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Der Kohlenbrenner-Naz, der Wasserman und die Seenixen.

Neulich habe ich wiedererzählt, wie der Kohlenbrenner-Naz den Teufel zitiert hat und um ein Haar die schöne Arabella, welche eine Hexe war, geheiratet hätte, und ich knüpfe im Folgenden an den vorigen Bericht an. –

Der Naz ging, als der erste Meiler glücklich unter Dach und Fach gebracht war, heim und blieb drei Tage aus.

Ich fragte ihn nicht, wo er gewesen, als er wiederkam, und er sprach auch nicht davon. – Indessen stand schon ein zweiter, langer Stoß Holz da, und der Naz richtete den zweiten Meiler her.

Nachmittag, so gegen vier Uhr suchte ich meinen neuen Freund wieder auf und sagte zu ihm: »Ihr Abenteuer mit dem Luzifer und der Arabella war sehr interessant, und ich vermute, dass Sie mit ihren 66 Jahren noch viele andere erlebt haben dürften, auch welche mit Waldgeistern, Nixen, Elfen, Wassermännern u. ä. mehr, oder nicht?«

»Wär net schlecht«, antwortete er darauf. »Wär net schlecht, wann mir no koani üntrkumm'n wärn, wo i doch seit (Ge=) Burt aus im Wald leb! Der Wossrmo' vom Schworzn See wor a Kamerad zu mir – Froschküni hotr si' gschriebn – und mit dem und den Wossrjungfrn – s worn obr net elfi, sondrn dreizeih – hon i sogor amol Kortn gschpylt, Einundzwanzig.«

»Was«, warf ich da ein, »Einundzwanzig gespielt mit Nixen? Unmöglich!« »Wenn i sog, i hob mit denen Oanundzwanzig gschpylt, so is dös a a so gwen. Wegn wos denn nyt? Odr glaubns, d Seejungfrn tan ner alleweil im Wossr umanand kutschiern, singn und 'n Mo(nd)schein (Mond) onschaun? Obr i red davo' net gern, weil so wos redt si leicht umanand und dr Froschküni könnt davo' erfohrn, kriegt an Zurn af mi, weil i olls ausplausch, und s geht mr, weijs dem Fleischr Bruckmo ei Eisnschtoa gonga hot.«

»Wie war denn das?«

»No, der Froschküni hot a net alleweil vo lautr Fisch, Krebsn, Birln (Beeren), Schwomma und so Zeug leben mögn und is si' amol a noch Eisnschtoa um a Trumm Schweinrs gangn. Der Fleischr obr drkennt den Wossrmo daran, weil dem s Wossr allweil ausm linkn Rockschössl tropfezn tut und erlaubt si mit dem an abscheulichn Spaß. Er legt a poor Stückln Schweinrns am Hackstock hi' und frogt: ›Von welchn mogst denn die zwoa Pfund Fleisch? Weis (zeig) hi' draf!‹ Und wie der Froschküni mit dem Fingr draf hindeut, haut der Brockmo gschnell hi' und haut dem s Spitzl vom Fingr wurzwe(g) o! – Ka Bluat is wohl dobei koas außagspritzt, grod ner a Wossr; obr wech toan muss ehm des nennest recht hobn, und er muss sein' Roch' hobn und schreit hin af den Fleichhockr: ›Ersaufn sollst davor von heut in an Johr!‹ Der Bruckmo locht und sogt: ›I, im Wossr sterbn? Do schneidst Di, Wossrmo. I trink koas und geh' in ka Wossr; – Bier, wanns war, scho ehnder; obr Wossr, na!‹ Sidr Zit (seit dieser Zeit) isr a richti an jedm Wossr ausgwichn, wors ejz a Teich odr a Bo(ch) od sist oans. S Johr draf obr – gregnt hots an dem Tog recht – geht dr Bruckmo mit an Saurausch ham bai dr Nocht, follt übr an Stoa, follt in a Wossrlackn – und drsufa isr drinnet, weilr mitm Mäul einikemma is und in sein Rausch nimmer aufkunnt hot. Und a sou könnt mrs a no gehen, weil dr Froschküni lebt no.« –

Ein halber Liter Kronabittrschnops half jedoch dem Naz schließlich doch über alle Bedenken hinweg, und er hat mir endlich, doch noch unter dem Siegel der Verschwiegenheit, anvertraut, wie sich die Sache mit dem Kartenspiel am Schwarzen See zugetragen hat. –

»Jung bin i dazumol no' gwen, pascht und wildratschützt hon i jesmol no öftr amol und zeitweili hon i mir a hübsch poor Guldla als a Fremdnführ'r vardient.

