Im falben Schein des Westens wanken Schiffe
Zur fernern Höh' ihr Segel rund geschwellt;
Der Brandung Wog' am weiten Kieselriffe
Verrieselt und zerschellt.
Die golddurchfloss'nen Wolkenlagen blaßten:
Den Ozean bepurpurt Zitterglut;
Dem Schoß' der Fern' entragen kaum die Masten,
Und tauchen in die Fluth.
Zur Hütte kehrt mit Sensen dort und Harken
Der frohe Landmann, der sein Feld gemäht,
Die Rhede ruht, von braunen Fischerbarken
Und Nachen übersä't.
Die Dämmerung betuscht die Waldgestade
Mit zartem Grau; die scheue Möve pfeift
Am Kreidenfels der luftigen Leukade,
Wo Sehnsucht einsam schweift.
Des Hafens Markt verstummt; der Bootsmann läutet
Zum Nachtgebet; des Leuchtthurms Lampe blinkt.
Doch fern hinweg zum Morgenhimmel deutet
Die Muse mir und winkt.
Dort wandelt sie, wo grüne Schimmer zücken,
Sie, welche nur mein Geistesflug erreicht.
Die Stunde schlägt, wenn mit gesenkten Blicken
Sie dem Gedräng entweicht.
Fleug hin, mein Geist, wo zu der Alpen Zinken
Die Goldbeleuchtung steigend sich entzieht,
Wo feucht und kühl des Tobels Schatten sinken,
Und hallt der Amsel Lied.
Dort wandelt sie, umwölbt von Lerchbaumsprossen
Staunt vorgelehnt am bräunlich klaren Teich;
Sein Spiegel glüht, mit Gletscherlicht begossen:
Ihr Antlitz nur ist bleich.
Des Gürtels Schleif' erheben laue Winde
Und flüsternd wallt das schwarze Seidenband,
Das seit der Trennung, statt der Rosenbinde,
Sie um die Locken wand.
Der Sprosser Largo tönt in Wechselchören,
Von Busch zu Busch; sie horcht und hemmt den Lauf,
Dringt dann ins Dunkel grünverwachs'ner Fören
Und blickt tiefathmend auf.
Der letzte Hall der fernen Abendglocken
Versummt und stirbt. Schau, wie sie ernster sinnt!
Sie neigt die Stirn auf die gelös'ten Locken,
Und ihre Thräne rinnt.
Ihr tiefazurnen Frühlingsenzianen,
Faßt auf die Thräne, welche sie vergoß!
Sink' ein, o Nacht, und laß nur mich es ahnen,
Um welchen Freund sie floß! |