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Donnerstag, 1. Febr. 1912. Eine schwere Plackerei heute: sehr schlechte Oberfläche – sandartige Schneewehen – mühsames Ziehen! Wir quälten uns bis nach 8 Uhr abends und erreichten eben das Wegmal vom 29. Dezember. Wir essen 1/7 mehr, was einen kolossalen Unterschied ausmacht, und haben doch Proviant genug auf 8 Tage. Wilsons Bein ist viel besser, aber Evans' Finger sind sehr schlimm; noch zwei Nägel gingen ab, und die Beulen brechen auf.
2. Febr. Heute kam uns auf einem steilen Abhang der Schlitten auf die Fersen und stieß uns einen nach dem andern in den Schnee. Wir schnallten die Schneeschuhe ab und taumelten zu Fuß so schnell vorwärts, daß wir um ½ 2 Uhr 17 Kilometer hinter uns hatten. Von Mittag ab begleitete uns eine seltsame Erscheinung: Unsere alten Spuren waren verschneit, aber der darin zusammengewehte Schnee bildete einen erhöhten Fußweg, an dem wir entlangzogen. Am Nachmittag kamen wir an den Abhang, auf dem wir am 28. Dezember mit den Schlitten getauscht hatten. Alles ging gut, bis ich bei dem Bemühen, mich auf dem glatten Boden zu halten, einen bösen »Kopfsprung« machte und schwer mit der Schulter aufschlug. Nun beherbergt unser Zelt unter 5 Mann 3 Patienten! Dabei stehen uns die schlimmsten Stellen unseres Weges noch bevor! Und Evans' Finger – – – ! 31 Kilometer heute – die reichlichere Nahrung hilft entschieden, aber wir sind trotzdem recht hungrig.
3.Febr. Ich lief heute wieder auf Schneeschuhen, um nochmaligem Fallen zu entgehen. Rechts erblickten wir ein Wegmal, verloren aber beständig die Spur und sind heute abend wahrscheinlich in der Nähe unseres Lagers vom 26. Dezember. So geht es nicht weiter; das Suchen nach Gleisen und Wegmalen raubt uns kostbare Stunden; wir wollen daher von jetzt an geradeswegs nordwärts ziehen. – Evans geht es mit seinen Fingern verhältnismäßig nicht schlecht, aber wann wird er wieder tüchtig mit zugreifen können? Wilsons Bein ist viel besser und meine Schulter ebenfalls, obwohl ich oft schauderhafte Stiche darin fühle.
4. Febr. Wir zogen zu Fuß auf guter, fester Oberfläche und legten 18 Kilometer zurück. Gerade vor dem zweiten Frühstück fielen Evans und ich ganz unerwartet gleichzeitig in eine Spalte – Evans schon das zweitemal; darum ließ ich das Lager aufschlagen. Nachher ging es über eine harte, glänzende Oberfläche etwa 100 Meter abwärts, und wir machten im ganzen 33 Kilometer. Wären wir nur von diesem verwünschten Plateau herunter! Die Temperatur ist um 11° niedriger als auf der Hinreise; unsere Gesundheit bessert sich auch nicht, besonders kann Evans sich gar nicht erholen; nach dem heutigen Sturz wurde er plötzlich völlig stumpf und leistungsunfähig! Was soll daraus werden?!
5.Febr. Ein guter Vormittag mit 19 Kilometer! Aber nachmittags verlegten uns riesige Eisrücken und große, teilweise offene Spalten den Weg, so daß unsere Marschrichtung sehr unregelmäßig wurde. Ohne meine Schneeschuhe wäre es kaum gegangen! Unser heutiges Lager steht in einer wahren Eiswüste, aber der Wind ist hier milder, und es ist zum erstenmal seit Wochen wieder behaglich im Zelt. Mehr als 55 Kilometer können wir nicht vom obern Gletscherdepot entfernt sein, aber wie wir durch die sich jetzt auftürmenden Hindernisse durchkommen, weiß der Himmel! Unsere Gesichter sind vom Wind wie zerfetzt, meines noch am wenigsten. Evans' Nase ist fast ebenso schlimm wie seine Finger – er ist sehr abgefallen, der Ärmste!
6. Febr. Ein schrecklicher Tag! Schon am Morgen war der Himmel bedeckt – eine furchtbare Gefahr, wenn man rings von Spalten umschlossen ist. Glücklicherweise klärte es sich noch auf, und wir zogen gerade auf den Darwinberg los, aber nach einer halben Stunde standen wir zwischen riesigen, offenen Schlünden, die zwar nicht sehr tief, aber auch nicht überbrückt waren. Wir gingen zwischen zweien nordwärts, aber zu unserm größten Verdruß liefen sie in ein Chaos unpassierbarer Eistrümmer zusammen. Es blieb uns nichts übrig: wir mußten 2 Kilometer weit zurück! Dann wandten wir uns nach Westen und kamen auf ein wildes Meer von Schneefahnen, wo das Ziehen furchtbar anstrengte; wir setzten das Segel auf; Evans' Nase litt sehr, Wilson fror, und alles war scheußlich. Zu Ende des Marsches hatten wir wenigstens die Gewißheit, daß wir gerade auf unser nächstes Depot lossteuerten. Die Lebensmittel sind knapp, das Wetter unsicher – die Stunden am Tage mehren sich, wo die quälende Sorge nicht weichen will! Evans' Wunden eitern, und manche Anzeichen verraten, daß seine Kraft zu Ende ist.
7. Febr. Oberes Gletscherdepot. Ein greulicher Tag, aber mit glücklichem Ende! Am Morgen panischer Schrecken durch die Gewißheit, daß eine ganze Tagesration zu wenig Schiffszwieback vorhanden ist. Bowers regte sich schrecklich darüber auf.
Eine angenehme Botschaft erwartete mich hier im Depot: ein Zettel von Leutnant Evans mit der Meldung, daß die zweite heimreisende Abteilung am 14. Januar wohlbehalten hier vorübergezogen sei – sie haben also von einem zum andern Depot einen halben Tag mehr gebraucht als wir.
Wohlan! Unsere 7 wöchige Eislagerreise haben wir hinter uns und sind größtenteils gesund geblieben – noch eine Woche mehr hätte für unsern Evans schlimm werden können, denn es geht beständig mit ihm abwärts. Wird sich das Glück auch weiterhin nicht ganz von uns abwenden?