Julius Stettenheim
Heitere Erinnerungen
Julius Stettenheim

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206 XV.

Als Berlin Reichshauptstadt geworden war, dehnte es sich nach allen Seiten aus und schwoll an, wie ein sich füllender Ballon. Man spricht ironisch vom Graswachsenhören, der in Berlin Lebende hörte wirklich die Stadt wachsen. Alles nahm größere Dimensionen an und ging in die Breite und in die Höhe. Das große Berlin wurde von dem größeren verdrängt, man wohnte wie in einer neuen Stadt, dessen mächtiges und unaufhaltsames Werden über die bedächtig philisterhafte Langsamkeit der alten Stadt zu spotten schien. Als ein Denkmal dieser Langsamkeit, das eigentlich ein Plätzchen im Märkischen Museum verdient hätte, stand auf dem Gendarmenmarkt ein hölzernes Gitter, das den Grundstein des Schillerdenkmals schützend umgab und jahrelang ein Aergerniß war und viele schlechte Witze ertragen und verantworten mußte. Es war ein letztes der Restchen aus dem alten Berlin, welche 207 nun rasch beseitigt wurden, als das neue aufzuräumen anfing. Die Enthüllung des Schillerdenkmals gab gewissermaßen das Zeichen zum Beginn einer ungeahnt großartigen Verjüngung der Stadt, wie mit den Worten dieses Dichters: »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.« Daß dieses Stürzen und dieses Aendern die Ruhe und Gemüthlichkeit, an die sich das alte Berlin so ziemlich gewöhnt hatte, völlig beseitigten, mag von Vielen bedauert worden sein, doch blühte aus den Ruinen auch das interessantere, alles Schaffen ermunternde und alle Thätigkeit fordernde Leben in die neue Stadt hinein und versöhnte allmälig mit dem Lärm, mit welchem die friedliche Umwälzung sich vollzog.

Das Parlament führte der sich mächtig ausbreitenden Gesellschaft die anregendsten Persönlichkeiten zu, und da das tolle Parteitreiben, welches heute den Verkehr vergiftet, damals noch fast gänzlich unbekannt war und sich nicht einmal vorahnen ließ, so entwickelte sich bald ein freundliches Durcheinander, in welchem die Ueberzeugung jedes Einzelnen sich geltend machen konnte, ohne dadurch, wie das jetzt der Fall ist, das Signal zum Beginn einer wilden Hetze zu geben. Man war nicht verbittert, nicht gehässig, man achtete in dem politischen Gegner noch den Mann und Freund, und Niemand redete 208 sich ein, den Stein der Weisen in seinem Parteiprogamm gefunden zu haben. Heute giebt es solcher Steine so viele, wie es Parlamentarier und Agitatoren giebt, man könnte damit einen erklecklich großen Marktplatz pflastern.

Wohin ist der Kreis, den Braun-Wiesbaden in seinem gastlichen Hause um sich versammelte! Wie manchen Abend habe ich dort in ungetrübter Fröhlichkeit zugebracht, während der Nachbar zur Rechten irgend eine politische Richtung repräsentirte, welche weder die des Nachbars zur Linken, noch die meine war! Es fiel keinem von uns ein, daß wir außerhalb dieses Hauses Gegner waren. Man wäre ausgelacht worden. Und in diesem Kreise verkehrten Windthorst und Forckenbeck, man kann sich kaum zwei Männer denken, die sich in der Oeffentlichkeit schroffer gegenüberstanden als diese beiden. Und zwischen ihnen fanden sich die Vertreter anderer Parteien friedlich ein, welche im Sitzungssaal des Parlaments weder mit Windthorst, noch mit Forckenbeck einen ewigen Bund geflochten hatten. Braun's Kunst, einen solchen Kreis zu leiten, war in ihrer Unbefangenheit geradezu musterhaft. Es war ganz unmöglich, in dieser Gesellschaft ein politisches Gespräch auf das persönliche Gebiet abzuleiten. Wollte Jemand in einem unbewachten Augenblick sich einer solchen Gebietsverletzung schuldig 209 machen, so trat unser Braun mit dem vollen Glas dazwischen, als Wacht am Hausfrieden mit einer sieghaften Waffe. Ich habe auch wenige Erzähler gefunden, die so gut und so viel wie Braun vorzutragen wußten. Auf seine Weinkennerschaft that er sich mit Recht etwas zu gut, er war ein gelehrter Trinker, besaß einen gutwattirten Keller, und es machte ihm Freude, wenn's seinen Gästen so gut schmeckte wie ihm selbst. Beneidet habe ich ihn oft um sein Talent, sich nicht zu ärgern. Es mußte schon sehr der Mühe werth sein, wenn er die Geduld verlieren sollte. Die gewöhnlichen Angriffe der Presse, von denen er unablässig verfolgt wurde, ließen ihn ganz kalt, besonders hinterlistige und grobe las er mit großem Vergnügen vor. Sehr häufig machte er mich auf Stellen in irgend einer seiner Reichs- oder Landtagsreden aufmerksam, um mir zugleich anzudeuten, wie sie in dem Parlamentsfeuilleton der »Wespen« zu parodiren seien.

