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Rider hatte jetzt viele schlaflose Nächte. Er mochte zwar auch ein seelisches Interesse an der Rettung David Hick's nehmen, aber die Aussicht, die von Robert Wake ausgesetzte Belohnung zu verdienen und eine Berühmtheit als Detektive in einem der verwickeltsten Kriminalprozesse von New-York zu werden, war jedenfalls für ihn kein geringer Anlaß, um Alles aufzubieten, was seinem Zwecke irgendwie förderlich sein konnte.
Nachdem sich Wake und Elwyn aus seinem Amtszimmer entfernt hatten, ließ er Alles, was ihm bis jetzt bei der Aufsuchung des Mörders Melville Palmer's aufgefallen war, vor seinem geistigen Auge vorüber ziehen, um nach einem Rettungsanker für den Angeklagten zu suchen. Endlich beschloß er, von Jane Palmer eine bestimmte Erklärung zu verlangen oder sie unter dem Verdacht der Mitschuld zu verhaften.
Infolge dessen klopfte er schon um sieben Uhr früh am nächsten Morgen an die Thür von Amos Dwight's Geschäftshaus, in dem das junge Mädchen noch immer mit ihrer Dienerin ihr Domizil hatte.
Rachel öffnete die Thür.
»Ich wünsche Miß Palmer zu sprechen,« sagte der Detektiv.
»Sie wird noch nicht aufgestanden sein,« antwortete die Dienerin kühl.
»Dann melden Sie mich an; sagen Sie Ihrer Herrin, daß der Detektiv Rider sie sofort zu sehen wünsche.«
Die alte Jungfer wollte die Thür schließen und den Geheimpolizisten draußen warten lassen; dieser aber machte ihr gegenüber keine langen Umstände, sondern schritt die Treppe hinauf, während ihm Rachel folgte.
»Welches ist Miß Palmer's Zimmer?« fragte Rider, als sie oben waren.
»Dieses hier.«
Franklin klopfte; er erhielt aber keine Antwort darauf, und auch auf sein erneutes Klopfen ließ sich kein Ton im Zimmer vernehmen.
»Oeffnen Sie die Thür!« herrschte er nun Rachel an.
Die alte Jungfer schien aber die Sache sehr kühl zu nehmen, denn sie entgegnete: »Oeffnen Sie doch selbst!«
Rider ging in seiner bekannten Manier vor, indem er ein Bund Schlüssel hervorzog und, nachdem er einen passenden gefunden, das Schloß öffnete. Zu seinem Erstaunen fand er das Gemach leer; nunmehr durchsuchte er die übrigen Räume der Wohnung, aber mit demselben Mißerfolg, denn es war keine Spur von Jane zu finden.
Der Detektiv eilte nach Mulberry Street, wo ihn Mr. Wake bereits in seinem Amtszimmer erwartete.
»Miß Palmer ist verschwunden,« berichtete er diesem. »Ich hatte mich vorhin nach ihrer Wohnung begeben, denn ich wollte eine zufriedenstellende Erklärung von ihr erlangen oder sie verhaften.«
»Sie müssen von Sinnen sein,« versetzte der alte Herr erregt; »das Mädchen hat doch sicherlich nicht ihren Vater ermordet, und Sie wollen sie der Schande einer Verhaftung aussetzen?«
»Ich glaube durchaus nicht, daß sie irgend welchen Anteil an dem geschehenen Verbrechen hat, aber ich bin überzeugt, daß sie Mitwisserin eines Geheimnisses ist, welches Klarheit in die ganze schauerlich verwickelte Geschichte bringen muß. Sie weigert sich jedoch, dies zu thun; sie verkehrt Nachts mit einer höchst verdächtigen Persönlichkeit in einem Hause, welches der Polizei als Zufluchtsstätte der Verbrecherwelt bekannt ist; sie benimmt sich überhaupt bei diesem ganzen Prozeß in einer so rätselhaften Weise, daß Licht in der Sache kommen muß, selbst um den Preis ihrer Verhaftung. Ich kann nicht unthätig dabeistehen, wenn ein unschuldiger Mann an der Schwelle der Verurteilung steht.«
»Ich verstehe Ihre Beweggründe,« gab Mr. Wake zu; »aber vor allem wird es sich darum handeln, Miß Palmer zu finden. Haben Sie sich schon eine Theorie über deren Verschwinden aufgebaut?«.
