Bettine von Arnim
Die Günderode
Bettine von Arnim

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An die Günderode

Wie wir hier leben, das will ich Dir erzählen. Morgens kommen wir alle im Schlafzimmer von Savignys zusammen. Da wird gegalert und als ein bißchen Krieg mit Kopfkissen und Rouleaux geführt, und im Nebenzimmer wird gefrühstückt dabei. Wir nehmen uns zwar sehr in acht, den großen Savigny zu treffen, aber er ist gescheut, wenn's Gefecht heiß wird, da zieht er sich zurück. Später zerstreut sich alles. Wir sind auch jetzt schon zweimal geritten, ich bin beidemal heruntergefallen, einmal wie wir bergauf ritten und einmal vor Lachen. Nachmittags gehen wir manchmal in den Wald, und Savigny liest vor, da hab ich meine Not mit dem Zuhören; auf dem Waldrasen hab ich gar zuviel Zerstreuung, alle Augenblick ist ein Kräutchen oder ein Spinnchen oder ein Räupchen oder ein Sandsteinchen, oder ich bohr ein Löchelchen in die Erd und find allerlei da; der Savigny sagt, ich sei hoffärtig und wollt nicht zuhören; er kann's nicht leiden, drum setz ich mich hinter seinen Kopf, da merkt er's als nicht. Wir gehen auch als auf die Jagd, und ich nehm die kleine Flint, ich schieß aber immer, was Du wohl weißt, wonach ich immer auf die Jagd geh, Hirngespinste aus der Luft; gestern wollte mir der Bostel lehren, nach den Vögelchen zielen, ich schoß, und das Vögelchen fiel herunter; ich dacht gar nicht, daß ich's treffen würde, ich war sehr erschrocken, aber der Bostel machte so großen Lärm von meinem scharfen Blick, und die andern lobten mich alle, daß ich so gut ziele, daß ich meine Reue über diesen ersten Mord nicht merken ließ. Ich nahm das Vögelchen in die Hand, wo es vollends erkaltete; in der Nachtstille hab ich's begraben unter dem Fenster von Deiner Schlafkammer und nicht ohne schwere Nachgedanken; wahrlich, ich hab es nicht mit Willen getan, aber doch mit Leichtsinn. Was liegt am Vogel, alle Jäger schießen ihn ja! – Aber ich nicht, ich hätt es niemals getan, aus dem Laub, in seiner heiteren Lebenszeit den Vogel herunterzuschießen, den Gott mit der Freiheit des Flugs begabt hat. Gott schenkt ihm die Flügel, und ich schieß ihn herunter, o nein, das stimmt nicht!