Windthorst glich ihm in diesem Drüberstehen, und er war doch immer einer der Bestgehaßten. Aber bei Windthorst war Klugheit, was bei Braun wirkliche Gleichgültigkeit war. Windthorst unterließ es nie, wenn wir uns trafen, mir zu sagen, daß er gelesen habe, was die »Wespen« gegen ihn gebracht hatten, aber selten ersparte er mir den Vorwurf, daß ich mir irgend etwas hatte entgehen 210 lassen, womit ich ihn hätte empfindlicher treffen können, und dann fiel ihm wohl auch ein guter Scherz ein, der mir hätte einfallen sollen. Ich habe überhaupt gefunden, daß die damaligen Centrumsmänner den jetzigen an weltmännischer Liebenswürdigkeit bedeutend überlegen waren, und nenne neben Windthorst nur die beiden Reichensperger, Majunke und Schorlemer-Alst, die dem politischen Witzblatt nie etwas übelnahmen, am allerwenigsten dann, wenn sie dessen Redakteur gesellschaftlich begegneten, und mit denen sich also ganz prächtig verkehrte.

Mit Lasker bin ich oft im Hause Braun's und anderswo zusammengetroffen. Er war mir interessant durch seine Weltfremdheit. Er machte stets den Eindruck auf mich, als sei er inmitten der großen Stadt ein Einsiedler. Eines Tages traf ich ihn auf der Straße, und er begleitete mich nach Hause. Der Unfug des Antisemitismus war einige Monate alt, und ich fragte Lasker, was er von dieser Erscheinung halte. Ganz erstaunt sah er mich an und sagte dann: »Existirt das denn noch immer?« Diese Frage war eine ganz ehrliche, Lasker wollte nicht etwa einer ungerechten und häßlichen Bewegung gegenüber den Gleichgültigen spielen. Er lebte seinen Arbeiten, widmete sich den parlamentarischen Fragen, verkehrte wenig, und was nicht auf seinem Wege lag, oder sich ihm nicht aufdrängte, das sah er nicht.

