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Mit leisen Harfentönen
Sei, Wehmuth, mir gegrüßt!
O Nymphe, die der Thränen
Geweihten Quell verschließt!
Mich weht an deiner Schwelle
Ein linder Schauer an,
Und deines Zwielichts Helle
Glimmt auf des Schicksals Bahn.
Du, so die Freude weinen,
Die Schwermuth lächeln heißt,
Kannst Wonn' und Schmerz vereinen,
Daß Harm in Lust verfleußt;
Du hellst bewölkte Lüfte
Mit Abendsonnenschein,
Hängst Lampen in die Grüfte
Und krönst den Leichenstein.
Du nahst, wenn schon die Klage
Den Busen sanfter dehnt,
Der Gram am Sarkophage
Die müden Schläfe lehnt;
Wenn die Geduld gelassen
Sich an die Hoffnung schmiegt,
Der Zähren Thau im nassen,
Schmerzlosen Blick versiegt.
Du, die auf Blumenleichen
Des Tiefsinns Wimper senkt,
Bei blätterlosen Sträuchen
Der Blüthenzeit gedenkt,
In Florens bunte Kronen
Ein dunkles Veilchen webt,
Und still, mit Alcyonen,
Um Schiffbruchstrümmer schwebt.
O du, die sich so gerne
Zurück zur Kindheit träumt,
Selbst ihr Gewölk von ferne
Mit Sonnengold besäumt;
Was uns Erinn'rung schildert
Mit stillem Glanz verbrämt,
Der Trennung Qualen mildert
Und die Verzweiflung zähmt;
Der Leidenschaften Horden,
Der Sorgen Rabenzug
Entfliehn von den Akkorden,
Die deine Harfe schlug;
Du zauberst Alpensöhnen,
Verbannt auf Flanderns Moor,
Mit Sennenreigentönen
Der Heimath Bilder vor.
In deinen Schattenhallen
Weihst du die Sänger ein,
Lehrst junge Nachtigallen
Die Trauermelodei'n;
Du neigst, wo Gräber grünen,
Dein Ohr zu Hölty's Ton,
Pflückst Moos von Burgruinen
Mit meinem Matthisson.
Rühr' unter Thränenweiden
Noch oft mein Saitenspiel;
Verschmilz' auch Gram und Leiden
In süßes Nachgefühl!
Gib Stärkung dem Erweichten!
Heb' auf dem Trauerflor,
Wenn Gottes Sterne leuchten,
Den Andachtsblick empor. |