüberliegenden Uferseite reckte sich eine ebensolche Landzunge vor. Rastlos arbeitete das Meer daran, die beiden Sandbänke zu einem Bande zu verschmelzen und das brackige Wasserbecken von Tunes in einen Binnensee zu verwandeln.
»So ruhelos sind auch die Leidenschaften der Menschen,« dachte Paam-Eljon, »ruhelos wie die Urkräfte des Himmels und der Erde, die unablässig aufbauen und zerstören und wieder aufbauen, um neuerdings zu zerstören. Eschmun und Milkart, die gemeinsam schaffenden und doch feindlichen Brüder, in ständigem Kampf miteinander und dennoch wesensgleich ...«
Der Hohepriester stand beobachtend im grellen Licht der Sonne. Das über die Schulter geschlagene Ende seines weißen Gewandes flatterte im Morgenwind, sonst glich die hochgewachsene, weißbärtige Gestalt in ihrer starren Unbeweglichkeit einer Bildsäule aus Stein. Aber das jugendlich gebliebene Herz des Greises krampfte sich vor Bangigkeit und Leid. Ein ganzes langes Leben hindurch hatte es eine neue reinere und bessere Welt ersehnt, an Versöhnung, Friede und Menschenliebe geglaubt, für Durchseelung und Beglückung jeglicher Kreatur geschlagen.
War dies ganze lange Leben nichts als eine einzige große Täuschung und Enttäuschung gewesen?
Ruhelos sind die Leidenschaften der Menschen, ruhelos wie die Urkräfte des Himmels und der Erde ...
*
Noch war der Hohepriester mit sich selbst nicht einig geworden, was von der Anhäufung von Masten, Segeln, bedeckten und unbedeckten Fahrzeugen rings um die Ochsenzunge zu halten sei, als eine herzhafte Stimme an seiner Seite ihn aufblicken machte.
»Die Götter wollen uns wohl, Baal Paam-Eljon!«
Hasdrubal, der Numider, stand neben ihm, in prunkloser Feldrüstung, aber strahlend wie Gott Milkart selbst von Jugendkraft und Kampfeslust. Aus dem metallgetriebenen Abbild der Sonne, das den schuppenbeschlagenen Lederpanzer über der Brust zusammenhielt, sprühte der Widerschein der lebenspendenden Flamme, die über dem Zweihornberg loderte, rastlos zuckende Blitze.
»Du meinst, daß reichliche Zufuhren sich einstellten?«
»Ich meine, daß man das Backen nicht lange aufschieben soll, wenn einmal geknetet ist. Ich begrüße es, daß die Römer endlich anfangen, den Ofen zu heizen.«
»So sind es doch römische Penteren?« stieß der Oberpriester hervor.
»Nur ihre Vorboten. Frachtschiffe, die im Schutz einiger Trieren Belagerungsbedarf landen. Offenbar beabsichtigt Censorinus, den schwachen Winkel unsrer Stadtmauer von der Ochsenzunge her anzugreifen. Seine gesamte Flottenmacht ist bereits aus Utik-Chah ausgelaufen und wird noch heute da unten eintreffen. Das alles weiß ich übrigens nur von Kundschaftern und Überläufern. Von euch weiß ich nichts!« wendete er sich mit erhobener Stimme an den Anführer der Wachtabteilung, der in soldatischer Haltung näher getreten war. »Nicht einmal, daß an der Ochsenzunge sich etwas rührt, erfuhr ich von euch! Schlaft ihr statt aufzupassen?« schrie er in Raserei geratend. »Wozu unterhalte ich Posten auf der Bosra, wenn mir eine Landung des Feindes knapp unter unsern Mauern nicht gemeldet wird?«
Der Befehlshaber wollte etwas wie eine Entschuldigung stammeln, aber ingrimmig war der Königs-Schofet einen Schritt auf ihn zugetreten und hatte, von Jähzorn übermannt, die Faust gegen ihn erhoben. Im Begriffe, ihm einen Schlag ins Gesicht zu versetzen, bezwang er sich eben noch, die Finger der geballten Rechten lösten sich zu einer gebietenden Geste, mit der er sich gegen sein Gefolge zurückwendete.
Die Säulenreihen entlang hatte eine Halbhundertschaft Lanzenträger Aufstellung genommen. Melekpalas gab den stummen Befehl Hasdrubals an ihren Führer weiter. In wenigen Augenblicken war die pflichtvergessene Wachtmannschaft und deren Befehlshaber umringt, entwaffnet und gefangengenommen.
Kaltblütig wendete der Numider, während die Schuldigen abgeführt wurden, sich der weiteren Beobachtung jener Vorgänge zu, die seine und aller Zurückgebliebenen Aufmerksamkeit in so hohem Maße in Anspruch nahmen. Eine Anzahl unbedeckter Schiffe, die sich von der Höhe wie Kähne ausnahmen, hatte sich von der Landzunge gelöst und bewegte sich über die Wasserfläche des Sees von Tunes mit dem Kurs aufs gegenüberliegende südliche Ufer, das durch den Frühnebel nur als ein ferner bläulicher Streifen herüberdämmerte. Der heftige Nordost, der mit der steigenden Sonne zugenommen hatte, war der Fahrtrichtung günstig, die rotbraunen Segel blähten sich. Dennoch kamen die Fahrzeuge nur langsam vom Fleck, sie waren ausnehmend breit gebaut und viel größer, als die Entfernung sie erscheinen ließ. Man erkannte es an der ansehnlichen Zahl von Rudern, die sie beiderseits vorstreckten, und die ihnen das Aussehen von schwerfällig hinkriechenden Käfern verlieh.
Das merkwürdige und schwer erklärliche Unternehmen gab den Anwesenden Nüsse zu knacken. Sie ergingen sich in Vermutungen, was römische Lastschiffe auf dem jenseitigen Seeufer zu suchen hätten, das noch kaum urbar gemacht und gänzlich unwirtlich war, auch aller Straßen und Wege entbehrte. Hasdrubal schwieg, er schien nachdenklich. Endlich winkte er Melekpalas zu sich und gab Auftrag, den Enkel des Bruttiers, den jüngst aus römischer Gefangenschaft entlassenen Gisgon, zu ihm zu bescheiden.
