Richard Dehmel
Zwei Menschen
Richard Dehmel

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18.

Doch funkeln Sterne wie von je.
Der Nachtwind irrt ums Haus mit Sehnsuchtsrufen
und rüttelt an den morschgewordenen Stufen;
die Pappeln brausen wie die See.
Ergriffen lauscht das Weib den hohen Bäumen,
ein Mädchenseelchen ruht vor ihr in Träumen;
sie dämpft besorgt das Lampenlicht.
Sie tritt ans Fenster zu dem Mann. Sie spricht:

Lukas – wir müssen nun wohl streben,
dem kommenden Geschlecht zu leben.
Wenn meine schwere Stunde naht,
dann ist kein Raum hier. Noch kann ich reisen,
und – gelt? uns wird auf jedem Pfad
das Wunder der Ehe sich neu erweisen,
beim alleroffenherzigsten Treiben
uns doch ein reizend Geheimnis zu bleiben –
und drum; frei heraus, Lux; ich möcht, wir fahren
nach den Inseln, wo wir selig waren!
Da kann keine fremde Hand uns hindern,
ein Paradies zu bauen mit unsern Kindern.
Und deine alten Eltern, so sehr sie jetzt grollen,
ich glaube, dann werden sie mitbauen wollen.

Die Sterne funkeln wie von je.
Der Nachtwind rauscht ums Haus wie Wogenrollen.
Der Mann blickt lächelnd auf die dunkle Chaussee.

Und wenn die alten Eltern nun niemals wollen?
kannst du die Welt zu Deinem Glück bekehren?
Willst du den kommenden Geschlechtern lehren,
man brauche Inseln, um selig zu sein?
Ja, komm, wir reisen! hoch steht dein Schloß am Rhein!
Da rauscht das Leben rings kreuz und quer,
an dem alles Menschenstreben sich mißt!
Wer in der weiten Welt nicht selig ist,
der wird's auf einer Insel nimmermehr!

Und da; da dehnt ein Hauch den engen Raum –
zwei Menschen sehn; ein Kind lächelt im Traum.


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