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Du bist ein verborgener Gott

Ihr habt nie weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen.
Johannes 5, 37

 

18. März 1755

Seine Gottheit wird vom Vater und Heiligen Geiste behauptet, es wird der Welt gepredigt, daß sich vor seinem Namen alle Knie beugen und alle Zungen bekennen sollen, daß er der Herr sei, zur Ehre des Vaters (Phil. 2, 10. 11), der es zum Zwecke seiner ganzen Weltregierung gemacht hat, alle Feinde des Sohnes ihm zum Schemel seiner Füße zu legen und bis auf den letzten Feind zu vertilgen. Unter den Kindern Gottes arbeitet der Heilige Geist darauf, daß wir recht brüderlich mit ihm umgehen und uns recht nahe zu ihm tun sollen, daß wir mit ihm zugleich seinem und unserm Vater Lobpreis halten sollen. Es ist wahr, wir können den Vater nicht sehen, nicht anders als in dem Angesichte Jesu Christi, der läßt uns aber auch allemal, wer sein Vater ist, ihm aus den Augen lesen. Das bezeugen die Apostel, sie hätten an ihm die Majestät des eingeborenen Sohnes vom Vater gesehen, Johannes 1, 14. Und er sagt selber: Wer mich sieht, der sieht den Vater, Johannes 14, 9. Das muß man lernen und sich daran gewöhnen, das ist des Heilands Theologie, da ist er der Lehrer; und Johannes 17 sagt er zu seinem himmlischen Vater, daß er Gottes Namen seinen Brüdern bekannt gemacht. Er hat sich auch wirklich viele Mühe gegeben, seinen Jüngern Lust und Liebe zu dieser Theologie zu machen und sie an den Vater zu gewöhnen.

 

13. März 1754

Daß es so schwer ist, den Vater kennen: Wer hat seine Gestalt gesehen? Was die Gottheit betrifft, ist der Heiland in nichts vom Vater und Heiligen Geist unterschieden. Er ist ebenso unsichtbar, unanfänglich, unsterblich, allmächtig als der Vater und der Heilige Geist. Wenn man also von Personen in der Gottheit reden will, so muß man es nicht in den Tiefen der Gottheit suchen, sondern nach der Offenbarung. Ein jeder Blick in die Tiefe der Gottheit liegt transzendent. Wir müssen in dieser uns abgemessenen Zwischenzeit die Wirkung der Gottheit in unserer Leiblichkeit erwarten und finden. Er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Wer mich liebt, sagt der Heiland, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen, Johannes 14, 23. Kurz vorher sagt er: Ich will den Vater bitten, der soll euch einen Freund schicken, der bei euch bleibe, Johannes 14, 16. Darum müssen wir unsere ganze Stärke und alle Wahrheit unserer Gotteserkenntnis darein setzen, daß wir nicht, wie die Philosophen über den Wolken suchen, sondern die ganze Heilige Dreieinigkeit nicht ferne von einem jeden unter uns vermuten, sie in ihren Wirkungen bemerken, ihr da nachsehen und den seligen Effekt davon auf unser Herz erwarten und alle Tage finden, so werden sie sich uns gewiß offenbaren. Die Welt, die keine Verbindung mit des Heilands Menschheit hat, wird freilich nicht begreifen können, daß ein Vater ist, so wenig sie begreifen kann, daß ein Sohn ist. Wenn man es mit philosophischen menschlichen Augen ansieht, so kommt man auf nichts als Finsternis. Wenn's möglich wäre, daß die Welt erkennen könnte, so wär's gut, aber das kann nicht eher geschehen als bis sie glauben lernt, daß Gott offenbaret ist im Fleisch, damit er sterben möchte und Erlösung brächte, »daß er das Fleisch durchs Fleisch erwürb, und sein Geschöpf nicht alles verdürb.« Dies ist der einzige Weg zur Erkenntnis des himmlischen Vaters. »Denn wem wäre der Vater klar, wenn der Sohn nicht wäre?«


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