Eben kommt Dein Brief an, Deinen Kamm und die Kette hast Du wohl erhalten? ich hab sie an Mienchen geschickt in einer kleinen Schachtel; Clemens hat einen kleinen Brief beigeschlossen an Deine Schwester und ein paar Zeilen an Dich; mein Zimmer gefällt mir wohl in seiner Unordnung, und ich gefall mir also auch wohl, da du meinst, es stelle meinen Charakter vollkommen dar. Am liebsten ist mir, daß Du zur rechten Zeit kamst, um die Schmetterlinge zu befreien. Du kommst immer zur rechten Zeit, um meine Dummheiten gutzumachen. Den philosophischen Aufsatz, wie Du ihn zu nennen beliebst, schenk ich Dir; ich nenne ihn einen steifstelligen, verschnippelten, buchsbaumernen Zwerg, ein fataler, grüner Würgengel von superklugem Gewälsch, ohne Sprach, ohne Musik, es sei denn das hölzerne Gelächter; dem gleicht's ganz im Ton und Inhalt; mach mich nicht närrisch – ich will nichts mehr davon wissen. Dein apokalyptisch Fragment macht mich auch schwindeln; bin ich zu unreif, oder was ist es, daß ich so fiebrig werd und daß Deine Phantasien mich schmerzlich kränken. ›Meine Gedanken wurden hiehin und dorthin getrieben wie eine Fackel vom Sturmwind, bis meine Erinnerung erlosch.‹ Warum schreibst Du mir so was? – das sind mir bittere Gedanken! es macht mich unzufrieden und voll Bangigkeit, daß Du Deinen Geist in eine Unbewußtheit hinein versetzest. Ich weiß nicht, wie ich immer empfinde, als sei alles Leben inner mir und nichts außer mir, Du aber suchest in höheren Regionen nach Antwort auf Deine Sehnsucht, willst ›mit Deinen Gespielinnen den Mond umwallen‹, wo ich keine Möglichkeit mir denken kann mitzutanzen, willst ›erlöst sein von den engen Schranken Deines Wesens‹, und mein ganz Glück ist doch, daß Gott Dich in Deiner Eigentümlichkeit geschaffen hat; – und dann sagst Du noch so was Trauriges: ›Ich schien mir nicht mehr Ich und doch mehr als sonst Ich.‹ Meinst du, damit wär mir gedient? – ›Meine Grenzen konnte ich nicht mehr finden, mein Bewußtsein hatte sie überschritten, es war anders.‹ Mit dem allen ist mein Urteil gesprochen, mich quält Eifersucht, mir scheint Dein Denken außer den Kreisen zu schweifen, wo ich Dir begegne. Du bist herablassend, daß Du vor mir solche Dinge aussprichst, die ich nicht nachempfinden kann und auch nicht mag, weil sie unsern engen Lebenskreis überschreiten, in dem allein mir nur lieb zu denken ist. Straf mich nun mit Worten, wie Du willst, daß ich so dumm bin, aber der Eifersucht Brand tobt in mir, wenn du mir nicht am Boden bleibst, wo auch ich bin. In diesem Fragment lese ich, daß Du nur im Vorübergehen mit mir bist, aber ich wollte immer mit Dir sein, jetzt und immer, und ungemischt mit andern; erst hast Du geweint im Traum um mich, und nachher im Wachen vergißt Du alles Dasein mit mir; ich kann mir nichts denken als nur ein Leben, wie es grad dicht vor mir liegt, mit Dir auf der Gartentreppe oder am Ofen, ich kann keine Fragmente schreiben, ich kann nur an Dich schreiben, aber innerlich weite Wege, große Aussicht, aber nicht dem Mond nachlaufen und im Tau vergehen und im Regenbogen verschwimmen. Zeit und Ewigkeit, das ist mir alles so weitläufig, da fürcht ich Dich aus den Augen zu verlieren, was ist mir ›Ein unendliches Leben bleibend im Wandel‹, jeder Augenblick, den ich leb, ist ganz Dein, und ich kann's auch gar nicht ändern, daß meine Sinne nur bloß auf Dich gerichtet sind, Du wirfst mich aus der Wiege, die du auf dem großen Ozean schwimmend vor Dir hergetrieben hast, hinaus in die Wellen, weil Du in die Sonne fahren willst, unter die Sterne, und im Meer zerrinnen. – Mir ist schwindelig, taumelig. – So ist einem, der vom Feuer verzehrt wird, und kann doch kein Wasser dulden, das es lösche. Du verstehst mich nicht, und wenn du noch so klug bist und alles verstehst, das Kind, in Deine Brust geboren, das verstehst Du nicht. – Ich weiß wohl, wie mir's gehen wird mein ganzes Leben, ich weiß es wohl. Leb wohl.

Bettine
 

Heute haben wir den 19. Mai, am 7. Mai hat's zum erstenmal gedonnert in diesem Jahr, das wird grad gewesen sein, wo Du das verdammte apokalyptische Fieber hattest.

