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Wer es hört vom Vater und lernets, der kommt zu mir.
Johannes 6, 45
Verleih, daß wir ihn recht lernen erkennen
und nach dem ewigen Schöpfer uns sehnen.
7. Juni 1744
Des Vaters erstes Hauptgeschäft ist, daß er den Glauben an Jesus Christus verleihet, wie die Alten sungen in einem Kirchenliede: »Den Glauben in uns gründe, Vater, an Jesus Christ.« Und darum haben die Alten so fleißig vom Heiligen Geist gesungen: »Lehr uns Jesus Christ erkennen allein.« Und darum hat Doktor Luther zu seiner Zeit gesagt: »Fragst du, wer er ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein anderer Gott.« Darum hat man in den alten Kirchen gesungen: »O Herr, du Schöpfer aller Ding', wie bist du worden so gering. Der sel'ge Schöpfer aller Ding' zog an ein's Knechts Gestalt gering, daß er das Fleisch, durchs Fleisch erwürb, und sein Geschöpf nicht all's verdürb.« Daher sagt Paulus: »Es ist das Wohlgefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte und alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst, es sei auf der Erde oder im Himmel«. Darum spricht der Heiland: Wer den Vater hat predigen hören, der kommt zu mir. Und das ist die Erklärung dessen, was im Propheten steht: Weiset meine Kinder und meiner Hände Werk zu mir, ich bin der Hohe und Erhabene, ich schwöre bei mir selbst, und ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus meinem Munde, dabei soll es bleiben, nämlich: Mir sollen sich alle Knie beugen (Paulus sagt: In Jesus Namen sollen sich beugen alle Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind) und alle Zungen sollen schwören und sagen: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Solche sollen auch zu mir kommen und solche will ich nicht hinausstoßen, aber alle, die mir widerstehen, müssen zu Schanden werden. Wer ihn nicht hat, der hat keinen Gott. Ihr wäret außer ihm, sagt Paulus an die Epheser, darum wäret ihr ohne Gott in dieser Welt.
Man kennt freilich den nicht, der uns Jesus Christus erkennen lernt, der unsere Herzen zu Christus neigt, der, da er einmal ausgerufen vom Himmel: Das ist mein lieber Sohn, an welchem ich all mein Wohlgefallen habe, nun immer fortfährt, unvermerkt die Herzen der Menschen zu präparieren, die Herzen weich zu machen, ehe sie wissen, wer was an ihnen tut, wer die Gnade an ihnen beweist. Dann kommt der Heilige Geist und überzeugt die Welt von ihrem Unglauben und weist ihnen, daß ihr ganzes Unglück in der Sünde besteht, in der Sünde des Unglaubens, und daß der Unglaube darinnen besteht, daß alle nicht glauben an Jesus Christ. Er wird die Welt überzeugen von der Sünde, daß sie nicht glauben an mich.
Wenn man einmal den Heiland hat und ist zu ihm gekommen und von ihm angenommen, dann lernt man erkennen, wer einem alles das getan hat, dann sagt einem der Heiland, das hat mein Vater getan, nun kennt ihr meinen Vater, und habt ihr auch meinen Vater gesehen, denn ihr habt mich gesehen, ihr habt an mich geglaubt und auch an meinen Vater, denn ich und er sind eins und nun soll mein Geist bei euch bleiben ewig, der soll euch durch die Welt führen, nun soll er nicht von euch kommen Tag und Nacht, der Geist meines Mundes soll von dir nicht kommen.
Das sind allerdings große Seligkeiten, die alle Leute zu hoffen haben, die selig werden wollen, die Gnade in Jesu Blute suchen, weil sie bedürftig, weil sie elend und arm, weil sie verloren und verdammt sind und die die Gnade finden zur Zeit, wenn ihnen Hilfe not ist. Johannes sagt: Das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesu, wir gehen täglich damit um, das ist des Heiligen Geistes Arbeit, das ist die Predigt an die Herzen, das ist des Vaters sein Wohlgefallen, das ist sein Hauptgebot, der Inbegriff des Katechismus, daß wir glauben an seinen Sohn und lieben uns untereinander.
Und uns macht das Geheimnis der Heiligen Dreieinigkeit kein Kopfzerbrechen: Wir wissen, was unser Vater täglich an uns tut, wie er uns mit der ganzen Welt pflegt und wie er bei uns eines jeglichen Haare zählt, daß nicht eins ohne seinen Willen von unserm Haupte fallen kann. Wir wissen, was für eine treue Sorge der Heilige Geist für uns hat. Wir wissen, das alles geschieht dem Sohne zu Liebe, dem Gott, der zur Rechten Gottes sitzt, der wartet, bis alle Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden, bis daß ihm der Vater alles Untertan gemacht hat, »der nun ruht in Sicherheit von aller seiner Arbeit«, und blickt mit Gnade auf sein Volk, auf seine Gemeinde, auf jedes Glied derselben, und dem es im Innersten des Herzens lieb ist, wenn er nun so eine Seele nach der anderen zum Lohn seiner Schmerzen einsammeln sehen kann.
Und da wir sein Eigentum sind, so sollen wir's uns recht von Herzen lassen angelegen sein, wir sollen bitten und flehen und weinen, wenn es nötig ist, daß er an uns verherrlichet werde, im Großen und im Kleinen, daß wir vor das Angesicht seines Vaters treten und Abba sagen mögen als in seinem Namen, wenn wir bei ihm was anzubringen haben. Da das des Sohnes Ehre und eigne Herrlichkeit ist, daß wir getrost sagen können zum Vater: »Bedenke Jesu Leiden, es ist dein Sohn«, so werden wir allezeit erhört, wird uns alles gegeben, was wir bitten. Denn wenn der Sohn spricht: Vater, ich will, wie Johannes am 17ten, so steht alles zu seinen Geboten. Der Vater hat den Sohn lieb und schafft ihm alles in die Hände, er regiert um seinetwillen, um seinetwillen hat er dem Heiligen Geist die Seelen anvertraut, es ist alles für den Sohn. Dazu wolle uns sein noch immerwährendes Gebet, denn er lebt immerdar und bittet für uns, von einer Woche zur andern, von einem Jahre zum andern, fortbringen, um seines Kreuzes willen.