211 In jeder Beziehung ein Anderer war sein einstiger Fraktionsgenosse Ludwig Bamberger, ein Weltmann auch am Rednerpult, ein geistvoller Plauderer im Salon, ein Politiker mit eleganten Formen. Wenn ich mit ihm zusammentreffe und immer wieder merke, wie ihn alles abstößt, was auch nur im Ausdruck einen Mangel an guter Erziehung und Bildung verräth, so denke ich mir, daß ihn das heutige Partei- und Agitationstreiben anwidern muß, und dann und wann hört man dies auch aus seinen Bemerkungen heraus. Er ist ein Aristokrat im besten Sinne. Wie sein Gespräch, so ist auch alles, was er schreibt, voll Feinheit, seine Publikationen, wie seine Privatbriefe. Ich kann mir denken, daß Bismarck, so lange dieser mit ihm freundschaftlich verkehrte, mehr als einen guten Gesellschafter in ihm schätzte. Ohne Zweifel standen beide Männer gut miteinander. Einmal erzählte mir Bamberger, als er von einem Diner bei Bismarck kam, dieser habe etwas auf sich warten lassen, da er durch einen Vortrag im kaiserlichen Palais abgehalten worden war. Es hatte sich wohl um eine schwierige Auseinandersetzung gehandelt, denn Bismarck war ziemlich verstimmt, als er endlich bei seinem Gast erschien, die Mappe, die er trug, ärgerlich auf einen Sessel warf und dabei mit komischem Ernst ausrief: »Ich kann nicht Fürstendiener sein!« Der 212 Reichskanzler als Marquis Posa! Das übrigens auch Bamberger nicht Fürstendiener sein konnte, bewies seine Haltung, als Fürst Bismarck sich von den Nationalliberalen, die so lange treu zu ihm gehalten, losgesagt hatte.

So ähnlich ihm im Wesentlichen Freiherr Schenk v. Stauffenberg ist, dieser ist ihm doch mit seinem unverwüstlichen Humor überlegen, und dies ist um so höher zu schätzen, als Stauffenberg viel von körperlichen Leiden gepeinigt wird. Die Gicht mag ja bei jedem Menschen an den Unrechten kommen, aber sie bekam mit der Zeit noch Jeden unter, indem sie aus dem Ueberfallenen einen Griesgram machte. Aber den wackeren Stauffenberg hat die hinterlistige Furie nicht übermocht. Sie hat ihm nichts von seinem liebenswürdigen Geist, von seinem köstlichen Witz und Humor genommen. Es kam mir vor, als leuchteten diese seine Schätze um so heller, je toller seine Schmerzen sich bemühten, ihm die Laune zu stehlen. So traf ich ihn in Karlsbad einmal, als ihn diese tückischen Schmerzen mit besonderer Rücksichtslosigkeit überfallen und schließlich, da sie ihm nicht mehr das Gehen erlaubten, an ein Krankenwägelchen gefesselt hatten. So ließ er sich, um frische Luft zu schöpfen, an unseren Tisch vor dem Pupp'schen Cafésalon heranrollen und machte uns bald durch seine ununterbrochen heitere 213 Unterhaltung, in der auch sein eminentes Wissen zur Geltung kam, vergessen, daß wir in ihm eigentlich einen arg gezausten Leidenden zu bedauern hatten. Stauffenberg war ein Held der Schmerzen, wie ich keinen zweiten gefunden. Andern Tags besuchte ich ihn in seiner Wohnung, die zu verlassen sein Leiden ihm nicht erlauben wollte. Ich fand ihn in der heitersten Stimmung, und er zwang mich durch seine Unterhaltung, ebenfalls so zu lachen, daß ich mich fast schämte, mich so in einem Krankenzimmer zu benehmen. »Glauben Sie doch nicht«, sagte er, als ich mich entschuldigte, »glauben Sie doch nicht, daß Klagen und Seufzen etwas besser oder erträglicher machen.« Wie wenige Kranke gleichen ihm darin, wie viele machen sich so Jedem unleidlich, der in ihre Nähe kommt, und verschlimmern dadurch nur ihren Zustand! Freilich haben die Wenigsten so viel echten Humor, wie dazu gehört, um siegreich den Dämon der Schmerzen zu überwinden und in die Flucht zu treiben. Aber die Wenigsten geben sich auch die Mühe, diesen Kampf aufzunehmen, nicht wissend, daß der Humor eine starke Heilkraft ist und oft mehr nützt, als alle Medizin. Er hält auch unseren Stauffenberg aufrecht und wird ihn, den Sechzigjährigen, hoffentlich stärken, sein Leiden ganz zu besiegen.

