Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Verhältnisse in Italien.

(Feldzüge von 1742 und 1743.)

Auch dort trat nämlich eine für Maria Theresia günstigere Wendung ein.

König Karl Emanuel von Sardinien durchschaute bald die Absichten seiner Verbündeten Frankreich und Spanien, von denen das Letztere dem Infanten Don Philipp ein unabhängiges Reich in der Lombardei schaffen wollte, wodurch sein Savoyen eine gefährliche Nachbarschaft bekommen mußte; und wirklich waren schon im November 1741 15,000 Spanier unter dem Herzoge von Montemar im Stato degli Praesidj gelandet, und der König von Neapel, sowie der Herzog von Modena rüsteten sich zur Unterstützung einer Unternehmung auf die Lombardei. Da schloß Karl Emanuel unter englischer Vermittlung am 1. Februar 1742 zu Turin eine Verbindung mit Marien Theresien, durch welche er ihr seinen militärischen Beistand zur Abhaltung der Feinde von der Lombardei, sie ihm einige Abtretungen von Gebiet versprach. Bald hierauf vereinigten sich die sardinischen Truppen mit den österreichischen unter Feldmarschall Traun. Diesem kam die Unfähigkeit des Herzogs von Montemar trefflich zu statten; Montemar ließ den Herzog von Modena im Stiche und zog sich, nach einem nutzlosen Aufenthalte in Bologna, nach Rimini, Fano und Pesaro zurück; so daß Traun im Juli (1742) Modena und Mirandola erobern konnte, während Karl Emanuel die Spanier und Franzosen vom Eindringen in die sardinischen Staaten aus der Provence her abhalten ließ. Zudem entschied der Gewaltstreich eines englischen Admirals die plötzliche Zurückberufung der neapolitanischen Truppen aus Mittelitalien. Am 19. August erscheint plötzlich die englische Flotte vor Neapel, und der Admiral erklärt dem überraschten König: »er werde, wenn dieser nicht binnen weniger Minuten seine Neutralität erkläre, Neapel zusammenschießen.« Diese Drohung, geschärft durch Hinweisen auf den Zeiger der Uhr, verfehlte ihre Wirkung nicht, und am 20. August erklärte Neapel die Neutralität; seine Truppen wurden aus Mittelitalien zurückberufen.

So standen denn in Italien die Verhältnisse für Marien Theresien günstig, als die Königin von Spanien den unfähigen Herzog von Montemar zurückberief, und den Oberbefehl über ihre Truppen dem Grafen de Gages übertrug, einem Feldherrn, über welchen sich Schwerin äußerte: »er würde sich eine Ehre daraus machen, unter ihm zu dienen.« De Gages rückte im October bis Bologna vor, während die Franzosen und Spanier unter Don Philipp sich gegen Savoyen wandten. Da eilte Karl Emanuel von den Grenzen des Kirchenstaates zur Deckung seines bedrohten Landes herbei und trieb die Feinde zurück. De Gages aber versäumte den günstigen Zeitpunkt zum Angriffe der Oesterreicher, und begnügte sich damit, sich bei Bologna zu verschanzen.