Noch vierzehn Tage bleiben wir; alles blüht, ein Abhang voll Kirschbäume, so dunkelrote Stämmchen, so jung wie unsereins; ich geh alle Morgen früh hinaus und such die Raupennester dort ab, soviel ich hinanreichen kann, bieg ich die Zweige herab und brech die boshaften Raupennester heraus; sie sollen sich freuen dies Jahr, die Bäume, und nicht mit kahlen Häuptern dastehen vor dem Herbst. – Ich tu's auch, weil ich mich gegen Dich zusammennehmen will; hast du Deine Regenbogenkränzchen und Deine Mondkoterien, wo Du über's Bewußtsein hinausspazierst und das Heimkehren vergißt, mit Deiner Haiden, mit Deiner Nees, mit Deiner Lotte Serviere Reigen im Sternennebel tanzest, so hab ich meine einsame Unterredungen mit den jungen Erbskeimen und mit den Mirabellen und Reineclaude- und Kirschbäumen in der Blüte; und gestern war ich mit dem Gingerich drauß am Goldweiher, da haben wir eine Hütte gemacht von Moos, da haben die zwei jungen Wiedertäufer geholfen, der mit dem braunroten Bart, der so stolz drauf ist, der schöne Hans und der blonde Georg; sie ließen beide ihre Pflüge stehen und kamen heran, mir zu helfen, und schnitten mir Tannenäste herunter, und alles, was ich Loses an mir hatte, damit hab ich die Äste festgebunden, mit meiner hellblauen Schärpe und mit dem rosa Halstuch, wovon Du die andere Hälfte hast, hab ich sie zusammengeknüpft, und am Nachmittag kam der Savigny heraus und legte sich in die Hütte, sehr vergnügt, und ich las vor, Gedichte vom Bruder Anton, eine Wasserreise nach den verschiedenen Sauerbrünnchen und ein Gedicht auf Euphrosine Maximiliane und eine philosophische Abhandlung von einem gläsernen Esel, der auf einer blumenreichen Wiese sich sattgefressen hatte und dem die seltensten Blumen durch den Bauch schimmern und ihn so verschönen, daß er die Bewunderung aller Laubfrösche ist, die alle auf ihn hinaufhüpfen und sich vergebens abmühen, in diesem schönen Blumenlabyrinth herumzuhüpfen, so müssen sie sich's vergehen lassen, weil der gläserne Bauch es umschließt, und dann die Moral ist von dieser wunderbaren Fabel: ›Streben nach unmöglichen Genüssen hilft zu nichts und verdirbt die Zeit‹, denn einmal hatte Gott schon früher diese schöne Blumenweide zur Verschönerung des Esels bestimmt und nicht zur Schwelgerei der Frösche, und zweitens war der vornehme Esel auch zu ganz was anderem bestimmt als zum Belustigungsort gemeiner Frösche; denn als ihm zwei verständige Philosophen und Gelehrte aus der an schönen Naturseltenheiten reichen Stadt Frankfurt begegneten, so führten beide diesen wunderschönen Esel an einem grünseidnen Band durch die Stadt. Am Gallentor, wo sie einpassierten, präsentierte die Stadtwache das Gewehr vor ihm, und auf dem Roßmarkt (also gerade vor Deinem Stift) versammelten sich alle Bürger und begleiteten ihn mit Siegesgeschrei auf den Römer, allwo der Herr Bürgermeister mit allen Ratsherren versammelt war, und die Herren von der ersten Bank wie auch von der zweiten und dritten stimmten alle ein in das Lob der Wunder Gottes, als sie in dem Bauch des Esels die schönen Tulipanen, Levkojen, Narzissen, Hyazinthen, Schwertlilien, Kaiserkronen und vor allem die schönen Rosen herumflorieren sahen. Als sie dessen sattsam sich erfreut hatten, so ließ der Herr Bürgermeister fortfahren in den angefangenen Ratschlägen und den gläsernen Blumenesel einstweilen auf einem erhabenen Platz aufstellen; wie nun der Rat vollendet war, welcher wegen wichtigen Angelegenheiten etwas lange gedauert hatte, und man den Esel in die Raritätskammer führen wollte, so hatte dieser unterdessen seine Notdurft verrichtet, und es war keine einzige Blume in seinem Bauch geblieben, sondern war alles zu Mist geworden, und der Bauch des Esels sah nicht anders aus als eine schmutzige, ranzige Ölflasche. Die Stadtmusikanten, welche auf Befehl des Rates herbeigekommen waren, um diese schöne Naturseltenheit Gottes mit Trommeln und Pfeifen durch die löbliche freie Reichsstadt zu geleiten, wurden zum großen Leidwesen der Gassenbuben verabschiedet, die aus Rache den armen Esel mit Steinen warfen, daß sein gläserner Bauch in tausend Stücken ging und er elendiglich sich auf dem Scherbelhaufen vom Dippenmarkt am Pfarreisen zum Verscheiden hinlegte, wo er unter dem Gespött und boshaften Zwicken seiner langen Ohren mit lautem Gestöhn den Geist aufgab. Die Moral und große weise Lehre von dieser Fabel ist: Brüste dich nicht vor deinem Ende; wenn das falsche Glück dir den Bauch voll der schönsten Blumen stopft, so zwingt dich oft die Notdurft, alles, worauf du einst so stolz sein konntest, als stinkenden Mist wieder von dir zu geben, und jene, so dir früher schmeichelten um deiner seltnen Gaben willen, sind dann gerade die, welche dich am unbarmherzigsten verfolgen. Hättest du, Esel, dich nicht von ein paar überspannten, hochtrabenden Gelehrten verführen lassen, deine Blumenschönheit in der Stadt Frankfurt als eine bewundernswürdige Seltenheit zu zeigen, sondern wärst du ruhig in deinen Stall gewandert, so konntest du ruhig deine Verdauung abwarten und jeden Tag in der Blumenzeit aufs neue deinen Bauch mit lieblichen, würzigen Speisen füllen, und dein Ruhm würde auch nicht ausgeblieben sein, denn man würde zu dir hinausgekommen sein ins Feld, um dich zu bewundern. Die dritte Moral ist die, daß doch ein hochweiser Rat es sich zur warnenden Lehre nehme, alles, womit ein Esel in seinem Bauche prahlt, ja nicht hoch anzuschlagen, da es nach kurzer Zeit doch immer zu Mist werden muß. –

