Ludwig Tieck
William Lovell
Ludwig Tieck

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Fünftes Buch

1795

1
William Lovell an Rosa

Rom.

Wenn man sich noch einige Zeit nach dem geendigten Schauspiele verweilt, dann der Vorhang wieder in die Höhe geht, und einzelne Stücke von Dekorationen an den kahlen Wänden hängen, Waffen und Rüstungen zerstreut auf dem Boden liegen, die emsigen Aufseher die Lichter auslöschen und sammeln, hin und wieder ein schlechter Schauspieler noch mit tragischem Schritte auf und nieder geht, und seine Rolle nicht vergessen kann: so, Rosa, in diesem armseligen Lichte erscheint mir jetzt das Leben. Die Menschen sind mir nichts als schlechte Komödianten, Tugendhelden oder witzige Köpfe, Liebhaber oder zärtliche Väter, nachdem es ihre Rolle mit sich bringt, die sie so schlecht, wie es nur immer eine wandernde Truppe tun kann, zu Ende spielen. Auch ich bin unter dem Haufen einer der Mitspieler, und so wie ich die andern verachte, werde ich wieder von ihnen verachtet.

Warum schlagen so oft die höchsten Wogen in unsrer Seele, und dann so plötzlich ein träger dumpfer Stillstand? So wie das moosige, schlammige Gestade bei der Ebbe. – O ich möchte mir wieder Stürme in diese träge Blutmasse wünschen, Gefühle, die die Tränen aus ihren tiefen Kerkern reißen, Seufzer und Schmerz, Qual und Wollust, um wieder in den Kreis der übrigen Menschen zu treten, den ich jetzt aus der Ferne anschaue und verachte.

Willy und sein altes, gutmütiges Gesicht fehlt mir in jeder Stunde, er war sehr froh, daß er sein Vaterland wiedersehen sollte. Wie gern sich der Mensch doch an Erinnerungen und leblose Gegenstände fesselt, und jeden Berg und einheimischen Baum für einen Freund und Wohltäter ansieht!

Rosalinens Mutter ist befriedigt, und alles mit ihr abgetan; ich glaube, sie wird nicht lange leben, und also auch meiner Unterstützung nicht auf lange bedürfen, sie war sehr schwach, als ich sie sah. – Wie die Fäden eines Weberstuhls flimmert und zittert das menschliche Leben vor meinen Augen, ein ewiges Wechseln und Durcheinanderschießen, und dabei doch das langweilige, ewige Einerlei!

 

2
Eduard Burton an William Lovell

Bondly.

Mein geliebter Freund, noch immer muß ich Dich so nennen, sosehr Du Dich auch von mir wendest. Ich kann mein früheres Leben nicht so wie Du aufgeben, um ein neues in der Wüste zu suchen, ich bin nur Mann, weil ich Kind war, und alle meine Erinnerungen und Gemütsstimmungen wie ein Ganzes zusammengehören. O William, kehre zu uns zurück, sei wieder kindlich, heiter und unschuldig, wirf jene glänzenden Sophismen von Dir, die nur Deine Ketten verkleiden.

Ach ich sollte in einem ernstern Tone, mit tiefer Trauer sprechen, denn welche Nachricht hab ich Dir zu hinterbringen! – Dein Vater ist nicht mehr, Gram und Krankheit haben endlich seinem mürben Leben ein Ende gemacht, das gleichsam nur noch an einem Faden hing. – Ach, William, ich kann Dir unmöglich alles sagen, was ich denke. – Mit weinenden Augen habe ich die Papiere gesiegelt, die ich Dir hierbei überschicke, halte sie in Ehren, denn es sind die letzten Federzüge Deines Vaters, er muß oft in seinen einsamen Stunden nach Dir hinübergedacht, nach Dir sich hingesehnt haben. – Auch mein Vater ist jetzt krank, und ich habe viel mit seiner Pflege zu tun; o Freund, wenn man fürchtet, daß jemand, den wir so wohl kannten, nun von uns scheiden will, nach einem unbekannten Lande hin, und er selbst uns dann fremde wird – o dann verdoppeln wir unsre Liebe und Sorgfalt, wir vergessen uns selbst, und eben deswegen vieles, was wir ehedem an ihm tadelten. – –