Während der Hipparch einen Mann mit der Botschaft absandte, äußerte Paam-Eljon sein Befremden über diesen Schritt des Königs-Schofeten. Er begriff nicht, warum dieser nach Gisgon sende, in diesem Augenblick gerade Gisgon sprechen wolle. Nach seiner Meinung hätte man besser daran getan, den Jüngling lieber in Unkenntnis der Vorgänge zu lassen, die man zu beobachten im Begriffe stand.
»Du weißt, ich gehörte zu den verläßlichsten Anhängern des Bruttiers,« sagte er, »und zu den Verblendeten, die sich vor den Konsuln demütigten. Um so schwerer traf mich der schändliche Betrug, den Rom an uns verübte. Seither zweifle ich nicht mehr daran, daß es außer Sicheln und Hämmern auch Schwerter geben müsse in der Welt, solange es hinterhältige Menschen und verruchte Völker gibt. Gisgon aber scheint im Einverständnis mit den Konsuln in die Stadt zurückgekehrt zu sein, um uns die neugeschmiedeten Waffen abermals aus der Hand zu winden. Er verhielt sich abwartend, als er mich, den treuesten Freund seines Großvaters, aufsuchte, und war mehr darauf bedacht, mich auszuholen, als sich selbst zu äußern. Ich kann mich in ihm täuschen. Aber auf alle Fälle halte ich mich für verpflichtet, dir Vorsicht ihm gegenüber anzuraten.«
»Dein Verdacht trifft zu, soweit es sich um Gisgons ursprüngliche Absichten handelt,« antwortete Hasdrubal. »Ich bin aber durch meine Aushorcher davon unterrichtet, daß er inzwischen an seiner Sendung irre wurde. Der Aufschwung des allgemeinen Volksgefühls ist nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben und hat ihn unsicher gemacht, auf welche Seite er sich schlagen soll. Ich gedenke ihn ins Vertrauen zu ziehn.«
»Du bist kühn! Ich würde in dieser Zeit nur dem durchaus Verläßlichen vertrauen.«
»Gerade das Vertrauen ist es, das den Schwankenden zum Verläßlichen macht. Gisgon ist jung und feurig, er stammt aus edlem Geschlecht und hat als Enkel des Bruttiers Anhang. Ich kann ihn auf der Gegenseite nicht brauchen. Ich will ihm Gelegenheit bieten, sich zu bewähren, so wird er unser sein.«
»Du zäumst das Pferd beim Schwanz auf, dünkt mich. Für gewöhnlich nimmt man an, daß einer sich erst zu einer Sache bekannt haben müsse, bevor man ihm Gelegenheit geben könne, sich für sie zu bewähren.«
»Es gibt auch solche, die sich einer Sache erst dann verbunden fühlen, wenn sie für sie etwas geleistet haben.«
»Und du meinst, daß Gisgon bereit sein wird, für unsere Sache etwas zu leisten?«
»Die erste kühne Tat, die er vollbringen kann, wird ihm die Augen öffnen, wohin er gehört.«
Der, von dem sie sprachen, näherte sich. Melekpalas meldete den Enkel des Bruttiers. Mit gewinnender Offenherzigkeit trat Hasdrubal ihm entgegen, ergriff seine Hand und hieß ihn frohmütig willkommen.
Dann ohne viel Umschweife in die Ferne weisend, fragte er: »Siehst du die Römerschiffe, die den See durchqueren?«
»Ich sehe sie.«
»Sie sind ausgesendet, Holz aus den Wäldern des jenseitigen Ufers zu beschaffen. Denn ohne Unmengen von Holz läßt sich ein Belagerungspark mit Sturmmaschinen nicht einrichten, am wenigsten auf der Ochsenzunge. Schwer beladen mit dieser für die Römer erwünschten, für uns so verderblichen Fracht, werden die Boote binnen kurzem zurückkehren, wenn unserm Himilko Phameas, der mit seinen Reitern jenseits der großen Wälder im Libyschen hält, ihre Landung entgeht. Es liegt mir viel daran, dies zu verhindern, darum will ich den Hipparchen benachrichtigen lassen. Ich weiß mir aber keinen, dem ich ein so gefährliches Wagnis lieber anvertrauen möchte als dir.«
Ein Glanz glitt über des Jünglings Antlitz, seine Augen leuchteten.
»Ein Wagnis ist es schon aus dem Grunde,« fuhr der Königs-Schofet fort, »weil die Entfernung bis ins innere Libyen groß und manche rauhe, unwirtliche, von wilden Tieren bevölkerte Wegstrecke zu überwinden ist. Der Reiter darf sein Roß nicht schonen, wie der Sturmwind müßte er dahinjagen durch Tag und Nacht, soll Himilko seine Schwadronen noch rechtzeitig in die Wälder werfen und den Gelandeten einen Hinterhalt bereiten, ehe sie mit ihrer Fracht die Anker wieder gelichtet haben. Und gefährlich nenn' ich das Wagnis, denn vermutlich wimmelt es auf der Landenge von Gara und weit ins Hinterland hinein bereits von römischen Streifposten und Aufklärern. Vielleicht nähern sich sogar schon die Vortruppen des Manilius. Denn dieser wird, während Censorinus von der Ochsenzunge aus angreift, sicherlich den Versuch nicht unterlassen, uns von der Landseite her abzuschnüren. Wer diesen Ritt wagt, setzt also sein Leben aufs Spiel, darauf muß ich dich aufmerksam machen.«
»Gefahr hat mich nie geschreckt,« sagte Gisgon stolz.
»Dann habe ich mich in dir nicht getäuscht. Die ganze Stadt ist dir zu Dank verpflichtet, wenn du ihr diesen unschätzbaren Dienst leistest.«
»Das ganze Volk hat sich erhoben, Unzählige geben sich hin, keiner soll mich beschämen. Ich bin bereit. In welcher Gegend dürfte Himilko sein Lager aufgeschlagen haben?«
»Er befehligt die Vorhut Hasdrubals, des Widders, der bei Nepheris steht. Seine Reiter schwärmen bis in die Gegend von Gara. Hast du Glück, so kannst du auf eine seiner Streifwachen stoßen, sie werden dir den Weg zu seinem Lagerplatz weisen. Melde dem Hipparchen, es sei mein Wille, daß aus den Wäldern da drüben kein Mann und kein Schiff den Rückweg nach der Ochsenzunge finde!«
»Kein Mann und kein Schiff! Soweit es an mir liegt, kannst du dich darauf verlassen! Ich werfe mich noch diese Stunde in den Sattel.«
»Eschmun geleite dich!«
Von Unternehmungslust glühend, enteilte Gisgon. Er fühlte sich wie von einer schweren Last befreit. Nicht der leiseste Zweifel mehr regte sich in ihm, auf welcher Seite sein Platz sei.