Eine nicht weniger sympathische Persönlichkeit des parlamentarischen und gesellschaftlichen Lebens der 214 Hauptstadt war von Forckenbeck. Er war viele Jahre in hervorragenden Stellungen thätig gewesen, die ihn mit unzähligen Großen und Kleinen in Verbindung gebracht hatten, er wußte von diesen und seinen vielen wichtigen und interessanten Erlebnissen ungemein fesselnd zu erzählen, und seiner fast trockenen Art des Vortrags merkte man es sofort an, daß er, wie es in dem Zeugeneide heißt, nichts hinzusetzte und nichts verschwieg. Die Wirkung wurde durch eine gewisse Naivetät der Darstellung erhöht, welche keinen Zweifel an der Wahrheit des Mitgetheilten aufkommen ließ. Die Naivetät in bester Bedeutung gab überhaupt dem Wesen Forckenbecks einen liebenswürdigen Zug, wie ich ihn selten bei Männern in hohen Aemtern bemerkt habe. Eines Tages traf ich Forckenbeck in der Potsdamer Straße, und wir plauderten eine Weile, als eine junge Frau auf uns zutrat und uns nach dem Weg zur Bülowstraße fragte. Forckenbeck gab ihr Auskunft. Als sie sich entfernt hatte, sagte ich zu ihm: »Das ist doch großartig, daß eine fremde Dame, die in Berlin nicht Bescheid weiß, sich direkt an den Oberbürgermeister um Auskunft wendet.« Da fragte mich Forckenbeck: »Glauben Sie, daß die Dame mich erkannt hat?« Ich wagte garnicht, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß ich mir nur eine scherzhafte Bemerkung erlaubt hatte.

215 Auch mit Ludwig Loewe zu verkehren, war mir eine Freude. Er war, was man einen Selfmademan nennt, von großer Thatkraft und Intelligenz, zielbewußt, wohlwollend und ein durch und durch ehrlicher Parteimann. Was mir besonders an ihm gefiel, das war sein Talent, wie ich es auch Braun-Wiesbaden nachrühmte, in der Wahl seiner Freunde sich nicht von der politischen Ueberzeugung des Mannes beeinflussen zu lassen. Ein Abend bei ihm in seinem Kreise war interessant und merkwürdig zugleich: man sah sich neben Männern, mit denen man eigentlich befeindet war, wie es die leidige Parteisache so mit sich brachte. Aber man vertrug sich vortrefflich, man sah, daß es durchaus nicht nöthig sei, sich auch außerhalb der Arena zu bekämpfen, sondern daß man sehr gut mit einander fertig zu werden vermochte, wenn man den Menschen von dem Programm, auf das er eingeschworen war, trennte, etwas gesellschaftliches Talent hatte und kein Parteiphilister war. Windthorst wußte sehr lustig auf Loewe zu toasten und Loewe ihm nicht weniger erheiternd zu antworten, und es störte weder die Redner, noch die Hörer, daß es dabei nicht an Seitenhieben fehlte. Zu dieser Tafelrunde gehörte regelmäßig der chinesische oder japanische Gesandte und dessen Begleitung, die nicht wenig erstaunt waren, daß sich die politisch weit auseinandergehenden anderen Gäste so gut vertragen haben.

216 Das ist später auch nicht so geblieben. Die Gegensätze verschärften sich; nicht nur die politischen Programme, auch deren Repräsentanten stehen sich jetzt feindlich gegenüber, die Gereiztheit der parlamentarischen Debatten hat sich auf den persönlichen Verkehr ausgedehnt, und wie die Fraktionen im Sitzungssaal getrennt sind, so sind sie es jetzt auch gesellschaftlich.

Genau so trennten sich die Vertreter der Presse. Sie verkehrten einst kameradschaftlich, so lebhaft sie sich mit der Feder bekämpften. Aber die Kämpfe wurden immer erbitterter, die politische Feindschaft wurde zur persönlichen, und heute weicht ein Journalist dem andern aus, wenn dessen Redaktion einer anderen politischen oder sozialen Richtung angehört. Selbst in dem »Verein der Presse«, der doch, lediglich die Interessen der Berufsgenossen verfolgend, ein absolut unpolitischer ist, macht sich diese bedauerliche Scheidung geltend.