Amalie Wilmont ist mit Deinem Freunde Mortimer verheiratet. Ich weiß nicht, wie Du diese Nachricht aufnehmen wirst; mir ist oft wie einem melancholischen Zuschauer zumute, der im Schauspiele mit Widerwillen den Schluß des Stücks herannahen sieht, wie sich alles verläuft, die Hauptpersonen ausbleiben, die muntern Scherze schon erstorben sind – endlich fällt der Vorhang, und unsre Freuden, unsre Teilnahme, unser Leben, alles, was wir hatten, ist dahin! –

 

3
Einlage des vorigen Briefes

Die größte Schwachheit des Menschen ist, Plane für die Zukunft zu machen, und doch besteht darin das Leben: auf nichts sollte man vertrauen, denn nie entspricht die Zukunft unsern Erwartungen, wenn sie zur Gegenwart wird, und wir selbst und unsre innersten Empfindungen sind ebensogut dem Wechsel unterworfen, wie alles, was uns umgibt. Reut mich nicht jetzt, was mir vordem Freude machte? Ach, mein Sohn, könnt ich Dich nur in meine Arme schließen, wie froh wollt ich sein, daß ich von meinem Traume erwacht bin! –

 

Wie alles von mir zurückweicht, was mich sonst aufrecht erhielt! Meine Hände zittern, mein Gedächtnis wird schwach, und alle schönen Vorstellungen verfliegen, wie die Dünste eines Rausches. Mein ganzes Leben liegt wie ein dunkler Abgrund da, in den ich hineintaumelte, ohne Besinnung dalag, und mich jetzt mühsam an den feuchten Wänden zum Lichte emporarbeite.

 

Nein, ich kann den Tod nicht fürchten, der mir in jeder Stunde näher tritt, ich sehe ihm mit festen Augen, ja mit einer Art von Sehnsucht entgegen. Jeder Klang ist versunken, nur eine innige Wehmut schlägt unermüdet ihre Töne in mir an, so wie sich jedes fröhliche Geräusch in den ziehenden ernsten Kirchengesang verliert. Alle Gedanken sind nach dem Grabe hingerichtet, Sonnenaufgang und Untergang, alle Erscheinungen der Natur sind mir Boten, die mich dorthin rufen. – Ich begreife die Veränderung nicht, die in mir vorgegangen ist; vieles steht verjüngt, wie in der Kindheit vor mir, ja ich bin wieder zum Kinde geworden, und gehe nun durch dasselbe rosenrote Tor wieder aus dem Leben hinaus, durch welches ich eintrat. So ist mein ganzer Lebenslauf nur ein Kreis gewesen, indem ich immer glaubte, in grader Richtung fortzugehen. Die Welt mit allen Freuden und Leiden liegt hinter mir, wie ein weites Gebirge, das der Nebel unkenntlich macht, nur das Tal, in welchem ich Ruhe finden soll, seh ich deutlich vor mir. Schwarze, im Winde flatternde Totengewänder mit tiefen steifen Falten, Gräber und Totengerippe stehn vor meinen Augen, ohne daß ich mich, wie sonst, davor entsetze: ist nicht alles um uns her Tand und Spiel, womit wir uns so ernsthaft beschäftigen? Wie wir die Trümmer alter Paläste besuchen und ausmessen, so sollten wir mit Künstleraugen das Knochengebäude des Menschen betrachten, und das erhabene Kunstwerk bewundern, von dem uns dort in nackter Entblößung gleichsam die Latten und Grundlinien hingelegt sind, wie die Contoure einer Zeichnung neben dem Menschen, dem vollendeten Gemälde. Wie ein veraltetes Kleid legen wir den Körper ab, Blumen, Gräser und Insekten nähren sich von unserm Stoff, so wie wir von der Pflanzennatur unser Dasein erbetteln, aber der Geist schwingt sich aufwärts, und sieht mit Ruhe auf die Verwesung seines Körpers hinab.