»Und kehr' mir heil wieder!« rief Hasdrubal ihm nach. »Ich kann deiner in der Stadt nicht entbehren!«
Der Jüngling wendete sich noch einmal zurück und erwiderte etwas, das unverständlich blieb, weil der Sturm es verwehte. Aber Miene und Handbewegung ließen erkennen, daß es frohe und zuversichtliche Worte waren, die er dem Königs-Schofeten zum Abschied zugerufen hatte.
»Du hast einem Irrenden den rechten Weg gewiesen,« sagte Paam-Eljon voll Bewunderung. »Es war der Weg seines Herzens, man sah es ihm deutlich an; jeder andere wäre für ihn der falsche gewesen. Möge er die getroffene Entscheidung nie bereuen, die ihm noch größere Opfer auferlegen wird als dieses. Denn die Zeit, die jetzt anbricht, läßt sich an frohem Wagen nicht genügen, sie fordert etwas von uns, das unendlich schwieriger sein wird.«
»Und das wäre?« fragte Hasdrubal.
»Beharrlichkeit im Erdulden. Ich will einen heiligen Opfertag ausschreiben lassen, damit alles Volk sich mit dem Gedanken ans Ewige erfülle und für das Kommende stärke.«
*
Dajag, der Fischmeister, war ungehalten. Es durften Fische jetzt nur mehr im Hafen, von den Booten aus verkauft werden. Der Fischmarkt, wo sonst Stand an Stand und Bude an Bude sich reihte und die dem Meer entrissene Beute vor den Augen der Käufer bequem ausgebreitet werden konnte, war für militärische Zwecke beschlagnahmt.
Die jüngeren Leute aus dem Volk, soweit sie bereits mit Waffen versehen waren und nicht in irgendeinem Handwerksbetrieb in Verwendung standen, wurden hier zu Soldaten gedrillt. Gleich hinter dem Fischmarkt, einem mäßig großen Platz, der von kahlen und verlotterten Häusern mit Kleinwohnungen für die ärmere Bevölkerung eingeschlossen war, erhob sich der südlichste Winkel der Stadtmauer. Die Rekruten, sobald sie nur erst stehen und gehen und Waffen in der Hand halten gelernt hatten, konnten also gleich an Ort und Stelle auch in den Künsten der Verteidigung und Abwehr von der Mauer aus und in der Bedienung der Schleudermaschinen unterwiesen werden.
Den Drill besorgten Unteroffiziere, meist eingeborne Bürger, gereifte Leute, die sich in jüngeren Jahren ihr Brot als Unterführer in libyschen Söldnerabteilungen verdient hatten. Eine kleinere Anzahl von Offizieren, aus der waffenkundigen Mannheit der Adelsgeschlechter ausgewählt, führte über sie die Aufsicht. Den Oberbefehl über das Ganze aber hatte merkwürdigerweise ein Krüppel inne. Es war ein ursprünglich starker und stattlich gewachsener, jetzt aber in sich zusammengekrümmter Mann mit mächtigem dunklen Bart, dessen linker Arm wie tot oder lahm herabhing, während die Rechte sich einer Krücke bediente. Daß er als Platzoberster auf diesem verantwortungsvollen Posten dennoch das Vertrauen der maßgebenden Stellen nicht minder wie das der gesamten Bevölkerung genoß und sich bei seinen Untergebenen Ansehen und Geltung zu verschaffen wußte, zeugte für den hohen Geist, die seelische Kraft und die Umsicht, die in diesem schadhaften, halbzerstörten Körper wohnen mußten.
Ein rabiat aussehender Mensch, der einen scheuen und hinterhältigen Eindruck machte, hatte sich wiederholt auf dem Fischmarkt eingefunden und den Befehlshaber zu sprechen begehrt. Indessen hielt es schwer, bis zu diesem vorzudringen. Ein Stab verläßlicher Offiziere umgab ihn, und insbesondere Jophischat, ein Jüngling edler Herkunft, der ihm zur persönlichen Dienstleistung zugeteilt war, verstand sich trefflich darauf, unnütze Behelligungen von dem Vielbeschäftigten fernzuhalten.
Dennoch gelang es eines Tages dem verdächtigen Bittsteller, oder was er sonst sein mochte, eine für ihn günstige Gelegenheit zu erspähen. Während auf dem Fischmarkt selbst die soldatischen Übungen in vollem Gange waren und die Aufmerksamkeit aller in Anspruch nahmen, traf es sich, daß der bresthafte Kommandant zufällig allein auf der Krönung der Stadtmauer verweilte, um Auslug zu halten. Diesen Augenblick benützte der Zudringliche, sich unbemerkt die hölzernen Treppen hinaufzuschleichen, welche von der Innenseite her den Zugang zu den Zinnen vermittelten. Hinter die Schutzwände des Wehrganges geduckt, näherte er sich unversehens dem überrascht Aufblickenden.
»Verzeih' mir, hoher Herr, meine Kühnheit! Das Unglück der Stadt, das einen Blanno Tigillas gewiß nicht weniger bekümmert als mich selbst, gibt mir den Mut dazu.«
Der Angeredete musterte scharf prüfenden Blicks den ihm unbekannten Menschen, gegen den er Mißtrauen empfand. Es war ein Mann weit über die mittleren Jahre, einer aus dem Volke, dessen dunkelblaue Hände und Arme auf irgendein Handwerk deuteten, welches die Haut verfärbt. Seine abgerissene Kleidung, sein verwildertes Haar ließen auf Herabgekommenheit schließen. Sein unstetes Auge flackerte.
