Richard Dehmel
Zwei Menschen
Richard Dehmel

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32.

Und es tönt aus der Brandung wie Schalmein;
helle Nacht versilbert den fremden Strand.
Langsam wälzen die Wellen den Mondschein ans Land,
in die dunkelroten Kliffe hinein;
da stürzen sie sich die Stirnen ein,
um zurück immer wieder verklärt zu sein –

Es wollt eine Seele sich befrein,
sieh – entfaltet das Weib die Hände –
da ward Tod und Leben ihr zu Schein;
nur der Liebe ist kein Ende.
Ja: so sah es meine Seele im Traum:
es ging Deine Seele wie leuchtender Schaum
aus meinem Körper deinem entgegen.
Ich sah voll Angst, wie ihr doppelt standet:
Ein Haupt hell, Ein Haupt dunkel umströmt von Regen.
Bis ihr, Leib in Geist, ineinander euch fandet
und mich ergriffet. Da sprachst du ein Wort;
wie ein Wirbel klang es. Und über mich fort
stiegen wir, strömten wir lichtflutvermählt
hin in deine, meine, unsre Welt!

Es tönt aus der Brandung wie Geraun –
Horch – raunt der Mann – das Zauberwort:

Ja, es hieß wohl: WIR Welt! Nicht Schein! nicht Traum!
horch, wie's wirbst: WRWlt – o Urakkord!
WRWlt murmeln die Ströme, die großen,
wenn sie zusammenkommen im Meere!
WRWlt jubeln die Sternenchöre,
WRWlt die Stürme im Uferlosen!
WRWlt stammelten die Menschen, als sie noch reine Tiere waren;
stammeln's wieder, alle wieder, die als reine Götter sich paaren
und mit Wellen und Mondlichtschleiern
spielend ihre Freiheit feiern,
die Freiheit, die voll Eintracht spricht:
o gieb uns, Welt, Dein Gleichgewicht!

Es tönt aus der Brandung wie Gesang
um ein Menschenpaar im Überschwang.


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