»Ich fürchte, sie ist uns mit aller Absicht entführt worden, entweder mit Gewalt, oder unter falschen Vorwänden da kein Stück ihrer Garderobe fehlt und sie die Wohnung allem Anscheine nach verlassen hat, wie sie ging und stand.«
»Aber was wollen sie thun, um das Mädchen zu finden?« fragte der alte Herr ungeduldig. »Falls Sie glauben, daß Sie in diesem Falle etwas durch Geld ausrichten können, so steht Ihnen meine Börse zur beliebigen Verwendung offen.«
»Ich werde vor allem versuchen, durch Ueberraschung etwas von Rachel Gibbs herauszubringen,« erwiderte Rider: »obschon die alte Jungfer nicht zu den leicht zu verblüffenden Personen gehört.«
»Ermitteln Sie den Aufenthaltsort Miß Palmer's um jeden Preis!« rief der alte Herr erregt; »es ist ein für mich kostbares Leben, welches mir gefährdet erscheint, und dies um so mehr, wenn Ihr Verdacht einer gewaltsamen Entführung und Gefangenhaltung begründet sein sollte. Denken Sie aber nicht an ein so schmachvolles Vorgehen, wie die Verhaftung eines durch Unglück heimgesuchten edlen und schuldlosen Mädchens!«
Der Detektiv zuckte mit den Achseln, und Mr. Wake entfernte sich beunruhigt.
Rider eilte nach der Wall Street zurück und begab sich unverweilt in das obere Stockwerk des Dwight'schen Geschäftshauses.
Rachel trat auf sein Klopfen in den Gang heraus und fragte mit erkünstelter Ruhe: »Wünschen Sie noch etwas?«
Der Geheimpolizist nahm ein paar Handschellen aus seiner Rocktasche, und indem er nachlässig damit spielte, sagte er: »Ich bin überzeugt, daß Sie bei dem Verschwinden Miß Palmer's Ihre Hand im Spiele haben; zunächst sagen sie mir jetzt, wo dieselbe ist, oder ich lege Ihnen diese soliden Armbänder an und bringe sie nach dem Gefängnis.«
Rider hatte sich in dem verschlagenen Charakter der alten Jungfer nicht getäuscht, als er sich von seinem Einschüchterungsversuche keinen raschen Erfolg versprochen: sie war zwar durch das rasche Wiedererscheinen und die soeben ausgesprochene Drohung des Detektivs beunruhigt, aber trotzdem entschlossen, ihm zu trotzen. »Da Sie nicht zu wissen scheinen, so begreife ich es nicht weshalb Sie mich nach etwas fragen, was mir völlig unbekannt ist,« entgegnete sie kühl und abweisend.
Der Geheimpolizist glaubte nunmehr einen Schritt weiter gehen zu müssen; er trat dicht an Rachel heran und fesselte sie trotz ihres lebhaften Widerstandes. »Wenn Sie nicht bekennen wollen, so erkläre ich Sie hiermit für verhaftet,« sagte er; »andernfalls sichere ich Ihnen volle Straflosigkeit zu.«
»Aber ich kann nichts bekennen, weil ich nichts weiß,« rief die alte Jungfer; »Miß Palmer hat mich nicht in ihre Geheimnisse eingeweiht und mir auch nicht gesagt, wohin sie sich begeben hat. Wenn Sie mich verhaften, so thun Sie es auf Ihre eigene Gefahr hin; ich werde Sie wegen unberechtigter Freiheitsentziehung belangen.«
Rider sah ein, daß sein Versuch fehlgeschlagen war, und da er keine Befugnis hatte, die vor ihm Stehende zu verhaften, so mußte er sie wieder von den Handschellen befreien. Mißmutig entfernte er sich.
Er war jedoch kaum einige hundert Schritte gegangen, als ihm ein Mann begegnete, bei dessen Anblicke er sofort seine Hand auf den Revolver in seiner Seitentasche legte; er war bereit, denselben bei der geringsten verdächtigen Bewegung niederzuschießen. Dieser Mann war James Quinlan, ein berüchtigter Einbrecher, der von Rider abgefaßt und infolge dessen nach dem Zuchthaus gesandt worden war. Er hatte damals dem Detektiv gedroht, an ihm Rache zu nehmen und ihn nach dem Ablauf seiner Strafzeit erschießen zu wollen, sobald er eine Gelegenheit dazu fände. Rider kannte diesen Menschen, einen der verwegensten Charaktere New-Yorks, sehr genau und wußte recht gut, wessen er sich von ihm zu versehen hatte.!