»Wer bist du? Was willst du von mir?«
»Ich war ein angesehener Bürger, Färber von Beruf, Maolan ist mein Name. Sie haben mich zugrunde gerichtet wie dich, Blanno Tigillas, in der gleichen stumpfsinnigen Raserei ihrer politischen Verblendung wie dich! Wir sind Leidensgefährten, Blanno Tigillas! Zwar brachen sie mir nicht Arme und Beine entzwei wie dir, doch bin ich darum nicht besser weggekommen. Denn was soll ich ohne mein Anwesen, das sie niederbrannten? Ohne mein Haus und Gewerbe, das sie zerstörten? Sie stießen mich aus und stahlen mir mein Brot, ich war ein wohlhabender Mann, nun bin ich ein Bettler und Hungerleider. Zerschlagen bin ich, verkrüppelt und elend wie du, Blanno Tigillas, wenn nichts an meinem Leibe, so doch in meiner ganzen Existenz, ein Vernichteter, ein Ruinierter wie du! Die gleiche Partei war es, die uns ins Unglück stürzte, mich wie dich. Beide sahen wir voraus, daß nur Ergebung in den Willen Roms die Nation vor sicherem Untergang bewahren könne, beide mußten wir unsere Voraussicht büßen. Durch dieselbe Überzeugung und Gesinnung kam ich zu Falle, die auch dich zu Falle brachte. Wir sind Leidensgefährten, Blanno Tigillas!«
Mit gesenktem Haupt hatte der Befehlshaber zugehört. Jetzt richtete er sich entschlossen auf.
»Es ist Gras gewachsen über diese Dinge, Maolan, die Vergangenheit liegt begraben. Erwecke sie nicht von den Toten, unsere Lage erlaubt es nicht, zurückzublicken! Das Schicksal schreitet mit ehernem Schritt, wer klagt, versäumt zu handeln. Die Zeit verlangt von jedem, daß er sich nützlich mache. Tu's, so brauchst du nicht zu darben, die Stadt ist in Not, sie kann jedes Paar gesunder Arme brauchen, es gibt Arbeit aller Ecken und Enden. Greif tüchtig mit an, so wirst du kein Bettler und Hungerleider mehr sein.«
»Dem barkidischen Pöbel soll ich Handlangerdienste leisten? Ein vortrefflicher Rat!«
»Nicht dem barkidischen Pöbel, dem punischen Volk! Auch ich stehe in seinen Diensten.«
»Es gibt kein punisches Volk mehr, die Schreier und Kriegswühler haben es verschluckt und aufgefressen.«
»Ich möchte wüstes Maulmachen mit echter Volksbegeisterung nicht in denselben Topf geworfen wissen.«
»Blanno Tigillas verbirgt mir seine Seele,« sagte Maolan lauernd wie ein springbereites Tier. »Er war sonst einer der Besonnensten und zählte zu den Häuptern der römischen Partei. Sie schlugen ihn dafür zum Krüppel. So etwas vergißt sich nicht.«
»Ich habe es vergessen. Das Schlimmste, was Feindschaft und böser Wille uns zufügen können, ist nicht halb so schlimm, als wenn es ihnen gelänge, uns dahin zu bringen, daß wir uns in unsern Irrtümern versteifen und aus Leidenschaft nicht mehr erkennen, welches in jedem gegebenen Falle der rechte Weg sei. Nach allem, was geschah, darf es keine Parteien mehr geben in Kart-Chadast, und der einzig noch gangbare ist jetzt für uns alle auch der einzig rechte Weg: Kampf auf Leben und Tod.«
Ein verschlagenes Lächeln spielte um Maolans Lippen.
»Blanno Tigillas weiß so gut wie ich, daß dieser Kampf auf Leben und Tod nie mit dem Leben enden könnte, sondern gleichbedeutend mit Selbstmord wäre. Er liebt das punische Volk und weiß auch, wie man ihm in Wahrheit am besten dienen würde. Blanno Tigillas ist klug, er wird Blutvergießen zu vermeiden wissen.«
»Traust du mir zu, daß ich doppeltes Spiel spiele?« brauste Tigillas auf.
Aber in seiner Blindheit, die nicht daran glauben wollte, daß Volkstreue und Gemeinsinn imstande wären, die Partei- und Rachsucht niederzuzwingen, hielt Maolan, so wie er die vorausgegangenen Äußerungen Blannos für Spiegelfechterei genommen hatte, auch diesen natürlichen Ausbruch des Unmuts für Heuchelei und Verstellung. Er konnte es ja begreifen, daß ein Mann auf so ausgesetztem Posten Vorsicht walten lassen und Bedenken tragen mußte, seine geheimen Absichten einem Nächstbesten preiszugeben, solange er nicht festen Boden unter den Füßen spürte.
Mit ein paar Schritten, geschmeidig wie die eines Panthers, stand er plötzlich knapp an Blannos Seite.
»Mißtraue mir nicht länger, auf mich kannst du dich verlassen, ich verrate dich nicht!« raunte er dem verblüfft Aufhorchenden ins Ohr.
Und als Tigillas, sprachlos vor Entrüstung, unwillkürlich einen Schritt von ihm abrückte, fuhr Maolan, heißblütig auf ihn einsprechend, fort: »Wir sind nicht nur Leidensgefährten, Blanno Tigillas, wir sind auch Gesinnungsgenossen, den Römern ist es wohlbekannt, und sie zählen auf dich. Du weißt, daß sie die Ochsenzunge durch versenkte Steine und Aufschüttungen verbreitert und wider alles Erwarten zu einem geeigneten Stützpunkt ausgestaltet haben. Als die Sichel des Mondes sich wendete, sandten sie Schiffe aus, Bauholz für die Belagerungsmaschinen und Sturmdächer herbeizuschaffen. Die Schiffe sind bis heute nicht zurückgekehrt, niemand weiß warum, aber eines Tages werden sie zurückkehren mit der erwünschten Fracht. Dann kann es nicht lange mehr dauern, so macht Censorinus Ernst. Dann setzt von der Ochsenzunge her der Angriff ein. Dann berennen sie diese Mauer, auf der wir stehen, die einzige Mauer in der ganzen Umwallung, die durch keine Vorwerke beschützt ist, von der felsigen Seeseite abgesehen. Es wird sich bald zeigen, daß sie viel zu schwach ist, den römischen Sturmböcken zu widerstehn. Das Tor, das deiner Obhut anvertraut ist, läßt sich auf die Dauer nicht halten. Erspare dem Volk das fürchterliche Gemetzel, das die einzige Frucht heldenhaften Widerstands wäre. Benütze die günstige Gelegenheit, dich bei den Feinden in Gunst zu setzen, dann wirst du als Fürsprecher für Kart-Chadast der Stadt und ihren Bewohnern hundertfach wertvollere Dienste leisten als durch die Wahnsinnstat einer ernsthaften Verteidigung. Der Augenblick drängt. Ist der Angriff einmal im Gange, so verliert