Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Berenice.

              Sie tritt hervor; ihr Kirschenblüthenreiser,
                  Enthüllt ihr Angesicht!
Lauscht, Nymphen, lauscht! Dryaden, lispelt leiser!
                  Ihr, Weste, athmet nicht!

Blüht glänzender, ihr Wiesenanemonen,
                  Seit euch ihr Fuß betrat;
O Cytisus, senk' alle Blüthenkronen
                  Auf meiner Holden Pfad!

Holdselige! auf silbernen Narzissen
                  Weht rauschend ihr Gewand;
Der Angerklee strebt ihren Saum zu küssen,
                  Des Grases Halm die Hand.

Ein Rosenlicht umfließt die zarten Wangen,
                  Die stille Sehnsucht bleicht;
Ihr Auge schwimmt im schmachtenden Verlangen,
                  Von süßer Rührung feucht. 68

Wie aus des Munds halb aufgehauchter Blüthe
                  Ihr Aetherodem flieht!
Die Lippen nun ein Lächeln milder Güte
                  Sanft in die Höhe zieht!

Vom Jugenddrang, der ihren Busen füllet,
                  Erbebt der Schleife Band;
Erbebt der Flor, so sorgsam überhüllet
                  Von ihrer Mutter Hand.

Wie sich ihr Haar, mit weichem Niederwallen,
                  In lose Ringel schlingt,
Und, der Natur aus offner Hand entfallen,
                  Auf ihren Gürtel sinkt!

Seht, wie der Hut, aus falbem Stroh gewoben,
                  Sich auf ihr Auge senkt;
Auch niedlich noch, wenn er im Gehn verschoben,
                  Nachläßig seitwärts hängt!

Sie schwebt dahin, auf Lotus und Violen,
                  Mit leisem Feenschritt.
Wie Iris leicht, mit purpurhellen Sohlen,
                  Aus blaue Wolken tritt. 69

Ach! sie entschwand ins Grün der Gartenhütte,
                  Die Geisblatt dicht umlaubt.
Nun rausch', o Quell'; durchwehter Kirschbaum, schütte
                  Noch Blüthen auf ihr Haupt! 70

 


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