Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Zum dreißigsten Jahrestage nach dem Tode meiner Mutter.

Am 18. des Christmonds 1821.

        Du, meine Mutter einst und Mutter auch noch drüben,
Dort wo kein Tod mehr ist, wo keine Thräne rinnt,
Dein denkt dein Sohn, der hier so lang zurückgeblieben,
An Jahren alternd – doch im Innern treues Kind.

Oft wenn mein Abendroth schon Herbstgewölke trüben,
Erscheinen Jene mir, die längst vollendet sind,
Und mahnen, daß auch bald mein höh'res Sein beginnt,
Wo meine Hülle soll in deiner Gruft zerstieben.

Wie – als geboren dir im Mutterarm' ich lag
Und schmerzverlächelnd noch dein Blick auf mir verweilte,
Erst Mitleid, Hoffnung dann aus deinen Zügen sprach:
So, wenn des Todes Nacht sich schon vor mir zertheilte,
Empfange meinen Geist, der liebend zu dir eilte:
Durch Dunkel geht die Bahn, die Herrlichkeit darnach!

 


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