Censorinus die Herrschaft über seine Kohorten, die Zügel entgleiten ihm, das vergossene Blut schreit nach Rache. Je schwerere Opfer ihn der Sturm kostet, um so weniger wird es ihm möglich sein, der Wut der Siegreichen Einhalt zu gebieten, die Besiegten zu begnadigen. Dagegen ließe er gerne mit sich reden, solange er seinen Belagerungspark nicht ausgebaut und noch keine Verluste an Mannschaft zu beklagen hat. Er wäre geneigt, Milde und Nachsicht zu üben, könnte er Kart-Chadast durch einen Handstreich und ohne viel Blutvergießen in seine Gewalt bekommen. Noch sind die Nächte nicht übermäßig hell, ein Tor, das offen steht, würde vielen Tausenden das Leben retten und eine blühende, ruhmreiche Stadt vor gänzlicher Vernichtung bewahren. Schone des punischen Volkes, Blanno Tigillas, sorge du für seinen wahren Vorteil und Nutzen, da es selbst zu töricht ist, beides wahrzunehmen. Indem du es vor nie wieder gutzumachendem Schaden und unsäglichen Elend behütest, machst du dich zugleich auch um den Frieden der Welt verdient, den der Senat zu erhalten wünscht. Rom fürchtet die Götter und achtet geschlossene Verträge, es ist gerecht und dankbar, ich brauche dich nicht erst daran zu erinnern, wie großmütig es seinen Freunden zu lohnen weiß. Höre, was Rom dir bietet. Es wäre bereit, dich in die Reihen seiner Bundesgenossen aufzunehmen und deine Güter in Libyen zu einem Teilfürstentum zu erweitern, über das du unbeschränkt herrschen sollst wie Masinissa über Numidien, mit königlicher Macht bekleidet. Censorinus, der Konsul selbst, verbürgt sich dafür im Namen des Senats und römischen Volkes und wird dir ein Schriftstück darüber ausstellen, das ich für dich in Empfang zu nehmen ermächtigt bin, sobald du mich mit der erwünschten Botschaft in sein Lager sendest. Dies der Antrag Roms. Kannst du noch zögern? Ich habe gesprochen. Ich harre deiner Entscheidung«
Ohne ein äußeres Zeichen von Erregung hatte Tigillas den verruchten Einflüsterungen des offenbar bestochenen Hochverräters gelauscht. Erst war er starr vor Staunen gewesen, dann drohte der Zorn ihn zu übermannen, schließlich sagte er sich, daß es nötig sei, Selbstbeherrschung zu üben, um alles zu erfahren, was jener vorzubringen hätte. Denn es ließen sich wertvolle Schlüsse auf die Stimmung im römischen Lager daraus ableiten. Auch jetzt, nachdem Maolan geendet, bewahrte er seine Haltung und äußere Ruhe.
»Bedeutsame Worte vernimmt mein Ohr! ... Dinge, die wohl erwogen sein wollen ... Laß uns noch eingehender darüber sprechen, aber nicht hier ... In meinem Gelaß wären wir unbelauscht und gegen Störung gesichert.«
Zögernd und schwerfällig waren die Worte über seine Lippen gekommen, er mußte sich Gewalt antun. Nie zuvor in seinem ganzen Leben hatte er geheuchelt und etwas anderes gesagt, als was er meinte.
Mit einem Wink, ihm zu folgen, setzte er sich in Bewegung, auf seine Krücke gestützt. Sehnsüchtig spähte er den Wehrgang entlang nach einem seiner Getreuen aus, der ihm Hilfe brächte. Allzu langsam nur kam er vom Fleck, sein Herz pochte heftig, er verwünschte seine Krüppelhaftigkeit, die ihn unter die Gewalt eines Gauners zwang. Aber er war entschlossen, den gefährlichen Menschen, der in dem Augenblick, wo er Verdacht schöpfte, ihn, den Wehrlosen, leicht überwältigt hätte, im Notfall sogar bis auf den Fischmarkt hinunter zu locken, wo er dann in der Lage wäre, ihn ohne Gefahr für sich selbst gefangennehmen zu lassen. Hier oben, auf der Mauer, allein mit ihm, schien List ein Gebot vorbeugender Notwehr.
Indessen begann in Maolan Mißtrauen sich zu regen. Er versuchte Tigillas zurückzuhalten und drängte ungeduldig auf Entscheidung. Die Augenblicke dehnten sich. Es kostete Mühe, den Unrat witternden und vermutlich zum Äußersten entschlossenen Menschen zu beschwichtigen, schon fing er an, eine drohende Haltung einzunehmen, und Tigillas wäre um weitere Ausflüchte verlegen gewesen, als er aufatmend endlich einen Gewaffneten um die Ecke der Zinnenmauer biegen sah. Es war Jophischat, der nach seinem Vorgesetzten ausblickte und sich rasch näherte, als er ihn erblickte. Im Gefühl der Erleichterung beging Tigillas die Unvorsichtigkeit, die Maske zu früh abzuwerfen.
Denn noch war Jophischat eine Anzahl Schritte von ihm entfernt, als er seitwärts tretend mit dem Krückstock auf den Verräter wies und mit hervorbrechendem Zorn und Ekel dem kriegerisch gerüsteten Jüngling zurief: »Verhafte mir diesen Verworfenen!«
Im nächsten Augenblick stürzte er rücklings zu Boden, Maolan hatte ihm einen Stoß vor die Brust versetzt. Ein Dolch blitzte in der Faust des die Flucht ergreifenden Schurken. Jophischat, noch ehe er das Schwert zu ziehen vermocht, sank getroffen ins Knie. Wie ein Besessener stürmte Maolan den Wehrgang entlang, die Holztreppen gegen den Fischmarkt hinunter. Offiziere und Soldaten wurden auf ihn aufmerksam und schöpften Verdacht.
Da begann er, die Arme in die Luft werfend, zu schreien: »Zu Hilfe! Zu Hilfe! Blanno Tigillas liegt ermordet! Jophischat hat seinen Herrn erstochen!«
Alles rannte durcheinander, eilte die Treppen empor. Maolan aber setzte sein Schreien fort, einem jeden, der ihm entgegenkam, auf den Treppen und unten auf dem freien Platze, dieselben irreführenden Worte wiederholend: »Helft! Helft! Jophischat, der Verruchte, hat seinen Herrn ermordet! Blanno Tigillas wälzt sich in seinem Blute!«
Als endlich, nachdem kostbare Zeit verstrichen war, die ersten, welche die Mauerkrönung erstiegen und von Tigillas selbst die Wahrheit erfahren hatten, über den Zinnen sichtbar wurden und herabriefen, man solle den Fliehenden aufhalten und gefangensetzen, da war es zu spät und Maolan bereits in Sicherheit. Niemand wußte, wo er hingekommen sei, niemand hatte ihn vom Fischmarkt sich entfernen sehen.
