Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Pflügerlied.

        Arbeitsam und wacker
Pflügen wir den Acker,
Singend, auf und ab,
Sorgsam trennen wollen
Wir die lockern Schollen,
Unsrer Saaten Grab.

Auf- und abwärts ziehend
Furchen wir, stets fliehend
Das erreichte Ziel.
Wühl', o Pflugschar, wühle!
Außen drückt die Schwüle,
Tief im Grund ist's kühl.

Neigt den Blick zur Erde,
Lieb und heimlich werde
Uns ihr dunkler Schooß. 110
Hier ist doch kein Bleiben;
Ausgesät zerstäuben
Ist auch unser Loos.

Säet, froh im Hoffen;
Gräber harren offen,
Fluren sind bebaut;
Deckt mit Egg' und Spaten
Die versenkten Saaten,
Und dann: Gott vertraut!

Gottes Sonne leuchtet,
Lauer Regen feuchtet
Das entkeimte Grün
Flock', o Schnee, und strecke
Deine Silberdecke
Schirmend d'rüber hin!

Ernten werden wanken,
Wo nur Körner sanken;
Mutter Erd' ist treu.
Nichts wird hier vernichtet,
Und Verwesung sichtet
Nur vom Keim die Spreu. 111

Die vor uns entschliefen,
Schlummern, in die Tiefen
Ihrer Gruft gesät:
Länger wird es säumen,
Bis die Gräber keimen,
Gottes Saat ersteht!

Wer um Todte trauert,
Glaub' es, ewig dauert
Nicht der Aussaat Zeit.
Aus enthüls'ter Schaale
Keimt im Todesthale
Frucht der Ewigkeit! 112

 


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