Richard Dehmel
Zwei Menschen
Richard Dehmel

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25.

Und rauher wettert's über die Berge herab.
Die hohen Tannen fangen den Wind und juchen;
aus den Taltiefen langen die kahlen Buchen,
als ob sie oben Kräfte zu schöpfen suchen,
so sehnig schlank. Der Mann weist hinab:

Da sieh, wie's wächst, wo Leidenschaften sich drängen!
Hier reckt sich jeder Baum mit kühner Kraft;
wie riesige Schlangen, die sich im Kampf hochzwängen.
O, ich erfuhr's, wie man nach Raum ringt im Engen,
immer bestärkter vom Leid der Leidenschaft!
Wer's aber zu ersticken versucht,
dies tierisch Trübe, göttlich Klare,
von Lust und Liebe Unlösbare,
der ist von Anfang an verflucht:
verdammt zur Ohnmacht: verrückt, verrucht,
wird er an jedem Glück zum Diebe,
zu schwach zum Haß selbst, aus – Liebe zur Liebe.

Er rührt das Weib an, weiterzuschreiten.
Sie steht wie wehrend; und sonderbar
bäumt sich im Wind ihr schwarz schlängelnd Haar.
Sie glättet's. Ihr Blick flammt wie vor Zeiten:

Wem sagst du das? Kam mir je ein Leid,
das ich nicht hinnahm mit rüstigen Händen?!
Wußt ich nicht jedes in Lust zu wenden,
seit wir einander eingeweiht:
uns eint der Geist, der uns entzweit –
ich seh ihn walten nun aller Enden!
Ich sehe im Geist sogar die Zeit,
da wird sich Menschenwitz getrauen,
die Erde aus ihrer Axe zu biegen
und anders um die Sonne zu fliegen –
ich sehe das Eis der Pole tauen,
der Blitz wird uns auf Wolken wiegen
doch bis in alle Ewigkeit
wird Haß und Liebe alldem obsiegen!

Zwei Menschen schüttelt ein Wonnegrauen.


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