Man suchte ihn auf dem Platze selbst, in allen Häusern, in den angrenzenden Gassen. Man suchte vergebens. Er blieb unauffindbar und war verschwunden, wie von der Erde eingeschlungen.
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Noch etwas höher als Ithobaals Palast lag, ebenfalls am nordöstlichen Abfall des Burghügels, das Haus Hasdrubals, des Widders. Während der Ächtung des Boëtharchen war es zum Staatseigentum erklärt und mit Beschlag belegt gewesen, nach seiner Wiedereinsetzung in Amt, Ehren und Besitz wurde es ihm zurückgegeben. Seither bewohnte es wieder seine Familie, seine zahlreichen Kinder unter der Obhut der Großmutter. Denn er selbst stand im Felde, und die Mutter der Kinder, seine Gattin Allisat, die im Auftrag des Königs-Schofeten unter dem Schutze des Hipparchen Himilko zu ihm nach Libyen gereist war, hatte sich wegen der inzwischen eingetretenen Bedrohung der Straßen durch römische Streifposten genötigt gesehen, bis auf weiteres in Nepheris Aufenthalt zu nehmen.
Unweit dieses Hauses ragte an felsiger Stelle eine uralte einsame Zypresse, die eine steinerne Ruhebank beschattete. Man nannte sie die Zypresse der Dido, die sagenhafte Gründerin der Stadt sollte sie noch selbst gepflanzt haben. Auf Ellot, die älteste Tochter des Widders, hatte das Naturwunder dieser heiligen Zypresse, die wie eine schwarze Riesenflamme gegen Himmel loderte, von Kindheit auf eine seltsame Anziehung ausgeübt. Sie sah in dem alten Baume etwas wie ein belebtes Wesen, das ehrwürdiger sei als all das Menschenwerk, auf das er von seiner Höhe hinabblickte. Und wenn sein steiler Wuchs sich im Winde wiegte und ein geheimnisvolles Raunen aus dem dunklen Dickicht seiner aufstrebenden Äste klang, dann schien sich ihr durch diese Stimme eine Gottheit zu offenbaren, die näheren Anteil an ihrem eigensten Wesen nahm als andere verborgene Mächte des Himmels oder der Erde, die in Tempeln verehrt wurden.
Auch in dieser bangen Sommerszeit saß sie manchen Abend, wenn ihr Tagwerk im Kreis der Spinnerinnen verrichtet war, auf der steinernen Bank unter der alten Zypresse und blickte über die Dächer der Stadt hinweg aufs unbegrenzte Meer hinaus, dasselbe Meer, das auch die Gestade Italiens umspülte. Sie dachte an den Knaben Adherbal, ihren Bruder, der da drüben irgendwo in der Ferne als Geisel schmachtete. Und sie dachte an jenen andern, den heldenhaften schwarzgelockten Jüngling, der sich ihrer angenommen und edle, erhebende Worte zu ihr gesprochen hatte, damals, im Kothon, bei der Einschiffung der Geiseln, als sie im Gewühl der Menschen ihre Mutter suchte, die mit den Epibaten um ihr Söhnchen rang, weil sie es nicht in die Fremde wollte verschleppen lassen.
Viel weiter, als es wirklich der Fall war, lag nach ihrem Gefühle jener Tag zurück. Und doch stand die Gestalt Hannos lebendig vor ihr, wie er frohen Muts und erhobenen Hauptes in die Gefangenschaft ging. Und doch klangen noch in ihrer Seele seine Worte nach: vom heiligen Feuer, das ein einiges und einziges sei in seiner unendlichen Vielheit, ob es den Himmel durchglühe und tausendfältiges Leben aus der Erde hervorzaubere, auf frommen Altären lodere, oder reine Herzen zu Opfermut und Menschenliebe entflamme. ...
Was bedeutete, gemessen am ewigen Fluß der Dinge, die kurze Spanne Zeit vom Spätwinter in den Hochsommer hinein, die seither verstrichen war? Ellot aber dünkten es Jahre zu sein. Ein ungeheures Erleben lag für sie zwischen damals und jetzt, und nicht bloß ein äußeres Erleben, wie es mit der wiederhergestellten Ehre ihres Vaters, mit der dadurch bewirkten Wende in den Schicksalen ihrer Familie und der ganzen Stadt zusammenhing. Weit mehr noch und entscheidender hatten die Wandlungen des Reifens, die Fortschritte ihres Innenlebens, die Zeit auf Windesflügeln übereilt.
Damals noch Kind, das seine schwärmerische Neigung unbedenklich der ersten heldischen Lichtgestalt zuwendete, die sich teilnehmend zu ihr herabließ, verstand sie heute bereits die unlautere Glut, die aus Hasdrubals, des Numiders, Auge hervorbrach, sooft er mit ihr zusammentraf. Es schauderte ihr davor, sie haßte und verachtete den Königs-Schofeten und fürchtete sich zugleich vor ihm. Am meisten aber schauderte ihr vor ihr selbst, eben weil sie das geheime Werben jener heißen Blicke verstand, mit denen er sie verzehrte. Sie wußte nicht, was sie verschuldet hätte, und fühlte sich doch wie schuldig, weil sie infolge eines unerklärlichen Erwachens mit einmal so wissend geworden war, daß sie es verstand. Sie meinte ihre Reinheit eingebüßt zu haben, und quälte sich mit Selbstvorwürfen, da sie zu unschuldig war, um beurteilen zu können, wie unschuldig sie sei.
Eine geheime Scheu, nicht nur vor dem Manne, vor den Menschen überhaupt, machte ihr Geselligkeit zur Last. Die Unbefangenheit war dahin, bei jeder Gelegenheit, sogar ohne jeden Anlaß, fühlte sie sich erröten. So flüchtete sie, wenn es unauffällig geschehen konnte, in die Einsamkeit. Aber auch wenn sie mit sich selbst allein war, wurde sie schamrot, sooft sie sich daran erinnerte, wie unbekümmert sie damals mit Hanno gesprochen, wie rasch sie ihm ihr Zutrauen geschenkt und wie bereitwillig sie es sogar geduldet hatte, daß er ihre Stirn mit seinen Lippen berührte. Was mußte jener hochsinnige Jüngling für eine Meinung von ihr gefaßt, welch ein wunderliches Bild von ihr in seinem Gedächtnis bewahrt haben! Vorausgesetzt, daß er sie nicht überhaupt vergessen hatte ... Und daß er noch unter den Lebenden weilte ... Wer konnte es wissen?