 

O könnt ich den raschen Jüngling, könnt ich Dich, lieber Sohn, nur einen Blick so in die Welt und ihren durcheinandergezogenen verwirrten Wirbel hineinwerfen lassen, wie ich jetzt alles sehe. Der Künstler wirft oft eine wunderbare Erleuchtung in unsre Seele, indem er längst bekannte und oft gesehene Gegenstände in seinem Gemälde so ordnet und zusammenstellt, ein eignes Kolorit und seltsame Zufälligkeiten hinzufügt, daß seine Darstellung eine neue und wundersame Bedeutung erhält. Aber für meine Gefühle und Ideen hat die gewöhnliche Sprache, das fühl ich, keine Worte, ich müßte eine Art von Gedicht schreiben, um Dich etwas näher in meine Atmosphäre zu ziehn, so wie vielleicht alles recht Gute und Verständige immer ein Gedicht sein müßte, weil das, was den Menschen ganz befriedigen soll, sein Gefühl und seinen Verstand zugleich ausfüllen muß. Reine Sätze der Vernunft auf die gründlichste Weise hintereinandergestellt, lassen die größere Hälfte im Menschen leer, und noch niemand ist auf diese Weise geändert oder gebessert worden. Könnt ich Dir doch, wie durch tausend Hohlspiegel, das Bild so zuwerfen, wie ich es vor mir sehe, o William, Du würdest es nicht der Mühe wert finden, zu leben, alles das tief verachten, was die gewöhnlichen Menschen Fröhlichkeit und Lebensgenuß nennen. Nichts macht mich ernsthafter, als ein lachendes Gesicht, als jene hohe Festtage im menschlichen Leben, wo man recht darauf sinnt, und sich zwingt, alles Gewöhnliche abzulegen; aber die neuen Kleider veralten ebenfalls, und werden verächtlich in einen Winkel hingeworfen. Die Zeit rinnt Tropfen für Tropfen unmerklich und unaufhaltsam fort, und alles ist dann leer und vorüber, in den Wind zerstreut und verflogen, daß der Mensch sich wie berauscht umsieht, und nicht begreifen kann, wo alles ihm unter den Händen fortgekommen ist, was er innig an sein Herz geheftet glaubte. – Ein Bauer hat heute hier in meinem Dorfe Hochzeit gemacht, der Zug ging vor meinem Hause vorüber, und ich mußte ihnen aus dem Fenster Glück wünschen, ja die freudetrunkenen Menschen ließen mir nicht eher Ruhe, bis ich mich in ihre Wohnung tragen ließ, um an dem Getümmel, an den Anstalten, die schon seit Wochen gemacht waren, und nun endlich, endlich gebraucht und verbraucht wurden, teilzunehmen. Für die beiden Neuvermählten war dieser Tag nun der wichtigste, seit die Welt steht; sie meinen, daß von diesem Tage ein Abschnitt durch die Zeit in ganz Europa gehe, daß alles um ihre Hochzeit wisse, und jede Seele sie beneide: sie geben sich der stürmenden Freude und dem lauten Lachen preis, ach! und bedenken nicht, daß sich alle Empfindungen, frohe und traurige, in uns nur, wie in einem Behältnisse sammeln, daß dies Vermögen ihrer Fröhlichkeit in einigen Stunden verschwendet wird, und daß sie dann in einer nüchternen Leerheit darben, und fröhliche Minuten erbetteln, die sie jetzt wegwerfen. Wenn ihr bei der Feldarbeit schwitzt, und unter dem Joche der Dürftigkeit seufzt, ach so werdet ihr sehr bald den heutigen Tag vergessen, eure Kinder werden euch nicht so entzücken, als an dem Tage ihrer Geburt, wenn sich nach und nach die Leiden entwickeln, die ihr um ihrentwillen duldet; die seidnen schöngeschürzten Quäste auf eurem Bette werden alt und unkenntlich, und den Kindern zum Spiele heruntergerissen werden, die die Braut gestern mit so emsiger Zierlichkeit aufsteckte, die neugeweißte Stube wird von der Lampe und vom Feuer schwarzgeräuchert, eure glatten Gesichter legen sich in Falten, Zwietracht und Zank, Krankheit und Gram hemmen den Strom eures Lebens, der euch jetzt so eben und glänzend erscheint. – Ach, William, ich dachte an den frohen Tag zurück, der mich mit Deiner Mutter verband; wie alles sich verwandelt hat, und nichts in mir dem Lovell ähnlich sieht, der ich an jenem Tage war. Ein rauher Wind bläst über den Wald her, die halb abgelösten Tapeten rauschen und klatschen im Nebenzimmer, der Regen schlägt gegen die Fenster. Und doch, William, wenn ich Dir nur die Anstalten zu Deiner Hochzeit hätte besorgen helfen, ach ich wäre gewiß schwach genug gewesen, alles zu vergessen, und in der Einfalt des menschlichen Herzens zu glauben, die Natur schließe uns von ihren harten Gesetzen aus, und alles werde so golden und freundlich bleiben. – Und ist dies auf der andern Seite nicht vielleicht die höchste Weisheit des Menschen? Muß ich nicht alle Zirkel um mich her aus meinem Mittelpunkte ziehen? –

