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Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn.
Johannes 1, 51
17. Januar 1760
Wenn vom Sehen geredet wird, so bedeutet es nicht allein leibliches Sehen, sondern in der Heiligen Schrift wird das Sehen auch unter die Gnaden des Neuen Testaments gesetzt, und das muß doch einen Sinn haben. So muß auch mit den Worten: Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen, ein geistliches Sehen gemeint sein. Denn wer kann behaupten, daß die Jünger des Heilands die Engel in Person alle Tage herab kommen sahen auf des Menschen Sohn? Kurz vor der Himmelfahrt taten sie Fragen, die das gar nicht vermuten lassen, daß sie den Heiland in den Tagen seines irdischen Lebens vor seiner Marter und Kreuzigung in viel Umgang mit den Engeln Gottes gesehen hätten. Ihrer etliche haben ihn wohl in einer Unterredung mit Mose und Elia gesehen; daß er sie aber in Umgang mit den Engeln hätte sollen mitgenommen haben, ist darum nicht wahrscheinlich, weil er so oft nicht nur die 70 und 12 nicht bei sich gelassen, sondern auch keinen Johannes, Petrus und Jakobus mit sich genommen hat, und ganz für sich allein gegangen ist. Das ist vielmals geschehen und da kann in der Stille viel vorgegangen sein. Er hat auch seine Bekanntschaft und Umgang mit den Engeln geheimgehalten. Er hat keine Beschreibung von ihrem Wesen und Ämtern gemacht.
Nachdem nun der Heiland sich einmal fürs Nichtsehen mit leiblichen Augen erklärt hat, so kann man nicht nur sagen: »Gönne mir schon in der Zeit deine Nähe, als ob ich dich sähe.« Es ist nicht der geringste Zweifel, so gut wir mit einem Ohr des inwendigen Menschen hören können, so gut gefühlt werden kann in unserm Herzen, daß auf die Weise auch gesehen werden kann.
Das Sehen wünsche ich meinen Geschwistern vornehmlich bei sakramentlichen Handlungen, daß der Geist ihres Gemüts zu der Stunde alle die Eindrücke und Empfindungen haben möge, die den Festfeiern gemäß sind. In der Zwischenzeit sind wir gern wieder in dem ordentlichen Gang einer armen Menschenseele, in einem schlichten Umgang des Herzens mit ihm, in einem beständigen Hinblick auf seine Todesgestalt.