Dem geschärften Blick von Bagas Gattin Nanai, die in Ithobaals Palast täglich mit Ellot zusammentraf, war die Seelennot des jungen Mädchens keineswegs entgangen. Nicht so sehr durch gewechselte Worte als gelegentlich durch ein ermunterndes Zunicken, einen verständnisvollen Blick, eine flüchtige Zärtlichkeit, hatte sie in dem bedrängten Kinde das wohltuende Gefühl zu erwecken gewußt, eine Freundin zu besitzen, und sich allmählich Ellots Vertrauen zu gewinnen verstanden.
Es blieb ihr nicht lange ein Geheimnis, daß es außer Adherbal, dem Söhnchen des Widders, noch einen andern unter den verschickten Geiseln gebe, um den Ellot sich bangte. Von Adherbal hatte der heimgekehrte Gisgon aus freien Stücken so viel erzählt, wie er von ihm wußte. Von jenem andern erzählte er nichts, und Ellot wagte nicht zu fragen. Nicht einmal sein Name kam über ihre Lippen, auch Nanai erfuhr ihn erst, nachdem sie sich erboten hatte, Gisgon behutsam auszuforschen. Doch mußte sie versprechen, daß niemand ahnen sollte, wer in Wahrheit es sei, der an Hannos Ergehen Anteil nehme.
Wie gerne übernahm sie diese Sendung! Längst brannte sie darauf, auch einmal an empfänglichen Seelen ihre Kunst zu üben und gleichsam aus dem Nichts Leidenschaft und Leben zu wecken, wie sie es verstand, aus einem unscheinbaren Päckchen Pflanzenfasern, indem sie die Saite ihres Fachbogens spielen ließ, einen ganzen Berg von Blatt und Blüten hervorzuzaubern.
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Sehnsüchtiger als sie sich's eingestand, harrte Ellot der Kunde entgegen, die sie durch Nanais Vermittlung gewinnen sollte.
Ihr Herz begann heftig zu pochen, als sie eines Abends der neuen Freundin ansichtig wurde, wie sie den Felsenpfad zur Zypresse der Dido heraufstieg, unter der Ellot gerade weilte, ausruhend auf der Marmorbank von jener seltsamen Müdigkeit, die sie jetzt manchmal befiel, in diesen Tagen der sengenden Sonne.
Lächelnd näherte sich Nanai, schloß sie stürmisch in ihre Arme, küßte und liebkoste sie. Mütterlich-zärtliche Gefühle, die ihr sonst fremd gewesen, drängten jetzt manchmal nach Befreiung, das Werdende in ihrem Leibe kündigte sich an.
Sie fühlte sich als Ellots Beschützerin, ihre Zuneigung war echt. Man gewinnt lieb, wem man Gutes zu erweisen meint, und doppelt, wenn dies außerdem auch noch die eigenen Ziele fördert. So hatte Nanai Ellot von Herzen liebgewonnen. Sie war fest davon überzeugt, der Numider würde nicht rasten noch ruhn, bevor er nicht das unschuldige junge Mädchen in seine Netze gelockt hätte. Sie war aber auch ebenso fest entschlossen, den Geliebten mit keiner anderen zu teilen, sie wollte ihn zurückerobern, für sich allein besitzen. So kämpfte sie, indem sie Ellot vor seinen Nachstellungen zu behüten suchte, zugleich den Entscheidungskampf um sich selbst und ihr Kind. Es geschah ebenso zu ihrem wie zu Ellots Nutz und Frommen, wenn sie kein Mittel scheute, Hasdrubals verruchte Absichten zu durchkreuzen.
»Gisgon ist fort,« berichtete sie. »Ein militärisches Unternehmen, so kühn, daß kein anderer es gewagt hätte, entführte ihn für einige Zeit unserer Stadt. Der Entschluß, kaum gefaßt, drängte auch schon zur Tat, ich wäre zu spät gekommen, hätte ein Freigelassener meines Vaters, der in seinen Diensten steht, mich nicht pünktlich benachrichtigt. Wie ich ging und stand, eilte ich zu ihm, das Glück wollte es, daß ich ihn eben noch antraf, schon saß er im Sattel. Mit fliegendem Atem besprachen wir, was uns auf dem Herzen lag.«
Sie verschwieg, daß sie Gisgon Andeutungen über Ellot gemacht hatte, die ihn an eine aufkeimende Neigung zu ihm glauben machen mußten. Sie verschwieg auch, daß sie noch weiter gegangen war und ihm nahegelegt hatte, die günstige Gelegenheit, die die göttliche Huld Aschtarits ihm darbiete, nicht ungenutzt zu lassen und sich, da der Zufall ihn schon in die Gegend von Nepheris führe, gleich vom Boëtharchen selbst und dessen Gattin die Zustimmung zu einer ehelichen Verbindung mit Ellot zu holen. Und sie verschwieg, mit welch überströmender Freude Gisgon ihre Worte aufgenommen hatte, und wie hoffnungsvoll er von dannen geritten war.
Das alles verschwieg sie, und verschlagen, wie die Leidenschaft sie gemacht hatte, schien sie sich ihres eigentlichen Auftrags überhaupt nicht mehr zu erinnern. Geflissentlich vermied sie es, Hannos Erwähnung zu tun, so gut sie auch wußte, daß Ellot vor Ungeduld fast verging, von ihm und nur von ihm zu erfahren. Nur das eine fügte sie noch hinzu und beteuerte es immer aufs neue der armen kleinen, erschrocken aufhorchenden Freundin: daß Gisgon sie liebe, wie kein anderer Mann sie jemals geliebt hätte noch lieben würde!
Ellot blieb stumm, sie lauschte dem geheimen Rauschen, das durch die Zweige der alten Zypresse ging. Und ihr Herz pochte: »Hanno! Hanno! Hanno!«
Konnte Nanai diese innere Stimme auch nicht vernehmen, so ahnte sie doch, wie schwer es dem unberührten jungen Herzen fallen mußte, sich vom verklärten Bilde einer halb unwirklich gewordenen Gestalt zu lösen. Zeit und Entfernung, mit frühen Träumen im Bunde, ließen das Entrückte wohl nur um so begehrenswerter erscheinen, wie Berge, die unerreichbar bleiben, oft in farbigerem Schimmer leuchten. Was aber sollte in Nanais Plänen ein Phantom?