 

Ich will immer anfangen einen Brief an Dich zu schreiben, und nehme die Feder und schreibe mancherlei nieder, und vergesse Dich dabei. Dann fällst Du mir plötzlich wieder ein, und der ganze Brief wird dann durch einen Zufall abgebrochen, und es ist mir unmöglich, den Faden wiederzufinden. So habe ich schon einige Blätter vollgeschrieben, aber ich habe sie vergebens gesucht. – Wenn ich die Augen zumache, unterrede ich mich mit Dir und trage Dir allen Gram und alle Sorgen vor. Ich finde dabei nichts zu lachen, denn was tun unsre Briefe denn anders? Vielleicht daß sich in einem andern Leben die entfernten Gedanken schneller und edler zusammenfinden, als durch Sprache und tote Zeichen; vielleicht daß wir dann erst besitzen, was wir jetzt nur zum Lehn erhalten haben; vielleicht tut sich uns dann das Verständnis auf, daß alle, alle Menschen das Gute wollten und hatten, aber daß die grobe unbeholfene Außenseite nicht gelenk genug war; und so finde ich denn, William, daß Du mir auch jetzt nicht entfremdet bist. Der Gedanke beruhigt mich, und macht mich heiter. –

 

Keine Antwort von Dir! Kein Laut aus der fernen Gegend herüber! – Wie ich mich hinsehne, wie sich oft mein Geist in mir ausstreckt, als wenn er zu Dir hinüberreichen wollte. Ich erinnre mich mancher Kindermärchen, und kann stundenlang an das Wünschhütchen denken, das einen plötzlich von einem Orte zum andern versetzt; dann könnt ich Dich sehn und an Deinen Hals fliegen. Aber es ist unrecht, daß Du mir nicht schreibst; wodurch hab ich das um Dich verdient? – Kannst Du noch immer jenes Briefes wegen auf Deinen Vater zürnen? – Ich habe Dich schon um Verzeihung gebeten, und will es noch einmal tun. –

 