»Ah! Dies ist ja Mr. Franklin Rider, der Detektiv, welcher mich in's Zuchthaus brachte!« rief Quinlan bei der plötzlichen Begegnung der Beiden.
»Der bin ich, und ich erinnere mich Ihrer Drohung, James Quinlan; aber merken Sie wohl, mein Revolver schießt ebenso schnell wie der Ihrige, nehmen Sie sich deshalb ja in Acht, daß Sie nicht zuerst in's Jenseits spazieren.«
Der Andere that jedoch nichts, das auf einen beabsichtigten Angriff hätte schließen lassen können; im Gegenteil, er streckte zum größten Erstaunen des Detektivs diesem die Hand entgegen und sagte: »Mr. Rider, ich nehme meine Drohung zurück. Was Sie an meiner unglücklichen Familie gethan haben, während ich im Zuchthause war, hat meine Rache entwaffnet. Von meiner Strafzeit ist mir wegen guten Betragens ein Teil erlassen würden, und ich habe meiner Frau geschworen, einen neuen Lebenswandel zu beginnen und mein Brot durch ehrliche Arbeit zu verdienen.«
Franklin warf einen durchdringenden Blick auf den entlassenen Sträfling.
Quinlan aber schaute ihm offen in's Gesicht, und ihm nochmals die Hand entgegenstreckend, sagte er:
Schlagen Sie ein Mr. Rider, denn ich meine es ehrlich, und wenn ich auch geschworen hatte, Sie tu tödten, bin ich doch entschlossen, wieder ein guter Bürger zu werden. Sie haben damals nur ihre Pflicht gethan und sich später meines hilflosen Weibes und meiner Kinder erbarmt; wenn ich Ihnen dies einmal durch einen Dienst wieder vergelten kann, so soll es gern geschehen.«
Der Geheimpolizist war bald von der Aufrichtigkeit des bestraften Verbrechers überzeugt, und die ihm dargereichte Hand erfassend, erwiederte er: »Wohlan Quinlan, ich glaube Ihnen; es ist niemals zu spät, sich zu bessern, und wenn ich Ihnen in Ihren guten Absichten behilflich sein kann, so dürfen Sie auf mich zählen.«
Jetzt kam ihm plötzlich der Gedanke, daß dieser Mann, der das Verbrechen und seine Schlupfwinkel nach jeder Richtung hin kennen gelernt hatte und seinerseits nur durch ungenügende Beweise dem Galgen entgangen war, ihm in diesem Augenblicke von Nutzen sein könnte, wo alle Hilfsmittel der Polizei erfolglos zu bleiben schien. »Sie können mir vielleicht von Vorteil sein, Quinlan«, fuhr er deshalb fort; »kommen Sie mit mir nach der Mulberry Street, da ich möglicherweise imstande bin, Ihnen sofort eine lohnende Beschäftigung zu übertragen.«
Der entlassene Sträfling verstand sofort, welcher Art der Auftrag, der ihm zuteil werden sollte, sei, und er überlegte einen Moment, ehe er antwortete: »Wenn es eine Aufgabe wäre, bei der ich meine früheren Genossen in's Verderben bringen soll, so kann ich die Hand dazu nicht bieten; dies muß ich gleich im Voraus sagen, Mr. Rider. Ich habe mich von meinen ehemaligen Kameraden für immer losgesagt, aber zum Verräther mag ich niemals an ihnen werden.«
»Und wenn es ein Fremder wäre, ein Neuling in der New-Yorker Verbrecherwelt, den sie nicht kennen und welcher weder mit Ihnen, noch mit Ihren alten Genossen in Verbindung stand? Würden Sie mir dann helfen, den Halunken aufzuspüren, der einen alten wehrlosen Mann mit kaltem Blute ermordete?«
»Ich will es versuchen, um Ihnen meinen guten Willen zu zeigen, so unangenehm mir auch jede derartige Arbeit ist.«
Der Detektiv erzählte Quinlan nunmehr die Einzelheiten der Ermordung Melville Palmer's und beschrieb die Person des Verdächtigen mit der Narbe über dem linken Auge.