Den Savigny und alle hat die Geschichte des Anton höchlich amüsiert, es wurde noch viel gelacht und zuletzt unter Gesang beim Untergehen der Sonne nach Hause gewandert.

Ich wollte zwar früher zurückkommen, und mein Gewissen mahnt mich auch, nicht alles, was ich dort angefangen, so lang aus den Augen zu lassen; aber es schleicht ein Tag nach dem andern so anmutig vorüber, und der Savigny ist so anmutig und kindisch, daß wir ihn nicht verlassen können; alle Augenblicke hat eins ihm ein Geheimnis anzuvertrauen, der führt ihn in den Wald, der andre in die Laube, und die Gundel muß sich's gefallen lassen, und Gescheutsein ist gar nicht Mode, der Clemens hat ihm schon ein paar Wände mit abenteuerlichen Figuren vollgemalt, und Verse und Gedichte werden mit schwarzer Farbe an alle Wände groß geschrieben. Der Clemens hat Wieland, Herder, Goethe und die Prinzessin Amalie grau in grau gemalt und den Dir bekannten Vers dazu. – Heut muß ich aufhören, ich schick Dir eine Schachtel mit dem großen Maiblumenstrauß, schmücke Dein Hausaltar und verrichte eine Andacht für mich; es ist meine liebste Blum. Geh in Dich und frag Dich, wer Dir am nächsten steht von allen Menschen; und frag Dich recht deutlich, wer sich am liebsten an Dein Herz schmiegt ohne große Anforderungen an ein hyperboreisches Glück, und da wirst Du sagen müssen, daß ich's bin, die allein das Recht hat, Dir nahzustehen, und wenn Du das nicht einsiehst, so ist der Schade mein, aber Dein auch.

Bettine
 

Beilage zum Brief der Bettine

Der Aufsatz, der im Hemsterhuis lag

Es sind aber drei Dinge, aus diesen entspringt der Mensch, nicht nur ein Teil oder eine Erscheinung von ihm, sondern er selber mit allen Erscheinungen in ihm, und sein Same und Keim liegt in diesen drei Dingen, diese aber sind die Elemente, aus welchen die ganze erschaffne Natur sich in dem Menschen wieder bildet.