Bei einem zweiten Versuche war indessen Don Philipp glücklicher; er drang nämlich im Dezember in Savoyen ein, und das sardinische Heer mußte sich mit großem Verluste nach Piemont zurückziehen. Abermals versäumte es jetzt de Gages, den günstigen Zeitpunkt zu benutzen, er hielt sich den Winter über mit seinem Heere ruhig im Gebiet von Bologna. Im Februar 1743 aber brach er plötzlich auf, um die Oesterreicher unter Traun, welcher bei Carpi lag, früher anzugreifen, bevor dieser Verstärkung aus Deutschland erhielt. Der Ueberfall war trefflich vorbereitet, aber Traun wurde noch kurz vor dem entscheidenden Augenblicke gewarnt. Rasch weiß der treffliche alte Held Rath und That. Er bricht auf, vereinigt sich mit dem sardinischen Obergeneral Aspremonte und stellt bei Buonporto seine Truppen in Schlachtordnung, den Feind erwartend. Dieser aber zieht nach Solara, dann nach Campo-Santo. Dort kommt es am 8. Februar zur Schlacht. Mit großer Erbitterung und großem Verlust wird von beiden Theilen gekämpft. Schon hat der spanische Generallieutenant, Herzog von Atrisco, an der Spitze seiner Reiterei die feindliche geworfen; schon verfolgt er sie mit seiner ganzen Macht. Aber eben dies gibt Traun neue Kraft. Er schwingt sich auf's dritte Roß (zwei sind nacheinander unter ihm erschossen) und führt die Grenadiere, welche ihm begeistert mit dem Rufe: »Unser Vater lebt!« folgen, wider den Feind. So errangen die Oesterreicher den Sieg und das spanische Heer ging über den Panaro zurück. Auch Traun bezog die vorigen Cantonnirungsquartiere zu Carpi, besetzte die Uebergänge am Panaro und legte Truppenabtheilungen in den Kirchenstaat (die Legationen von Bologna und Ferrara). Dieser letztere Umstand, die angebliche Verletzung des Kirchenstaates, wurde nun zur Anklage des Siegers benutzt, dessen Neider es längst an Verläumdung nicht fehlen ließen. Da legte Traun den Oberbefehl nieder und eilte nach Wien zu Maria Theresia, von welcher er sich, im Bewußtsein seiner guten Sache, strenge Untersuchung erbat. Ihre Antwort: »Ich denke von Euch wie jeder Rechtschaffene,« und das goldene Vließ, welches ihm Franz Stephan verlieh, waren seine glänzendste Rechtfertigung. Im Oktober zog Fürst Georg Christian Lobkowitz, welcher an Trauns Stelle den Oberbefehl in Italien übernahm, gegen die Spanier unter dem Herzoge von Modena, welche sich bei Rimini gelagert hatten, worauf sich diese gegen Pesaro und Fano wandten und dort eine unangreifbare Stellung nahmen. Da legte Lobkowitz seine Truppen zwischen Rimini und Cattolica in Winterquartiere; die Spanier bezogen die ihrigen bei Fano und Pesaro.

Inzwischen suchte Karl Emanuel, durch die von den Oesterreichern bei Campo-Santo gewonnenen Vortheile besorgt gemacht, sein eigenes Interesse zu wahren, und knüpfte Unterhandlungen mit Spanien und Frankreich an. Eben dieser Umstand bewog das Letztere, welches einen baldigen Abschluß mit Karl Emanuel und dessen offene Erklärung fast zuversichtlich erwartete, die Spanier bei ihren Unternehmungen gegen Piemont nicht lebhaft genug zu unterstützen. England beobachtete diese drohende neue Verwicklung mit großer Aufmerksamkeit und arbeitete derselben unverdrossen entgegen. Es wußte Marien Theresien zu Abtretungen an Sardinien zu bestimmen, und, ehe Frankreich es ahnte, war das Wormser Bündniß vom 13. September 1743 zu Stande gekommen, worin Oesterreich, England und Sardinien ihre frühere Vereinigung zur Vertheidigung nun auch auf den Zweck des Angriffes ausdehnten, und Karl Emanuel – gegen die Vergrößerung des sardinischen Gebietes durch das Gebiet von Vigevano mit der Stadt und einem Theil des Gebietes von Piacenza, durch Theile des Gebietes von Pavia und das Marquisat Finale – Marien Theresien den ungetheilten Besitz ihrer Erbstaaten verbürgte, und mit ihr die Vertheidigung Italiens unternahm. England zahlte Subsidiengelder, wofür Karl Emanuel 40,000 Mann stellen mußte. Das englische Ministerium hatte übrigens hierin ohne Zuziehung des Parlaments gehandelt. Der Vertrag, sehr vorsichtig, ja man kann sagen: zweideutig abgefaßt und sehr geheim gehalten, mußte Frankreichs Erbitterung ebenso reizen, als die der Republik Genua, an welche Kaiser Karl VI. das Finale verkauft hatte Allerdings mit Vorbehalt des Rückkaufs, und allerdings bedingte der Wormser Vertrag Zurückbezahlung an Genua.. Die weiteren Folgen des Wormser Bündnisses werden wir später sehen.

.


 << zurück weiter >>