Der entlassene Sträfling erkannte bald, daß dies keiner von seinen früheren Spießgesellen sein konnte; deshalb entschloß er sich, noch an demselben Abend seine Nachforschungen in den ihm wohlbekannten Verbrecherhöhlen zu beginnen und die ihm versprochene Belohnung zu verdienen.
Schon am nächsten Tage kam der neue Gehilfe in Rider's Amtszimmer und meldete diesem, daß er den Gesuchten gefunden hätte; er berichtete, daß sich der junge Mann in dem Hause einer alten Diebeshehlerin aufhalte, welche gestohlene Sachen zu Schleuderpreisen aufkaufte und auch von seinen alten Genossen deshalb gehaßt wurde, weil sie einmal die Verräterin gespielt hatte, als die von ihr geschröpften Spitzbuben sich an ihr zu rächen drohten.
Nichtsdestoweniger würden alle Diebe und Einbrecher auf der Seite der Hehlerin gestanden haben, wenn sie erfuhren, daß es sich um einen Anschlag der ihnen in der Seele verhaßten Polizei und gar ihres unermüdlichen Feindes, Detektiv Rider, gegen jene Frau handelte.
Trotzdem beschloß der Letztere, ohne Beihilfe der Polizei das Wagnis zu unternehmen und in die Diebeshöhle einzudringen, denn wenn er mit einer starken Bedeckung anrückte, so warnten die Alarmsignale der Verbrecherbande die Bewohner des Hauses, noch ehe er seinen Mann gefunden hatte. Dieser vermochte rechtzeitig einen andern Schlupfwinkel aufzusuchen, um so mehr, als er genügende Geldmittel in seinem Besitze hatte.
Der entscheidende Schritt sollte sofort gethan werden, und mit keiner anderen Hilfe, als seinen guten Waffen und dem schon so oft erprobten Mittel der Verkleidung begab sich Rider in der Begleitung Quinlan's auf den Weg.
Der Geheimpolizist hatte sich mit einem solchen Geschick unkenntlich gemacht, daß er sich getrost als einen Genossen seines Begleiters, des entlassenen Strafgefangenen ausgeben konnte. An einen Fehlschlag dachte er nicht.
Eine halbe Stunde später klopfte James Quinlan an einem Hause der Ostseite nahe dem East-River und wurde, nachdem er sich zu erkennen gegeben, eingelassen; für seinen Begleiter verbürgte er sich, indem er erklärte, derselbe sei ein alter Freund von ihm.
Während die Beiden das Zimmer betraten, schloß sich eine Seitenthür hinter einer Person, die soeben das Gemach verlassen hatte. Im nächsten Moment aber rief die Besitzerin des Hauses: »Es ist keine Gefahr, Powel; es ist Quinlan mit einem Bekannten, vor dem Sie sich nicht zu verstecken brauchen.«
Nunmehr öffnete sich die Thür wieder, und ein Mann trat herein, in welchem Rider sofort den Gesuchten erkannte, trotzdem derselbe einen falschen Bart und eine blaue Brille trug. Es war unzweifelhaft Derjenige, der ihm von Hicks als dessen nächtlicher Reisegefährte auf der Reise nach Newburg geschildert worden war.
Der Augenblick schien endlich gekommen, welcher den Detektiv zum Siege führen mußte; alle Spannkraft zusammennehmend, zog er mit einer blitzartigen Handbewegung seinen Revolver aus der Tasche, und denselben erhebend, rief er mit lauter Stimme: »Die Hände in die Höhe, Powel! Sie sind mein Gefangener!«
Diese Worte waren jedoch kaum verklungen, als der Angeredete mit einem einzigen Sprunge die noch offene Thür erreicht hatte, aus der er erst eben getreten war, und zu entkommen suchte.
Rider hielt die Waffe auf den Fliehenden gerichtet und sprang gleichfalls der Thür zu, um den endlich gefundenen nicht wieder entwischen zu lassen.