Mir sind die Schilderungen der Schlachten nicht fürchterlich, die sonst so leicht unsre Phantasie erschrecken. Hier fällt ein Mann zur Rechten, dort zur Linken, streifende Kugeln quetschen ganze Glieder nieder, Köpfe und blutbesprützte Arme liegen umher, und der Soldat marschiert mit geradem Sinn den Gefahren entgegen, sieht nicht nach seinem Kameraden links, nicht nach seinem gefallenen Bruder zur Rechten, tritt auf den Leichnam, der vor ihm liegt. – Ich kann diesen Mut nicht bewundern, denn tun wir alle etwas anders im gewöhnlichen Leben? – Freunde sterben zur Rechten und zur Linken, und wir gehn dreist und grade fort, als würde uns der Tod niemals ereilen: wir erschrecken nicht vor dem Gifte, das diesen und jenen wohl von uns Gekannten hinrichtete. Wir haben nur unsre Plane und Entwürfe im Auge, ach und bemerken es nicht, daß die Zeit hinter uns schleicht, und uns unvermerkt in Staub und Asche verwandelt. O wehe der menschlichen Eitelkeit! Wohl dem, der sich aus dem Strudel rettet, der uns alle mit sich fortwälzt! – Die höchste einzige Weisheit des Menschen ist: nicht diesem elenden Götzen zu opfern, dem, wie dem Moloch, alle unsre Kinder in die glühenden Arme gelegt werden. – Ach William, es gibt kein einziges ernsthaftes Geschäft in dieser Zeitlichkeit, als zu sterben.

 

Ach ja wohl könnte der Mensch viel besser sein, wenn er immer in sich den kurzen Raum des Lebens bedächte. – Wie würden wir alles mit Liebe umfangen, wie warm jedem Gegenstande, dem wir nahe sind, die Hand drücken, wenn wir immer bedächten: Ach, auch dieses Gebild zerfällt in kurzem, und du weißt dann nicht, wohin es gekommen ist; es sehnt sich nach deiner Liebe, o gib sie ihm, solange du es noch vor dir siehst. – Mein Vater steht jetzt vor mir, und mahnt mich an allen Gram, den ich ihm so oft ohne Ursache machte, wie wenig ihm mein Herz in so manchen Stunden entgegenkam. Auf seinem Sarge und jetzt hab ich es recht lebhaft gefühlt, wie viel ich ihm hätte sein können. – Auch Du, William, wirst einst nach mir in den Wind seufzen, und meinen Grabhügel fragen, ob ich Dir denn auch ganz und aus vollem Herzen vergeben habe; ja, ja, geliebter Sohn, laß keinen Seufzer der Reue dann in Deinem Busen aufsteigen; ach freilich habe ich in manchen Stunden sehr auf Dich gezürnt, aber alles, alles ist jetzt fort, und mein Herz ist nur mit reiner Liebe angefüllt.

 

Ich habe einen Blick hinab ins Tal des Todes getan, und nun taumeln alle Wesen dieser Welt nüchtern und leer meinen Augen vorüber. Alles sind nur Larven, die sich einander selbst nicht kennen, wo einer dem andern vorübergeht, und ihm ein hohles Wort gibt, das jener durch ein unverständliches Zeichen beantwortet. – Wie wüst ist mir seitdem, und wie alles durcheinander verworren! alles wie trübe und unkenntliche Schatten eines veralteten Gemäldes. – Ich weiß mich kaum noch des gestrigen Tages zu erinnern, in der Zukunft wandelt mein Geist, wie einen Fremden betrachte ich mich selbst, und wünsche den Augenblick meines Todes.

 

Nur Dich, William, vermiß ich noch, sonst nichts in der Welt, ich übersehe mein Leben und alle meine Erfahrungen gleichsam in einem Register. Unsre heftigen Begierden, unsre Entzückung und Verzweiflung entsteht nur daher, weil wir uns selbst und den kleinen Punkt unsers Lebens, auf dem wir grade stehen, zu sehr vor Augen haben, über unser kleines Unglück denken wir nicht daran, daß in demselben Momente viele Tausende unendlich elender sind, als wir, daß sich der Nachbar indessen freut, und in dieser Fröhlichkeit vielleicht schon unbemerkt die Quelle künftiger Trübsale sprudelt. – Alles ist mir jetzt gleich, nur nach Dir sehnt sich noch mein schwaches, väterliches Herz – Du bist krank, mein Sohn, es leidet keinen Zweifel, sonst würdest Du schon vor mir stehen. –

 

Mein Herz arbeitet schwer in mir – nur unwillig tut es die letzten mühseligen Schläge, der Tod hat es mit seiner kalten Hand berührt, und die Lebenskraft hinweggenommen – das Licht des Tages flieht. – Lebe wohl. –


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