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Der verhexte Schmedi

Der Sage nach wären gerade die reichsten Leute zugleich auch die geizigsten, und wenn das auch nicht immer zutrifft, so ganz aus der Luft gegriffen ist es gewiss nicht

Bei der Moosbachlerleni hat dieses Sprichwort bestimmt zugetroffen. So hat mir wenigstens der Boir-Sepp erzählt und schmunzelnd hinzugefügt: »Is ehrer obr öftr amol ozohlt worn, wej zum Beischpyl anno dazumol, wejs dos Haus umbaut hot und koan Budr nyt zammbrocht hot.« Auf mein Ersuchen hin, mir doch diese Geschichte erzählen zu wollen, teilte er sie mir auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit, und zwar wie folgt: »Recht hohfahrti is d' Leni ollweil gwen und zletzt hotr dös hölzerni Häusl nimmer passt, und se hot dem oltn Tonerl, ehrm Mo, solong zugredt, bisr »Jo« gsogt hot. Dös wissens, wij dös bei uns eim Wald gmocht wird. Ma losst derweil d hölzern Wänd stehn, baut außn d nuin aus Schtoanern obr Ziegel bis zu Doch afi und reißt erst hintno d oltn Wänd indr. A su ist's do a gmocht wor'n.

Drei Maurer und zwoa Zimmerleut sand kema und hon z baun oghebt. Zerscht sand d Maurer z Wort kemn. Z Wort sog i, weil, wej d Leni gsogt hot, d Maurer mehr gredt als g'arbat hobn, wej jo dös bei olli Maurer seit Adam und Eva dr Foll is. Ma kennts jo a aus eingnr Derfahrung. Erscht redens a Weil, herno schtopfns ehri Pfeifen, herno kentns s o und redn wieder; oftn (dann) nehmens an Schtoa zeihmol in d Händ und drahn n af olli sex Seiten, und zletzt schmaißns n wieder weg und reden davo a holbi Stund, dossr für nix is. Wissens, der Baumeister Sterbik hot amol gsogt, d Maurer sand groußi Verehrer von dem ollrgrößtn Volksdichter Schiller, der so sogt: »Wenn gute Reden sie begleiten, dann fließt die Arbeit munter fort«, und wenn sie sich schon an den zweiten Teil dieses Ausspruche nicht halten, an dem ersten Teile halten sie gewissenhaft fest.« Dös hot a d Leni gsogt, wenn a af onderi Weis' und wor ollweil voller Gift und Goll und hot den Maurern di Knödl so ölendi gschmolzn, doss übr dös wieder d Maurer Gift und Goll einigfressen hobn. Sy hot natürla gsogt, weil d Lumpen sou faul sand und nix arbeitn, drum schmolz sie a denen Falotten wenig: und d Maurer wiederum hobn gsogt, weil d Hex a sou miserabel schmolzt, wegn dem wird a ner d Holbscheit ausgricht. Bei derer Kost kann ka Mensch nyt bei Kroft bleiben und d Gsund (Gesundheit) si' ruigniern wegn so an Neiddorm – na dös tan mir nyt. – Mit dr Zeit is obrs nui Haus do firti gwordn. D zletztn Täg hons sogor recht fleißi gschofft, und koa Mensch hots gwüsst, wegn wos si si' so schleun'n (beeilen), damits nyt gonz austruckn'n und am End an dy Knödeln und Ludeln drstickn, obr weils im Gfüld a Haus hätten baun solln. –

D Leni hot olli vierzeh Täg ehri zeih bis zwölf Kilo Budr und an Hafn vollr Schmolz an oan Handler varkaft und gonz rein a no drzu, weils nämli zu derer Zeit no ka Kunerol, ka Zeres und ka Magarin nyt gebn hot zm Pantschen. – Wor wieder amol zu Budrn und Schmolzauslossn, und weil d' zwidern Maurer firti worn und endla ozogn san, hot si si scho gfreut of dos Ausbuttrn und Auslossn. Dösmol wors a no recht neugieri, wej dös geiht, weil si si' a neumodische Trummel z Budrn kaft hot, mit derer d Oarbat leichter und schneller geiht, wej d Leut gsogt hobn.