Was sie benötigte, war ein Mann für Ellot, der achtunggebietend und wehrhaft genug wäre, ihr natürlicher Beschützer zu sein und die Gelüste des Numiders von vornherein abzuschrecken. Aber das genügte nicht. Die eigene Erfahrung hatte sie darüber belehrt, daß keine Wachsamkeit hinreichte, ein Weib zu bewachen, das nicht liebt. Darum sollte er auch so liebenswert sein, daß Ellot nicht anders konnte als ihn lieben. Und um diesem Zwecke nicht minder als wie jenem zu entsprechen, dazu mußte er vor allem wirklich und gegenwärtig sein.
Sich selbst einredend, nichts als Ellots Bestes im Auge zu haben, fuhr Nanai fort, von Gisgon zu sprechen.
Die wärmsten und begeistertsten Worte fand sie, die gegensätzlichen Eigenschaften zu rühmen, die sich in ihm zu Tugenden von einheitlichstem Zusammenklang versöhnten: seine Kraft und Zartheit, seine Kühnheit und Umsicht, sein Feuer und seine Besonnenheit. Und über allem thronte als gebietende Königin die Liebe, die reine, strahlende, wahrhaft göttliche Liebe, die doch nichts anderes zu sein begehrte als eine demütig dienende Magd, mit Freuden bereit, vor ihr, der süßen kleinen Ellot, im Staube zu knien, um die Krone der Unvergänglichkeit aus ihren zarten Händen zu empfangen.
Das war nicht, was Ellot erwartet hatte und hören wollte, aber es war eine holde Weise, trotz allem. Abgewiesen, wiederkehrend, neuerlich zurückgewiesen und schließlich doch ins Ohr sich schmeichelnd, verführerisch, überredend und bestrickend. Denn welches Mädchen, das sich mit Hochsinn geliebt weiß, fühlte sich nicht emporgehoben, empfände für den Liebenden nicht etwas wie Mitleid, das sich in der Folge leicht zu Anteil, ja zu den ersten Regungen der Gegenliebe steigert?
Und je länger die holde Weise ertönte, um so aussichtsloser erschien ein Auflehnen gegen die unabänderliche Fügung, die den Gegenstand der ersten kindischen Liebesträume vielleicht für immer entrückt hatte. Selbst das Rauschen der alten Zypresse vereinte seine Stimme dem beweglichen Werben Nanais. Aber nicht schmeichelnd und berückend klang hier die Überredung, eher düster und fast drohend wie der Chor der griechischen Tragödie:
»Vor des Schicksals Zwanggebot ist kein Entfliehn ...!«
Der Abend hatte seinen weiten Mantel über Erde und Meer gebreitet, die bleiche Göttin, eben vorhin kaum noch sichtbar, lächelte jetzt mit halbabgewendetem Antlitz über der jäh hereinbrechenden afrikanischen Nacht. Da vernahm Ellot wie aus weiter Ferne eine Stimme: »Sooft ich die jungfräuliche Tanit über dem Meer aufsteigen sehe, werde ich an dich denken ...«
Und Nanais Hände erfassend, flehte sie: »Du versprachst mir, Hannos Schicksal zu erkunden?«
Nanai zögerte ...
Gisgon, der von Hanno nichts wußte, hatte die Befürchtung nicht zu unterdrücken vermocht, man werde den Ärmsten vermutlich nicht eben schonend behandelt haben. Seine eigenen Bemühungen im Römerlager, dem teuren Freunde, den man mit den übrigen Geiseln von Sizilien aus nach Rom verschickt habe, ein menschenwürdiges Los zu sichern, seien jedesmal mit der barschen Entgegnung zurückgewiesen worden, für einen Barkiden könne man keine Milde erwarten.
Ellot hiervon Mitteilung zu machen, hielt Nanai nicht für ratsam. Sie wußte, daß die Liebe des Weibes einen Unglücklichen nicht leicht im Stich läßt, und beschränkte sich darauf, zu berichten, Gisgon sei schon in Lilybaion von Hanno getrennt worden und hätte ihn seither nicht wiedergesehn, noch auch irgend etwas von ihm vernommen. Dies entsprach der Wahrheit. Und nicht minder entsprach es der Wahrheit, wenn sie hinzufügte, sie hätte einmal gehört, die Schönen und Hochgewachsenen unter den Geiseln seien in Rom nicht so übel daran, wie man meine, die artigen römischen Frauen verstünden sich auf Männerschönheit und wüßten das Aparte einer fremden Rasse besonders zu schätzen. Durch solche Umstände sei es manch einem von den vornehmen kartchadischen Jünglingen in Rom so wohl geworden, daß er nicht mehr an eine Heimkehr dächte.
Dies alles war in der Tat einmal in der Stadt herumerzählt worden, Nanai sprach wirklich die Wahrheit, wenn sie behauptete, es so gehört zu haben. Sie hätte nur auch eingestehen müssen, daß es müßiges Gerede von Leuten war, die nichts Verläßliches wissen konnten. Und sie hätte ausdrücklich hinzusetzen müssen, daß diese Nachricht nicht etwa von Gisgon stamme, sondern im Gegenteile mit Entrüstung von ihm zurückgewiesen worden sei. Indem sie beides unterließ und halb und halb die Vorstellung erweckte, auch Hanno könne zu jenen gehören, die sich in den Armen einer vornehmen Römerin über die Gefangenschaft getröstet hätten, log sie dennoch, log, obgleich ihr Mund die Wahrheit sprach, log so abgefeimt und betrügerisch, wie ein eifersüchtiges Weib nur lügen kann.
Ellot hielt das bleich und starr gewordene Antlitz zur Gottheit emporgerichtet, die mehr und mehr an Glanz gewann.
Ein bitteres Lächeln schwebte um ihre Lippen, indem sie sich der letzten Worte erinnerte, die sie mit Hanno getauscht. Gerade Tanit, die Wandelbare, hatte sie damals als Schutzherrin des mit Hanno stillschweigend geschlossenen Treubundes angerufen, Tanit, die ewig Wechselnde, Unbeständige ... Eine böse Vorbedeutung, arglosen Gemütes heraufbeschworen! ...
Was für ein einfältiges Kind war sie gewesen!
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