Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Landlied für Mädchen.

          Seht, Gespielen, seht, die Flur
Blühet nur,
Um der Unschuld zu gefallen.
Laßt uns froh am Blumenrain
Und im Hain,
Unter jungen Schatten wallen.

Durch der Wiese zartes Grün,
Ringsum blühn
Tausend Blumenkelch' und DoldenTausend Blumenkelch' und Dolden. Dolde ist das deutsche Wort für Ombelle oder Parasol (Umbella Linn.). Doldenförmig sind z. B. Fenchel, Angelika, Kerbel u. _s. _w.,
Hell von Sonnenschein und Thau,
Himmelblau,
Roth und violet und golden.

Wählt die düftevollen aus,
Euch zum Strauß,
Daß er prang' am weichen Mieder. 12
Strebt der Busen aus dem Flor
Halb hervor,
Wall' er bergend auf ihn nieder.

Ohn' ein starres Staatsgewand
Eilt aufs Land,
Ohne Perlen und Geschmeide;
Freier hebt, voll Frühlingslust,
Sich die Brust
Unter leichtem Schäferkleide.

Unentstellt von Ziererei,
Los und frei
Laßt die langen Flechten hangen,
Und zerstreuter Locken Spiel
Säusle kühl
Um die warmen Rosenwangen.

Schürzt euch leicht zum Reihentanz,
Biegt zum Kranz
Rosmarin voll blauer Blüthe
Und ein weit umschlungnes Band
Flieg' am Rand
Eurer gelben Halmenhüte. 13

Auf des Waldes Farrenkraut
Setzt vertraut
Euch zusammen; kos't und singet,
Bis des Abends falber Schein
In den Hain
Durch die Espenwipfel dringet. 14

 


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