D Stolldirn, d bucklete Petronella, die an Schmalzl zeitweis gschnupft hot und ollwei n Strauka (Strauchen) ghot hot, guißt sou a zwonzg Liter Midl ei d Trummel und hebt s Drahn mit dem Werfel o. Sy draht und draht, draht scho a poor Stund – dr Schmedi, stejht nyt zamm, s wird koa Budr aus ehm! Do wird obr d Moosbäuerin siri und lästert dös orm Leut her und schreit: »Grod zu fressen taugst, nyt amol an Budr bringst mehr zamm! Schau dass d weiterkimmst, i wir selbst budrn!« Richti, drahts selbst, bis schwitzet wird und schwoch – obr koa Budr wird nyt, nyt denka! »Aha«, schreits, »ejz woas mas. O du malifiz Glump du, du neumodisch, du Sautrummel du neumodischi! Zeih Guldla hots kost und ejz taugt's vor an Dreck!« D Petronella muss an oltn Budrkübel bringen, und s Budrn geiht afs nui o, Stössl a, Stössl oi, a gschlogeni Stund. Obr, wos is dös? – s wird wieder ka Budr nyt, und d Petronella sogt verzogt: »Dös is a Wunder, Bäuerin.« Obr d Bäuerin woas besser und schreit: »An Schmorn is, ka Wunder; verhext is dr Schmedi und a hornlose Kouh mog i hoißn, wann dös nyt d Krammlschneiderin tan hot, d verfluachti Hex! Die Hex! Die Hex!«

Af dös Gschroa kimmt dr Moosbauer doher und frogt, ob epr d Welt untergeht. »Vo mir aus scho«, brüllt d Bäuerin, »wenn d Hexn wiedrum raigieren und am d Krammlschneiderin n Schmedi varhext und ausm Schmedi gar nimmer ka Budr nimmer wird, ist scho ollsoans, geihts intr obr geihts nyt üntr!«

Dr Bauer gibt af dös törrisch Gschmaz (Gewäsch) und Schelten und Fluchen nix und segt si scho beim Gericht mit derer Krammlschneiderin und schreit wegen dem dawider. »S Mäul holtst, Luder dumms! Mogst di eispiern lossn und an Fufzgr Strof zohln? Ghext wird nimmer seit dr Pobst olli Hexen, wos no nyt varbrennt hobn, ins brittisch Reich varbonnt hot. Und ejz lossmr erscht n Schmedi oschoun und kosten, doss ma derer Soch am Grund kimmt.« Der Bauer nimmt si a kloas Tröberl af a Schiefrl, schmeckt (riecht) drzou und kosts. Af amol hebtr s Spucken und Hupfen o und wischt si s Mäul mit beidi Händ und schreit noch an Wossr, doss d Leni d Händ zamschlogt und z' krahn ohebt. »O mein Tonerl, wos host denn? Um Gouds Willn, wos is dr denn? Vergift hotr si! O du mei Mo! So red do! Wos is dr denn gschegn?«

Endla kunnrs sogn: »Sakra, sakra«, schreit r, »s gonzi Mäul hon i mr varbrennt! Teppets Luder übranand; host denn dös nyt kennt, doss dös koa Schmedi nyt is? A Kolkmil is dös!«

Ejz glaubt d Leni erscht recht, doss d Krammlschneiderin n Schmedi in a Kolkmil varhext hot und raunzt: »Vors peinlichi Gericht muss d Hex brocht wern, weils den Schmedi in a Kolkmil varhext hot! Am Sunnto klog i s!« Dr Mossbauer hots ober scho darrotn ghot, wej si di Gschicht varholtn tut und bloßtr ins Öhrl: »Holt d Goschen, saudumms Luder, du! Häst'n Maurern s Fressen besser gschmolzen, wärns nyt olli Täg zeihmol in Keller einigangn und hättn dir nyt n gonzn Schmedi ausgfressn und a Kolkmil davor einigschütt. Hon mi eh gwundert, doss ollweil in Keller geihn und jedsmol als a lochetr außakemm'n san; obr af dös bi i nyt varfolln, dass durt ehr'r Brout in d Häfn tunken, und wann nix mehr drinn is, a Kolkmil einigschütten. – Häst den Leuten besser gschmolzn, hättns dir den Possen nyt gschpylt.«

»Dö Hund, die klog i, die klog i!« hots ejz wieder gjammetiert, »Vierzeih Täg mejssns kriegn und fufzg Gulda Strof mejssns zohln!« Obr dr Tonern hot recht gifti glocht und hot gmoant: »Freili, freili, doss dr gonzi Bezirk drfohrt, wos du vor a Neidhammel bist, und wej di d Maurer zu Norrn gholtn hon! Nyt unterstehn wirst di und ka Wörtl redst davo, sist hoißsts in poor Täg übroll: D Moosbäuerin schmolzt n Leuten mitm Wossr und solzt mitn Schnee.« Und host wem drwischt dabei, host zwoa Zeugen? Sei froh, dass ko Fremds dobei gwen is, wejst d' Krammlschneiderin a Hex gnamelt host und d Maurer ölendigi Hund. Wissen tan mirs ejz, wejs wor, obr beweisen, vaschtehst, beweisn kimers nyt!« –

So hot holt d Moosbäuerin ehrn Zurn vorbeißen müssen und derer Petronella no recht schöi tun und a nius Tejchl kafn meissn, domits nix ausblebert. – Natürla, wej dös sel Schtollmensch afs Nujjohr ausm Dienst ausgschieden is, hots s Mäul a nimmer gholtn, und sider Zit nenn'n d Moosbäuerin olli Leut do, – d Kolkmilbäuern.«


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