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Daß die Stachelbeerbüsche bisweilen recht gründlich abgefressen sind, hat gewiß schon jeder gesehen, der sich außer der Zeit, wo er an ihnen für seinen Gaumen etwas suchte, um dieselben gekümmert hat. Vielleicht forschte er auch nach der Ursache und fand grünliche, schwarz punktirte Räupchen in gedrängten Schaaren an ihnen. Wenigstens bietet sich im Mai und Juni, dann nochmals im Oktober Gelegenheit zu dergleichen Beobachtungen. Diese Thiere, die sich übrigens auch an den Johannisbeeren und Weiden finden, verdanken einer Blattwespe ihren Ursprung und sollen uns jetzt nicht weiter belästigen, obwohl sie es mit den armen Büschen in einer Weise thun, daß diesen die Früchte welken und unreif abfallen. Da hilft ihnen hierbei eine andere Raupe mit, die durch ihre Farbe und bedeutendere Größe auch dann in die Augen fällt, wenn sie durch die kahlen Aeste des kleinen Bäumchens nicht verrathen wird.
Wer hätte sie nicht schon sitzen gesehen, diese oben weiße, unten safrangelbe Schleife mit schwarzen, viereckigen Flecken auf dem Rücken und noch einer schwarzen Punktreihe über den Füßen? Wer hätte nicht schon gesehen, wenn er nach einer faßte, um sie abzulesen, und dabei fehl griff, wie sie sich an einem Faden fallen ließ, um so den feindlichen Fingerspitzen zu entgehen; ein Kunstgriff, den gar viele ihres Gleichen in solchen und ähnlichen Fällen mit oder ohne Erfolg anwenden? Zur Vervollständigung jener Beobachtungen sei hier noch bemerkt, daß sich dieselben Raupen schon im September einfinden, aber genau gesucht sein wollen. Um diese Zeit kriechen sie, eine Linie lang, dunkelgrau von Farbe, in den Einschnitten etwas heller, aus den Eiern, sitzen an der Rückseite der Blätter, deren Oberhaupt sie zunächst nur abschaben, wachsen sehr langsam, häuten sich nach etwa zwölf Tagen zum ersten, und nach derselben Zeit zum zweiten Male in einer Größe von ungefähr 4,5 mm. Wenn nun die Blätter fallen von den ersten Nachtfrösten getroffen, lassen sie sich mit auf den Boden hinab und verkriechen sich unter denselben oder wo sie sonst ein Versteck finden, welches sie, die mehr und mehr in Starrkrampf fallenden, während des Winters aufnimmt.
Mit den jungen Blättern des nächsten Jahres kommen auch sie wieder zum Vorscheine, häuten sich noch einige Male und sitzen nun träge in unseren Gärten auf den oben genannten Büschen oder draußen im Freien am Schwarz- und Kreuzdorn ( Rhamnus). Zwischen den sechs hornigen Brustfüßen und den Nachschiebern steht nur noch ein Paar Füße und zwar ziemlich weit hinten am Bauche, so daß sie gar nicht anders von der Stelle kommen können, als durch eine spannende Bewegung ihres Leibes, der sich in der Mitte schleifenförmig in die Höhe biegen muß, um bei dem Vordringen diese Bauchfüße hinter die Brustfüße zu setzen, welche dann loslassen, damit sich der Körper ausstrecke, und sich dann wieder festklammern. In dieser buckeligen Stellung ruhen sie auch gern. Im Juli sind die Raupen verschwunden, und statt ihrer finden sich zwischen einigen Blättern, oder an andern, den Stachelbeerbüschen benachbarten Gegenständen sehr lose eingesponnene, wie lackirte, stumpfe Puppen mit leistenartigen, gelben Hinterrändern der Hinterleibsringe.
Treffen wir endlich nach ungefähr drei Wochen, vom Verschwinden der Raupen gerechnet, einen ebenfalls trägen Schmetterling mit ziemlich ausgebreiteten Flügeln, der bei Tage durchaus keine Lust zeigt, den einmal eingenommenen Platz zu verlassen, so sind wir fest überzeugt, daß er von jenen Raupen abstammt; denn nicht leicht findet in der Färbung zwischen einer Raupe und deren Schmetterlinge eine solche Uebereinstimmung statt wie hier. Letzterer hat genau die drei Farben wie jene. Der Grund der Flügel ist schneeweiß und trägt eine Menge der Quere nach gereihete schwarze Tupfen, die auf den Vorderflügeln gedrängter stehen und an zwei Stellen, in der Nähe der Wurzel sowie hinter der Mitte durch gelbe Querlinien aus einander gehalten werden; am Saume sämmtlicher Flügel sind sie am regelmäßigsten geordnet. Der Kopf ist schwarz, der Leib gelb, vorn mit drei und der hintere Theil mit einer ganzen Reihe schwarzer Fleckchen verziert. Des Nachts fliegt er schwerfällig umher, und zu der Zeit geschieht es auch, daß das Weibchen seine Eier meist dutzendweise zwischen die Rippen der untern Blattseite legt. Dieselben sind oval, an der Spitze, wo später der Kopf der Raupe zu liegen kommt, nicht so stumpf wie an der andern aufgeklebten Seite, und sehen strohgelb aus, durch viele erhabene an einander hängende Sechsecke sehr zierlich gegittert. Später werden sie gelblichgrau, bekommen feine Eindrücke und man kann – natürlich dies alles nur mit bewaffneten Augen – die graue Raupe mit ihrem schwarzen Kopfe in gekrümmter Lage zuletzt in ihnen entdecken. Dann dauert es aber auch nicht mehr lange, bis sie die Schale durchnagt und zum Vorscheine kommt, um einen Herbst, einen Winter und ein Frühjahr in der schon angeführten Weise zu durchleben.
Sie hat u. a. in der Pimpla examinator und P. rufata zwei Feinde, welche beide manchmal statt des Schmetterlings aus der Puppe hervorbrechen, nachdem sie am Scheitel derselben ein Deckelchen abgenagt haben.