Amol, im Summr wors, muss i mit etla Juristn (Touristen meinte er damit) übrm Deffernikn und n Lackasee no Schtumbo eini, andrn togs übrn Fohrnber(g), Hurkntol und n Ponzr am Spitzber(g), und durt bleibns im Hotöll. I obr – beim Rixi wor mirs amol z tuir, geh zum See, wo i mir a lari Holzhaurhüttn woas – wissns, so a Hüttn is eigentli ner d Doch, in dem vorn a Türl is, grod ner a Notstond – Üntrkunft – und will drinnet schlofn.

Wen triff i do? Den Wossrmo, den Froschküni! ›A, grüß Die God‹, sog i, ›dös gfreut mi, doss i Di' a wiedr amol treffn tu!‹ Er hot a a Freud und weil dr Moschei so schöi scheint, doss ma a jedi Zeitung dobei lesn kinnt, we' mans glernt hot, sogtr, mir könntn do no draußt vor derer Hüttn a Stündl Oanundzwanzigrln. I bin glei dabei a; – zu Zweit obr is a fade Soch; do solltn mehreri do san.

Do sogt dr Froschküni draf: ›Du Kohlnbrenner, i hon an Einfoll; im See drinnet plontschn um die Zeit scho' die Seejungfrn umanand; am End schpyln die mit. S geht jo ner um Hoslnüss und Buachla (Buchennüsse) und von den hobns allweil an Vorrat.‹

I schau wej a Norr, hob bis heut d' Seejungfrn ner im Wossr schwimm'n gsegn; doss obr a außa gangeten und gor a kortnschpüln tatn, sel hon i mei Lebetog no net ghört, viel wengr no gsegn. I glaubs wegn dem neit und sog a, mit nocketi Weibsbildr spiel i net.

›Wos nacket', moantr draf, ›gonz nacket sans jo net, – Feignblattln wochsen bei uns wohl net, obr se hobn de Seerosnblattlen, wei a Schubkorrnradl, um d' Mitt, und viel mehri hobn d Stodtrdom'n, wanns bodn, a net am Leib.‹

Er losst si' nix einredn und geht nachstr zum See hi', und i geh hinterdrein nochi, scho' weil i neugieri bi, wie sich die Sach ausgeh'n wird. –

Am See bleibn mir erst a Weil stehn und schaun hintr am Busch füri umanand, z'meist am Bugl schwimm'ns, holtn si' bei die Händ und singn. Lusti wors net, obr holt schöi, wej a Horpfnspyl.

Nochr geht der Froschküni bis zum Rond hi', steckt zwoa Fingr ins Mäu' und pfeipft wij a Omschl.

Do werns stad, und etla kemm'n doher und frogn, wosr wollt. Obs nyt Oanundzwanzg spyln möchtn, s wär no oanr do, a Freund. Moant die Oani, dös wär jo a Mensch, der nebn meinr steht. Sogt er draf: ›A Leut is dös scho; obr es is a Kohlnbrenner.‹

Olln Respekt, mou ma sogn, gwochsn worns wej d Engala eim Himmel und so saubr a und ejm Hoor hobns Seerousn un um d Mitt richti Blattln und Grosschnürln und s daurt net gor long, spyln mir scho' z'fünft Oanundzwonzg und d Ondrn kibitzn dobei.

Oani von d Kibitzr setzt si' hintr meinr und lahnt si an mi; is mr obr dabei neatmol worm gwordn, weil die orm' Haschr olli kolt sand, wej d' Frösch.

So viel leid hons mir olli tan – weil jo die Seeweibln ka Seel net hobn (dem alten Volksglauben der Wäldler nach) und wanns 20 Johr olt san, sterbn mejßn, wej an Schmetterlin. Wos weitr wor? Nix is weitr gewen; gschpylt is worn bis auf a Zwölfi, hernochr sans wiedr, wej d Frösch, ins Wossr ghupft und mr san in d Hüttn zruck und hobn üns nidrglegt, schlofn. –

»Net wohr is dös? Bin i epr a Luignmäul? Hon I chon amoi glogn? Wohr is, bei meiner Seel!” – Und damit endete der zweite Vortragabend des Kohlenbrenner-Naz, und ganz befriedigt kehrte ich in meine Klause zurück. –


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