Richard Dehmel
Zwei Menschen
Richard Dehmel

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9.

Ein Zimmer schwimmt voll Cigarettenduft,
zwei Menschen hauchen Ringe in die Luft.
Nun blickt ein Weib, aufatmend, einen Mann
verstohlen an –
seine offne Stirn, den kurzgehaltnen Bart,
den Mund von träumerisch verschlossener Art,
Hiebnarben neben den heftigen Nüstern –
und fängt wie unwillkürlich an zu flüstern:

Diese Nacht war furchtbar. Ich konnt nit schlafen:
mich quälten die unausgesprochen Dinge.
Es war halb Traum halb Höllenstrafe.
Wie auf der Jagd – als stäke mein Hals in Schlingen;
fern stand mein Gatte und schrie hetz-hetz!
Plötzlich ein Ruck: es war, als klinge
das Telephon am Kopfend' meines Betts,
als wolle die Frau mich Grauenhaftes fragen,
die du – oh Lux: nit wahr? ich glaub,
Dir kann ich Alles, Alles sagen;
o furchtbar, sich mit Heimlichkeiten tragen!
Nit, du? – Du! Lukas! – Bist du taub?!

Schweigen. Ihre Augen schauen
nachtbraun seine morgengrauen
durch den Rauch verschleiert an.
Sacht die Lider schließend sagt ein Mann:

Früher konnt ich schwer mit Leuten reden;
Jetzt sprech ich mit dem Fremdesten gern.
Es geht ein Band von dir durch mich zu Jedem,
als wenn wir Alle Engel wär'n.
Und doch: wer darf uns Teufeln trauen!
Schon Eva hat zu klar erkannt:
das Unerkannte ist es, was uns bannt.
Denn eine tiefe Wollust schläft im Grauen.

Sie lächelt eigen; er sieht es nicht.
Sie hauchen wieder Ringe in die Luft.
Das Zimmer schwimmt voll Cigarettenduft.
Zwei Menschen horchen, was ihr Innres spricht.


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