Dieser ganze Vorgang hatte sich im Verlaufe von nur wenigen Sekunden abgespielt; als der Geheimpolizist jetzt die Thür aufdrückte, stand eine Gestalt vor ihm, die ihm einen gespannten Revolver vor das Gesicht hielt und ihm laut und drohend zurief: »Zurück, oder ich feuere!«
Es war Jane Palmer, welche den Körper des Fliehenden mit ihrer eigenen Person deckte.
Rider war wie vom Blitz gerührt, als die Tochter des ermordeten Kassirers so plötzlich und unerwartet vor ihm stand und mit gespannter Waffe den Weg versperrte. Auch er hatte den Finger am Drücker des Revolvers und die geringste Bewegung hätte das Mädchen tot zu seinen Füßen niedergestreckt; aber rasch besonnen ließ er die Waffe sinken und wendete sich zu der ihm drohend Gegenüberstehenden mit den ruhigen, aber in festem Tone gesprochenen Worten: »Treten Sie beiseite, Miß Palmer! Sie hemmen den Lauf des Gesetzes und stören mich in der Ausübung meiner Amtspflicht. Ich muß einen schweren Verbrecher, den Mörder ihres Vaters, verhaften!«
Auch Jane hatte den Revolver gesenkt; der Flüchtling aber war bereits durch eine Hinterthür entkommen.
Den Detektiv beschäftigte jetzt nur die Verfolgung Powel's; eine Minute später hatte auch er die Hinterthür erreicht. Er öffnete dieselbe und eilte hinaus. Es war eine enge Gasse, in der er sich nun befand; keine Laterne erhellte dieselbe, sondern dunkle Nacht umfing ihn. Bis er seine Blendlaterne instandgesetzt und sich genügend orientirt hatte, war der Flüchtling bereits verschwunden.
Jetzt entstand die Frage, ob sich derselbe nach rechts oder links gewendet hatte, ob er sich in einem der alten Häuser, in einem der nächstgelegenen Hofräume befand, oder nach dem River zu entkommen war. Rasch entschlossen untersuchte Rider die Nachbarschaft; er drang in einige der offenstehenden Häuser, er leuchtete in die Winkel und Ecken der Höfe. Dabei stieß er zwar auf verdächtige Gestalten, die der Polizei nur zu wohl bekannt waren, aber von dem Gesuchten war keine Spur zu finden.
Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß auch Jane die Flucht ergreifen könnte, und wenigstens sie festzuhalten und einen Schlüssel zu den rähtselhaften Vorgängen zu erlangen, war nun sein nächstes, dringendes Bestreben, und er ging nach dem Hause zurück, in welchem er das Mädchen unvermutet getroffen.
Seine Befürchtung war eingetroffen; Miß Palmer war verschwunden, und auch von der alten Hehlerin, der Besitzerin des Gebäudes, war nichts mehr zu sehen. Er durchsuchte das Haus vom Dache bis zum Keller, aber sein Bemühen blieb fruchtlos.
Quinlan war dem Detektive bei seinen Nachforschungen behilflich gewesen; plötzlich faßte er ihn beim Arme und sagte in bestürztem Tone: »Fort, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist! Ich habe soeben die Signale meiner alten Genossen vernommen, und bei ihrem unauslöschlichen Haß gegen Polizei und Spione wäre unser Beider Leben keinen Pfifferling wert!«
Seine genaue Kenntnis der Räumlichkeiten kam ihnen jetzt vortrefflich zu statten; er stürzte in die dunkle Seitengasse hinaus und zog Rider mit sich.
Beide durcheilten nunmehr in Hast das Gewirr von Gassen und Gäßchen, in dem sich der Abschaum der Menschheit der großen Metropole zusammenfindet und vor den Augen des Gesetzes verbirgt.
James Quinlan begleitete den Detektive bis nach dem Polizeiamt in der Mulberry Street und verabschiedete sich dort von ihm. »Morgen reise ich mit meiner Familie nach dem Westen ab, um ein neues Leben zu beginnen,« sprach er. »Hier wäre auch für mich keines Bleibens mehr, denn meine alten Genossen würden den Verräter ermorden.«
Und er hielt Wort. Der ehemalige Sträfling wurde in Wiskonsin ein wohlhabender Mann und sieht jetzt noch glückliche Tage als ein geachteter Bürger.