Indem ich dies aufrichtig bedaure, denke ich mit Vergnügen an die Zeit, wo es anders gewesen. Eine ganze Reihe verdrossener und verbissener Journalisten, welche heute mit einer wahren Freude an verdächtigender und beleidigender Hetzarbeit bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ihrer Feder einige Schmähzeilen abquälen, die irgend einen »Kollegen« vernichten sollen, – beiläufig bemerkt, 217 ist das Vernichten durch seine Häufigkeit ganz wirkungslos geworden, – wird es sich gewiß nicht denken können, daß wir Ritter vom verfehlten Beruf einst sehr friedlich neben einander hergingen und es uns gar nicht einfiel, uns zum Gaudium der verehrten Leser und Abonnenten mit der Feder zu beschädigen. Es gab etwas, was man heute kaum noch dem Namen nach kennt: Gute Kameradschaft. Die zeigte sich in bester Art, wo sich ein Anlaß dazu bot. Als z. B. Kayßler, der als Vertreter der Berliner Presse auf den französischen Kriegsschauplatz gesandt und dort in Gefangenschaft gerathen war, nach Berlin zurückkehrte, vereinigten sich die Vertreter der Blätter aller und sämmtlicher Schattirungen auf einem Bankett zu fröhlicher und einträchtiger Begrüßung, und wir sangen, ohne daß irgend eine Disharmonie störend wirkte, das Lied: »Our own correspondent« das ich dem Wiedergekehrten gewidmet hatte. Heute wäre ein kollegialisches Zusammensitzen und Zusammensingen nicht zu Stande zu bringen, heute, wo einer dem andern in der Boxerstellung gegenübersteht und einer den andern anfaucht.

Hier mag ein ganz vortrefflicher Witz meines freundlichen Gegners Pindter Platz finden, wenn auch viele meiner Kollegen sehr erstaunt sein werden, daß ich es nicht vorziehe, von dem Redakteur der 218 Norddeutschen Allgemeinen Zeitung etwas zu melden, was ihn in den Augen des Lesers herabsetzt. Wir waren auf einer Soirée im Bleichroeder'schen Hause. Nach Tisch, als »das junge Volk der Schnitter zum Tanz geflogen« war, fanden sich die älteren Herren in einem abseits gelegenen Salon zum Bier und Rauchen zusammen, und ich erzählte, – ich weiß nicht mehr, wie ich dazu kam, – was mir vor einigen Tagen auf dem Ball der Presse im Wintergarten des Centralhôtels passirt war. Die Mitglieder des Festcomités, zu dem ich gehörte, waren mit allerlei Dienstleistungen bei den Arrangements im Saale und bei dem Empfang der Gäste an den Eingängen betraut, wo den Damen ein Bouquet und den Herren eine Tanzkarte und irgend ein Programm überreicht wurde. Ich hatte den ehrenvollen Auftrag, an einer Thür die eintretenden Herren mit Tanzkarte und Programm zu versehen, und das ist denn auch, wie ich wahrheitsgetreu dem Kreise, in welchem Pindter sich befand, berichtete, eine Weile ganz gut gegangen, indem die Eintretenden das ihnen von mir Angebotene nahmen und dankend in den Saal gingen. Plötzlich erschien ein Gast, der nicht in der Nehmerlaune war. Nach seiner unmaßgeblichen Meinung war er wohl schon in der Garderobe und am Haupteingang genugsam belästigt worden, oder er fürchtete, daß ich ihn in neue Kosten stürzen 219 wolle, kurz, er gab, ohne mich eines Blicks zu würdigen, meine Gaben mit einer Handbewegung ablehnend, nach einem »Ach was!« seiner Dame den Arm und ging an mir wie an einem aufdringlichen Lohndiener vorüber. Da lächelte Pindter, der aufmerksam zugehört hatte, mit arger List und sagte, die Hand auf meine Schulter legend: »Sehen Sie, mein Lieber, da sind Sie auch einmal freiwillig gouvernemental gewesen!«


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