Das erste ist der Glaube; aus diesem entspringt der gewisse Teil des Menschen, nämlich der Leib, oder das Kleid des Geistes, der Gedanke; dieser ist die Geburt und sichtliche Erscheinung des Geistes und eine Befestigung seines Daseins. Der Glaube aber ist Befestigung, und ohne diesen schwebt alles und gewinnt keine Gestalt und verfliegt in tausend Auswegen, die die erschaffende Natur noch nicht unter sich gebracht hat, so wie der Natur Eigenschaft aber ist, den ewigen Stoff, die Zeit zu bearbeiten, so ist jener ihre Eigenschaft, die Gestalt von sich abzustoßen und nicht anzunehmen, bis sie von der Natur in seligem Kampf besiegt ist. Der Glaube aber ist die Erscheinung Gottes in der Zeit, der Glaube ist Gewißheit und Ewigkeit. Die Erscheinung Gottes ist immer ewig, in jedem Augenblick, und so ist der Mensch ewig, denn sein Sein ist Gottes Erscheinung. Gott aber ist Alles, das das Gute ist, als Gegensatz gegen Nichts, das das Böse ist. Daher ist auch alles in dem Menschen, der die Erscheinung Gottes ist; daher begreift er einzig in sich Gott und den Glauben an ihn, weil sein Sein der Glaube ist, sein Wesen aber Gott.

Was also der Mensch erblickt mit seinen Augen außer sich, das ist Gottes Blick in ihm; was er aber hört mit seinen Ohren außer sich, das ist Gottes Stimme in ihm; was er aber fühlt mit seinem ganzen Leib und Geist außer sich, das ist Gottes Berührung, der Funke der Begeisterung in ihm; was aber in ihm ist, das erschafft und bildet aus ihm; was aber erschaffen und außer ihm ist, das spricht ihn an und bildet sich wieder in ihn hinein; in ihm aber liegt auch die Zeit, und es ist das Werk des Erschaffens nichts anders als die Zeit umwandeln in die Ewigkeit; wer aber die Zeit nicht umwandelt in die Ewigkeit oder die Ewigkeit herabziehet in die Zeit, der wirkt Böses, denn alles, was ein Ende nimmt, das ist böse.

Die Ewigkeit in die Zeit herabziehen aber heißt, wenn die Zeit der Ewigkeit mächtig wird, wenn die Nichtigkeit mächtiger wird als die Gewalt des Schaffens, wenn der Stoff des Meisters sich bemeistert, der ihn behandelt.

Böse ist also der Selbstmord, denn der Willen der Vernichtung ist zeitlich, und der Gedanke geht in sich selbst zugrund, weil er ein Kleid der Zeitlichkeit ist, nicht aber eine sichtbare Erscheinung des ewigen Geistes, und hier lehnt sich der Stoff – die Zeit – gegen seinen Meister (das Schicksal der Ewigkeit) auf.

Wenn man aber sagt, der Mensch ist im Guten geboren, so ist dieses wahr, weil er im Glauben geboren ist; wenn man aber sagt, er hat das Böse nicht, sondern er zieht es nur an, so ist dieses nicht wahr, denn er hat die Kraft, das Böse von sich zu stoßen, nicht aber, es an sich zu ziehen, denn das Böse ist die Zeit, und sie dient zur Nahrung für das Göttliche und Ewige, die Zeit aber frißt die Ewigkeit und den Geist, der ewig sein soll, wenn er sich nicht ihrer bemächtigt und sich zur Nahrung nimmt; denn das ist das Böse, das das Zeitliche, Irdische, das ewige Himmlische verschlingt, das Gute aber ist, wenn das ewige, Himmlische das Irdische in sich umwandelt und alles zu Gott in ihm macht.

Gott aber hat das Zeitliche nicht in sich, denn sein Sein ist die Umwandlung des Zeitlichen ins Himmlische, weil er aber ist, so ist die Ewigkeit.

Die Vernunft aber ist eine Säule, festgepflanzt in dem Menschen, sie ist aber ewig und also eine Stütze des Himmels, und wie sie eingegraben ist in uns und mit uns eins ist, so geht ihr Haupt in die Wolken, und in ihrer Wurzel liegt die Zeit, aber wie sich aus dem Stoff der Geist entwickelt, so entwickelt sich die Ewigkeit aus dieser Zeit und steigt in der Vernunft zur Ewigkeit, und der Mensch wird durch die Vernunft aus einem Irdischen ein Himmlisches.


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